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Sächsische Volkszeitung : 20.01.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194101204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-01
- Tag 1941-01-20
-
Monat
1941-01
-
Jahr
1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.01.1941
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iDWW Der Lebastianustag St Sebastian, von dein eine ausgebildete Legende schon Im 5. Jahrhundert bezeugt und dessen Gedächtnistag schon im Jahre 354 erwähnt wird, gehört zu den volkstümlichsten Ge stalten. Ihm wurden frühzeitig an vielen deutschen Orten girckzen und Kapellen geweiht Krankenanstalten und Sieckzen- häufer wurden nach ihm benannt. Zu Ehren des Heiligen wurden viele Altäre errichtet: so ward ihm schon im Jahre K80 in Rom während des Wütens der Pest In der Kirche S. Pietro in Nircolt ein Altar geweiht. Da der Pfeil, das Marterwerkzeug des hl. Sebastian, als Symbol plötzlich auftretender Krankheiten galt und im Mittelalter die Meinung verbreitet war. die Pest werde durch geheimnisvolle Pfeile von Pestengeln, besonders von Pest dämonen hervorgerufen, wurde St. Sebastian der Patron gegen die Pest, als der er schon im 7. Jahrhundert er mähnt wird. Uralte Votivbilder erinnern an den Pestpatron: „lieber einem heiter-geschäftigen Städtlein türmen sich Gewit terwolke», und in den finsteren Schwaden erscheint Christus der Herr, drohenden Antlitzes und mit weltgerecktem Arm ein Bändel Pfeile über Stadt und Flur ausschüttend Unten aber kniet ein reichgewandeter Krieger. Sankt Sebastian, und fängt mit seinen Händen die tätlichen Pfeile der Seuckze auf" ss. H. Sauerland). — Auf der Schliersees Pest sahne wehrt Et. Sebastian Pest, Hunger und Krieg, dnrgcstellt durch nieder zuckende Blitze, von dem oberbanerischen Dorfe Schliersee und den fünf zur Pfarrei gehörigen Ortschaften ab. Zn manchen Gegenden wurde St. Sebastian auch bei Ver brennungen angcrufen, in vielen Orten gegen die Im Mittelalter besonders häufig auftretenden Viehseuchen, so dah er auch als Vieh Patron >n Crsckpstnung trat. Die Ofsizierslausbahn des Sebastian hat dazu geführt, dah die Kreuzritter, auch die Zlnngietzer, vor allem aber die Schiitzengilden ihn zum Patron wählten. Als Heeresheiltger wurde St. Sebastian zusam men mit St. Georg und St. Mauritius in den Landes der Kaiserkränung angerufen. Auch findet man St. Sebastian in Deutschland manchmal als B r u n u e n h e > l i g e n . bzw. Brunnenfigur, was wohl auf seine besondere Volkstüm lichkeit zurückziiführen ist. Der Gedächtnlstag am 20. Januar galt und gilt auch als Lostaa wie eine alte Bauernregel besagt: An Fabian und Sebastian Soll der Saft in die Bäume gähn. An verschiedenen Orten, so besonders in Rom, Echternach und anderwärts, wurden und werden sogenannte Sebasti- anus-Pfetle gezeigt, dl« von seinem Martyrium stammen sollen. Nachbildungen solcher Pseile pflegte man früher bei sich zu tragen oder am Rosenkranz als Schutzmittel gegen die Pest und sonstige ansteckende Krankheiten zu befestigen. Zn Ebersberg in Oberbayern bekamen di« Pilger zum Andenken zinnerne Sebastianuspfellchen, mich trank man dort früher aus der angeblichen Hirnschale von St. Sebastian gesegneten Wein. An anderen Orten wiederum herrschte die Sitte, am Gedächt nistag des Heiligen die Sebastianus-Minn« zu trinken oder geweihte S e b a st i a n u s-B r o t« zu verteilen. Der Kult des hl. Sebastian wurde besonders in den Se bastian usbruderschaften gepflegt, die im Mittelalter in Ztalien, Frankreich und Deutschland entstanden und viel fach ans den Schützengilden hervorgingen. Als Aufgabe hat ten sie die Betreuung