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Fragen hinter der Wand / Freundliche Antworten / für humorige (eilte Die Kapuze der Heinzelmännchen A. B. in D. — „In diesem Winter laufen viele Frauen und Mädchen mit Kapuzen umher, wie die Wichielmänner. Ge fällt Dir das?" — Der Tierkreis F. R. in D. — „Je nach dem Geburtstag spricht man von Widder-Menschen, Wassermann-Menschen, Steinbach-Men schen usf. Wie mir gesagt wird, ist fiir diese Bezeichnungen der Tierkreis maßgebend. Was hat man darunter zu ver stehen? — Der „Tierkreis" am Himmel bezeichnet die Bahn, welche scheinbar die Sonne im Laufe des Jahres am Himmel be schreibt. (Da in Wahrheit sich nicht die. Sonne um die Erde, sondern die Erde um die Sonne dreht, ist es richtiger, von der Erdbahn zu sprechen, deren Iahreslauf den Tierkreis erfüllt.) Diese Bahn burchschneidet eine Reihe von „Sternbildern". Sternbilder nennt man Gruppen von Sternen, die seit den ältesten Zetten als Einheit gesehen uird mit einem Symbol bezeichnet werden: an unserem nördlichen Himmel beispiels weise der große und der kleine Bcke, der Orion usf. Die Fest legung der Sternbilder des Tierkreises ist uralt; sie stammt wahrscheinlich von den Chaldäern. Diese Sternbilder sind: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische. Sieben von den zwölf Sternbildern tragen Tiernamen, daher die Bezeich- mmg „Tierkreis". Der Anteil jedes Sternbildes an dem Kreise der Erdbahn, von dem wir sprachen, betrögt etwa 80 Bogen grad. Da es sich also um ein in allen Teilen von Menschen geschaffenes Prinptz der Erfassung einer Himmelserscheinung handelt, so ergibt sich für den Vernünftigen mit aller Deutlich keit, dass diese „Sternbilder" fiir das Schicksal -essen, der „unter ihrem Zeichen geboren" ist, überhaupt nichts zu bedeu ten haben. Balladen des Napoleon-Kultes K. K. in D. — „Ist die Ballade .Nächtliche Heerschau' vom gleichen Verfasser wie die »Zwei Grenadiere'?" — Nein, aber beide Balladen sind von dem gleichen Kompo nisten, Karl Loewe, vertont worden. Auch ähneln die beiden vedichte einander Im Thema: Beide sind aus dem Napoleon-Kultus entstanden, der in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Deutschland viele Anhänger hatte. Dieser Kultus des glei chen Mannes, der noch nicht zwei Jahrzehnte vorher Gegen stand glühenden Hasses In Deutschland gewesen war, erklärt sich aus dem Druck, den die Metternich'sche Reaktion auf unser Volk ausübte. Der Zorn über die Fürsten, die ihre 1813 gege benen Versprechungen nicht gehalten hatten, weckte Begeiste rung für den gestürzten Grotzen, vor dem jene Fürsten einmal gezittert hatten. — Die „Zwei Grenadiere" stehen in Heinrich Seines „Buch der Lieder" (1827), die „Nächtliche HeersclM'" In de» „Gedichten" des Freiherrn Joseph Christian von Zedlitz (1832). Zedlitz war ein zu seiner Zeit sehr erfolgreicher Dichter, den man damals an Bedeutung Grillparzer gleichstellte. Sein Kanzonen-Zyklus „Totenkränze" (1827) und seine „Gedichte" zeigen ihn im Banne der jungdeutschen Geistesrichtung, die von der Ablehnung des Metternich'sche« Kurses bestimmt war. Später ist Zedlitz ein Verfechter der Legitimität geworden, besonders in seinem „Soldatenbüchlein". Seine letzten Werke, das „Waldfräulein" und die „Altnordischen Bilder", zeigen eine wirklichkeitsferne Romantik. — Heute ist von allen Dichtungen Zedlitz' nur die „Nächtliche Heerschau" noch lebendig. Fokalinfektton B. M. in D. — „Ich hörte neulich, datz Rheumatismus häufig auf Fokalinefktio» zuriickzuführen sei. Was versteht man darunter?" — „Focus" heißt Im Lateinischen der Herd, der Brennpunkt. Es kann nun geschehen, datz irgendwo im menschlichen Körper ein Krankheitsherd sitzt, der Giftstoffe in die Blutbahn schickt und so Störungen an