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Sächsische Volkszeitung : 19.02.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194002193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400219
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-02
- Tag 1940-02-19
-
Monat
1940-02
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.02.1940
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Das Deutschprobener Land Fast in der Mitte der Slowakei liegt ein Stück Herr- Men Landes, das sich längs des Neutraslusses und der schäm inenden Turitz 10 Stunden weit dahinzieht. Bergrethen reihen sich an Bergrücken, und an ihren Hängen und in den Tälern wohnt ein deutscher Menschenschlag, der im ganzen Osten seinesgleiä-en sucht. Unberührt von der übrigen Welt, hat hier «in Deutsch tum sich seine Volkskraft erhalten, das ganz allein auf fich ange- wiesen war, das seit 700 Jahren hier lebt, und heute wie am Anfang das gleiche unverwischte Bild darbietet. Es ist das Deutschprobener Land, das selbst von den umwohnen den Sloivaken als die „lebendigste Insel der Deutschen" bezeich net wird, als ein „Land der Ehre und Sitte, wo in Freude und Leid das Schönste bewahrt wird". Insgesamt gibt es in der Sloivakei noch drei gröbere deutsche Sprachinseln, von denen die eine im Norden in der Zips mit 40 000 Deutschen liegt, die zweite im Süden in und um Pretzburg mit 50 000 und die dritten hier im Herzen der Slowakei mit SO 000 Deut schen. Obwohl die zwei ersten etwas älter sind und zahllose Werke alter deutscher Städtebaukunst aufweisen, so stellt das Deutschprobener Land doch in völkischer Hinsicht den Kern des gesamten übrigen Deutschtums in der Slowakei dar. Sein Schicksal trägt zugleich Züge des Schicksals der anderen. Von drei berühmten Städten aus, die in einem Dreieck in der Mitte der Slowakei liegen, kann man in das Deutsch- probener Land gelangen. Es sind die Städte Kremnitz, Schein- nitz und Neusohl, die alle drei schon im 14. Jahrhundert von Deutschen gegründet wurden. Die beiden ersteren waren Aus gangspunkte -es Gold-, Silber- und Erzbergbaues, der hier lange Zeit blühte, und Neusohl erlangte einen Rus als die geistige Führerin in allen Belangen -er Slowakei. Wohl ist in diesen Städten zur Stunde das Deutschtum arg zusammen geschmolzen — in Kremnitz leben unter 5000 Einwohnern nur noch 1000 Deutsche, in Schemnitz unter 13 000 noch 300 und in Neusohl unter 12 000 noch 500 — aber die Vergangenheit hat doch nicht- ausgelöscht werden können. Kremnitz, in schöner Verglandsämft gelegen, blickt mit seinen alten deutschen Fe stungsmauern und Tortiirmen stolz ins Weite; Schemnitz, in einem engen Tal des slowakischen Erzgebirges terrassenförmig aufstrebend, ragt mit seiner 700jährigen Plaristenkirche und dem ebenso alten Schloss majestätisch empor, daran erinnernd, datz hier schon 1244 die deutsche Bürgerschaft einen städtischen Freibrief erhielt; und Neusohl, an der rauschenden Gran ge legen, malerisch erbaut wie eine mittelalterliche deutsche Klein stadt mit Winkeln, Gassen und Plätzen, träumt vielleicht am meisten von den vergangenen Jahrhunderten und hat am meisten daraus gerettet. Hier sprechen selbst heute noch viele Slowaken und Ungarn neben Ihrer eigenen Sprache gern die deutsch Sprache. Als letztes eigentliches Tor In das Deutsch- probeucr Land dient die Stadt Kremnitz, denn sic liegt schon am Rande des Sprachgebietes und beivahrt in ihrem Stadt archiv die ganze Geschichte des Deutschtums aus. Man muss von dieser Stadt aus eine westliche und haibnördliä)« Richtung einschlagen, um alsbald in die 23 gratzen deutschen Gemeinden zn kommen, die es nutzer Kremnitz Insgesamt gibt. Sogleich ist man erstaunt über den kräftigen autzergcwöhnlichen Men schenschlag. der