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Sächsische Volkszeitung : 19.02.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194002193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400219
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-02
- Tag 1940-02-19
-
Monat
1940-02
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.02.1940
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— c^pirlzkt d, Karl Köhler L Co„ Berlin-Schmargendorf. vtachdrock o«idvl«lu) 17. Fortsetzung. Frau Anna duschte wieder ln bas Schlafzimmer. Da« Kind kübst« sich alutbetb an und batte starke« Fieber. ' War es nicht ein Wahnsinn, mit ihm einen Ritt von soviel Stunden zu machen. Fritz Stolt« stand neben lbr. „Soll ich warten? Soll ich es selbst versuchen?" Etolte hatte Im Lazarett vieler gesehen. „Ich bin kein Arzt, aber wenn es Diphtherie würbe?" Eine Stunde später waren die beiden Esel gesattelt. Anna Munk packte bas kranke Kind sorgsam in Decken. „Etolte, du besorgst inzwischen die Farm. Guste, setzt zeige, daß du «in brave» Mädel bist. Dir vertraue ich den kleinen Gerhard an. Er ist nicht in Gesahr, sich angesteckt zu haben, denn er kam nicht mit Gretel zusammen." Obgleich ihr Mutterherr in Todesängsten zitterte, gab Anna Munk ruhig wie immer ihre Anordnungen. „Jetzt also." Ihr kranke» Kind im rechten Arm, mit der Linken die Zügel haltend, ritt Anna Munk in die warme, stille Nacht hinaus. Neben ihr Liese, vor der Peter sah. Wenn die Mutter besorgt zu ihm hinüberschaute, hört« sie sein kindliche», frohe« Plaudern. Dafür wurde der kleinen Grete wimmerndes Weinen immer kläglicher. Fritz Stolte und Guste sahen den beiden mit ernsten Ge lichtern nach, als sie auf der Strotze langsam ihren Blicken ent schwanden. Fünfte» Kapitel. Peter Munk war nicht tot, und wenn Anna in jener Schreckensnacht geglaubt hatte, seine Stimme in Todesnot rufen zu hören, war dies nur ein Irrtum, wenn es auch eine Art von Wabrtraum gewesen war, der sie den umgestürzten Treckwagen an der Strotze hatte liegen sehen. In Angst um das Schicksal seiner Lieben war er mit dem halbbeladenen Waaen, so schnell es die Ochsen vermochten, die Strotze entlang und endlich die letzte Höhe binaufgefahren. Unheimlich war diese Nacht in der Tat, denn bisweilen ertönten, bald hier, bald dort, die Kriegstrommeln der Hereros. Trotzdem war Peter zuerst noch nicht allzu besorgt. Er halt« die bei ihm wohnenden Familien immer gut behandelt und konnte sich nicht vorstellen, batz diese aufsässig wurden. Nur einen Mann, den er vorübergehend beschäftigt hatte, Essenwombo, hatte er fortjagen müssen, weil er immer wieder bei Diebstählen ertappt wurde. Der aber war weg, und er hatte nichts mehr von ihm gehört. Während der Treckwaaen die Höhe hinauskroch, weil die Ochse» schon müde waren, stob ein Reiter an ihm vorüber. Es war ein Herero. Als er vorbeiritt, erkannte Peter, datz es Essem- wombo war. Der Schwarz« lachte laut und grell aus, als er vorüberstob. Später hatte sich Peter ost bittere Vorwürfe gemacht, datz er damals nicht sofort sein Gewehr in die Wange gerissen und den Mann vom Tiere geholt hatte. Damals hätte er es gar nicht gekonnt, denn es wäre ein Mord gewesen. Datz Essemwombo bald darauf von der Strotze auf den Weg, der zur Farm Olambunga führte, abbog, und datz er es war, der die zahmen Hereros aufhetzte und das ganze Unglück heraus — - E —- Lin Lxpreßzug fährt ohne Führer ab Durch bi« Geistesgtgenwart de» Heizer» gerettet Wie aus Istanbul berichtet wird, entging ein Orient Ex- pretz wie durch «In Wunder einer furchtbaren Katastrophe. Er war auf der Station Floria eingetroffen, als der Lokomotiv führer bemerkte, datz für einige Teile der Maschine di« Schmie rung dringend nötig war. Well die Fortsetzung der Fahrt unter solchen Umstünden gefährlich werden konnte, schickte er den Heizer zu den Magazinverwalter der Station, um Schmieröl zu