ganz anderen Stellen hervorruft. Eiter herde In kariösen Zähnen, an den Mandeln uird ähnlichen Stellen können zu schweren Störungen wie Rheuma, Ischias, Hexenschuh, selbst Nierenentzündungen u. ä. führen. Bei allen Erkrankungen dieser Art empfiehlt es sich also, nicht nur die mit Schmerzen verbundenen Erscheinungen der Krankheit zu behandeln — beim Rheuma etwa durch Einreibungen u. ä. —> sondern nach solchen Krankheitsherden zu suchen, die ost ganz schmerzlos sind, z. B. unter einer Zahnplombe sitzen können. Die Beseitigung eines solchen „Fokus" Kan» dann oft „Wunder wirken", d. h. einen Menschen, der sich sclpm ganz einem Leiden verfallen glaubte, gründlich und völlig von seinen Schmerzen befreien. Die Kuh — ein schönes Tier F. P. in S. — „Neulich las ich irgendwo die Behauptung, datz die Kuh Im Grunde ein schönes Tier sei. Das ist doch völlig abwegig. Ungemein nützlich ist die Kuh gewiß — aber ästhetisch wirkt ihre äutzcre Gestalt sicl>erlich nicht." — Du Armer! Offenbar hast Du noch nie auf sommerlicher Fahrt etiva In den Voralpen gesehen, wie l)armo»Isch sich eine Rinderherde in das Bild der Landschast einsüaen kann. Eine solche Harmonie ist schön; bei einem solchen Anblick wird es niemandem einfallen, über den ästhetischen Wert der äußeren Erscheinung des Rindviehs zu streiten. Aber auch als einzelne Erscheinung kann eine Kuh, die gut gefüttert und ordentlich gehalten ist, mit ihrer starken, festgefügten Gestalt, ihrem glatten Fell und ihren grotzen Augen als schön gelten. Der alte Homer nennt die Göttermutter der Griechen die „kuhäugige, erhabene Hera". Dem ehrfürchtigen Dichter ist es gar nicht eingefallen, die Göttermutter beschimpfen zu wollen, vielmehr wollte er die Größe und Schönheit ihrer Augen rühmen. In der jüngeren Edda wird berichtet, wie die Kuh Audumla aus dem Felsen der Schlucht Ginnungagap den Stammvater der Äsen, Buri, hervorlsckt. Die Unsitte, das Wort Kuh als ge meines Schimpfwort zu gebrauchen, ist erst Ende des vorigen Jahrhunderts In den der Natur entfremdeten Großstädtern ent standen. Denke also bitte künftig etwas freundlicher über die Schönheit und Würde der butterspendcnden Kühe, mein Teurer! Zur Arönung des Gin sechsjähriger Bauernjunge Ein sechsjähriger Knabe, der Sohn einer einfachen tibe tanischen Vauernfamilie, wurde, wie berichtet, am 22. Februar als neuer Dalai Lama nach den religiösen Riten, die schon seit Jahrhunderten bestehen, feierlich gekrönt. Die Zeremonie fand in dem Potalakloster statt, der Stätte der heiligen Stadt Lhasa. Dem Knaben wurden die heiligen roten Gewänder angelegt und die goldene Krone, das Symbol der geistlichen und welt lichen Macht, aufs Haupt gesetzt. Es war jedoch nur der An fang der Feiern, die im ganzen sechs Monate dauern werden. In den folgenden Wochen wird das Volk nach den uralten Vor schriften in einer Reihe von Veranstaltunaen die Reinkarnation des Dalai Lama in dem ehrwürdigsten Kinde feiern, und auch zahlreiche chinesische Vertretunaen werden daran teisnobmen. Mit dieser offiziellen Krönung ist der erste Abschnitt In der Lebensgcschichte des neuen Herrschers von Tibet beendet, die mit der mehrjährigen Suche nach der Reinkarnation des im Dezember 1033 verstorbenen letzten Dalai Lamas begann. Auch dieser 14. Dalai Lama wurde wie sein Vorgänaer ans Grund eines Traumes gesunden, nach dem der neue .Herrscher unter einer gemischten Bevölkerung in seltsamer Kleidung zu suchen sei. Diese Weisung führte die Lamas, die den neuen Dalai Lama finden sallicn, 800 Kilometer von Lhasa fort, und in dem kleinen Dorfe Taherhsze im Grenzgebiet zwischen Tibet und dem chincsisäwn Kansu wurde der Bauernknabe Toncku gefunden, der mit seinen Angehörigen In einer .Höhle lebte und der den vielen Anforderungen