und Pflege der Pestkranken; auch hatten sie bei dem damals häufigen Ausbruch dieser ge fährlichen Seuche für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei den P e st p r o z e s s I o ne n zu sorgen, die zur Gebetsabwehr der Pest veranstaltet wurden. Sebastianns-BIlder wurden im Mittelalter in grotzer Zahl gestiftet, auck Seba stian u s-S p I e le wurden abgelmlten. El» Mysterium „das Martyrium des hl. Sebastian" hat D-ckussy Im Zahre 1911 komponiert. Die Schützenaescllschaften. Schützengilden, Schützenvcrcine, Schützenbrudersckaften oder wie sie sich sonst noch nennen mö gen. haben den kl Sebastian zum Patron erwählt. Manche dieser Sckützengilden können aus ein fünf- und sechshundert- sähriaes lBestelzen zurückblicken. Die älteste Schtitzenbruderschast de- Eifel ist im Zahre 1313 in Rheinbach gegründet worden. Die Karlsschützenatlde in Aacken ist mehr als 11ÜÜ Zahre alt. Die Sebastlanus-Schützennesellsckaft in Bann ist im Zahre 1473 gegründet worden. Typisch ist die Sebastlanus-Brnderschaft zu Schönste!» (Altkirchen): im 14 Zahrknindert gegründet und Im Zahre 1714 erneuert, begeht sie auch heute noch den „Baest- sesdag". den Gedäcktnlstag des Schutzpatrons, in herkömm licher Weise mit Hochamt und Generalversammlung. Bei der Fronleichnamsprozesston hoben die Mitalieder das Vorrecht, den Baldachin zu tragen und unmittelbar hinter ihm einher- zusckreiten. Am Franleichnamstaae Ist das übliche Vogel schlehen. Ein Schützenfest für aste Zistckmuer schliesst sich on, die festlichen Freuden erreichen ihren Höhenunkt in dem Va- rademarsch der Schützen; Völler werden gelöst, Umzüge netzen durch den Ort. ein lustiges Feuerwerk knattert in den Aland stunden durch die Luft. Schsteklich folot noch ein froher Tanz. So wahren die SebaNIanus-Vruderschaften alte T--ad>«ion und altes dentsck^v Brauchtum. Dr. W. R. Ein Leonar-o-Filin Ein neuartiger Versuch, das Wesen einer Künstlerpersön lichkeit im Film zu gestalten, wurde von dem Museum für Wissenschaften und Industrien in Newyork im Anschlus; an die Ausstellung der Modelle und prophetischen Ersindungen Leo nardo da Vincis gemacht. Der Film dauerte etwa dreiviertel Stunden, aber während dieser ganzen Zeit erschien Leonardo selbst nicht einen Augenblick auf der Leinwand, und doch war alles, wag man sah, von seinem Geiste orsüllt. Die Autoren des Films hatten nicht nur die leonardesken Modeste benutzt, sondern auch die praktischen und modernen Entwicklungen die ser Versuche, und auch Manuskripte, Zeichnungen, Plane und die berühmten Bilder des Meisters. Das geistige Lebensbild wurde von dem Maler Leonardo eröffnet und beschlossen. Tas rätselhafte Lächeln der Mona Lisa, als tiesster Ausdruck der Unruhe und der Unbefricdigtheit. tue den Geist des Künstlers trieben, sich um alle Gebiete des Wissens zu bemühen, diente als Vorwort und als Epilog des Films, und zwischen beiden zog die lange Reihe von Ersindungen und Phantasien dieses unerschöpflichen Geistes, mit Beziehungen auf unsere Zeit, die ebenso von Unruhe und Wissensdrang bewegt ist an dem Zu schauer vorüber. Die Radio City, in der das M»seum seinen Sih hat, erschien darin als ein Beispiel jener städtischen Archi tektur, die eins der Probleme war, die L> ouardo am stärksten beschäftigten. Beim Publikum hatte der Film einen anhalten den starken Erfolg, als ein Versuch die Person Leonardas ideell lebendig zu machen, indem die Wirklichkeit seiner Zeit der heutigen gegenüber gestellt wurde. Einer der Autoren des Films nannte den Versuch „eine geistige Sinionie einen Tribut an die Lebenskraft des Geistes und eine Darstellung des ununter brochenen Zusammenhangs des