holen. Als dieser seinen Auftrag erfüllt hatte, und aus dem Ma. gazln wieder heraustrat, sah er" zu seiner grötzten Ueberraschung, datz der Zug sich langsam in Bewegung gesetzt hatte und schon aus dem Bahnhof herausgefahren war. Da er nicht wußte, wie «r sich das erklären sollte, stürzte er in größter Eil« dem Zug« nach, und es gelang ihm, auf die Lokomotive zu springen, wo ihn eine zweite Ueberraschung «nvartete: der Lokomotivführer mar verschwunden. Ohne Zeit zu verlieren, zog er sofort die Brems hebel und brachte den Zug, der inzwischen schon erheblich schnel ler geworden war, wieder zum Stehen. Der Heizer schlug Alarm, und das Zugpersonal suchte nach dem Lokomotivführer. Aber erst nach einer halben Stunde wurde dieser bewußtlos und blutüberströmt in einem tiefen Graben anfgefunden. den man kürzlich ausgehoben hatte, um Leitungen längs der Schienen zu reparieren. Det Verunglückte war plötz- llch von einem Schwindel erfaßt worden, während er sich aus der Lokomotive herausbcugte und hatte dabei den Griff des Re gulators erlaßt. Er hatte beim Sturz einen Bruch der Wirbel säule davongetragen. Mittagsschläfchen vor oder nach dem Lssen? Mele Menschen, die gegenwärtig schwerere Arbeiten über nommen haben als sie sonst gewohnt sind, Frauen beispielsweise, die in Fabriken aller Art tätig sind, sollten, um sich nach der Mittagspause für den Nachmittag ausreichend frisch zu halten, nach Möglichkeit «ine kurze Mittagsruhe hallen. Mindestens dann, wenn sie ihre Berufsarbeit hinter sich haben und sich am Abend an den Haushalt machen. In diesen Fällen werden sie häufig erst nach der Arbeit ihre Hauptmahlzeit nehmen, ein« Einrichtung, die unter der Voraussetzung eines ausreichenden warmen Frühstücks durchaus empfehlenswert ist. Aber dann sollte man immer vor dieser Hauptmahlzeit sich wenigsten» 1V Minuten lang hinlegen und ousruhen. Denn eine solche Ruh« vor der Mahlzeit ist wichtiger und gesundheitoerhaltender als «ine Stunde nachher. Menschen mit unheimlichen Fähigkeiten Es gibt gus dieser Welt ein« ganze Reihe von Menschen, die von der Natur einseitig ausgezeichnet wurden. Mit anderen Worten: sie erfreuen sich einer Spezialveranlagung, die sie Uber alle anderen Menschen Hinaushebt. So gibt es zur Zett in Stockholm ein Kind, das jedes Musikstück fosort genau wiedergeben kann und auf dem Piano spielt — selbst wenu es sich um «'n sehr lange» Stück handel», diw sehr schwierig» beschwor, davon 'ahnte Peter Munk nlchk», al» er sich neben bk« grasenden Ochsen in das Gra» setzte. Bald darauf sprang er wieder auf. Die Trommeln waren ganz in der Näh«. Irgendwo im Busch. Peter ging an den Wagen und schirrte die Tiere wieder an. Al» er eben dabei war und sich tief bückte, kam es aus dem Dunkel der Büsche hervor. Ehe er sich versah, halte er einen tiefen Stich im Oberschenkel und sank besinnungslos neben dem Wagen in den Graben hinab. Als er wieder wach wurde, war alles um ihn herum toten still. Der Wagen lag mit zerbrochenem Rad umgestürzt neben ihm. Ein Wunder, datz er ihn nicht unter sich zerquetscht hatte. Peter lag in einer Blutlache und fühlte, datz es ihm noch immer feucht und warm am Bein hinabrieielt«. Er war voller Grauen und wußte, datz nur der Umstand, datz die Teufel den Besinnungslosen für tot gehalten hatten, ihn vor dem Letzten bewahrt hatte. Er schnitt sich mit dem Taschenmesser die Hose vom Bein und band mit dem Hosenträger, den er fest -ujammenzog, die Adern ad. Durch den Blutverlust war er auf bas höchste erschöpft. Jeden Augenblick konnten die Hereros zurückkommen, um den Wagen vollends zu plündern. Etwa auch nur zu versuchen, zu Futz den noch immer sür einen Wanderer mehrere Stunden dauernden Weg bis nach Olambunga zu gehen, war ausgeschlossen. Dem Trieb der Selbstcrhaltung folgend, kroch Peter mühsam von der Strotze in den Busch. Sein Bein schmerzte, der schnürend« Träger bereitete Quaken. Immer