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Sächsische Volkszeitung : 09.01.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194101097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410109
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-01
- Tag 1941-01-09
-
Monat
1941-01
-
Jahr
1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.01.1941
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Seite 4 Sächsische Volkszeitung Donnerstag. 9. Januar 1941 Nummer 8. Seite 5 »5 ''asten eine Weile nichts als ein halblaute- ungeheuerer Anstrengung den Kopf. iFcirlictzunn talch.t »arte sind auch nicht irpropa- er Zeit en eine mt sind n nam- engaues uszeigen rlnutern u««eökk-nccni»!u<u7r vuecn vkkcxi orx^k /^ri5re«,v/k»o^v/t SO. Fortsetzung. asts-Zei« ! Genos- >ben der . a. den rugungs- c Verfii- rtz durch cbhoskre- lgemeine : orqani» en land- der ihm ftsnnstal- -aftiiliien rhme be sten. Die kini 194k kgang ist ur solche m Platze geachtet, nschaften asten nn- n nabeln 'genossen- titglteder m fiihrte also Ser die ein« rung der sich auch ans Mit- IMS seine H. an. »le Kann'i- Kien. Ai» den Bezir- In der nor- . Rochlitz, die Austr». islerschafle» Dresden ewiihlt, das > nordischen lckelt Der iungmannen schanze und irk benötigt cschasten an is wird be« frllh folgt auf auf der Line Bombe legt ägyptische Altertümer frei Die ägyptischen Zeitungen berichten, das; in der west lichen Wüste bet der Oase Siwautn die Explosion einer Bombe grohen Kalibers den merkwürdigen Erfolg gehabt habe, das; sie Reste ältester Ruinen, die seit vielen Jahrhunderten im Lande begraben lagen, zutage brachte. Die ersten Nachforschun gen. die man daraufhin anstellte, zeigten, dah es sich um Bau ten und Bildwerke handelt, die aus die Zeit der ältesten Dy nastien zurüchgehen. Eine archäologische Kommission ist bereits an Ort und Stelle eingetrosfen, um Ausgrabungen zu beginnen, von denen man sich wichtige Ergebnisse für die ägyptische Archäologie verspricht. handel zu treiben. „Indes", la führt Armltedt fort, ..wenn sich ein solches Angebot in der Hauvtstadt des Landes, am Sitz der höchsten Behörden und der grötzten Bildung so ossen her» vorwagle, so läßt sich leicht vermuten, ivas damals noch unter der Hand im Menschenlmndel geleistet sein mag" Welche Wandlung in 200 Jahren, — und wenn Chronos uns jetzt ein neues Jahr in das eherne Buch der Geschichte schreibt, dann sollten- wir nicht unterlassen, einen Augenblick lang den dunklen Geheimnissen nackzusinnen. die im Hell» Dunkel der frühen Menschheitsgeschichte noch alle verborgen liegen mögen. 85. Krau Inspektor Türrbößl erfüll tue grage Neuigkeit von ihrer Nachbarin, der Fran Assessor Nncterl; die Frauen trafen sich an derGaiienschente vom Snchcrbräu, als sie für ihre Männer das Vcspcrbi-r holten. „Ja, grub Ihnen Gott, Frau Inspektor! Gut schauen Eie auSI Ja, Han, was sagen S' denn blos; zu Ihrem Fräulein? Ich hab immer gmcint, was das für ein unschuldiges Mädchen is. Ja ja, gclln S', die Jugend won Heutes O mei, wenn ich noch denk, zu uuserner, Das Herz an der Der Schaffner kam, zog die dichten Vorhänge zu und schal tete die Beleuchtung ein. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, eine Stunde, höch stens zwei, dann bin ich wieder daheim, die Fran ... die Kin der . . . träumte der Urlauber in ungeduldiger Vorfreude und die Schienenstohe, die In hastigem Takt die schnelle Fahrt des Zuges begleiteten, diinktcn ihm die schönst« Melodie. „Verzeihen Sic", wandte er sich an den einzigen Abteil gefährten, der erst im Dämmergrau an der letzten Haltestelle zuaestiegen ivar, „könnten Sie mir, bitte, sagen, wie spät es ist?" Eine mächtige Uhrkette, die wie eine Hochspannungslei tung ivcnn sie tiefe Taleinschnitte übersetzt, am Bauck)e des alten Herrn In grohem Bogen durchging, Uetz diese Frage unbe dingt als an die richtige Stelle gewendet ersciteinen. „Leider", entgegnete dennoch der Hochsoannungsleitungs- besitzer bedauernd und sah freundlich läclxUnd auf den Allzu- ungeduldigcn. „Danke", sagte der Urlauber und vermied es höflich, der Stimme den Unterton des Erstaunens zu verleihen, aber seine Augen blieben ganz unwillkürlich — buchstäblich nur einen Augenblick lang — wie in stummer Frage am mächtigen Ket- tenboaen hasten. * Entweder war nun der alte <serr Gedankenleser oder er hatte schon zahlreiche derartige Erlebnisse mitgemacht, jeden falls zog er wortlos die Enden der Kette ans der Westentasche. „Bitte", fügte er erklärend hinzu. Beide ivaren leer. Er schien tatsächlich keine Uhr zu besitzen „Jetzt wollen Sic natürlich wissen, wozu ich dann eine Kette trage", folgerte der Gedankenleser logisch weiter. Der Urlauber stimmte weniger aus Neugierde freudig zu, sondern mehr wegen der Aussicht, diese mindestens 200 Miau ten daueraden letzten andcrtl-alb Stunden ein ivenig abgekürzt zu bekommen „Damals", begann der Herr mit der- uhrlosen Kette, „stand ich Im Felde. Weihnachten war cs 19t4, und wir lagen weit wo slerschasl wer- i, dn ersiniol» pWesiprenhcn- hsmeister s,ne- diesmal zwei la: Pommern, Sachsen, «; Gruppe 2b: n, Miilelrhein, ;ern, Ostmnrli. wie auch die um den Sieg ch Sachsen als ng der Spiele, werden, vier ömpscn am 8. dlpiel, das für ist. iseude Wettbe- isbnndpolial ist den Bereichen der Gewinner >rk am 12. Ja. !M Terminplan antreten. Da» diesem Tage in de ist aus den «pril statt. / Otto Aofmann-Wollenl'of im fernsten Galizien. Ich wollte meiner jungen Frau eine kleine Freude wenigstens bereiten. Geld besah ich so gut wie keines, so suchte ich schweren Herzens einen Trödler aus. der mich mit vielen Worten und wenigen Kronen bereitwilltgst über das Ohr haute und also mein« wohl mir. aber leider nicht auch ihm teure Taschenuhr kaust« Für den bescheidenen E lös erstand ich ein kleines Medaillon, lat meine Photographie hin ein, das war damals noch modern und schickte cs meiner jungen Frau, da ich wuhte, dah sic nichts lieber Hütte als so ein An- Hämle-Medaillon für ihr geliebtes goldenes Halskettcrl . . Nm Weihnachtstag kommt sann für mich das ersehnte Paket und zwisclsen Wollsocken, Zigaretten und Schokolade prunkt als Hmiptgesclle.ik eine silberne ilhrkette — diese Kette!" Er ver setzte bekrüsligend die .Nachspannung in Schwingungen. „Und wissen Sie. was meine Frau dazu schrieb?" „Nein", antwortete ivahrbeitsgemüh der Urlauber. „Meine Frau schrieb: ,Ich schicke Dir hier für Deine Ubr. an der Du ja so hängst eine Kette. Hofientlick geiüllt sie Dir. Schimpf, bitte nicht, dah ich zu viel Geld ausgegeben holw, si« hat nämlich nichts gekostet, weil ich dafür