uns begegnet, der uns so eindeutig seine nor dische Abstammung verrät uird von urwüchsigem Lebens «rsüllt Ist. Nicht nur die Männer und Frauen, sondern auch die Kinder heben sich in ihrer Haltung. Tracht. Sitte und Sprache un zweideutig ab und können sich nicht verleugnen. Das aus fallendste ist ihre äntzerst einfache und bescheidene Lebensweise, da sie alle als Kleinbauern. Weber. Korbflechter, Holzarbeiter und Bergleute ihr Brot verdienen. Ihre Mundart ist nur sehr schwer verständlich, denn sie enthält allerälteste Formen der deutschen Sprache, die kaum noch irgendwoanderg gesprochen werden. Aus den vorhandenen Familienurkunden ist zu er sehen datz die Vorfahren dieser Deutschen teils aus Nordböh men, aus den Sridetenläirdern, besonders aus dem Erz gebirge und dem Böhmerwald kamen, teils aus dem deut schen und österreichischen Alpenland und aus Schlesien. Unglaublich lang ziehen sich die schönen Reihendörfer in -en Tälern oder an den Abhängen dahin, und sie ivachsen zn volkreichen Gemeinden an, wo es in den Familien meistens 8—10 Kinder gibt. So Ist dir grötzte Gemeinde der Sprachinsel, die Gemeinde Krickcrhiiu, die 10 500 Einwohner zählt mit 5500 Deutschen, allein 2 Wegstunden, d. h. fast 8 Kilometer lang. Der Name mancher Ortschaften endigt auf häu lvon hauen — roden, weil die Wälder gerodet wurden), wobei der übrige Wortteil den Beruf der Bewohner angibt: Schmiedsbäu, Drechslerhäu, Glaserhäu. Die Art der Ortsentstehung und Be schäftigung wird auch von anderen Namen treffend angegeben, wie von Fundstollen, Zeche u. ä. Don der gesamten Sprachinsel weisen 22 Gemeinden eine mehr als 50prozentige deutsche Be völkerung auf, von denen 15 fast rein deutsch sind, d. h. über SO Prozent (bis zu VS 14 Prozent). Als gegenwärtiger wirtschaft licher Mittelpunkt wird di« Ortschaft Deutschproben an gesehen, die im Nordwesten liegt und unter 2200 Einwohnern 1600 Deutsche zählt. Dieser Ort hletz im Mittelalter Gold proben, weil die Bergleute hier nach Edelmetallen, vor allem Gold und Silber suchten und solches in ergiebiger Weise fanden. Heute wohnen in Deutschproben viele Händler, die mit Tuchen und Kürschnerware ins Land ziehen und allgemein „Handr- buelt" genannt werden. Abseits, in das r«ln slowakische Gebiet vorstotzend, liegen noch die sogenannten deutschen „Stmiden- siedlungen" von Hochwies und Paulisch, die sich ständig weiter ausdehnen und sich ebenfalls verhältnismätzig tapfer gehalten haben. Alle Gemeinden des Deutschprobener Landes, auch die ärmsten, bieten einen schmucken und reinlichen Anblick. Grötzere Armut wurde nach dem Krieg nicht nur durch die ausbrechende Arbeitslosigkeit herbeigesührt, sondern des öfteren auch durch Unglücksfälle, besonders durch Feuersbrünste. Die Gemeinde Oberstufen, die über 3000 Einwohner zichtt <2800 Deutsche) wurde 1V27 von einer Feuersbrunst bis zur Hälfte zerstört, so datz 150 Anwesen eingeäschert wurden und 2000 Menschen obdachlos waren. Eine der ärmsten Ortschaften ist MUnichwies. Hier steht man im , Frühjahr und Herbst di« Frauen den Pflug ziehen, während die Männer ihn lenken; kein Tier kann die an den steilen Abhängen liegenden Aecker begehen, und in mühseliger Weise werden sie bestellt, um dann von ihnen die spärliche Ernte für die kinderreiche Familie Heimzubringen. Manche Deutsche der Sprachinsel sind in den letzten Jahren auf Wandcrarbeit gegangen, und zivar nach Mähren, Böhmen, Oesterreich und Deutschland, wo sie als Landarbeiter, Maurer und Zimmerer Unterkunft fanden. Gleich den Slowaken l»aben aber auch andere Europa verlassen und sind nach Amerika ausgewandert oder nach Australien, wo sie es bei ihrer Arbeitsamkeit nicht selten zu Wohlstand bringen. Jedoch es gibt wohl keinen Deutschen, der es in der