wieder mutzte er «Inhalten und ruhen, und immer wieder jab er, wenn er regungslos dalag, huschende Gestalten aus schnellen Pferden die Strotze «ntlangreiien. Ommer wieder Hörle er die Trommeln. Endlich glaubte er in einem dichten Gebüsch genügend gedeckt zu sein. Mit Aufbietung feiner letzten Kräfte zerriß er fei» Hemd und machte sich um die Wunde, deren Schorf die Blutung zum Stehen gebracht hatte, «inen leichteren Verband. Dann war es mit seiner Kraft vorbei, er sank um und chlief fest ein. Wenige hundert Schritt von der Strotze, aus der n der nächsten Nacht Anna, ihre Schwester und die Kinder «in- »erzogen, lag er schlafend und fiebernd im Walde. Als er wieder erwachte, wutzte er selbst nicht, ob er Stunden oder Tage gelegen hatte. Er fühlte sich unendlich schwach, weil er so viel Blut verloren und nichts gegessen hatte. Mühselig fchleppte er sich kriechend wieder aus die nun völlig einsam« Etratze zurück. . , . Der Magen lag Immer noch umgeworsen im Graben, aber er konnte es ihm nicht sagen, batz in der Nacht vorher seine grau und seine Kinder auf ihm gesessen hallen. , , Ein furchtbarer Schreck ergriff Peter Munk, als er sah, wie über dem Velde in der Richtung auf feine Farm hin ein Rauch aufstieg. Der letzte Rauch des verglimmenden Feuers, das fein Hau» verzehrt halte. , , ... Peler versuchte zu Kumpeln. Das verletzte Bein versagte den Dienst und fchmerzte sehr. , , Als ein paar Stunden später ein mit Maultieren bespannter Soldatenwagen mit Lebensmitteln die Etratze von Karibik herauf kam, sanden sie Peter Munk besinnungslos mitten auf der Etratze liegen und hoben ihn auf, um ibn aus den Wagen zu betten. Die Erschütterung der Fahrt brachte Peler wieder zur Be sinnung. aber es dauerte geraume Zeit, bis er sich klar darüber wurde, datz er auf einem Wagen lag, und datz Soldaten neben lbm auf Kisten und Säcken hockten. „Wo bin ich?" „Auf der Fahrt nach Omaruru, Kamerad. Ich glaube, sehr viel später hätten wir nickt kommen dürfen." «peler war wieder drauf und dran umzuklppen, al» Ihm der Soldat die Schnapsflafche hinhielt. „Trink mal, dann wlrd's schon werden." Er trank einen starken Zug und sagte: „Ich glaube, ich habe feit Tagen keinen Happen gegessen. Der Soldat lachte: „Dann kann dem stärksten Mann schlecht werden. Itz. Gierig bitz Peter in das Schinkenbrot, das ihm der Mann bot. Erst nachdem er den Hunger etwas gestillt hatte, fragte er weiter: Ihr fahrt nach Omaruru?" Der Soldat lachte. „Da gibt es Arbeit. Die verslirten Hereros werden dal» da sein." „Könnt ihr mich nicht an dem Weg abletzen, der zur Farm Olambunga hinabgeht?" „Da sind wir längst schon vorüber. Wolltest du dahin? "Na" „Gut, datz du nicht früher gekommen. Don der Form soll nicht ein Stein mehr aus dem andern sein. Das Haus ist ver brannt." „Und die Menschen?" „Glaube nicht, datz da etwas lebend enlkommen isl In der Nacht übersatten die Halunken die schlafenden Menschen. Ist nicht die einzige Farm, in der alles ermordet wurde." Peter schrie laut auf: „Ermordet? Mein Weib, meine Kinder?" Der Soldat erschrak. „Bist du der Farmer?" „Ja." „Sei nicht verzagt. Ich weitz gar nickls. Ich weiß nur, da, sie das Haug angestcckt haben, ehe die Bande davonzog. Vst leicht möglich, datz unsere Kameraden aus Karibik, die überall umherritten um zu warnen, Frauen und Kinder in Sicherheit brachten. Tut mir leid, datz ich so dummes Zeug geredet habe." Peter stierte vor sich hin. „Meine " Es war Magens die datz ihm die kam, als er Stabsarztes Dr. Kuhn lag. Das war allerdings «in Arzt, wie er eben nur im deutschen Südwest zu finden war. Als die wild gewordenen Hereros ganz plötzlich von allen Seiten aus den kleinen Ort Omaruru anslürmten, in dem e» zwar ein paar Soldaten, aber keinen einzigen Offizier gab, übernahm Stabsarzt Kuhn den Befehl. Brachte sofort die Kinder und Frauen in die fest gebaute Kaserne und versetzte die Stadt, obgleich