mein Halskettcrl in Zahlung gab' ... So lxttte also sie einen Anhänger ohne Kette und Ich sozusagen eine Kette ohne Anhänger . . . und damit ist die Geschichte eigentlich aus." .Rührend", stimmte ehrlich der Urlauber zu. „wirklich eine rührende O-eschichtc!" „Und darum trage ich auck — gewissermassen aus Pietät — nock Immer diese mittlerweile unmodern gewordene Kett« ohne Uhr, blieb sic dach bis beute mein schönstes Geschenk. Denn, sehen Sie. ivas man dabei fühlt: es hängt ein Her; daran und dyrum ist auch eine Uhrkettc, an der zwar^keinc Uhr, wohl aber ein Herz könnt, viel viel kostbarer, und im übrigen", lältcelte der freundlicl;« alte Herr verschmitzt und sckob den linken Rockörmel ein wenig zurück. ..ist es 1002 Uhr. So rasch ist jetzt die Zeit- vergangen. In 20 Minuten sind mir schon da. Eine Armlmnüuhr trage ich natürlich Immer, gegen die Pieiät vcrslöhl sie ja nicht und praktischer ist sie obendrein." Fuft ball- Runde der iir Sonntag ,g im März ! Spiele um am Sonntag nd Februar, n BsB Leip- >artha gegen sB Glauchau una Leipzig, se setzen am zirk Leip« Ml Wurzen Leipzig. Ein leipzig gegen lio, Leipzig, schlossen: der Der Bezirk lte, letzt noch Zschopau« Geringswalde volle Spiel- s gleiche gilt zwischen SC mt hier noch rtvereinigung Sonntag die an gegen ST ihn Dresden, Dresdens!« )resden gegen a nturner. In eignis bevor, rmlttlung der am >. und 2. Spitzenturner Turner kann en m Leipzig chswetlkämpse willen! Fräulein Volkmer — mein Operation ven umstanden nach gut verlausen. Alter« dings hat der Patient das Bewußtsein noch nicht er« langt. . DaS Gerücht will wissen, daß eine sehr heftige und erregte Auseinandersetzung zwischen den Brüdern den beiden Ereignissen voransgegangen sein soll. Ob diese Bermntüttgen den Tatsachen entsprechen, muh sich erst erweisen. Jedenfalls gehört unsere Teilnahme dem ge schätzten Kranken, dem es, hoffentlich vergönnt sein wird, sich bald wieder seiner vollen Gesundheit zu er- freuen." Schon während des Lesens hatte Fridolin mechanisch nach dem Bleistift gegriffen. „Diese albernen Gerüchte wollen wir doch lieber streichen!" brummte er. — Der gauze letzte Absatz fiel bis auf die Schlußbemer« kung der Vernichtung anheim, und auch vom Anfang ded Berichtes blieben nur die Tatsachen übrig: Engen Becherkamp nach Berlin abgereist und Franz Becher- kamp in der Nacht wegen eines KoUkanfalles in? Kran. kenhauS eingeliescrt. willens ist. derselbe wolle sich bei dem Ko.nzlciboten bei der hiesigen Geheimen Kanzlei, Abraham Ernst Müller, so vor» und nachmittags daselbst zu treffen ist, beliebig melden und wegen des Preises der Leute einigen." Armstedt der dieses bemerkenswerte Inserat in seiner „Geschichte von Königsberg (erschienen 1890s" erwähnt, berich tet dazu, das; diese Anzeige große Entrüstung hcrvorgcrufcn habe, so sei z. B. die Regierung energisch eingefchritten, „da es wohl gestalte« sei, ein Gut mit den dazu gehörigen Erb- untertanen zu verkaufen, aber gänzlich unchristlich und den Gesetzen widersprechend sei es, mit den Leibeigenen Mcnschen- „Sol" lächelte Fridolin, als sich fein Bleistift aus getobt hatte. „Das können Sie jetzt setzen lassen!" Währenddem saß Eva Volkmer ahnungslos an ihrer Maschine. Fräulein MooSaner warf ihrer Kollegin zuweilen einen verwunderten