Fremde fiir die ganze Zeit seines Lebens aushielte. Von un widerstehlicher Heimatltebe getrieben, schnüren sie eines Tages wieder ihr Bündel, besteigen ein Schiff und fahren nach 10 oder 20 Jahren wieder In die einsamen, geliebten Dörfer der Sloivakei zurück, So kinderreich die Familien sind, so treu hängt jedes Familienglied an seinem Vaterhaus. Als im vorigen Jahrhundert bei der Entnationalisierung der Sloivakei auch 100 000 Deutsche ihr Volkstum einbühten, ^ven Hedin Als Sven Hedin als junger Mann in Berlin bei dem da mals gröhten lebenden Asienkenner, dem Freiherrn von Richt hofen, Geographie und Geologie studier!«, betrachtete Richt hosen einst die von seinem Schiller angesertigte grohc Karte von Asien, und, auf die grossen weitzen Flecke im Innern von Tibet hinweisend, sagte er: „Die ivcrden Sie einst aussüilen!" Der deutsche Gelehrte hat Recht behalten. Wenn heute statt der wei hen Flecke non damals auf unseren Landkarten die mächtigen Gebirge, Flüsse und Seen von Tibet eingetragen sind, so ver danken wir das der von kühner Genialität und beispiellos zäher Energie getragenen lebenslangen Forschcrtätigkeit Sven Hcdins. Als Richtyosen seinen prophetischen Aussprach tat, hatte der junge Hedin schon einiges geleistet, was seine ungewöhn lichen Fähigkeiten bewies und für die Zukunst Bedeutendes cr- ivarten lieh Als Zwanzigjähriger hatte er eine Hauslchrerstellc in Baku angeboten erhalten, die für ein halbes Jahr berechnet war. Hedin, damals schon fest entschlossen, Entdcckunqsreisender zu werden. l>atte begeistert zugesagt. Den Aufenthalt in Baku benutzte er, um ijiersisch zu lernen, und als ihm nach Ablauf des halben Jahres sein Gehalt ausbczahlt wurde benutzte er diese ihm riesig erscheinende Summe zu einem Ritt durch Persien. Nack wochcnlanger abenteuerlici)er Reise langte er ohne einen Pfennig Geld In Kirmanschah an. In dieser schwierigen Lage hals ihm allein die Gabe, die fistiter mehr als alles andere dem Forscher die Wege ebnen sollte: der Zauber seiner Persönlichkeit und seine Fähigkeit, mit Menschen, auch denen anderer Rasse und Kultur, umzugehcn. Er ging zu dem reichsten Handelsherren der Sladt, dessen Freundschaft er nach einem kurzen Gespräch genmnn und der ihn nicht nur längere Zeit als Gast bei sich be hielt, sondern -er auch seine Rückreise finanzierte. Nach -en Studienjahren in Deutschland, das ihm seitdem zur zweiten Heimat wurde, gab eine Gesandtschaft des schwedi schen Königs zum Schah von Persien, der Sven Hedin als Dol- melscher beigegeben wurde. Gelegenheit zur zweiten Orientreise. Von Tel-erau aus unternahm er einen neuen Vorstotz nach dem Osten, der ihn diesmal durch Russisch-Turkestan bis Kajämar führte. Die glänzende schriststelleriscl)e Auswertung seiner Reisen lenkte die Aufmerksamkeit auf den jungen Gelehrten und setzte ihn in Stand im Herbst 1803 zu seiner ersten Forschungsreise aufzubrechen. In Chinesisch-Turkestan durchguerte er die grotze Wüste Taklamakan, die noch nie der Futz eines Europäers be treten hatte. Es wurde ein Todesmarsch. Seine vier Diener und die wenigen Tiere, die ihn bealeitet halten, blieben einer nach dem anderen verdurstend am Weg« liegen. Zuletzt schleppte He- «MWMWWWWWWWWWWWWWW«WWWWWMWWM!MM den Werken unserer ehrenfesten Altvorderen rege, und es sck)«int. als sucl-e man in der Vergangenheit, was in der Gegenwart schmerzlich untergeht. Es ist aber dies tröstliche Streben noch allein die lebendige Urkunde des rmvertilqbarcn deutschen Cha rakters, der, über alle Dienstbarkeit erhaben, jede fremde Fessel über kurz oder lang wieder zerbricht und, dadurch nur geläutert, seine angestammte Natur und Freiheit wieder ergreift. Unter dessen möchte einem deutscl>en Gemüt wohl nichts mehr zum Trost und zur wahrhaften