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Donnerstag, 8V. Januar 1941 Sächsische Volkszeitung Nummer 26. Seite 8° niMzu vok I.scttttkilikk-kokkrsii. MicrvM - nuorirrcuurr ounc« vrnuzo ori^« «urrun. vrnv-cu. ;x. 14. Fortsetzung. SeinSheim schien wahrhaftig liberal! zn Hause zit sein, denn in der Villa bekam sie den niederschmetternd den Bescheid, der Herr Baron bätte vor slinf Minuten angernsen, das, er heute nicht mehr eintrefse. Vielleicht morgen, möglicherweise aber auch erst übermorgen. Tb die gnädige Iran eine Nachricht hinterlassen wolle? Das wollte Anita nicht. „Ich bin fertig, Herr Nieder," sagte sie still, als er ihr bis znm Gartentor entgegen- kam. „Vollkommen. Ich habe nicht einmal mehr Sehn sucht nach einem Glühwein." Er meinte, Glühwein wäre bei diesem Hundewetter für alles gut. Zum mindestens heize er gut ein, dann aber mache er anch leichter. Und wenn sie schon nicht nach innerer Erwärmung begehre — ob sie nicht doch das Bedürfnis nach ein wenig Erleichterung verspüre?" „Ja, das schon," nickte sie müde und fragte dann, ob er Tussein kenne. Eie nahm daS Telegrammblatt anS der Iackentasche. TS war viermal zusammengefaltet und hatte eine Un menge Kniffe. „Wir sind Jugendfreunde," sagte sie, während sie in das Restaurant fuhren, von dem er be teuert hatte, das; eS gut und heimelig wäre. „Ich habe mich tn Hamburg noch von ihm verabschiedet. Er wollte mir von Athen ans schreiben. Er hat nicht geschrieben. Ich war kopflos, als ich den Aufruf der Polizei bei meinem Bruder laS. Nun erscheint es mir fast lächer lich. Er wird einen Abstecher gemacht haben, von dem er niemand etwas wissen lassen will. Dick Tnssein bringt so leicht keiner um. Sie kennen ja meinen Bruder. Tussein ist noch nm einen halben Kopf grösicr als er. Wenn ihm etwas zugestosien sein sollte, dann kommt nur ein Unglttcksfall in Irage. Sind wir schon da?" fragte sie, als er vor einem neuen Hotel stoppte. Der Megen rann über das graue Verdeck und rieselte in dicken Strähnen, ans den schwarz glänzenden Asphalt. ^Gcben Sie acht," warnte er, „wir stehen in einem See." Er trat auf daS Trittbrett, sprang, streckte die Arme ans nnd hvh sic auf den Gangsteig. J-rauen wie diese Anita Gode konnte man tatsächlich durchs Leben tragen. Sie beeilten sich, nas; und fröstelnd, unter den über dachten Vorbau zu kommen und spähten ins Innere. Der Portier gähnte, hielt aber trotz der ihn umgeben den Leere die Hand vor den Mund. „Demnach Ist es ein gutes Hotel!" urteilte Anita lächelnd. Cie bat Meder, Glühwein zu bestellen. „Ich will nur rasch meinen Brnder anrufen," erklärte sie und verschwand in der Tclcphonkabinc. DaS erste, was ihr Vollmer ans dem Draht ent- gegenschleudert«, war, das; sie ein rücksichtsloses Ge schöpf sei. „Bert!" rief sie gekränkt, „wenn ich daS gewusit hätte " hättest du wahrscheinlich überhaupt nicht ange- rufen!" sagte er böse. „Um elf Uhr läufst du weg, bist einfach nicht mehr da, nnd jetzt ist es einhalb vier Ubr. Mein Wagen ist mehrere Male polizeilich festgeslellt morden, weil ich dich wie ein Verrückter suchen musste. Viermal bin ich in deinem Hotel gewesen nnd zwanzig- mal habe ich angcklingelt. Wo bist du überhaupt?" „In Potsdam —" sagte sie kläglich, ihre Ledertasche gegen die Brust drückend. „Wo?" fragte er verblüfft. Sie nannte daS Hotel. Troll TnsicinS Verschwinden war sie glücklich. Bert hatte sie „wie ein Verrückter" gesucht . . . „Meder hat mich heranSgcfahren." „Wer?" rief er aufgebracht. „Kammersänger Meder." Der I-luch, den er auSstiesi, lieh sie erschreckt die Gabel des Hörers Niederdrücken. ES knackte, und die Ver bindung war entzwei. — Noch einmal anrnfen? — Nein! Er