Blick zu, denn es konnte ihr auf die Dauer nicht verborgen bleiben, daß die kleine Volk- mer sich seit dem letzten SamStag ausfallend verändert hatte. Sie war offensichtlich schöner geworden und hatte den Zug der Kindlichkeit abgestreift. Eine gewisse Ncife und Versonnenheit sprach verheißungsvoll aus ihren dunk len Augen, und vor allem schien der Mnnd gleichsam erblüht — die Lippen wölbten sich in einer kühnen Linie. Eva dachte an den geliebten Mann, der ihr das Tor des Lebens anfgetan hatte. Sie träumte von seinem Werk nnh von der Herrlichkeit des gestrigen Tages und von dem erfüllten Dasein, das ihr an seiner Seite be- schicden seit! würde. Ob er wohl gestern abend seinem Bruder vou ihr er zählt hatte? Er sagte ihr beim Abschied, daß er das tun wurde, daß er sie heute nach der Arbeit zu ihm bringen wolle. Eie freute sich darauf und sie zweifelte nicht, daß eS ihr gelingen würde, die Zuneigung des ernsten und klugen Mannes zu erringen. Eugen hatte ihn ihr sehr genau geschildert: ein stiller, ganz der Wissenschaft hingcgcbcner Mensch, der unter einer etwas rauhbeinigen und knurrigen Außenseite doch ein warmes, gütiges Herz nicht verbergen konnte. Ja, Eva Volkmer träumte von ihrem Glück — und ahnte nicht, daß unter ihren Füßen schon der Boden wankte, daß schon das Hans ihrer Wünsche erzitterte, um im nächsten Augenblick einzustttrzen und alles unter seinen Trümmern zu begraben . . . Kurz vor zehn Uhr kamen die ersten Zeitungen ans der Setzerei. Ter „Erzengel" hatte unten etwas zu er ledigen gehabt und brachte die Archivnummern mit her« ans. Fräulein MoosauerS Gesicht war geradezu vereist. Mit harten, gleichsam erstarrten Bewegungen setzte sie sich an ihren Platz, rückte an ihren Akten, tauchte den Federhalter in die Tinte. „Ich hätte das nie von Ihnen gedacht!" platzte sie heraus. „Mit kaum achtzehn Jahren — es ist ein Skan« dal!" Eva blickte entgeistert von Ihrer Arbeit auf. „WaS — wovon sprechen Sie? Was haben Sie denn aus ein mal?" „Tun Sie doch nicht so! In allen Abteilungen spricht man von nichts anderem. Sich so schamlos wegzu werfen! Sie glauben doch selbst nicht, daß dieser Becher« kamp eS ernst mit Ihnen meint —!" „Ach so!" flüstert Eva, die plötzlich sehr blaß geworden war. „Nichtig, Fräulein Mitterer hat uns ja gesehen." Sie preßte die Lippen zu einer schmalen Linie zu sammen und nahm ivicder ihre Arbeit auf. „ES scheint Sie wohl gar nicht weiter zu berühren, wie? Hören Sie denn nicht? — Alles spricht von Ihnen, in der Expedition, in der Buchhaltung, im Sctzersaal — alles macht sich über Sic lustig. Begreifen Sie denn nicht, in welche unmögliche Lage Eie sich gebracht haben?" Eva schwieg. „Wenn der Direktor es erfährt — na, das kann ja eine nette Geschichte werden!" Was wißt ihr denn! dachte Eva. Ach, was wißt ihr denn! Lacht doch, spottet doch, redet doch, soviel ihr wollt! Die MooSaner fühlte sich von mütterlichen Empfin« düngen bewegt. „Kindchen, ich mein es doch gut mit Ihnen! Wissen Sie denn nicht, was der Bccherkamv für ein Mensch ist? Ein Don Inan ist das, der hält Sie doch bloß zum Narren! Und in ein paar Tagen, wenn er Ihrer überdrüssig wird, läßt er Sic sitzen und sucht sich eme andere. Ach, Kindchen, Sie wissen ja nichts, Ihnen hängt der Himmel noch voller Geigen!" Eva blickte