Erbauung vorgestellt werden können, als der unsterbliche alte Heldengesang, -er hier aus langer Ver gessenheit lebendig und verjüngt wieder hervvrqeht." Durch diese Tat Hagens, der bald verschiedene Ausgaben der einzelnen Handschriften des Gedichtes folgten, gewannen die Nibelungen nach Goethes Wort erst „einen eigentliä^en Nn- tionalanteil", und der Olympier selbst wurde durch diese Wie dererweckung auf das Nationalepos hingcwiesen, in dessen Ur text er sich nun versenkte. „Das Lied der Nibelungen", schrieb «r in seinem Dankbries an Hagen „kann sich nach meiner An sicht dem Stoff und Gehalt nach neben alles stellen, was wir Vorzügliches besitzen". Wenn auch strenge Kritiker wie die Grimms das Unfertige in den Arbeiten Hagens hervorhoben, so wurden sie doch durch persönliche Bekanntschaft mit dem Manne versöhnt, dessen lebhafte Tätigkeit und feurige Begeisterung „an demselben Strange zogen". Jacob Grimm lobte die kritische Ausgabe -cs Textes, und die Dichter fühlten sich ihm besonders wegen seiner Erschlichung der alten Texte zu Dank verpflichtet, so datz Arnim erklären konnte, die Nibelungen seien erst durch das Werk Hagens in die Hände der meisten gebildeten Leute gebracht worden. Hagen, der zunächst als Professor -er deutschen Literatur an der neuqegrilndeten Berliner Universität, dann in Breslau und dann wieter in Berlin wirkt«, hat u. a. die be rühmte Manessisch« viederhandschrist der deutschen Minnesänger und die noch heute nicht überholte Sammlung mittelhochdeutscher Reimnovellen „Nesamtvbenteuer" s)erausqegeben. Vor allem aber bleibt er der eigentliche Wiedererivecker des detstschen Na- tionalevos, das dann später durch die Ausgabe Lachmanns und di« Uebersctzung Simrocks Allgemeingut wurde. Der tvie-ererwecker -es Aibelrrngentte-es Zum 160. Geburtstag Friedrich Heinrich von der Hagens 19. Februar Friedrich Heinrich von der Hagen, der am 10. Februar 1780 zu Schmiedeberg in der Uckermark geboren wurde, ist einer der «rsten Wiederentdecker der altdeutschen Dichtung, deren Er neuerung und Bekanntmachung er sich in einem arbeitsreichen L«den gewidmet hat. Freilich, er war ein Vorläufer, ein Bahn brecher, über den andere, Grötzere hinivegschritten. Die Brüder Grimm, die eigentlichen Ersüller der hochsliegenden Pläne, mit denen Hagen aufgetreten war, drängten sein« Persönlichkeit in den Schatten. Dennoch wär« es undankbar, -le unvergänglichen Verdienste zu vergessen, die sich dieser erste Prosessor der Ger manistik an einer deutschen Universität um das Studium des deutschen Altertums und vor allem um die Wiedererweckung des Nibelungenliedes erworben hat. Hagen, der zuerst Rechtsivissenschast studierte, wurde in Halle von Johannes Müller auf das Nibelungenlied aufmerksam gemacht und hörte dann in Berlin, wo er seit 1803 Refereistmr war. die Vorlesungen August Wilhelm Schlegels, dessen Dar stellung der mittelhochdeutschen Dichtung ihm den entscheiden den Anstotz gab. Aus dem romantische» Kreise und dem patrio tischen Aufschwung der Freiheitskrieg« erwuchs ihm die Begei sterung für die Schönheft und den Wert dessen, was die Alt vorderen geschaffen, und so machte er sich denn an die Heraus gabe und an die Erneuerung dr attdeutschen Texte. Mit einer „Erneuerung" des Nibelungenliedes, der «rsten neuhochdcrftfchen Ausgabe, trat er 1807 hervor und wies In der Zeit von Preutzens tiefstem Fall auf dl« unvergänglichen Vor- bilder deutscher Grötze hin. „Wie man zu des Tacitus Zeiten die altrömische Sprgch« der Republik wieder hervorzurufen strebte", schreibt er, „so »st auch setzt, mitten unter den zerrei- tzendsten Stürmen, in Deutschland die Liebe zur Sprach« ui» setzte die Deutschprobener Sprachinsel diesem Vorgang einen solchen Widerstand entgegen, datz die