wusste ja jetzt, das; er sich nicht zu sorgen brauchte. Eines weiteren bedurfte es für den Augen blick nicht. Er war zu unhöflich gewesen. Meder grinste, als sie znrückkam. „Ter Wein kocht fast, Iran Mode. Ich fürchte, Doktor Vollmer ist in ähnlicher Verfassung." „Haben Sic wirklich nur eine kleine Verschleimung?" „Wirklich nur. War er böse?" „Er bat geflucht, als ich Ihm gestand, bah Sie mich hcraefahren hätten." „Aus Ihr Wohl, gnädige Iran!" trank ihr Meder zu. Er stellte sich Vollmers Gesicht vor. Ans keinen Iall würde er sich in den nächsten Tagen bei ihn: sehen lassen. Er spürte leist schon einen netten Katarrh im Anzug. „Nur bei schönem Wetter ansgehen," hatte der Arzt geraten, „nnd nasse Iüsic vermeiden!" nnd seine Socken patschten jetzt geradezu. Er mar, als er Anita anS dem Wagen trug, mitten in einen richtigen See dicht am Rinnstein geplanscht. Von Bereuen war des wegen noch lange nicht die Rede. Er sah lächelnd zu Anita hinüber, die ihn nachdenklich betrachtete. „Inter essiert Ihr Herr Brnder Sie anch so wie seine Patien ten?" fragte er vergnügt. „Wir sind selten beisammen. Sind Sic nicht zufrieden mit ihm?" „Und ob?" bekräftigte er. „Haben Eie sein Warte zimmer gesehen? — Er ist überlaufen, denn die Scheuerfrau vom Anhalter Bahnhof wird von ihm mit derselben Gründlichkeit untersucht wie ich. Aber wehe, wenn man ihm zuwlderhaudclt. Er hat kürzlich den; schwedischen Generalkonsul mitten im Tiergarten die Zigarre ans dem Mnude genommen, weil er ihm das Nailchen verboten hatte. Ich möchte jetzt nicht ge ¬ rade mit ihm znsammeutrcssen. Wenn ich Sie zurück bringe, schaue ich, das; ich mich sofort wieder verdufte." Der Vorsatz war zwecklos, denn cS dauerte keine zwanzig Minuten, da kam Vollmer an ihren Tisch nnd sagte in höflich vollendeter Iorm: „Ihr Glück, das; Sie das Verdeck oben haben, Herr Meder. — Entschuldige, Anita, wenn ich vorhin nicht eben zart war. Ich habe drei Stundet; nach dir gesucht! Vaters Befinden hat sich verschlechtert. Ich mns; dich bitten, sofort mit mir zu kommen. — Wenn Sie zu Hause sind, Herr Meder, nehmen Sie möglichst sofort ein warmes Bad und gehen gleich zir Bett. Ich werde morgen früh nach Ihnen scheit. Am liebsten wäre es mir, wenn Sie mit uns znrttcksahren würden " „Genus;," erklärte Meder sofort sein Einverständnis. „Selbstverständlich, Herr Doktor, ich mns; nur noch be zahlen." Vollmers Art, sich so zu zeigen, war ihm derart fremd, das; eS ihn fast erschütterte. „Hast du etwas über Tussein gehört?" fragte Anita, als sie neben ihm im Wagen sah. „Nein, Bert? — Aber das; er verschwunden ist, hast dn gelesen?" „Ja, Anita." „Ich war so kopflos, als ich von dir sortlief," gestand sie. „Ich habe in der Zwischenzeit nach Hamburg und an SeinSheim telephoniert. Beides war umsonst. Ham burg konnte mir keine nähere Auskunft geben und SeinSheim war überhaupt nicht zn erreichen." — Das; er nur stumm nickte und überhaupt so merkwürdig ver schlossen war, weckte In Ihr einen jähen Verdacht. „Steht es sehr schlimm mit Vater?" „Ja, Kind." „Schon gestorben?" stles; sic heraus. „Bert! Sag doch, Bert! — Schon gestorben?" „Ja, mein Armes —" Diesmal hielt Vollmer dtS Hände fest nm daS Steuer geklammert. Aber Antta griff ihm nicht hinein. Sie legte nur daS Gesicht gegen seine Schulter und weitste lautlos. 