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73. Seite < «ittW-h, Ltz. SUr, 1S41 - » Paul tFurtlekiiiio tolgt.! fragen hinter ber Wand rnberg. Die vciilfl)- 80. Mär,, in Anqp ct^n Tage im Rah- nberg vor sich. Die Für Deutschland Leipzig-Lindeiiaut. iruar wurden in ,aute Mrimkitiilke cundstückc Ketrug «bebauten Gnm> den Ostgebie- tig und in den ! nicht von der n, bis zum N Karoline Neu« .'icl)en Gebäude um orln des deutsctxn st setzt zur (krinne- : besonderes Karo« t ein Lun« Deutschnabel, modernes Lum >ird als solche« umgebaiit. ,er Er'otg. Int erstmalig Sciuitz« d im Dezember lliger chrnndlaAe obren beschranli» cht. Etwa AUE nnenden Kinde«, Iiiipss6>utz nicht chlich bildet und ll oorbanden ib Ipsuilgen bereit. >es Irchres I'-'U. ankten in dieser von denen nier waren Mir Ec- e zu verzeichnen, tzten Iatzre iiber< Erfatzruiigeu bat Schntzimvsunaen die bevorstebende 'Aufruf an dle- 2 bis 8 Ialpe», ni Griindcu ach ollen die Kinder Für die Kinder Herbst rechtzeitig bis Februars ein« Freundliche Antworten für humorige Leute htepalit -ß, Zander-Ms goormittag mnrü« Emilie Fichrmayk m Personenbrast- xen der erlittene« gestorben. den Mittagsstun« lrannter Täter ein chl einen grösseren der Registrieiknss« saminlung der dnrchzttsichrem lten die Diti,'s« um Großtmisch« rlit. Aus dieser roßeu Anblang lerpostnuit ein« Als Eintritts« le. in 'Metpsar« stelluiige« non >ben. igen Schallplal- Ai.strage einer äus-Passion aus l Tl>omaslioutar i Znsammenmic« zen ilnisano de» tcn crsorderlich Vrcincn, gewühlt hat. um das Ziel der ans Wanderschaft gehenden Tiere auzugebeu. Bremen war in den Jahrhunderten, da die Sage entstanden sein mag. das große, lochende Ziel sür so manchen tn Niederdeutschland, der — wie die Tiere des Märchens - vom Lande nach der Stadt streblc, um dort . sein (Mich zu machen. Und dah die ..Bremer Stndtiuusikaiitcn" zwar in die Stadt wollen, aber schließlich doch ans dem Lande bleiben, das will uns heute, im Zeitalter des Kampfes gegen die Lnndsluchl, als eine Urogtcr Weisheit erscheinen, die sich tn das Gewand des MciräMis gekleidet hat. Meister Eckhart A. B. In L. — „Trisst es zu. daß der große deutsche Mnstilier des Mittelalters. Nteister Eckliort, in Mitteldeutsch land geboren worden ist? Ist Echhart als Ketzer verurteilt morden?" — Meister Eckhart war Thüringer: er entstammt einem adligen Geschlechte von Hochheim und ist auf Waldensels lu»l Gotha 1260 geboren worden. 1278 trat er in den Dominiliaiier- orden ein — auch die beiden anderen großen deutschen Mysti ker des Mittelalters. Sense und Taulcr, waren Dominikaner — 1302 wurde er Magister in Ataris an der dortigen Hochschule. Spater mar er Provinzial für Niedersachsen, Prediger in Straßburg und endlich Leiter des Generalstudiums tn Köln. 1327 ist er gestorben Kurz vor seinem Tode spielte der Streit um einige seiner Lehrsätze. Doch ist Eckhart nicht „als Ketzer verurteilt" morden. 1225 verklagte ihn der Erzbischof von Köln megen Glaulnnswidrigkeit, aber der päpstliche Visitator sprach Eckhort ausdrücklich frei. Erst nach seinem Tode sind einige seiner Sätze durch Papst Johannes XXll. grundsätzlich ver urteilt worden. Doch ist umstritten, ob der verurteilte Auszug die Lehren Eckharts richtig wiedergibt. Die Predigten Eckharts sind »ns zum Teil nur mittelbar überliefert tn Niederschriften, die nach dem Gedächtnis gefertigt worden sind. Die von Eckhart selbst besorgten Schriften gehören zn dem Schönsten, was uns die ' - deutsche Prosa des Mittelalters beschert hat. Geysir F. A. In M. — „Woher kommt das Wort Geysir? Wie hat man sich das Entstehen solch einer heißen Springguelle vorzustellen?