entkvrgch. die ein solcher auserwahltcr Knabe erfüllen mutz. Tatsächlich wird von dem kindlichen Dalai Lama rühmend gesagt, datz er eine außer ordentlich frühreife Klugheit zeige; er hat Helle durchdringende Augen und ein stilles Benehmen, vor allem eine Würde und innere Heiterkeit, wie sie von einem Dalai Lama erwartet wird. Weniger wichtig als die äußeren Kennzeichen, wie große Ohrläppchen ist diese ruhige .Haltung, die dem Kinde nachge- rühmt wird: hervorgehoben wird auch, datz er die Mandarinen sprache bereits völlig beherrscht und Wörter spricht die Im Hin blick auf sein jugendliches Alter sehr auffnllen müssen. Das Los, das den Knaben in dem riesigen Votasa er wartet. kann uns für ein Kind nicht als beneidenswert erschei nen. Er wird von seinen Eltern getrennt und darf sogar die eigene Mutter nur bei gelegentlichen Besuchen sehen. Er wird allein van den Priestern erzogen und mutz anks Eifrigste stu dieren. Erst mit 18 Jahren erkält der Dalai Lama das große Staatslleael und wird der wirkliche Herrscher von Tibet. Vis dahin übt der Regent zusammen mit dem Parlament die Herr schaft ans. Dabei schwebt eine Ungewißheit über dem Schick sal des Knaben. Die vier Dalai Lamas, die dem lebten varaus- ginaen, starben alle vor ibrer Großiährtakeit. Ein Gesotz be stimmt. daß ieder Dalai Lama allein zu der Kapelle neben muß, die der Göttin des .Heiligen Sees gewelkt Ist, wo sich Er scheinungen des Dalai Lama zeigen. Diese Göttin ist nach dem Glauben der Tibetaner sehr mächtig und zu zornigen Toten geneiat, und es beißt in Tibet, daß diese vier Künglinne starben, weis sie zu unerfakren waren, und nicht mußte«, wie sie der Göttin begegnen sollten, so daß sie Ihren Groll erregten. Es gibt freilich auch viele, die lösen, sie seien vergiftet worden, weil man wünschte, daß die Macht in den Händen der führen den Lamas bleiben sollte. Warum nicht? Die Wichtelmänner waren ja, wenn man Märchen und Sagen Glauben schenken darf, recht nette Leute. Du kennst sicher das schöne Gedicht von Kopisch: „Wie war's in Köllen doch vordem mit Heinzelmännchen so beguem!" Wenn nun unsere Frauen und Mädchen durch die Kapuzen auch äu ßerlich Achnlichkcit mit den Heinzelmännchen gewinnen, so finde Ich das gar nicht so unberechtigt. Euchen nicht alle rechten Frauen still und unermüdlich Gutes und Nützliches zu wirken, wie es die Heinzelmännchen im Märchen tun? Wir alle haben das erfahren von Kindesbeinen an. als Mutters Hände uns liebevoll betreuten Wie viele Hunderte abgerissener Knöpf haben uns die Hände solcher ..Heinzelmännchen" angenäht, wie viele Löcher in Strümpfen gestopft! Wenn mau in einen gut geführten Haushalt kommt, daun ist es so, als hätten da heim lich die Heinzelmännchen gearbeitet: nlles ist sauber, ordentlich und freundlich. Gewiß, gewiß, da sind Heinzelmännchen am Werk: die gleichen Heinzelmännchen, die setzt In diesem Winter mit der Kapuze herumgekanfea sind. — Deshalb sinde ich eine sollt)- Kopfbedeckung sehr sinnig. Und übrigens hält sie schön warm und ist damit praktischer, gleichzeitig ab" schöner als so mancher extravagante Winterhut. Marabu. neuen Dalai Lama ZINN Herrscher Tibets erwäblt Erreicht der neue Dalai Lama die Volljährigkeit, so nimmt er eine einzigartige Stellung ein. Aber auch setzt Ist sein Leben kein beneidenswertes. Das strengste Zeremoniell umgibt ihn, niemand darf ihn anschen, ehe er nicht die Erlaubnis dazu erhalten hat, und er mutz vor ihm tief gebeugt verharren, das Gesicht auf den Boden gerichtet. Niemals darf der Dalai Lama eine Frau scheu, niemals Alkohol anrührcn. und Fleisch darf er nur nach der Vornahme gewisser Zeremonien essen, die die Reinkarnation des getöteten Tieres gewährleisten. In dau ernder Abgeschiedenheit von der M it thront er