12. SeinSheim war bei strömendem Ncgen abgeslvgen. Er hatte nach Berlin gewollt und sich plötzlich anders besonnen. „Nach Hamburg!" ordnete er an, den Piloten auf die Schulter tupfend. Söst war das gewohnt. Es war beinahe die Regel, das; SeinSheim während des Iluges «indisponierte. Heute war es ihm sogar erwünscht. Es war entschieden ein Vorteil, mit dem Wind zu fliegen, als ihn gegen sich zu haben. Eine verdammt kalte Brise war das und lies; an Stärke nichts zu wünschen übrig. Zudem würde seine Braut froh sein, wenn sie ihn so unerwartet beim Abcndtisch vorjäude. SeinSheim tippte ihn schon wieder auf die linke Ach sel. „Innken Sie bitte ans Werk. Ich lasse Gerlosf bitten, das; er mich erwartet. Ich komme zu ihm in die Wohnung. — Bis wann können wir in Hamburg sein?" „Iu uugefähr einer halben Stunde, Herr Baron." „Also in einer halben Stunde." Die Nachricht wurde Gerlofs überbracht, als er gerade in seinen Mantel schlüpfte, um wegzngehen. Er war seit dem Morgen nicht aus dem Büro gekommen. In» mer in der Erwartung, SeinSheim würde anruien. Jedesmal, wenn es klingelte, dachte er: jcht! Aber immer war es wieder jemand anders gewesen, wie znm Beispiel diese Anita Gode. Dem Bilde nach, daS SeinSheim in jeder seiner Wohnungen stehen oder hängen hatte, musste sie schön sein. Nun ja, Schönheit war Geschmackssache. Gerlofs fand, das; Iiligranfignrcn etwas sehr hübsches zum Ansehen waren, znm Berühren aber weniger. Matt musste fortwährend auf sie Obacht geben. Man muht« sicher auch mit dieser Anita Gode ähnlich umgeben. Er hatte sich ohne Wissen Seinshcims nach ihr er kundigt. Ibr Ruf ivar tadellos. Aber da war dieses andere — dieses verdammte — „Nh, da bist du ja," unterbrach er selbst seine Ge- dankeureihe nnd ging SeinSheim, der ohne zn klopfen eingetreten war, die paar Schritte bis zur Mitte deS Zimmers entgegen. „Muten Wind gehabt? Nein? —- Sturm? — Man hört'S. Aber nun bist dn ja da. Ich wartete seit heute morgen aus deinen Anruf," „Ich hatte scbr viel zu erledigen." „Ich kann es mir deuten," sagte Merloss. „<vstt;l dn dich nicht setzen? Ich bin auch erst eben gekommen. Die Nachricht, das; du mich sprechen willst, traf ein, ehe ich wegging. Dein Pilot mns; schneidig geflogen sein. Ich hatte dich nicht vor acht Uhr erwartet." „Bin ich zn früh gekommen?" „Zn spät," erwiderte Merlos; und reichte SeinSheim Jener für seine Zigarette. „Wenn das altes stnumk, was ich da erfahren habe " „Alles." „Dann inst du mir wirklich leid, Ulrich." „Deswegen bin ich ja gekommen, um mich von dir be mitleiden zn lassen," versetzte Seinshei.n gereizt. „DaS kannst du ja so gut —: Teilnahme bezeigen. Darauf bin ich ja seinerzeit anch hereingesallen." „Hm! Ich fürchte, dn bist inzwischen auf viel Schlimmeres hereingesallen." „Rolf!" „Schon gut," sagte Gerlosf. Scinoheim noch einmal Jener reichend, schob er sich einen Stuhl au den runden Tisch nnd sagte kein Wort mehr. Er befand sich an der Grenze, die man nicht überschreiten durfte, weil eS sonst zu offenem Kriege kam. DaS musste vermieden werden. Wenn SeinSheim blind geworden war, brauchte er einen Z-iihrer. Es war nicht das erstemal, das; es sich so verhielt. ^Fortsetzung folgt.) „SL'che Blüte" und „reines L)erz" Chinesisch« Mädchennamen Auch bei uns bemühen sich die Eltern, ihren Töchtern schönklingende Namen mit ins Leben zu geben, und dieses Be streben findet häufig noch eine Verstärkung in der Beilegung von allerhand Kosenamen. Aber doch ist europäische Phantasie armselig gegen das, was der Chinese auf diesem Gebiet leistet. Lin zärtlicher Vater nennt z. D. sein ilRiby „Mondstrahl". Ist die Kleine «tivas gröher, dann nennt die Mutter sie „kleine Taube", mährend Besucher sie mit „Hcrustöchterchen" anrcden. vllimennamen sind sehr beliebt, und da die Orchidee bei den Chinesen das Sinnbild des höchsten Duftes und der gröhtcn Zartheit ist, findet man sehr viele Mädchennamen, in denen diese Vlunie vorkommt. „Scl)eue Blume" oder „Sühe Blüte" sind ebenfalls Namen, die jungen Mädchen mit