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Sächsische Volkszeitung : 14.01.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194101146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410114
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-01
- Tag 1941-01-14
-
Monat
1941-01
-
Jahr
1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.01.1941
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eit« 4 Dienstag. 14. Januar 1941 Sächsische Volkszeitung Nummer 12, Seite L S MUILLL« «Lcnrjrcnuir omrcn VLIWXV orii-ur ttllrillr. venOXll. tFortsißung leigt.) Mensche» vou ^.Sktt^killkk-kokkrsik aber auch Berliner cstard dort u. Haaq. sttäter de» aheims in finanzielle uvde, seine m silr den wird, wird IS: Tost rstag IS: ,d 18.Z0: n ersten o Hauff »wagens > ist der IS: Vie- snnerstnq i Damcn- Munnui^ e abge« ahrtsheim alter In- ^schuppen com, aber Während er ab und »uvde dein en vor Silbern >ie Ge wandes ungen" nit der >It des ibendcr c Zeit, ilg mit age in als ob nfiiisse. s seine ; eben- Neben daß es Maria Werner na von ver als Schön- und es sterische varstel- iph der >czi)k. n 7. Ia- :g wurde Miesles- refundcn. Januar genossen, en, wer» tordkoin» errichten, lt. Jahre» us der S Meter !S Haar storben sjahr die i Mutsch war bis m geistig Geschehen r Sachsen 1923 die Iger Ehe wel ihrer jetzt noch ter Wert- Auszelch- Goldenen s und des IS: Ta schen sät an einen der kindlichsten und gütigsten denen ich je begegnet bin." wieviel tzaare wir aus dem Aopfe haben Die Wtsicnschast hat sich an das Problem herangewagt sestzustellen, wie viel Haare wir durchschnittlich auf unserem Kopfe tragen. Ein amerikanischer Arzt hat dieser Frage ein eingehendes Studium gewidmet. Natürlich ist die Zahl dec Haare beim einzelnen unendlich verschieden, doch hat man bei einer durchschnittlichen Bel-aarung des Kopses festqestcttt, daß 1999 Haare auf den Ouadratzoll kommen und man im ganzen 120 090 Haare auf dem Kopse hat. Die Blonden haben die mei sten Haare, durchschnittlich 140 000. dagegen sind die Roti-aori- gen, bei denen das einzelne Haar besonders stark ist, am spär lichsten ausgestattet und besitzen durchschnittlich nur 90 000 -Haare Der Braunhaarige verfügt durclstchnlttlich über 109 000 > nd der Schwarzhaarige über 108 000 Haare. Die Haare des Kopfes sind kornartige Gebilde von langer runder oder zglin-rischer Form, die In der Haut ihren Sitz in sogenannten Haarsäcken l-aben. Gewöhnlich hat jedes Haar sei nen eigenen Sack, aber gelegentlich teilen sich auch zwei oder drei Haare In einen solcl-en Behälter. Der Teil des Haares, der unter der Hautobcrfläche liegt, wird Haarwurzel genannt. Wenn ein Haar seine voll« Daseinsmöglichkeit ersclwpft hat, dann fällt es aus und wird durch ein neues ersetzt. Manchmal aber wächst «In neues Haar auch schon, wenn das alte noch nicht abgestotzen von Friedrich pirwitz Onkel Truckenbrodts botanisches Photopapicr zu Privat-,wecken benutzte. ..Welch ein Omen", lachte Wulf und zeigte das bezau bernde Bildnis dem Onkel. Worauf dieser vor Lacken einen drohlichen Erstickungsanfali bekam und sich nickt enthalten konnte, diese gelungene Reproduktion der Giftpflanze dem Original zu zeigen. Dieses lief gelb und blau an. als es sich