ans einem Kissen, eine Silbergnaste in der Hand Archäologische Entdeckung in ^tulienisch-Bordasrika Das archäologische Museum von Bengasi, der Haupt stadt der italienischen Kolonie Cirenaika. ist in letzter Zeit um einige wertvolle Funde bereichert worden, die während der Bauarbeitcn zu dem neuen Palast in der Via Rama gemacht wurden. Zunächst wurden 1800 Münzen gelunden. die in einem Behälter lagen, darunter einige von hervorragender Prägung. Ein Teil sind Drachmen aus Rhodos aus der Zeit vor der römischen Besetzung, andere stammen ans der ersten Zeit des Kaiserreiches. Ferner wurde ein lehr wertvolles Molaik ans Licht gebracht, zusammen mit Mauerresten und Basen von Säulen, die einst ein reiches Privathans geschmückt haben. Das guterhaltene Mosaik, das von einem Nahmen von weißcn und schwarzen Steinchen eingeiatzt ist. stellt einen Zug der Nereiden dar. Der Fund hat eine besondere B den'nng dadur-u, daß er topographische Aufschlüsse über das alte Berenice gibt. Vie weit können Schmetterlinge flieien? Man hatte bei verschiedenen Gelegenheiten beobachtet, daß Schmetterlinge außerordentliche Entfernungen znriickznlegen vermögen. Afrikanische Schmetterlinge waren nach Nordeuropa gelangt. Und man behauptete von amerikanischen Schmetterlin gen, sic hätten sogar die Küste Spaniens erreicht. Es dürste sich ost nm einen nur ungewollten Flug gehandelt haben, bei dein der Wind den Transport besorgte. Aber man hat von einem Schmetterling einwand'rci die Flngiähigkeit ermitteln können, nämlich von dem Schmetterling Monarch, der in keiner Wander zeit bis zu 3000 Kilometer zurücklcgt, offenbar ohne sonderlich zu ermüden. Stadtmedizinaldirektor Dr. Otto Schwöers, der Stellver treter des Berliner Etadtmedizinalrats. ist kurz vor Vollendung des 50. Lebensjahres infolge eines Herzleidens oestorbcn.' Dr. Schmöers hat an dem Ausbon des städtischen Hnnplgesundheils- amtes und der öffentlichen Gesundhcitspslege Berlins erfolgreich gearbeitet. Verdunkelung vom 28. 2. 17.3.", Uhr bis 20. 2. 0.50 Uhr. Hguplschriftleitor: Georg Winkel: Verlogsleitcr Tkeodnr Winkel, Druck und Verlag: Germania Vnckdrackerei Dresden, Volierllrnße 17. 25. Fortsetzung. „BKtt iie mir vocy gejagt hauen, vag oie vlurgierigen Leu,ec euch ermordet hätten. Weil so «in verdammter Bube sogar be hauptete, babek gewesen zu sein. Was sollte lch da in Olam- bunga? Ich hätte nicht geglaubt, baß ich jeweils wieder dorthin könnte. Da habe ich geschasst und geschasst und versucht, dem Vaterland« zu dienen. Als Soldat glngs nicht mehr, seit mir die Herero den Stich in das Bein gaben, als ich vom umgestürzten Treckwagen In den Busch flüchtete. Der Stich hat mit gerettet, denn sie glaubten, daß lch tot sei. Da konnte ich ihn später, als ich wieder zu mir kam und die Bluthunde fort waren, notdürftig verbinden. Habe vier volle Tage lm Busch gelegen, bis ich soweit war, baß Ich humpeln konnte. Das Bein war inzwischen natürlich versaut und die durchschnittene Sehne nicht mehr zu ändern. 8a, Annerl, einen Humpelfrltzen wirst du nun haben, wenn du mich noch willst." Ts bauerte mehr als eine Stunde, bis die beiden sich zum wenigsten da» Nötigste gesagt hatten, bann schüttelte er den Kopf. ..Mußt wieder lachen lernen, Annerl, hast gar zuviel Hartes in deinem Gesicht." „Es war auch nlcht leicht." „Glaub blr'o, aber gut hast bu's gemacht." „Alles nur Stückwerk, solange der Bauer nicht da ist." Peter war aufgestanden und reckte ble Arme. „Nun Ist er da und IN froh, daß er den Boden unter den Füßen hat, den du Ihm so treulich und tapfer bewahrt hast. Annerl, ich hätte nlcht gedacht, baß lch noch einmal in meinem Leben so glücklich sein würde. Dich habe ich wieder! Drel liebe Kinder dazu. Für den kleinen Gerhard bade ich dir noch