menschlichen Fortschritts". Ein Verloren geglaubtes Jugen-rverk Michelangelo» aufaefunven Von Michelangelos Biographen wird berichtet, da'; der funge Meister für Lorenzo di Pier Francesco Medici einen kleinen heiligen Johannes in Marmor als Knaben gemeitzelt hat. Michelangelo mutz diese Figur, wie damals üblich, in etwa halber Lebensgrötze, Anfang 149', geschaffen haben. Bereits 1880 erwarb Wilhelm Bode für das Berliner Museum ein Werk, in dem er dieses Iugendwerk Michelangelos gesunden zu haben glaubte, aber von der Kunstwinenschast, an ihrer Spitze von Wölsflin. wurde diese Annahme abgelchnt. Nun hat Wilhelm R. Valentina den schon end-stiltig verloren geglaubten Zohannesknaben in der Bibliothek Piervonl Moraan'- gefun den, wo sie unter der irrigen Bezeichnung Antoisto Rosselino stand: sie war schon 1!10!> in Paris erworben, aber über ihren früheren Aufenthalt ist nichts bekannt Kurl Gerstentzerg be richtet jetzt ausführlich iu der bei F Brnckmanu m M sticken erscheinenden Monatsschrift „Pantheon" unter Bstsiigung gro tzer Abbildungen über dieses Werk, da- Och zwamstos in die Das Deutschtum in Litauen Bald werden nun auch die Deutschen Litauens in die relchsdentsche Heimat zurückkehren, und damit kommt das grobe Werk der Rückführung dieser verstreuten und bisher schwer um Ihre Existenz und ihr Deutschium ringende» deutschen Brüder zum Abschluss. Die Geschichte des Deutschtums in Li tauen, den» M. Hellmann in dem bei Ferdinand Hirt in Bres lau ersck-einenden „Handwörterbuch des Grenz- und Ausland- Deutschtums" «Ine ausführliche Betrachtung widmet, ist an deren Bahnen gefolgt ass das Deutschtum in den benachbarten baltischen Ländern und Polen. Zm Gegensatz zu diesen Län dern ist die dentsckp! Besiedlung in Litauen von Anfang an nicht in geschlossenem Zuge erfolgt, sondern hat sich durch die Jahrhunderte im wesentlichen auf Einzelwandcrung beschränkt. Litauisck)c Grotzfiirsten und später der litauisch volnisckze Adel förderten z. T. die Entwicklung, doch blieben Einwanderung und Niederlassung dem Entschlutz der einzelnen überlassen. Die ersten Deutschen sind wahrscheinlich über Livland nach Litauen gekommen. Schon der litauische Teilfürst MIn- dowe erteilte um 1250 der deutschen Stadt Riva ein Handels privileg für Litauen, indem er asten deutschen Kaufleuten Han dels- und Zostsrcihelt zusickerte. Auch dem Deulscken Orden räumte er wichtige Rechte ein, trat ihnen weite Gebiete Nord- westlitauens ab und zog Ordensritter als Berater an seinen Hof. Die inneren Wirren nach Mindowe« Tod liehen jedoch den deutschen Einflutz zunächst wieder znrückaehcn. Nack der eigentlickzen Gründung des grotzlitauischen Reiches suchte Grotz- fürst Gedimin in den sogenannten Gedinstn-B'iefen 132.3 deutsckp? Geistliche, Bauern, Handwerker und Kaufleute in sein Land zu ziehen. Unter den Enkeln Medimins. Zaaiello und Witold, zeiate der deutsche Einflutz sich an entscheidender Stelle, denn zu den Schöpfern der litauisch-polnischen Union von 1380 aehörte der Dentsck'e Hennnke de Ryae (aus Riga). Der Einwandererstrom hielt auch Im nächsten Jahrhun dert trotz der Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Orden und Litauen an Dafür spricht u. a. dab die Stadt Kauen (Kowno) am 14. Februar 1408 durch Witold das Mngde- burgische Recht erhielt, das sich ausdrücklich nickt auf Litauer und Russen bezog, sondern den Deutschen vorbehalten blieb. Auch Zeugnisse aus späterer Zeit sowie heute noch erhalten gebliebene gotisck-e Bauwerke (Paulskirche Georaenkirche 1471, Gertrudenkapclle 1503) iveisen darauf hin datz Kauen damals eine fast rein deutsck-e Stadt gewesen ist. Auch die preutzischen