* — Da» Wort Geysir stammt aus dem Isländischen; es be deutet soviel wie Sprudel. Eingedeutscht wird es auch Geiser geschrieben. Das Entstehen von Geisern ist stets nur In Vul- kangcbieten möglich. Eine röhrenförmige Spalte im vulka nischen Gestein, in der sick Wasser sammelt, wird durch von unten »Indringende Dämpfe erhitzt. Dalvi erhöht der Druck der Wassersäule den Siedepunkt am Grunde der Rohre und verhindert gleichzeitig die Dampsbildung. Solmld aber die Msimv von lVvmlvn , ll»m»n von Ickirl» Vom» Uickckrack v«rdol«i> »»IM«» -V" 8. Fortsetzung. tz Baroneß Azakhe setzte den Hut auf. Sie wollte Agnes besuchen. In einem kleinen Privatfpitale halte sie daS Mädchen untergebracht und vor wenigen Lagen war die kleine Agi geboren worden. Natürlich war das alte Fräulein Taufpatin gewesen. Suchend kramte die Baroneß ln einer Lade. »Man muh seinem Patenkind auch etwas mltbrlngen", meinte sie und zog ein win ziges gestricktes Häubchen hervor. Wie Agathe in den Besitz des zierlichen Dinges gekommen, wußte sie viel leicht selbst nicht mehr. Oder doch, denn irgendeine Er innerung schien das Fräulein zu beschästigen, als es auf da- Geschenk tn seiner Hand sah. „Ach'waS", sagte die alte Dame entschlossen, »ein Kinderköpschen wird es doch noch schnrücken. Das ist die Hauptsache. In einem weihen, freundlichen Zimmer lag Agnes. Drei Betten, neben jedem ein Kinderbettchen, standen tn dem Daum. Doch Agnes war allein, die beiden an deren Betten waren nicht belegt. Die Ruhe, die Pfleg« hatten Agnes gewandelt. DaS schmale Gesicht war feiner geworden, die verarbeiteten Hände zeigten nun, geschont, bie schlanke Form, die zarte weihe Haut. DaS Glück, ihr Kind gesund neben sich zu wissen, verschönte die junge Mutter. Beim Eintritt der Baroneß richtete sich Agnes in den Kissen auf. »Na, machen Sie keine Dummheiten, bleiben Vie hübsch liegen", schalt Agathe und neigte sich flink über das Kinderbett. Sie muhte das Kind immer wieder ansehen, so lieblich war es, so zart, gar nicht wie daS Kind einer Magd. Wohl schimmerten die kurzen Här chen ln demselben Hellen Not wie Agnes Flechten, doch bie Augen waren groß, tiefblau. DaS Kind blickte auf. .Diese Augen, wo hab ich nur so seltsame schon ge sehen?" murmelte die Daroneh. Plötzlich wußte sie es. .Johannen- Augen sind es", dachte sie und erinnerte sich an daS eigentümliche Geständnis Joachims. Sanft hüllte sie daS Köpfchen Agis in das mitgebrachte Häub chen. Dann reichte sie das Kind Agnes. .Wenn Sie gesund sind, habe ich schon etwas für Sie gefunden. ES war ein kleiner Laden mit Choko- laden und sonstigen Näschereien zu vermieten. Den habe ich Ihnen gepachtet. Gin Zimmer ist dabei. Sie können Ohr Kind bei sich behalten. Fleißig sind Cie und im plnsange werde ich nachhelsen". sagte Agathe freundlich. Agnes wollte sprechen, danken, doch das alte Fräu- lein wehrte ab: »Lassen Sie. Ich tue es gerne", und tnehr zu sich selbst sprechend, fuhr sie fort, »ich habe für niemand zu sorgen, das ist traurig. Da bin ich