auf solche Weile vom unerbittlichen Schicksal persönlich entlar.t sah und gina — zwar nicht ein, sondern fort, dies aber aus Nimmerwiedersehen. „Der gemeine Satansröhrling, sehr giftig!" stellte Nroies- sor Truckenbrodt streng wissenschaftlich lest, als sie mit 20 Kof fern und 14 Hutscl-achteln abzog und wischte sich die Lachtränen mis den Augen. Bald darauf brachte Wulf als Ersatz ein nette Nichte ins Haus, und die Kietz Erika, Onkel Truckenbrodt vretzte sie nickt ins Herbarium, sondern in seine bereitwilligen Schwiegeronkel« Arme. Ein Rätsel Heim, der autzergewöknlich volkstümliche, lo zahlreich gemäß. die zählen, der :n Staaten ging. Ein« reit, deren damaligen fr war oft i gewöhnt, s nun der chung, datz ider, einen h und auch mdere Sit- au dasselbe lund setzen adc sprach, ihl auf den der ganzen wlidge eine i hatte in- r schließlich Als Heim, der außergewöhnlich volkstümliche, wegen seiner ungeschminkten Redeweise berühmte Arzt, zum erstenmal mit Schleiermacher zusammentraf, rief er erstaunt aus: „Sind Sie der berühmte Schleiermacher?" Der Angeredete lehnte den Ruhm bescheiden ab, erwiderte jedoch, er sei allerdings der einzige Professor und Prediger dieses Namens in Berlin. Da fuhr cs Heim heraus: „Mein Gott, ich Hobe mir unter Ihnen einen großen ansehnlichen Mann vor gestellt, da die Damen mit solchem Eifer in Ihre Kirche strömen." ist. Jeder.Haarsack ist mit einem kleinen Bündel von Muskel fasern ausgestattet, sie sich unter den, Einfluß der Kälte oder starker Gemiitserregungen zusammevztehen und dann das Haar leicht ausrichten. Das Haar „sträubt" sich dann. Die Haarfarbe steht in direktem Verhältnis zu der Summe des Pigmentes, das sich in dem .Haarkörper befindet. Das lichtblonde Haar wird aber durch kleine Liiftbläsclzen hcrvorgerufen, die sich ebenfalls tm Haarkörper bilden. Die Haarsäcke sind beim Neger viel Tussetn wartete noch, bis die Tür geräuschlos geschlos sen wurde, und neigte sich dann wieder zu Anita hinüber. „Ans dein Wohl, Nita!" „Und ans das deine. Dick." Eie trank, behielt das Glas zwischen den Fingern und sah ihn an. „Du hast das Lingen verlernt — nnd ich lernte das Tanzen." „Die Tänzerin Gode — „Na. Tick." Tnssein sah jeht beinahe so vor sich hin, wie die Gra zien, die die Lompe trugen: starr und abweisend. Anitas Gesichtsansdruck lies; Zweifel offen, ob es Mit leid oder Lpott war, das sic empfand. Eie sprach kein Wort nnd wartete ans den Augenblick, wo seine Ziga rette ein Loch in die Decke breuucn würde. Denn er hatte sie achtlos weggelegt und nahm sie zusammenschreckend erst wieder ans, als die Glut den Leidcnfadcn bereits er reicht hatte. „Warum?" fragte er, ohne sie anzusehcn. „Warum ich Tänzerin wurde?" „Sehr einfach! Es war mir ein Bedürfnis." „Ein Bedürfnis —" sagte er verständnislos. „Das be greife ich nicht. ES Hütte doch auch noch andere Berufe gegeben " „— die weniger öffentlich wären," vollendete sie den Sah. „Nein, nein, beschönige nichts," wehrte sie ab, als er ihr ins Wort fallen wollte. „Tein Gesicht sagt es zu deutlich. Du kannst noch immer nicht lügen. Gott sei Dank! Das rechne ich dir hoch an. Darum sollst du jetzt auch missen, das; cS mir nicht bloß ein Bedürfnis war, sondern das; es auch eine Notwendigkeit