er Arzt und nicht Offizier war. so geschickt in Ver teidigungszustand, datz sie sich der Wilden erwehrte, dis später Entsatz kam. Als wäre dies die selbstverständlichste Cache von der Welt, kommandierte der unerschrockene Mann die Soldaten, lieh die paar Geschütze aussahren, die sie hatten, verwandelte die Kaserne durch Gräben und Verhaue in eine Art Festung, lieh Proviant berbeischlcppen, war überall, wo es galt, die Frauen und Kinder zu trösten, und war nebenbei noch in seinem Lazarett, operierte und verband, um dann wieder einen Angriss der Hereros abzu- schlagen. Jedenfalls war er der Mann, dem Omaruru verdankte, datz es nicht das Schicksal der Stadt Okahandja erlitt, in dem fast alle Weihen von den Schwarzen ermordet wurden. Der also stand, noch das Messer in der Hand und den Operationsmantel voller Blut, vor Peter, als er die Augen auf schlug und lachte ihn in seiner lebensbejahenden Art, die überall Mut erweckte, an „Morgen, mein Lieber. Gut geschlafen?" „Laben Eie mir das Bein abaenommen?" porttetzunp wigt > Frau! Meine Kinder!" ganz aut für den Peter, datz durch das Gerüttel de» Wunde wieder so furchtbar zu schmerzen begann, Sinne schwanden, und datz er erst wieder zu sich im Lazarett in Omaruru unter den Händen de» Wendungen answeist. Außerhalb dieser musikalischen Fähig keiten hat dieses Kiird keine besonderen Talente. Einseitig ist auch die Veranlagung eines Manne» in Ko penhagen, der bei Versteigerungen mitwirkt und gewissermatzcn der lebende Buchhalter ist. Er ist Imstande, ost bis zu LOO verschiedene Posten auswendig zu behalten und sich sogar noch zu erinnern, wer die einzelnen Dinge erstanden hat. Noch überraschender aber ist jener Botaniker. d-r mit 23 Jahren sein Augenlicht verlor, trotzdem aber sein Studium fortsehte und sich zur Unterscheidung der Pflanzen der Mittel bediente, die ihm noch zur Verfügung standen. Er kann näm lich mit Hilfe seiner Zunge und seiner Nase die verschiedensten Pflanzen ganz genau auscinanderhalten. Man hat ihn aus die Probe gestellt. Er konnte bis zu 8000 Pslanzcnsorten genau angeben, und zwar mit ihrem lateinischen Name», nachdem er nur die Möglichkeit gehabt halte, di« Pflanzen mit der Zungenspitze zu berühren. Das Münder des Südlichts Während die Erscheinungen des Nordlichts schon oft beob achtet und zum Gegenstand eingehender Studien gemacht worden sind, weitz man im allgemeinen wenig von dem Südlicht, und doch sind die farbigen Wunder, die sich in der dunklen Südpolar. nacht offenbaren, eher noch großartiger als die im Bereich des Nordpols. Admiral Byrd. dessen große neue Expedition zur Ant arktis jetzt grotzes Aufsehen erregt, Kat das Südlicht während einer früheren Expedition in den Jahren 1928 bis 19.10 beob achtet und in seinem Wr'r „Flieger über dem Sechsten Erdteil" eine höchst eindrucksvolle Schilderung Vieler großartigen Fest beleuchtung, die der Erforscher des Südpotarkreifes erlebt, ge geben. „Zwischen dem 3. April und 28 September", schreibt Byrd, „machten die wolkenlosen oder nahezu wolkenlosen Nachte.mit Südlicht über neun Zehntel aller Nächte aus. Der Höhepunkt lag zumeist kurz nach Mitternacht, ein zweiter Gipfel zwischen 6 und 7 Uhr. Sellen sah man das Südlicht um die Mittagsstunde. Seine Hauptgcgend war der Osten, ungern zeigte es sich in der Richtung auf den Magnetpol. Bo» dort her meldete es sich mehr als Vorläufer zum östliclren Schauspiel Das Südlicht gehört wohl, zu den göttlichsten Gaben des Himmels. Seine Formen und Farben wechseln mit überraschender Schnelligkeit. Die schwäclxere Erscheinung ist weiß mit grünlichem oder gelblichem Schimmer. Bei stärkerer Strahlung gesellen sich rosige, rot«, veilchenblaue, grüne und gelbe Farben hinzu. Am 4. Mai erleb ten wir eine fabelhafte Vorstellung mit allen Bühnenknisfen, als da sind Lcuchtgluten. Vorhänge, Bögen, Flammcnkräuze uird Wimpel Kurz nach 7 Uhr breiteten sich