die Kollegin mitleidig an. „Ich weist, daß Sie es gut meinen. Ich will es Ihnen- sagen: Engest ivird mich heute zn seinem Bruder bringen. Er bleibt in Passat« und — ich soll seine Frau werden." Der „Erzengel" erstarrte in fassungsloser Verblttf« fung. „Nicht möglich! — Kindchen, wenn das " Sie wurde von der Stenotypistin aus dem Nedak« tionsbllro unterbrochen, die den Kopf zur Tür herein steckte. „Haben Sie gelesen? Eugen Becherkamp ist nach Berlin gereist!" Eva saß unbeweglich da, in einer Art Lähmung, der Sinn des Gehörten schien noch nicht in ihr Bewußt sein voraedrungen. „Wie können Sie " rief die MooSauer zorntsi zurück. Tie junge Dame tänzelte zum Streibtisch uud legte ein mit Schreibmaschine beschriebenes Blatt Papier aus den Platz des „Erzengels". „Lesen Sie doch diesen Be« richt! Er ist telephonisch dnrchgcgeben worden. — Ich habe mir eine Kopie gemacht." Sprach's und beeilte sich, aus dem Zimmer zu kommen. Eva hatte das spöttische Augenzwinkern nicht gesehen, mit dem die junge Dame ihre Worte begleitet hatte. „Was denn, waS denn?" Das alte Mädchen war gan- verstört und begann hastig den Bericht von Herrn Remps zu lesen. -,Das^väre doch " Eva vernahm ' Gemurmel. „Um Gottes Gott!" Eva hob mit „Was deun?" fragte sie matt. „Hier — lesen Sie doch nur!" Ter „Erzengel" sagte eS in einem zerknirschten Ton, als sei es das Geständ« niS eines heimlichen Verbrechens. ES blinkte dem braven Wesen schier eine Einigkeit, bis Eva mit der Lektüre fertig war. Nun legte Eva das Blatt weg, ihr Blick war starr, wie abgestorben. AlS sie die Augen der anderen auf sich gerichtet sah, versuchtest zu lächeln, und dann sank ihr Kopf ans die Platte dcS Schreibtisches nieder. „Aber Kindchen!" ries der „Erzengel" erschrocken, sprang ans, eilte zu Eva und legte den Arm um die Schulter der Schluchzenden. Ein unglücklicher Nachahmer Wilhelm Teils In einem Kaffeehause in Douai unterhielten sich, wie die französischen Zeitungen berichten, zwei Gäste vom Schieben nach Zielen und konnten ihre unfehlbare Sicherheit nicht genug rühmen. Schlietzltch kamen sie so weit, Latz sie dasselbe letsicn wollten wie Wilhelm Tell: der eine legte sich einen Apfel auf den Kopf und stellte sich mit dem Rücken gegen eine Mauer. Mit einem Lächeln ermahnte er den andern noch, gut zu zielen, wie er es gleich darauf auch tun würde, nachdem sic die Rollen vertauscht hätten, aber kaum hatte er ausgesprochen, als er zu Tove getroffen mit einer Kugel mitten In der Stirn zu Boden stürzte. „Perkonen zu verkaufen" Vor noch nicht 200 Jahren, im Jahre 1741, als Immanuel Kant bereits zwanzig Jahre alt war und als Friedrich der Grotze in Berlin schon im vierten Jahr regierte, im Jahre 1744 also, erschien am 2. Mai in den „Königsb-ryer Frag- und Anzeigungsnachrichten: «ine Anzeige folgende» Wortlauts: „Personen, so verkauft werden sollen in Königsberg. Es hat femand folgende Untertanen zu verkaufen: 1. einen Koch, etltche 40 Jahre seines Alters, welcher wohl kochen kann, auch nicht nur mit der Kücl;«. sondern auch mit Gärten gut Bescheid weih und zur Aufwartung und auf Reifen sehr wohl zu gebrauchen; 2. sein Weib, eben von etlichen 40 -Jahren, welches gut Linnen wirken kann; 3. eine Tochter von 13 Jahren; 4. eine dito von 12 Jahren und 5. eine dito von 9 