für mich be deutete. Ich weis; nicht, ob du mit der Heimat noch in Mblung stehst. Ich vermute, nicht. Sonst wüßtest dn wohl Bescheid. — Wir verarmten nämlich." „Unmöglich —!" rief er aus und brachte erneut die Tischdecke in Gefahr. Sie nahm ihm die Zigarette weg nnd legte sie vor sichtig in die Aschenschaie. „Ich ruiniere nicht gern, was anderen Leuten gehört," sagte sie lächelnd. — „Also wir verarmten. Mein Bater hat ein zweitesmal geheiratet. Ich weis; nicht, ob du den Zusammenhang verstehst." „Nein," sagte er. „Wenigstens nicht, was das mit eurer Berarmung zu tun hat." Er war bestürzt, als sie plötzlich anfstand, zum Fenster ging nnd erst nach einer Weile wieder znrückkam. Aber sie setzte sich nicht mehr. „Bleib," sagte sie nnd drückte ihn ans seinen Stuhl zurück. Sie überlegte, ob es einen Zweck hätte, ilnn alles zu erklären. Es waren immerhin fünfzehn Jahre dar über vergangen, das; sie zusammen über Zäune get'etlert und Hühncrnestcr abgcsncht halten. Schließlich aber hat ten sich die ganzen Ereignisse so in aller Oeffentlickteit abgespielt, das; auch er darnm wißen dürste. „Zu Hanse pfeifen es die Spatzen von den Dächern," sagte sie, ging nach dem Schreibtisch und holte eine Damcnzigarette ans dem Mittelfach. ,^ch ivar lange nicht mehr zu Hanse," entgegnete er. Es war ungerecht gewesen, sie zu kränken, nur des wegen weil sie Tänzerin geworden war. Er hatte Kranen kcnncngelernk, die andere Berufe anoiibten und sich nicht neben Anita stellen dursten. Er empfand cs nur als ausgesprochen unangenehm, wenn er sich die Freun din, möglichst noch halbentblöstt, ans einer weiten Buhne vorstellte, von der Menge gierig angestarrt. Tän zerin zu sein, war gewiß ein ehrenhafter Berns, es gab berühmte Namen darin. Aber, zugegeben, er reagierte nun ein mal in dieser Beziehung ein wenig altmodisch. Tas Pri vate galt ihm sehr viel. „Bitte, setz dich wieder," sagte er. „Tas liegt doch sicher alles ganz weit zurück, Anita, daß es unnütz ist, sich nencrdinaS darüber ans;nreaen." länger als bei weißen Rassen, uns die Haare sind deutlich ge krümmt, wodurch das Gckrüusel des Negerhaares entsteht. Alles erledigt „Nun Hänschen", fragt Mama ihren eingcladeueu Kleine», „was wirst du tun, wenn du genug gegessen haiE" „Dang komme ich nach Hause." rvesen, das; man keine Frage gestellt hätte,' obgleich sie ihm mehrmals ans der Zunge gelegen. Aber dieses Filigronfigürchen paßte nicht in das Erinnern, das er an seine Kinderfrenndschaft hatte. Die Anita von damals — Anita Nodegg — versprach Formen, hatte wahrscheinlich längst geheiratet und war Mutter von einem halben Dutzend Kindern. Eie hatte schon seinerzeit immer einen großen Puppcnwagenpark besessen und Puppen in Blond und Schwarz und Braun darin spazierengcsahren oder Kleider anö gesprenkeltem Musselin für sie genäht. Er blähte die Nase nach dem Lindcnbltttcndnft, der auf einmal wieder durch die Halle zog, und sali sie die Treppe bcrabkvmmen. Als sic au ihm vorttberging, streckte er die Hand etwas ans, so daß sich ihre Finger berührten. „Verzeihung," sagte er, znr Seite tretend. „Dick?" kam eö zögernd. „Nita?" An den Kosenamen ihrer Kinderzeit erkannten sie sich. „Ich mns; immer schon dein Gesicht studieren," gestand sie