ganze Insel fast aus nahmslos davon verschont blieb. Ein Hauptgrund dafür lag in dem Umstand, datz es in der Sprachinsel keine grötzere» Städte gibt, von denen aus durch geistig oder sittlich nicht einivandsreie Mittel zu erst eine mwisse menschliche Verweich lichung Herbeigesührt wird, die alsdann den Menschen schwächt und ihn empfänglich fiir das Fremde macht. Selbst der Mangel an einer hinreichenden geistigen Führung ses gab in der gan zen Sprachinsel keine einzige deutsche höhere Schule, aus der eine genügende Führerschaft herangebildet werden konnte) wurde aufgehoben durch die Pflege des echten deutschen Sinnes in den Familien und in den Volksschulen, wo die wenigen Lehrer in grösster Einfachheit die Kinder zu erziehen bemüht waren. Ucberhaupt erwiesen sich neben der Familie die seit 1018 wieder erlaubten deutschen Volksschulen des Deutschprobener Landes als die besten deutschen Schulen der ganzen Slowakei, weil hier mehr Gewicht aus die Bildung des Charakters als auf zu viel Wissensstoff gelegt wurde. Beider erwähnten grotzen Ausdehnung der Ortschaften bestehen in einigen Orten mehrere deutsche Schulen. In dem 8 Kilometer langen Krickerhäu gibt es deren 5, in Schmiedshäu 2 und eben falls in Deutschproben 2. Insgesamt konnten sich in der Sprach insel noch 16 deutsche Schulen nach dem Kriege erhalle», für deren Unterhalt grotze Opfer gebracht morden find. In Glaser häu, wo noch kein« Schule bestand, verpslichtcten sich alle Mit glieder der Gemeinde, an dem Bau eines neuen Gebäudes mitzuwirken, und die einen verrichteten die Erdarbeiten, die anderen brachten Sand und Steine und wieder andere fchlu- gen das Holz in den Wäldern und schleptcn es herbei. Heute nennt auch diese Gemeinde, bei aller Armut, ein schönes Schul- gebälst>e ihr Eigen. Was fiir die Gcsamtkultur der Deutschprobener Sprach insel in den 20 Jahren nach dem Kriege noch nicht erreicht werden konnte, das hassen die Deutschen Im Zuge der Neu ordnung In der Slowakei nun in besserem und ausreichendem Matze erreichen zu können. „Sie leben ein hartes, schweres Leben in den grünen Tälern und an den lieblichen Dorf hängen", urteilte vor Jahren ein Slowakei. „Aber sie leben es zuversichtlich, ein Schlag besonders zäher deutscher Menschen, der es fertigbrachte, in seinem Kern säst unberührt zu bleiben, wie er immer ivar: Gottgläubig, ltedersroh und arbeitsfreudig." A. / Iu seinem 7S. Gebnrtstag / am sy. Februar -in sich ganz allein weiter, bis zum Flusse Chota»-Dar;a. -en er ausgctrocknet vorfand. Eine aufschwirrende Wildente wies ihm im letzten Augenblick die rettende Wasserstelle. Die Reise endete nach Üeberschreitung des Kun-lun und Durä)guerung Nordlibets 1897 in Peking. Aber nach kurzem Ausenthalt in seiner Heimat brach Hedin schon zwei Jahre ftstitcr wieder nach Innerasicn aus. Die unmenschlichen Strapazen aller seiner Reisen wurden ihm durch ungeahnte Entdeckungen gelohnt. Im Wüstensand sand er die Ueberreste einstiger seit Jahrtausenden -art begrabe ner Städte, er löste das Rätsel des .wandernden Sees", des Lop-nor, des Endbcckens des gewaltigen Tarimslusses, der im Laufe der Jahrtausende zweimal seine Lage um viele, viele Kilometer veränderte und damit Kulturen entstehen Netz und vernichtete. Er erforschte die Quellen des Indns und des Brah maputra, und als erster Europäer drang er in das geheimnis volle Land Tibet ein, obgleich die britisch indische Regierung mit allen Mitteln sein Uebcrschreite» der Grenze nach Tibet zu rar hindern sucht«. In langjähriger harter Forsä-erarbeit hat Sven Hedin die geographisch» und geologischen Probleme dieses Lan des geklärt, hat dort das höchste (Oebirge der Welt, den Trans himalaja, entdeckt, achtmal an verschiedenen Stetten überquert und den grössten