froh, wenn ich jemanden helfen kann. Eine Frau kann wohl entbehren, Liebe zu empfangen, aber sie kann nicht leben, ohne Liebe zu geben. Sie sind glücklicher, Agnes, al- ich eS sein durste. Leben Sie Wohl, ich komme zu Ihnen, wenn Sie das Spital verlassen und führe Sie in Ihr neues Heim." Mütterlich strich sie über das offene Haar der jungen Frau, zärtlich über das Kinder haupt. Joachim Weigandt hatte die Stadt nicht mehr be sucht, seit er bei seiner Tante gewesen. Wohl mangelte »S ihm nicht an Iagdeinladungen auf benachbarte Güter, doch selten sah man ihn als Gast auf fremdem Besitz. Die Frau Verwalter schüttelte das Haupt: „Wie sich der Herr verändert hattet" Kaum daß er in seinem eigenen Walde daS reichlich vorbandene Wild abschok. Goldene Berge I. A. in L. — „Man sagt, daß jemand einem „goldene Perge verspreche". Hat das irgendeine geschichtliche Wurzel? lklwa die Eroberung der Goldländer Amerikas durch die Spa nier Im 18. Jahrhundert?" — Diese Vermutung macht Deinem Scharssinn alle Ehre. Aber die Redensart „goldene Berge versprechen" ist zweifellos viel älter. Schon im Gudrun-Lied, das im 13. Jahrhundert entbanden ist, heißt es: „Und waere ein berc gold, den norme ich niht darumb." Der Dichter des Gudrun-Liedes hat sicher lich nicht die Dichter der Antike gekannt, die das gleiche 'Bild in der gleichen Art gebrauchten. Der griechische Komödicndich- Icr Aristophancs sagt In den „Aeharnern" vom Pcrserkanig, daß der „auf goldenen Bergen sitze". Und bei Terenz findet sich im „Phormio" geradezu der Satz „Montes aurt pollieere", d h. „Golden« Berge versprechen". Man hat wohl mit Recht daraus geschlossen, daß die Redensart auf eine gemeinsame indogermanische Quelle zurückgcht. Das Gold als edelstes kchimickmetall hat von jeher die Menschen gereizt. Goldländer lucht man immer an den Grenzen des Erdkreises, jedenfalls in der Ferne. In der Antike galten Persien und Indien als dir eigentlichen Goldländer, Im Mittelalter der Orient: rin Abglanz davon siel auf das den vrienthandcl beherrschen-» Venedig. So heißt es In dem alten Lnndsknechtslicd vom „lumpen Brüderleln": „Hott' ich der Weisen Stein Und wär' Venedig mein Was Hülse mich das alles? Versoffen müßt es lein!" Die Bremer Stadtmusikanten Pfeffersresser In P. — „Warum heißen die „Bremer Klndtmusikantcn" im Märchen gerade noch der Stadt Bremen? Hat das einen bestimmten Grund?" — In den Märchen der'Brüder Grimm hat die Erzählung van den Tieren, die als Stadtmusiliantcii nach Bremen ziehen wollen, keineswegs die erste Fassung erhalten. Diese Erzäh lung hat ihre Quelle tn der niederdeutschen Tlersag». Wie beliebt gerade In diesem Gebiet die Tiersage ist. dafür zeigt, dab auch der „Reineke Juchs" mit all seinen lustigen Streichen ou! niederdeutschem Boden ersonnen worden ist. Die Sage von den Haustieren, die auf Wanderschaft gehen, ist seit dem 12. Jahrhundert bezeugt. Hans Sachs und Gabriel Nollrnhagen haben sie bereits tm 16. Jahrhundert künstlerisch verwertet. Tech hat sie ihre größte Volkstümlichkeit erst durch die Form sgmonnen, die ihr die Brüdir Grimm In ihren „Kinder- und kumsmärchen" gegeben haben. Diese Form ist schlicht, zugleich aber von letzter innerer KUnltlcriscker Vollendung. Die Stadt Vumcu wird nicht In allen Bearbeitungen der Sage genannt. Dach ist es nur natürlich, daß di» niederdeutsche