und überlies; ihm ihre Hand. „Du hast dich sehr ver ändert, Dick." Sie gingen nebeneinander her nach der Terrasse, wo sie ihren Spitzcnschal vergessen hatte. Er nahm ihn über den Arm nnd begleitete sie zum Lift. „Ich glaube, wir wohnen Tür an Tür." „Ich weiß cs, ja. Immer wenn ich deine Stimme hörte, dachte ich: Er muß cs sein! Tann aber kamen immer wieder Zweifel. Du hast zum Beispiel früher immer so vor dich hingesnngen, das fehlte mir." »Ich singe nicht mehr," sagte er, hinter ihr in den Lift tretend. „Dafür singen meine Maschinen. Ich bin Ingenieur bei den Atlantic-Flugzeugwcrkcn." „Ahl" staunte sic und hielt sich an seinem Arm fest, denn der Fahrstuhl war etwas zn weit nach oben geraten und der uniformierte Junge drückte ihn nun mit einem raschen Hcbclschwnng etwas nach unten. Sie wurden durch den jähen Nnct leicht in die Ecke geworfen. „Verzeihung!" entschuldigte sich der Junge. „Erste Etage." Sie trat mit Tusiein auf den Korridor nnd schritt neben ihm nach rechts hinunter, wo ihre Zimmer lagen. „Dn bist verheiratet?" fragte er, ihre rechte Hand streichelnd, die einen glatten Reif trug. „Lange schon?" „Ueberhanpt nicht. — Es ist mir nur ein Schutz." „Gegen wen, Anita?" „Oh," meinte sie, „gegen den Mann im allgemeinen. Lächerlich und begreiflich zugleich, uicht wahr? — Darf ich dich zn einer Tasse Tee bei mir einladen? Oder Bowle? Ich habe nämlich eine ans Eis stehen. — Soll cü Bowle sein, ja, Benedikt?" „Oh — gern." „Haben wir noch Walderdbeeren?" fragte sie gleich darauf die Zofe, die Tnssein den Schal abnahm. „Ja? Also servieren Eie uns bitte gleich einmal die Bowle, Agnes. Ich brauche sie nun nicht allein zu kosten. Herr Tnssein hat die Liebenswürdigkeit, mir dabei Gesell schaft zn leisten." Damit schob sie Tnssein vor sich her in -en kleinen Salon, an den ihr Wohnzimmer stieß. Dem Innenarchitekten des Hotels war hier etwas Besonderes geglückt, er hatte ein entzückendes rundes Gobclinsofa in die Ecke gestellt und zwei tiefe Sessel nm den niederen Tisch gruppiert. Grazien ans weißem Marmor trugen die Stünderlampc, die Anita jetzt ans der Mitte rückte, nm TnsscinS Gesicht sehen zu können. „Rauchst du, Tick? Zigarren? Zigaretten? Gott sei Tank!" lachte sie, als er nm eine Zigarette bat. „Mit Zigarren bin ich schlecht versorgt." Sie ließ ihn ans einer länglichen Silberschachtel wählen und hielt ihm das an gebrannte Streichholz an das seine Tabakgckränsel. — „Gut? Ich habe sie ans Holland mitgebracht. Ich selber liebe diese starken Sorten nicht." „Um ans meine Frage von vorhin znrückzukvmmen, Nita: Tn stehst also ganz allein?" „Ganz allein," wiederholte sie, rückte die Aschenschale znr Seite und nahm Agnes die geschlissenen Gläser ab. „Ich klingle, Agnes, wenn wir etwas brauchen sollten." ?mndert Alillionen Kürzlich »eröiscntlickte Statistiken hoben aneiat., -aß «nick In unserer Zeit -er allaeineinen Motorisierung die Pl'rde -iirckxnis nickt zmn Aussterben bestimm! sind, sondern -aß es gegenwärtig in der Well über 100 Millionen Kieler edlen Vier« fiißler gibt, nnacrecknet die Wil-p'er-e. U -ber ein Drittel die ser protzen Zahl gehört Rußland: dann lolgen nach der Größe Ihres Pfei-debesitzes die Vereiniaten Staaten. Araentinien und Deutschland. In