Städte griffen Im 15. Jahrhundert in den litau- isckzen Handel ein und führten weiteren Zuzug van Deutschen Ins Land Von Danziger. Köniaslrerger. Elbinaer nnd Thorner Kaufleuten wurde um 1440 tn Kauen ein Hansekontor gegrün det, das sich rund hundert Jahre erhielt. Zm 10 Jahrhundert, nachdem die deutsche Einwanderung nicht mehr durch die litauischen Grotzfiirsten gefördert wurde, zog der litauisckze polonisierte Adel Deutsche auf seine Güter und wies dadurch dem Deutschtum den Weg aus den ivenigen grösseren Städten ans das flack>e Land und in die kleinen Städte. Einen schweren Rückschlag bedeutete der Moskowiter einfall der Zahre 1048-1055, der den grössten Teil der Deut schen nach Preutzen trieb, wo die Flüchtlinge auf Befehl des Grotzen Kurfürsten registriert wurden. Zn den Namen deut scher Vögte. Bürgermeister, Ratmannen, Kaufleuten usm. aus dem 10 Jahrhundert treten diese „Bürgcrlistcn" von 1050 als Zeugnisse für den hohen Anteil der Dcutsckzen an der Bevöl kerung Kauens auch Im 17. Jahrhundert Die Kammer Bür- gerliste nennt etwa 85 deutsche Familienväter unter insgesamt 132 erwachsenen männlichen Personen. Bei einer durchschnitt lichen Familienstärkc von 5 Köpfen ergibt sich eine Gesamt zahl von etwa 48t deutschen Einwohnern. Das ist für die damalige Bcvölkerungszahl von Kauen, das wesentlich kleiner war als das aus 10 000 Einwohner geschätzte Wilna, sehr viel, zumal angesichts der hohen sozialen Stellung der Deutschen. Schon wenige Jahre nach dem Moskowitcreinsall kehrten di« meisten Flüchtlinge aus Preutzen nach Wilna nnd Kauen zurück und gewannen rasch ihre beherrschende Stellung wieder. Noch 1705 war ein Deutscher Bürgermeister von Kauen, doch In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rief die beherr schende Stellung der Deutschen im Handel Wilnas und Kauens mit Preutzen immer wieder Angriffe des preutzisckpm Adels hervor, der In der polnischen Verfassung von 1791 eine deut liche Benachteiligung der Deutschen durchsetzte. So ging das Deutschtum Kauens allmählich zurück, wenn auch von einem Untergang des spätmittelalterlichen deutschen Bürgertums nicht gesprochen werden kann. Andererseits kann man für ganz Litauen Im 18. Jahrhundert den Beginn einer neuen Einwan- dernngswelle feststellen, die bis über die Mitte des 19. Jahr hunderts andcmerte. Auch abgesehen van den Herrschaften Tau roggen und Serrey, die von 1088/90 bis 1795 in brandenbur- glsch-preutzischem Besitz waren, und dem ehemaligen Gouverne ment Snwalken, das von 1795 bis 1807 als Neuostprcutzen prcutzische Provinz war und deren Entwicklung dadurch natnr- gemätz beeinflusst wurde, wanderten im 18. u. 19. Jahrhundert auch in anderen Gegenden dentsck-e Handiverker, Bauern und Gewerbetreibende ein. Daneben wurde zu jener Zeit auch deutsckrer Grotznrundbesitz in Litauen ansässig, der hauptsäch lich von Angehörigen des kurländischen deutschen Ad-'ls. von deutschen Bürgern nnd einigen Edellenten aus dem Reich ge tragen wurde. Deutsche Industriearbeiter sind erst snät, haupt sächlich in der zivciten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach Li tauen gekommen. Durch den eigenartig streuenden Einwnnderungsvorgang und die landschafsticlze und soziale Verschiedenheit der Einwan derer war die lrewutzte Zusammenfassung der Dentsckzen Li tauens erschwert und eine geistige Vorherrschaft wie in den baltischen Ländern nicht möglich. Der Mittelpunkt des Deutsch tums war nach Errichtung der Republik Litauen erst die Partei der Teutsckzen Litauens, später der Kuiturverbnnd der Deutschen Litauens. Die deutsche Bevölkerung bat beim Auf bau der junaen Revnblik wertvolle Mitarbeit