Teil davon kartographisch aufizeuommen. Er l>at uns als Erster Kunde von diesem unergründlichen, von sana- tischer Gläubigkeit beherrschten Land gebracht, ivo Pilger mit ihren Leibern den Weg zu den heiligen Stätten abmessen, junge Männer sich in enge Höhlen einmauern lassen, um dort, abge schnitten von der ganzen Welt, von Tag und Nacht, in ewiger Finsternis Ihr Leben in unaushörlichr Meditation zu verklingen, und dadei häufig ein hohes Alter erreichn. Zu den Mühseligkeiten der Reisen kamen noch die Gesah re» von seilen der Eingeborenen, die von dem Eindringen eines weitzen Mannes in ihr Land gehört hatten. Um ihren Verfolgun gen zu entgehen, mutzte Hedin sich zeitweilig als tibetanischer Diener seines Karawanensührers verkleiden, sich Gesicht und Häntu: dunkelbraun färben und alles vernichten ivas an einen Europäer erinnerte, sogar die Kisten seiner Instrumente selbst in die Reissäcke verstecken. Die Verkleidung gelang so gut. datz die Späher den Forscher einmal fragten, ob er nichts von dem weitzen Mann wützte. „Ja, bleibt nur hier stehen, er wird bald kommen", erwiderte Hedin. Endlich aber nützte die Verkleidung nichts mehr, er wurde erkannt und zur Umkehr genötigt. Ver gebens erklärte er den Tibetanern, er liebe ihr Hand so sehr, datz er es nicht wieder verlassen könne. Man gab ihm den Rat, sein eigenes Vaterland zu lieben. Durch eine List erreichte Hc- din es jedoch, datz er seine Reise noch ein Stück weiter ausdch- ncn konnte. Er erklärte sich bereit, das Land zu verlassen, aber auf einem anderen Wege als dem, aus dem er gekommen sei. Warum? Di« Gesetze seines Vaterlandes verböten es, aus den eigenen Futzspuren zuriickzugehen. Kopfschüttelnd Uber so merk, würdige Gesetze Uetz man ihn gewähren. Nach Lasha, der damals fiir Europäer streng verbotenen Hauptstadt, vorzudringen, ge lang Hedin nicht, doch konnte er den Taschi-Laina. den eigent- liä>en Regenten und nach dem Dalai-Lama höchsten Mann des Landes, in seiner Residenz besuchen und in einer dreistündigen Unterhaltung seine Freundscl)ast gewinnen. Im Weltkrieg hat der kühne Forscher sich unerschrocken als Freund Deutschlands bekannt, unbekümmert darum, datz die wifsenschastltchen Gesellschaften der Entente-Länder, deren Ehrenmilgliedschaft er bis dahin besessen ihn ausschlossen und seitdem alles daran setzen, seinen Ruhm zu verkleinern Er be reiste die deutsche West- und Ostfront und verkündete In seinem Buch „Ein Volk in Waffen" das Recht der deutschen Sach, wie er auch zu den wenigen gehörte, die ihre Stimme gegen den Schmachfrieden von Versailles erhoben, und wie er dem deut schen Volk nach dem Zusammenbruch des 0. November einen ruhmvollen Wirde raus stieg prophezeite. Nie wird das deutsche Volk dem grotzen Mensch» und Forscher diese Treue vergessen? Auch jetzt, in der Mitte seines misten Jahrzehnts, gönnt Sven Hedin sich noch kein« Ruh. Zwar hat fich dir Art feiner Arbeit geändert. Ein grosser Stab schwedischr, deutscher und chinesischer Gelehrter, die er selbst sein« „wandernde Universi tät" nennt, ist heute tätig, das von ihm einst allein erobert« Land nach allen Richtungen, meteorologisch, geologisch, topogra phisch, archäologisch, mit aller Gründlichkeit zu durchforschen. Sven Hedin aber, der einsame Forscher von «inst ist jetzt der Mittelpunkt dieser Riesenexpedition, bei dem alle Fäden zusam- menlaufen und dessen Zeit zum grötzten Teil mit organisatori scher Arbeit ausgesüllt ist. Wir dürfen ihm glauben, datz dies fiir Ihn persönlich den noch immer Jugendlichen, «in Opfer be deutet, das er der Wissenschaft bringt. Klemich'fche Han-ets-Gchute Heeltlk,» - Schkuhuynl« elaee ikmSgtteklwM« - LUinw. leßniiisefchet«. Z-chkxch« lür »«such««.
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