Araentinien sagt inan acr». daß „aus jeden Man» ei» Psird kommt". In Ehina a>bt cs dogeaen nur ei» Pferd aus je 100 Personen. Besonders hervorzuhcben ist, daß in tnni .Heeren trotz der M-'taristernna die Zobl der P-er-e, die sie brcruchen, heute größer ist. als sie es im Weltkrieg war. HaiioNckrUUester Georg Winkel: blellverlreier Dr. Merbord De»cznk; Verlag»- nnd Aacclirnleiier: Tbeador Winkel sömillck Dresden. Druck und 'Ne lag- Germania Vuckdruckerei u Verlag. Dresden, Voileistrok« 17. - Vieu-Nsie Nr. ä ist piliig 1. Gute Hotels beweisen ihre Aufmerksamkeit ihren ktammgästen gegenüber dadurch, das; sie aus deren Ge- wohnhciten Rücksicht nehmen. Das Eden-Hotel führte sogar eine eigene Kartothek darüber. So stand beispiels weise in derselben verzeichnet: Direktor MöbiuS: Zimmer nach rückwärts — Beef steak ganz durch, ohne Zwiebel. Und hier unter A: Dr. Ahrend: Ab 23 Uhr frisches Waster auf den Nachttisch — 7 Uhr früh Vollbad von 1K Grad — Honig zum Frühstück — ißt kein Weißbrot. Oder auch folgendermaßen: Chefingenieur Benedikt Tussetn bevorzugt dunkle Holländer-Importen — bei Tisch Fensterplatz — benützt den Lckt — Tageszeitungen neben das Gedeck — mischt seinen Wein selbst. Dieser Aufmerksamkeit hatte eS Tussein zu verdanken, daß er «Nein in der großen Fensternische des Speisesaales saß und den ganzen Tisch für sich frei hatte, nm die Zei- tungen neben sich auszubreiten. Er nahm sich nicht ein- mal so viel Zett, die Kartoffeln zu salzen. ES war viel wichtiger zu wissen, daß sich die Atlanttc-Werke ver- arößern wollten. Hier stand es schwarz ans weiß. Er legte das Blatt erst zusammen, als der Nachtisch gereicht wurde: Eiscreme mit Kognakkirschen. Das hatte er schon als Kind bevorzugt. Nur daß seine Mutter ihm recht selten diese Leckerei vergönnt hatte. Seinem Platze schräg gegenüber, nur durch die niedere Fensterbrüstung getrennt, saß eine Dame und beobach tete das Hin und Her am Terrassenaufgang. All die ver schiedenen Schnhformen und -färben in Weiß, Braun und Schwarz. Und dann die so unterschiedlichen Klei der: Seide, Voile, schlichtes Leinen. Die Gesichter drück ten säst ohne Ausnahme Erwartung aus. Man aß sehr gut im Eden. Tnssein hatte die letzte Kirsche ans der Schale gelöffelt und suchte wieder nach der Fran auf der Terrasse. Sie war noch da, dankte eben für einen Grnß und er hob sich nun. Zuweilen waren sie sich schon in der Halle begegnet oder oben im Korridor. Ihre Augen fragten sich immer gegenseitig: Bist du es? — Der Mund kam nie dazu. Die Begegnung war jedeSmal zn flüchtig. Fünfzehn Jahre verwischten Gestalten nnd Gesichter. Tnssetns schmaler Knabenkörper von einst hatte sich in die Breite entwickelt. Daß er nicht plump wirkte, ver dankte er lediglich seiner Größe, die über das Normal- mas; hinanöging. Man konnte wohl sagen, das; seine Körpermaße Achtung cinflößten. Und ein Raufbold mochte eö sich überlegen, mit ihm anznbindcn. Sein Haar zeigte sich noch immer dunkelblond. Nur wenn man Ge- leaenheit hatte, es anö nächster Nähe zn betrachten, schimmerte es an den Schläfen leicht silbern ans. Das war Vererbung. Alle Tnssetns ergrauten früh. Man empfand das nicht als Nachteil, es wirkte immer männ lich. Die Fran von ber Terrasse