Sage ein altes Kulturzentrum des niederdeutschen Gebietes, die Bischosvstadt Wasserwärine unter dem vorhandenen Druck d'-^ Siedegcenz« übersteigt, treiben die entstehenden Dämpfe das Wasser crplo« lionsartig in die Höhe. Wasser und Dampf werden dann in die Lust geschleudert: cs sind Geiser bekannt bei denen diel» Ausbrüche die Höhe von -15 Nieter erreichen. Doch sind Größe, Art und Regelmäßigkeit der Ausbrüche sehr verschieden Be kannte Geisergebietc liegen auf Island, im Aelloivstone Natio nalpark in USA und aus der 'Nordinsel von Neuseeland. Der regelmäßigste Geiser ist der „Old Faithsul" 1. Der alte Ver läßliche") Im Ncllowflonc-Park, der alle 65 'Minuten springt. „La donna d mobile . . ." A. M in L. — „Gilt das Lied aus Verdis . Rigoletto" wirklich: „La donna ä mobile!" Ist die Frau wirklich wankel mütiger als der 'Mann?" — „La donna ö mobile" heißt nicht, wie die wenig galante deutsche Uebersetzung will. „Ach wie so trügerisch Di'ck Irauen- herzen", sondern: „Die Frau ist wandelbar, gleich wie der Wind." Aber diese Behauptung wird in einem ganz b- 'mm- ten Zusammenhang der Handlung jener Oper auiaeürk Ein Zitat solcher Art zu verallgemeinern ist in keinem Fall i ,ch- tigt. So mag es denn zutresfeu. daß die Fran im allacn e.ncn impulsiver ist als der Mann und daher rascher aen n:i. eine als falsch erkannte Meinung wieder zu ändern. Diese VeaaKnng kann, je nach dem Charakter, sich posiitiv oder negal.o ans- wirlren: positiv als Ausgeschlossenheit sur das Leben, t-mpiang- lichkclt für alles gute Nene, negativ als LanneobasOcheit, Unbeständigkeit. So wie die mehr männliche Veaabun > des Festhaltens an der einmal vorgefaßten Meinung ebeniai'.. im guten oder im schlimmen Sinne wirksam werden Ka in: als Charakterfestigkeit und Zuverlässiakeil oder als Eigensinn und Rechthaberei. Den Frauen zum Vorwurf machen, daß Ke in dieser Hinsicht anders sind als die 'Männer, heißt einsoch den lieben Gott anklagen, daß er zwei Geschlechter aeschaften bat. Männer und Frauen lallen wegen der Verschiedenheit ihrer Begabungen sich nicht herabsetzeu und anlchuldiaen. ländern in harmonischem Zusammenwirken diese gottgewollte V ßieden- heit fruchtbar werden lassen. Marabu. Immer im ^>rm Der berühmte Filmregisseur, der gewohnt ist. die Mensch n unter dem Gesichtspunkt der Brauchbarkeit sür sinne an'zenie- rimgen zu betrachten, wird mit einem freudigen Ereig'-is in sei ner Familie überrascht. „Hier ist der Sohn und Stammhalter', klärt die Hebamme st 'I'., indem sie ihm ein weißes Biinr,.-1 hin hält, aus dem ein Iraarloses Etwas, mit einer großen N.' se her vorragt. Der (Gewaltige wirit einen durchdringenden Vl .ti auf die ihm neue Erscheinung. „Tut mir leid . sagt er dann abwei send, ,Has ist nicht ganz der richtige Typ!" Haiipllchrttttetler. Georg Winket: Eletlvertreter: Dr. Gcrknrd Drseznk: Vertag,, und Anzet lentetler: Tkcodor Winkel, sämtlich Dresden. Druck und Vertag: Germania Buchdrucker«! o Vertag. Dresden, Volierltcaße t7. — Preisliste Nr. b ist güiiig Nummer 73, Seite A Frau unv seines Kindes gestalten sollte. Fenin beschloß mit Johanne zu sprechen. Beim Eingänge des Gärtchens warte<e Johanne auf Ulrich, der ihr sein Kommen gemeldet. Zum ersten Male sah sich das Paar wieder, seitdem das Unglück geschehen. Etwas Neues war zwischen den beiden