geleistet, war ober trotzdem nach anfänalickier Anerkennung in steigendem Matze einer litauischen tluterdrückunaspolitik ausgesetzt. Es verdient dalzer die grösste Hochachtung, datz es trotz vieler Erschwerun gen und Rückschläge dem Knlturverband möglich war. In un ermüdlicher nnd mühsamer Kleinarbeit den rund 50 000 Volks deutschen Litauens Ihr Deutschtum im wesentlichen zu erkalten, bis zu der Stunde, da nun auch sür sie die Heimkehr ins grotzdentsche Vaterland Wirklichkeit wird. 10 Jahre Tonfilm Einem Jubiläum widmet die italienische Filmzeitschrift „Cincma" ein ganzes Doppelheft: dem Triumph des Tonfilms vor 10 Jahren. So genau lässt sich das Datum eigentlich nicht festlegen, und die Anfänge des Tonsilms reichen weiter zurück, aber das Jahr 1931 ist das Jahr des entlcknödendcn Durch bruchs. Beschränkt mau sich aus Eurmm, so ist sestzustellen, datz im Zahre 1929 die Zahl der hergestellten Tonfilme gegenüber den stummen nur 1 v. H. betrug, während sie im Zahre 1930 auf 60 v. H. hinaufschncilte und 1931 bei 90 v. H. «»gelangt nmr, so datz der Tonfilm vollständig gesiegt hatte. Zm Zahre 1929 sah man in den europäischen Kinos überall den „Singen den Narren", der der neue» Technik beim Publikum zum Siege Verlusts und die seit znrei Jahren tobende Schlacht zwischen den beiden Kunstsormen endgültig entschied. Der Siegeslauf des Tonfilms begann in Amerika Im Zahre 1928. Sieht man van den ersten Bersuchen mit der neuen Technik ab. bei denen das Publikum sich freute, «venn es auf der Leinwand zwei MäOner säge» sah und dazu auch die schnar renden Geräusche der Säge hörte oder wenn ein rtesengrotzcr Manu auf der Fläche erschien, der dm Mund bewegte und dazu wenn auch zeitlich nicht immer ganz passende Laute ausstietz, die man zur Not als Worte deuten konnte, so begann erst 1928 der Tvnsilm eine ernsthafte Angelegenheit zu werden, lind zwar lremächtigten sich die Amerikaner zuerst der neuen Erfin dung. Ihre Filmindustrie nmr damals gerade in einer schweren Krisis, und sie bedurfte dringend neuer Mittel, durch die sie das gleiclwültig gewordene Publikum ausriitteln und wieder grössere Gewinne erzielen konnte Mit grotzen einaktigen Sprechs'lmen fing es an. Und lnstd fühlte man die Segel von neuem Winde geschwellt. ..Der stumme Film stirbt", erklärte der Präsident der führenden amerikanisckzen Filmgesellsckraften Mitte 1928 „Eine neue Technik löst ihn ab, nnd der sprechende Film wird eine Revolution bringen. Ich wage es vorauszufagen, datz in fünf Jahren alle Filme mit einer mnlikalischen Beglei tung und mit einem belräcktlickzen Teil von Dialog vorgeführt iverden Zn unseren neuen Filmen spielt die Tonwelt schon eine Roste, die die kühnsten Träume übertrifft." Man sieht, so hosf- nungsfreudlg dieser Fachmann gestimmt z» sein glaubte, er war Reihe der übrigen Jugendarbeiten des 'Meisters ein> -Ist und das Einmalige und Unverwechselbare d-ekes l- erkenn n lässt. Michelangelo bildete seinen jugendlichen Tinste nist« nie Donatello als schlank aufgeschossenen Knaben im Eckresten, sondern als gedrungenes Bürschlein mit kräftigen Gckckern und runden Schultern, fest am' beiden Bestien stelr'nd Der Kops wendet sich leicht nach der Seile, ein zölliges Fell ist über die Schultern gehängt, sodatz Brust und Ob^liörper bei linken Seile nackt bleiben: es ist mit einem sckärvenarstgeu 'stand um den Leib gebunden, nnd die gegerbte Tierhaut bat kick be sonders über den Beinen zusammenoekrülll. datz die Eckenkel um die mit tiefem Berstöndnis modelst-' «>'» Kniegelenke irei- licgcn. Kurz und stämmig sind olle Glst'der>'ngen. end der Körper blüht in noch unbewusster Krall Ti Hände sind