schlüpfte eben an ihm vor- - über und ließ einen süßen Hauch von Lindelwlttten zu rück. Er schnupperte in die Gegend, wohin die Dnftträgerin verschwunden war, bekam Zigarettengernch in die Nase und wandte sich ernüchtert der schwarzen Tafel zn, welche die Namen der Hotelgäste verzeichnete. Nummer 28: Benedikt Tussein. DaS war er. Nummer 11—14: Anita Gode ... Er hatte nie eine Anita Gode gekannt. Demnach war sie eS nickt. Und somit war es auck aaiu ricktia ae- Der Lohn des Aapellmeisters Eine der Licblingsgeschlchtcn Hans Richters wor ei» Er lebnis mit Bruckner, als er eine seiner Sinfonien dirigierte. „Als die Sinfonie zu Ende war, kam er In einem Rausch des Entzückens auf mich z», und ich fühlte, wie er mir etwas in die Hand drückte. „Da hast du etivas, mein guter Junge", sagte er, „um auf meine Gesundheit zu trinken." Es war ein österreichischer Taler, den ich seitdem immer bei mir trage nnd der mich erinnert, Die Giftpflanze Sie wucherte nicht im Garten, sonidern Im Haushalt des alten unbeweibten Professors der Botanik Dr. Truckenbrodt. Als Hausdame trieb sie dort ihr Unwesen, verscheuchte nach und nach fünf Neffen des Alten und betäubte diesen mit dem Gift ihrer Verleumdungen, um ihn zu beerben. Uick der alte Pflan- zenkenner und Weltfremdling siel aus sie herein. Eie hieß nicht Franz, diese Kanaille, sondern Franziska, auch ivar sie nicht dürr und lang wie heimatliches Bohnenkraut, sondern fett und exotisch wie eine fremdländische Agave. Da durch bekam ihre Bosheit eine niederträchtige Ranzigkeit. Sie lächelte stets öltg und unfehlbar, wenn sie mit unerschütterlicher Endgültigkeit ihr pharisäisch-vernicktcndes Urteil über die Ver wandten des alten Truckenbrodt fällte. Onkel Franz aber hielt dies Gewächs lange Zeit sür eine nützliche Gartenzlcvde und seine Neffen für vom leidigen Satan gesätes Unkraut. Dies war der einzige Fall, in dem die vor treffliche Fachkenntnis dieses Botanikers irrte. Bis der Nesse und Licdcrsänder Wulf Reutter austauchte. Er machte sich weder etivas aus den giftigen Intrigen der Dame Franziska noch aus der Erbsciiaft Onkel Truckenbrodts, und gerade das verlieh ihm eine unüberwindliche Ucbcrlegen- heit. Alle frommen Sprüche prallten an ihm ab, er sang nur um so eindringlicher seine selbsterfundenen Spottliedcr zur Laute, in denen Franziska sehr ük^cl mitgespielt wurde. Zuerst wollte Ihn der Onkel hinauswcrsen, wie seine Vorgänger, aber dann begann der treffende Witz Wulfs in seinem Gemüt, das dein Humor nicht ganz abhold ivar, zu wirken wie ein Gegen aist. Wulf brachte -en Onkel Mal für Ma' so zum Lacken, -aß darob die Wolken der sranziskanlsckicn Verdüsterung von seiner Seele wiciien und er mehr und mehr seine Hausdame Im Lichte der Objektivität zu sehen begann. Der Zufall hilft dem Glücklichen. Wulf Reutter überredete Franstska eines Tages dazu, sich van ihm photographieren zu lasten. Als er das entwickelte Kontersei beirachtcic. fah er zu seinem eigenen Erstaunen unter dem Bild das Wort „Gift pflanze" prangen. Er rieb sich die Augen. Tatsächlich, da stand auf der Pappe unter der runden Gestalt Franziskas deutlich gedruckt zu lesen: Giftpflanze. Das kam davon, wenn man
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