Vorliebe beige legt werden. Wie hier die Schönheit in den Vordergrund tritt, so spielt der Charakter die Hauptrolle in Namen wie „Reines Herz", „Frieden und Bescheidenheit", „Tugend und Schönheit", „Rescheivenheit gepaart mit Fleih", „Treue nnd Wahrheit". Alles, ivas es sonst noch an Tugenden gibt, wird zur Benennung de« schönen Geschlechtes bemüht. Aist>ererseits gibt es auch Na men. die über die Trägerin überhaupt nichts aussagen, wie z. B. der Name „Wanapan". der bedeutet: ein Madci^n, das keinen Bnvlter besitzt, sich aber einen wünscht. Wird in der Familie ein Sohn geboren, dann wird Wangpan einfach um gekauft. Das Nöntaen-Museum iu teuuep Das Röntgen-Museum in Lennep, das die Mebnrtsstadt des grossen Forschers geschaffen hat, bringt, wie dis Woä^n- schrill „HIppokrates" schreibt, nicht nur Röntgens Leben und Werk, sondern auch Len beispiellosen Sicgcszug der nach ihm benannten Strahlen und ihre Auswirkung ans die verschieden sten Zweige einer spezialisierten Wissenschaft zur Darstellung. Das in einem der schönsten Patrizierhäuser untergebrachte Mu- seinn enthält vor allem ein Gedächtniszimmer und eine Nönt- genbücl^rct. Cä^iuküsten bergen zahlreich selten« Bilder und Dokumente zu seinem Leben und Sclmll'en, Porträts, Briefe und Schriften, Darstellungen seiner Wirkungsstätten, Appara turen. Wlkblattkarikaturen und frühe Röntgenaufnahmen des Fahres 18si!>. In der groben Ausstellungshalle wird die Fort entwicklung des Apparatebaues dargcstcllt u>st> an etwa 4ü Röhren die Entwicklungsgeschichte dieses wesentlichen Bestand teiles gezeigt. Eine besondere Abteilung ist Lein Strahlenschutz gewidmet, eine andere der Slrahlenmessuna. Die Räume im Obergeschos; führen in das wette Feld der Mirknngsivcisen der Strahlen und zeigen, wie die epochemachende Entdeckung tn tausend Berästelungen hlneingretft in die verschiedensten Znuüge der Wtssensclxstt und sie weitgehend befruchtet Den breitesten Raum nimmt natnrgemäh die medizinische Wissenschaft ein. die an Platten und Filmen zeigt, wie die geheimnisvollen Strahlen der Feststellung einer KrgnKbett, aber auch der Heilung van Leiden dienen. Auserlesene Filme sichren u. a. Kriegsverletzun gen, Knachenbriiche, Krankheiten der Niere, des Magens, d-r Lumge, das Ganz,bild des Mensciien und die Krebsbehandlung vor Augen. Auch die Röntgenkinematographie wird dargestellt. Line Stadt, die keinen Nachtwächter braucht Die Stadt Aeppelbo In Schweden hatte bis vor kurzem wie die anderen Gemeinwesen ihrer Art einen Nachtwächter dienst. Es ivar sst)on immer keine grotze Wachmannsci-ail, son dern nur ein einziger Nachtwächter, der für dis Sicherheil der Stadt ausreichend schien. Aber auch dieser leiste Hüter der Ord nung Ist dieser Tage auf einstimmigen Beschlich des Sladtralcs entlasten morden. Zn der Begründung dieser Mahnahme wurde erklärt, Latz seit vielen Fahren nicht das Geringste geschehen ist, das die nächtliche Ruhe in Aeppelbo gestört hätte. Es gab kei ¬ nen ruht störenden Lärm, keine Prügeleien, geschweige denn Einbrüci>c oder andere Berbrechcn. Wozu sollte allo die Ebrdt weiterhin sich die Ans<zabe für einen Nochllvächter anscrlegenl Es gab nur einen, der gegen Liese Mahnahme Widerspruch er hob — das ivar der Nachtwächter leibst, der bis dahin diesen wenig aufregenden Dienst versehen hatte, alle anderen In der ehreniverlen und friedlichen Büroerschall waren völlig damit einverstanden nick suhlten sich in ihrer 'Ruhe nicht im geringsten bedroht. Die Erinnernng „'Mir ist, als ivären wir schon NM Fahre veib iratet*« sagt sie nach einem Streit. „Fch kann mich gar nicht inehr erinnern, rote wir zrckawincngekowwen sind" „Aber ich", sagt