Menschen erwachsen: die gemeinsame Sorge, daS ge meinsame Leid hatten sie einander noch näher gebracht. Mar Johanne ihrem Manne bisher nur Geliebte ln des Wortes reinem Sinne gewesen, hatte ihn der Anblick der jungen Mutter mit zärtlichem Stolz deS Beschützers erfüllt, nun war ihm seine Frau mehr: ihre Liebe wurde ihm die Stühe, deren seine Seele jetzt bedurfte. DaS unbedingte Vertrauen seines Weibes in seine Kraft, in sein richtiges Handeln, half ihm über das Schwerste hinweg. Als Ulrich in das Haus trat, suchten seine Augen unwillkürlich. Leise führte ihn Johanne in ihr Schlaf zimmer. Da lag der kleine Junge rosig und dick, schlief fest und sorglos. „Wie groß er schon ist", flüsterte Fenin. Nach einer kleinen Weile verließen sie das Zimmer. Plötzlich sragte Ulrich: „Johanne, wo sind denn die Schwester und das Mädchen?" — „Ich habe sic ent lassen, Ulrich. Ich bin gesund, brauche keine Hilfe. Die gröbste Arbeit macht eine Frau, die ich aus dem Dorfe bestelle", sagte Johanne. „Wir müssen sparen. Dll brauchst daS Geld für Nützlicheres. Ich bringe gerne die kleine Wirtschaft selbst in Ordnung. Uli", bat sie, „ich will dir doch helfen, wie ich kann." Dankbar küßte der Mann die Hand, die Mitarbeiten wollte am Ausbau seines Werkes. Fenin begann von seinen Plänen zu erzählen. Wohl hatte er nie gezweifelt, daß Johanne seine Handlungs weise gutheißen würde, doch als sie einfach sagte: „Uli, so mußtest du handeln", überkam ihn ein freudiges Ge fühl der Sicherheit. Die Tatkraft früherer Tage wurde nun in ihm lebendig. Lange saßen die beiden Menschen und entwarfen Pläne für die Zukunft. Fenin reiste ab. Johanne blieb mit dem Kinde in dem kleinen Hause. Sie wollte erst in die Stadt zurück- kehren, wenn die wichtigsten Arbeiten an der Fabrik beendet waren. Auch brauchte Ulrich jetzt seine Energie für die Neueinrichtung des Betriebes. Er sollte nicht durch die täglichen kleinlichen Sorgen um Johannen und daS Kind abgelenkt werden. In dem kleinen Orte hier konnte sie ruhig der Pflege ihres Sohnes leben. Ulrich würde sie, so oft es seine Zeit erlaubte, besuchen. Schwer fand sich Exzellenz Wenden in die neuen Verhältnisse. Sie litt unter dem Wandel, der sich voll zogen. Sie hatte sich wieder gewöhnt, ein großes Haus zu führen, einzuladen, um beneidet zu werden, und nun Vieser Zusammenbruch. „Ich getraue mich kaum mehr auf die Gasse", klagte sie Marie, ihrer alten Köchin. „Wie mich die Leut alle ansehen, mir ist es, als ob jeder sagte, «das ist dis Schwiegermutter von dem ver krachten Fenin'." Weinerlich stimmte die Dienerin in das Gejammer ein: „Ja, Exzellenz, beim Fleischhauer, beim Bäcker, überall fragen sie mich, was mit der Toch ter von Exzellenz ist, ob sie sich nicht scheiden läßt, jetzt, wo der Herr Fenin nichts mehr har." „Die Johanne hat mich schon viele Tränen gekostet. Erst die Angst, daß sie sitzen bleibt, und dann die Heirat! Längst hätte sie einen anständigen Mann haben können, einen, der von Familie wäre, ein sicheres Ein kommen hätte, aber nein. Nicht einmal den Joachim Weigandt hat sie genommen. In den Fenin hat sie sich verlieben müssen." Die alte Dame schluchzte. Silchslsche Volkszeitung Er konnte tagelang fitzen, dle Rechnungen prüfen, die Einkünfte genau durchsehen und eS gab wohl kein Ge heimnis mehr in der Verwaltung für den Herrn Baron. Zu