fein« gliedrig: in der Rechten lehnt locker zwilchen Daumen und Zeigefinger ein Stab. Es ist die gleich' Fonnb Mudst-no wie bei dem lenchtertragcnden Engel, den Michelangelo in Bologna schuf, als er nach dem Sturz der Medici 1 ckt Fl >enz entwichen mar. Bei beiden Figuren ist ein Krösliner Rund» fchädel mit dicksilzigem Haar, da'- dicht nnliegt dennoch in den Einzellocken mit grotzer Kraft aut Licht- und -ch-stst'nwstkung durchmodelliert. Der Umritz im Gan'en abr ist schau ustam» mengehalten, die Hauplanüctst der Figur ist einfach und klar. Ter Stil des junaen Michelangelo bat stbon in dies r Fiaur Znknnstskrast, er löst sich bereits von O.naltroeento und Kun» det die volleren, klangreicheren Farme» der Oockr'v ' üanc« an. Kein Zweifel kann mehr an'kommen. datz nut elein glücklichen Fund ein kostbares Werk des lick i nsta mnden Genius, das viele Zahrhnnderb' nur ans der kchrist'ick'n lieber» liefernng bekannt war, der Menschheit iviederaesck "'-, mor» den ist. Das Passendste „Ich möchte gern ein hübsches Bild a's >wck eil- ' -lchenk- Können Sie mir nicht etwas Passendes emp'ehleu?" „Aber ge- mitz, hier, diese herrliche Landsckmkt nach Ruisdael ,.Genölter Im Anzuge". lange nicht optimistisch genug, denn es dauerte nur noch zwei Jahre, bis der Tonfilm, viel nnitassender als er dachte, die Lein wand beherrschte. Zm Frühjahr des nächsten Zaiires waren bereits 2000 von den 20 000 Kinos der 'Bereinigten Staaten mit Tonsilmeinrichtung versehen, und die übrigen folgten schnell, so sehr sie auch über die kostspielige Apparatur seufzten, dg das Publikum nur noch Ton'ilme sehen wollie. Tie Technik Halts autzerordentlickse Fortschritte gemacht, als man im vorigen Zghe ans der Mailänder Triennale einen Tonfilm von vor 10 Zähren „Die Hündin", vorsührle, war man erstaunt, wie vollkommen oer Dialog auch in seinen feinsten Schattierungen wiedergegeben war. Natürlich fehlte es auch nicht an Rückschlägen, und lange noch tobte ein erbitterter Streit ans künstlerischen Gründen, da die Anhänger des stummen Films sich nickst so leicht geschla gen geben wollten. Sehr bitter waren die Folgen des Sieges des Tonfilms vor allem auch für die Schauspieler Es gab eine grosse Zahl unter ihnen, die auf dem Tchlocktseld des Toniilms liegen bliebe», weil ihre Stimme c-der ihre Sprechkunst nicht ausrcichte, nnd die Unternehmer, die nut Riekcnkosten durch ihre Reklame die Stars zu Lieblingen des Publikums gemacht l>atten. die nun über Nacht ihren ganzen Glanz einbützten. nmren nicht weniger traurig. Zn Hollywood begann der Auszug der gefeierten ausländischen Stars, die stolz der Alten Well den Rücken gekehrt hatten, da jetzt ihre Art, englisch zu 'vrechen, den Anforderungen nicht genügte. Tie siegreichen lieberwindec dieser Filmstars aber irmren die Bühnensckmuspieler. deren Kunst sür den Tonfilm gebraucht wurde. Der Tonnst» bracht« überhaupt in dem ganzen Betrieb durchgreifende Aendernngen. „Die ganze Stimmung bei den Ausnahmen, alles hat sich ver ändert", heisst es in einem damaligen Berich« „Ta gibt es nicht mehr lustiges Gelächter und buntes Treiben, sondern in den schalldichten Räumen herrscht dos tiefste Schweigen. Der Direk tor darf nicht mebr mit seinen Witzen und Befehle«« dazwischen poltern, und der Regisseur, der früher mit seinem Megaphon ko unwahrscheinliche Töne kervorbrachte, ist zur völligen Stille verurteilt, darf nur noch mit stummen Gesten nnd beredtem Minenspiel seinen Einflutz geltend maclpm . . ." Verdunkelung vom 20. 1. 17.23 llhr bis 2t. 1. 8.58 Uhr. WWW!>!Wi!i!!ttW!WU!s!!i1!!W!W!W!M!Ws!WWMiiIMMWWIWWMWi!WW!W!WWWMWW
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