nicht einmal gebankt. Der hat geschaut, als ihn der fremde Mann aus dem Belt- chen riß, aber geweint hat er nlcht, und wie ich ihn bann im Zimmer herumareiapoveit habe, hat er ble Aermchen um meinen Hals aeleat und ist einaekcklaken." IV- Oll'/ vop,rigdt d, Karl Köhler L To., Berlin-Schmargendorf. (Nachdruck oerdvlea ) Er blickte sich um. Peter jatz bei ven Dioues uno v,e,e halten Mühe, das lebhafte Kind zu beruhigen, bas langsam ein zusehen begann, daß der Fremde, der ihn vom Pferde gehoben, sein Vater war und der zu ihm wollte. Peter sragle: „Wo ist denn bas Gretel?" Er Halle nicht bemerkt, baß Anna sich abgewandt halte. Nun weinte sie bitterlich. Er wiederholte: „Hast du bas Gretel in der Stadt gelassen?" Sie siel Ihm um den Hals und die starke Frau, ble kaum «in« Träne gehabt hatte In all der schlimmen Zeit, weinte und konnte nur stoßweise sagen: „Unser liebes Gretel ist von uns gegangen." Peter erschrak. „Tot?" „Gestern. Der Arzt, dem ich sie brachte, sagte, es sei Dlphtheritis gewesen und Hilfe wäre nicht mehr möglich." „Das liebe Gretel! Zwei Jahre war es, als die Hereros kamen " Anna hing an seinem Halse. „Sie ist gegangen, du bist gekommen." Peter reckte sich wieder auf. „Dann also!" Er ging zu den dreien hinüber und der Junge sah etwas scheu zu ihm auf. „Weißt du. wer ick bin. Peterle?" Des Knaben Augen leuchteten. „Ich denke wohl, der Vater." „Freust du dich, Bengel?" Er hob ihn auf und hielt ihn in seinen starken Armen vor sich hin und lachte ihn an. „Bist «In kräftiger Kerl." „Sonst sitze ich auch nicht vorn bei der Mutter, sondern reite «Inen «Igenen Esel." Peter lachte: „Hossentlich sitzt dann nicht «in Esel auf dem anderen." Der 8unge stellte sich vor ihm hin und antwortete keck: „Ich bin kein Esell'^ „Weißt du das so genau?" Das Peterle stemmte ble Arme in ble Hüsten und macht« verschmitzte Augen. „Wenn Ick ein Esel wäre, wäre mein Vater doch auch einer." Peter lupft« ion hoch. „Du, Anna, der wird!" Dabei küßte er ihn aus den Mund, aber das Peterle machte „brrr" und wischte sich ab. Küssen war er nicht gcwöknt, seit der Schreckensnacht am umqesallcncn Treckwagcn hatte Frau Anna verlernt, zärtlich zu sein. Peter schüttelte der Liese die Hand. „Taugt der was?" Er zeigte aus Fritz Stolte. „Sehr viel", lachte Liese. „Wann habt ihr geheiratet?" „Vor zwölf Monaten." „Also taugt er schon nichts." „Warum?" „Weil noch kein kleiner Stolte da ist." Liese wurde nicht einmal rot und lachte weiter. „Frage in drei Monaten wieder nach. Erst muß man ein Dach über dem Kops haben, dann kann man an sowas denken." Jedenfalls war es eine recht zufriedene Kavalkade, die nun der Farm wieder zuritt. Allerdings saß das Peterle nun vor dem Vater im Sattel und dieser ließ die Anna voranreiten und schüt telte den Kopf. Was war aus dem fröhlichen Annerl geworden? Ob dieser harte Zug des Leidens sich wieder verwischte? An das kleine, tote Gretel, um das die Mutter im stillen trauerte, dachte er weniger. Er hatte so unendlich viel in diesen beiden Tagen gewonnen und war so voll unbändigem Schaffens drang, daß in dieser Stunde kein trüber Gedanke in seiner Seele Platz hatte. Siebentes Kapitel. Guste Hillmann hatte fast einen ganzen Tag Zeit, über dl« Dinge nachzudenlen, die am Abend und setzt am Morgen ge- schehen waren. Der Mann, der sie so erschreckt halte, war Peter Munk, der für tot Beweinte? Guste war gekränkt. Nlcht «in einziges Wort hatte Munk an sie gerichtet und Fritz Stolte hatte ihm nicht einmal ihren Namen genannt. Er hatte sie einfach als Magd genommen und stillschweigend geduldet, daß sie ihn bediente. Sie war sa Magd, aber der Begriff war doch in Südwest «ln anderer. Sie war Guste Hillmann, ihr verstorbener Vater war Peters Freund oewelen kJorijetzung solgt.)