Weihnachten hatte er ein großes Fest für alle Be diensteten besohlen. Er war selbst zur Bescherung ge kommen und Halle jedem einzelnen sein Paket über reicht, jedem die Hand gedrückt. Eines Tages brachte ihm ein Bries Tante Agathens Nachricht van Agnes und ihrem Kinde. „Ich habe sie in ihr kleines Neim gebracht. Eie arbeitet schon fleißig, und das Geschäft geht vorwärts. Sie lehnte jede weitere Hille von mir dankbar, aber entschieden ab. Mein lieber Joachim, Deine alte Agilante hat wieder einen Deiner Streiche, wie einst „revariert". Doch, mein Innoe. ich will nicht Moral predigen. Dazu bist du auch schon zn erwachsen. Aber denke einmal nach, nur ein kleines bißchen, wie viel Unglück Du hättest anrichten können? Wenn Agnes sich fortaescblichen hätte, sie wäre vielleicht verkommen. Not ist ein rücksichtsloser Verführer. Das Kind wäre dann im Elend zugrunde- geganaen oder ein unbrauchbarer Mensch geworden. Und. Jochen. eS ist doch — Dein Kind. Deshalb höre einen Nat von mir. Du bist dreiundvlerzig Jahre alt, heirate. Vergiß Johanne und sorge, daß Dein Gut nicht einst in fremde Hände fällt. ES ist nicht die rechte Schaffensfreude, wenn man nicht weiß, was mit dem mühsam Zusam- mengelcagenen geschehen wird. Such' Dir eine gute, brave Fran. Sieh Dich um aus den Nachbargütern, Töchter sind da überall genug, zum Beispiel auf Tal berg. Nimm keine zu Gescheite, keine zu Schöne. Die kostbarsten Puppen sind das schlechteste Spielzeug, man muß immer für ihre Schönheit sürchten. - Jochen, erwarte nicht die große Liebe, die hättest Du nur Johannen geben können, ein zweites Mal erlebt man sie nicht. Glaube Deiner alten Tante. Du hast eine Pflicht zu erfüllen, die höher steht als Deine eigensten Münsche: Ererbtes zu erhalten, weiterzugebcn. Diel ist in unserem Lande vernichtet worden, darum hilf, wie Du vermagst, aufzubauen." Lind Joachim dachte öfter und öfter an die Worte AgalhenS. Er entschloß sich, Umschau zu halten nach einer Braut. Am nächsten Morgen wollte er auf Schloß Lalbcrg fahren. Dort warteten drei Töchter auf einen Freier. Allein noch einmal wurde er schwan kend, noch einmal erstand die lockende Gestalt Johan nen- vor ihm und diesmal schien sie erreichbar. Die Abendzeitungen brachten ihm die Nachricht vom Brande der Feninschen Fabrik. »Sie ist arm geworden", durch fuhr eS Joachim. „Ich will warten, wenn sie erst Dürf tigkeit kennengelernt hat, wird sie die Sehnsucht nach dem Wohlstände meinem Antrag gefügig machen." Der Besuch Joachims auf Schloß Talberg unterblieb. Drei Monate waren seit dem Unglück in den Werken FeninS verflossen. Langsam nur schritten die Nüu- mungSarbeiten fort. Viel zu langsam für Ulrichs Un geduld. Es wurde dem tatkräftigen Manne schwer, war ten zu müssen. Er ließ zwar rasch ein kleines Holzgc- baude aussühren, um mit Hendrichs an dem neuen Ver fahren der Herstellung der Kaltsarben Weiterarbeiten zu können, denn er hoffte in der unfreiwilligen Muße viel leicht noch Verbesserungen, Vereinfachungen deS Pro blems zu finden. Allein das Arbeiten war erschwert durch daS Fehlen der notwendigen besonderen Apparate. Auch hatte Ulrich nicht die nötige innere Nuhe. Eine Sorge lastete schwer aus ihm: dis Fabrik mußl^wieder erstehen, doch es mangelte an Geld. Überdies galt eö nun festzulegen, wie sich die nächste Zukunst seiner