Jahren, welche alle zu gebrauchen; 6. noch ein Mensch von 20 Jahren, welcher das, was^ur Jagd gehört, bei einem königlichen Förster erlernet. Wer nun die vorspeziflzierten sechs Personen an sich zu Kausens - 84. ES geschah selten, daß Olga Mitterer einmal ein paar Minuten zu früh tm Büro erschien, aber an diesem Montagmorgen war sie schon sehr zeitig da, so sehr brannte sie darauf, ihre pyantastische Neuigkeit au den Mann zu bringen. Bet Bttrobeginn wnßte eS die ganze Expedition, eine Viertelstunde später wußten die Damen vom Nedak- ttonsbüro Bescheid, und nun war -er Weg zu Herrn Fridolin nicht mehr weit. „Wissen Sie schon das Neueste von Herrn Becher« -amv? Nein? — Na, die DtngS da, unsere Neue, die Volkmer soll gestern nacht " Und die Stimme der Sekretärin senkte sich zu einem Flüstern. Herr Fridolin lachte schallend auf. „Lassen Sie sich doch keinen Bären anfbinoen, meine Liebel Die kleine Volkmer und daß ich nicht lache!" „Aber Fräulein Mitterer hat die beiden doch selbst gesehen! Ebenso Herr Sutter, mit -em sie von einem Vergnügen nach Hause ging!^ „Na, hören Sie, wenn Sie schon Sutter als Zeugen anrufen —l Der braucht bloß einen halbwüchsigen Hunüefloh über den Weg Hüpfen zu sehen, dann ist eS am anderen Tag ein ausgewachsenes Känguruh ge wesen. Lassen Eie mich aus damit!" Aber als er dann zum Umbruch in den Sehersaal -am, ließ er sich von Heine Sutter trotz allem über die Einzelheiten berichten. „Wohlgemerkt, Herr Fridolin, nur weil Sie mich anS« brücklich darnach fragen. Ich hätte nichts gesagt, aber diese Weiber können ja nicht an sich halten. Eifersucht, waS sonst? Warum soll die Kleine nicht auch ihr Ver gnügen suchen? Pah, geht doch niemand etwas an! Hätte sie mir selber schon geangelt, aber — gegen Eugen Becherkamp kann man natürlich nicht an. Na, waS nicht ist, kann noch werden, lange wird die Herrlichkeit sowieso nicht dauern." Fridolin behielt sein Urteil für sich und wandle sich dem Bürstenabzug zu, den ihm der Lehrling eben vor- legte. Da kam die Sekretärin herein und reichte ihm einen Bericht. „Von Herrn Remps eben durchgegebeill" „So spät noch? Ist es denn etwas Wichtiges?" Die junge Dame nickte bedeutsam mit dem Kopf. „Ich denke doch! Lesen Sie nur!" Und Fridolin begann zu lesen: „Wie wir kurz vor Redaktionssckiluß erfahren, ist Herr Eugen Bccherkamp gestern abend unerwartet nach Berlin abgereist, ohne Irgendwelche Nachrichten oder Erklärungen zu hinter lassen. Dieser plötzliche Entschluß ist um so auffallen der, als Herr Becherkamp noch am gestrigen Mittag er klärt hatte, daß er Passau vorerst nicht so bald verlassen würbe. Das Ereignis bekommt aber noch eine besonders sen- kationelle Färbung durch den Umstand, daß der ältere Bruder von Eugen B., Herr Gymnasiallehrer Franz Becherkamp, just zu dem gleichen Zeitpunkt, da Herr Eugen das Haus verlassen haben muß, von einem furchtbaren Kolikanfall heimgesucht wurde. Als die Wirtschafterin, die an diesem Abend Ausgang hatte, nach Hause kam, fand sie ihren Brotherrn ohnmächtig auf der Türschwelle liegen. Sie rief sofort einen Arzt an, der die Ueberstthrnna dcS Kranken in das Städti- sche Krankenhaus und die sofortige Operation veran laßte. Nach, soeben eizigezogenen Erknndignngen ist die
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