er trübsinnig. „Es nmr bei einer Gesellschaft. und wir nwren 13 bet Tisch." Die kleine Gefälligkeit / Alfred und Rudolf waren die besten Freunde, obwohl sie völlig verschiedene Charaktere waren. Alfred, man hätte ihn als einen Vertreter der sogenannten guten alten Zeit betrachten können, ;var ungemein solid, rauchte nicht, trank nicht u-nd kannte kein einziges Kartenspiel, kurz gesagt, er war für das sanfte Fach der Ehe wie geschossen. Wenn er nur nicht so schüch tern gewesen wäre! Rudolf hingegen war ein Brichcr Luftikus, besonders die Mädchen halten es ihm angetan. Von Blume zu Blume zu flattern, biDete sein höchstes Fdeal. Wenn er nur bunte Schmetterlingsflügel gehabt kätiol Eines Tages lernte Alfred Fräulein Hilda keimen und verliebte sich sofort sterblich in sie. „Die iah ich schon dir", sagte Richolk, „diesen Typ mit walserblauen Augen mag ich nicht." Aber Alfred mochte sie sehr, ihm brannten die blauen Aeuglein wie glüheird« Kohlen Im Herzen. Mitgeteiit l>at er sich natürlich niemanden, auch seinem Freunde nicht. Wochenlang ging er wie traumverloren umher, sein gesamtes Sinnen und Trachten zielte darauf ab, wie er mit Fräulein Hilda wieder zusammen treffen könnte. Da klingelte eines Tages das Telephon auf feinen; Schreibtische. Er hätte beinahe den Hörer zu Boden fallen las- fen, als er die zarte Stimme Hildas erkannte. „Fch möchte fa gerne Ihre Güte in Anspruch nehmen, Herr Alfred", flötete diese. „Fch steh« Ihnen von Herzen gern zu Diensten", antwor tet« Alfred. „Denken Sie nicht schlecht von mir", fuhr Hilda fort. „Sie erschienen mir bei unserem ersten und etnziaen Zn'ainmen'ref- fen so vertrauenswürdig, datz Ich mir schon erlauben zu können glaube. Eie nvchinals um «Ine Zufmumeukimst bitten zu dürfen " Alfred schwamm in eitel Glüch und Freude. R rsch war ein Treffpunkt fcstgesekt Die Wabl fiel auf ein Kalseehaus. Selbst verständlich war Alfred pünktlich erschienen, und beide nah- Oon Lkaus Mittler men Platz i» einer lauschigen Laube nut Aussicht aus den jungen FInh. Für Fräulein Hilda bestellte Alircd Cie mit Schlagsahne. Für sich nur eine Tasse Kaffee. Wenn Fräulein Hilda nicht das Wort ergriffen hätte, wäre es «vahrscheinikg überhaupt zu keinem Gespräch gekommen, denn Alsr-d blieb stumm wie itn Fisch nnd stc-rrte glückstrahlend in das liebliche Gesicht seines Gegenübers. Aus jedem noch so bedeutungslosen Worte Hildas siböpste Alfred neue Hoffnung. Wie gerne hätte er ihr tu dieser Stunde seine Liebe gestanden und ihr gesagt, dah sein 'Monats halt ansrcichl, ein so kleines Frauchen zu ernähren und vielleicht so gar genügen würde, wenn . . . Er fand aber nicht den Blut ds;u. Di sagte cnd'i b Fräu lein Hilda u?ch segle sanft ihre Ha, L auf Ak'reds Schulter: „Fch habe Fhnen schon gesagt. Herr Alfred, du; Cie mir ungemein sympathisch sind." „Da kann ich mir also schon gestatten, Eie nm ein. Kleins Gefälligkeit zu bitten." „Selbstverständlich, von Herzen gern, sprechen Sie nur", stammelte Alfred. „Also bllte, lieber Herr Aires, haben Sie die Freu-'.dltch- keit nnd stellen Sie wich Fine in Freunde, wil dem ich Sie be reits häufig in Gesellschaft gesehen habe, vor . . ." Herr Alfred wurde lsickenblah Gewih. wem Fräulein, werd- Ich dies besorgen", saale er mit tonloser Sstw-ne. ohnv die Augen zu erheben. Sein Gesickl-'ansd-euck war dabei ko ver ändert. das; Fräulein Hi'd > crschrack und es beinahe bedauerte, die Bitte gestellt zn haben. ' danplschriflletler Geora AUnuel. SleNneclrcuer Dr Dcmznk- Äeriogs- nnd -Inretgenteiler: Theodor ViUndet io-nilich Drcsdca. Druck und NeUag: cüermania «ixi>dri,gi,r«t i> Neiurg. Dresden, Pet.crstwk« 17. — P-c-stike Nr. b ist ziitlig