wellige Faltenwürfe ans, die nahe am Himmelsscheitel wanüsörmig von Osten nkch Westen verliefen. In der Mitte herrschten strohgelbe rötliche, an den Näirdern rosenrote und purpurne Töne vor. Einen Augenblick lang rieselten und tippelten die Vorhänge, wie von Gottes Hand geschüttelt. Dann gingen sie auseinander, und ein Wirbel satter Farben durchslutctc den Raum. Einmal beobachtete ich Südlicht, Sonnennackrglut rind Mondschein zu gleicher Zeit Die versteckt« Sonne malte einen gelben Streiken aus den nördlichen Kimm, im Osten rang sich der rote Mond aus Wolkcnsetzrn cmnor da» Südlicht wölbte seinen Wellenschleier von Nord nach Süd." U)as ist „märchenhaft schön"? / Wenn wir etwas als besonders schön schildern wollen, so kennzeichnen wir es als „märchenhaft", oder wir sinden keinen besseren Vergleich sür die grötzten Herrlichkeiten, als datz wir an die Geschichte von „Tauseirüundeiner Nacht" er innern. Aber nicht nur di« üppige Vorstellungskraft des Mor genlandes hat sich in ihren Märchen eine bcsoirder« Fülle von Wundern erdacht, vielmehr spiegelt sich die Sehnsucht nach Schönheit ln den Märchen aller Völker, gerade auch der primi tiven, so datz man diese Schöpfungen mit Recht die „Wunsch träume der Menschheit" genannt hat. Denken mir zunächst an unser deutsck,es Märchen, so schwelgt fast jedes in der Beschrei bung schöner Häuser, Möbel und Geräte. Da kommt man in Säle, deren Wände aus glänzenden Quadersteinen bestehen oder mit Samt und Seide bezogen sind; dl« Decke ist aus rotem Samt, an den Wänden wachsen auf griinseidenem Grund goldene Blumen empor. Solche Züge kehren immer wieder und werden zu den phantastischen Gebilden goldener oder silberner Städte, mit Dukaten belegter Türme und so weiter. Wir hören im Märchen von marmornen Tischen und kristallenen Kron leuchtern von Betten aus Ebenholz mlt Knöpfen von Perlen, von elfenbeinernen Wiegen und goldenen Badeivannen. Ueber- aus verschwenderlsch geht die Volksphantasie mlt Samt und Seide, mlt Stickereien und anderen Verzierungen um, in denen sich die höchste Pracht offenbaren soll. Da hat eine Prinzessin einen Webstuhl von Elfenbein und Gold, ein Prinz goldene Handschuhe, di« Riesen haben Zaunnverk und Sattelzeug voll Diamanten. Die Sofien-, Mond- und Sternkleider, die ost erwähnt werden, haben vielleicht eine mythische Bedeutung, aber auch sonst wird aus schöne Kleider der größte Wert gelegt. Ueberall betont wird auch die Sauberkeit. In den Grlnnn. schen Märchen heiß» es: „Es war ganz sauber in der Stube, als »venn da die kleinen Nebelmännlein wohnten, die keinen Staub an den Füßen tragen." Man ersreut sich an schönen Farbcnzusammenstellungcn, und selbst noch das rote Blut aus dem weißen Schnee wir- als besonders schön empfunden. Für die Reize der Natur zeigen die Märchen ein seines Gefühl. So pflücken die südamerikanischen Indianer in ihren Märchen gern schöne Blumen; der australische Papua weint sogar vor Freude beim Anblick eines Straußes, und das chinesische Mäd- ckren verseht ihre goldenen Spangen, um sich besonders schöne Blumen kaufen zu können. Im Märchen ersreut man sich an der Bläue des Sees, bewundert den Gesang der Vögel, den Dust der Linden, das Funkeln der Glühwürmchen. Eine solche Naturschllderung nach dem Herzen des Volkes lautet «tiva: Die Abendsonne schien über die glänzenden Steine; sie schim merte und leuchtete so prächtig in asten Farben; ringsumher breitete sich eine grüne Wiese aus, die mit Himmelschlüsseln, wildem Tymian und tausend airdcven Blumen übersät war, mittendurch rauscht ein klarer Bach, auf dem die Sonne glitzerte, und die weißen Gänse gingen auf und ad spazieren und pichelten sich im Wasser. Wo sich das Arme labt, will auch das Ohr etwas haben, deshalb wird die 'eine Stimme der echten Braut betont, Musik und Tanz gel' Diesem Wunsch nach Schönheit g:selli sich
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