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Sächsische Volkszeitung : 14.03.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194103141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410314
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-03
- Tag 1941-03-14
-
Monat
1941-03
-
Jahr
1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.03.1941
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xoa« o«or»«t oet»«-«eL vopTrtrkt d, kort Köhlee » To., Berltn-Cchmargenvors. (Ruchdruck verboten.! (Schlutz.) Luzia sHrvetgt eine Meile. Tin Tcklcler zieht Uber die leuch tende Iris ihrer Augen, ein Hauch von lenem Cchmerz, der Ne leit dieser Nacht umfangen hält. „Ja', sagt st« dann, „ja, ich bin seinetwegen hier. Lr ist ver haftet." »3ch weiß', entgegnet allen Barny, und dann schweigt auch sie. „Eie wissen", bricht plötzlich Luzia los, „Eie wissen es, und Sie riihren keine Hand ihn zu entlasten? Obwohl Sie keinen Augen- blick im Zweitel darllber sein können, daß Troß die Tat, berent- wegen er verhaftet worden ist, niemals veaangen hat. Troß Ist Arzt. Sie wissen das. Sie dürsten sogar wissen, was für ein Arzt, welch «in ffanatiker seines Berufe», welch «in Held und welch ein Lwfer. Gerade Sie müssen da» wissen, Sir, die ihm sein Leben zer- stört hat und ihn nun vollend» vernichten will. Ele «usien so gut wie er, daß Ihr Gatte", hier stockt sie einen Herzschlag lang in Scheu vor dem Verlust, den die Trau erlitten hat, „schon tot war, ehe Troß hlnzukam. Tr war schwerverletzt, und er erlag diesen Verletzungen, noch ehe ärztliche Hilfe überhaupt zur Stelle sein konnte. Wissen Sie auch, daß man das feststcllen wird?I Sie wissen es besser al» ich, da Sie jahrelang engste Mitarbeiterin eine» Arztes waren. Man wird feststellen, daß Eie bewußt die Unwahr heit gesagt haben. Um Troß zu schädigen, well er Ihnen Im Weg« ist. Sie wollen Troß vernichten. Aber er lebt. Nock lebt er. Und Ich werde für lhn kämpfen, daß ihm sein Recht wird, daß er frei wird und daß er endlich die Frücht« feiner Arbeit einheimsrn kann, die ihm viele Jahr« lang gestohlen worden sind." Ellen Barnn hat sich unter Luzia» Anklage von ihrem Lager aufaertchtet. Mit einem Haß ohnegleichen blickt sie in Luzias bren nende» Gesicht, aus ihren Mund, der immer neue Worte findet, aus ihr« Augen, dir sich in di« ihrrn bohrrn mit glühendem Blick, be- schwörend und zwingend. ,Zch sollte Si« hinauswerfen lassen", sagt st« riskalt, höhnisch, fast verächtlich. Luzia lacht aus. Sie «schrickt vor ihrem eigenen Lachen, st« hat sich niemals selber so gehört. .Nehmen Sie doch die Klinaell Ditte, dort hängt sie. Ele könnrn sie brquem erreichen. Aber mich bekommen Sie hier nickt heraus, nicht eher, ffrau Ellen Barny, das sage ich Ihnen, nicht eher, als bi» Str die volle Wahrheit gesagt haben." Die Klingel baumelt vor Ellens Hand: sie greift nicht danach. Fassungslos betratet sie die Gegnerin; diese Angreifende, die zum Aeußersten entschlossen zu sein scheint. Und plötzlich spricht sie. Mit einer so verwandelten Stimme, daß Luzia sich zu täuschen glaubt. Das ist nicht Ellen Barny, die zu ihr redet, das ist eine andere ffrau, eine kleine, sanfte, traurige, sehr unglückliche ffrau. „Warum sagen Sie mir das alles? Was geht das Sie an. Mit welchem Recht kämpfen Ele für Robert Troß?" Luzia wirft stolz das Haupt zurück. Ihr Gesicht lst von den flammenden, blitzenden Augen beherrscht. „Mit dem gleichen Recht, da» auch Ihnen damals alle Mittel ' aus Liebe. Ich liebe Robert Ellen mit weiten Augen, „und der Welt. Einmal haben Sie „Mit dem gleichen Reckt, da» ^«illg^e, selbst die verwerflichsten: „Sie lieben ihn?" wiederholt er? Lr weiß ?' „Er klebt mich wie nichts auf , ... ihm viel bedeutet, einmal hätte er für Eie die Welt ans den Angeln gehoben. Ja, anch das weiß ich. Aber Eie hintcraingcn ihn, Eie mißbrauchten leine Liebe, lein Nertrauen. leine Araloliakeit, Eie raubten ihm leine geistige Arbeit und gaben sie für da» crigcnium de» Mannes au«, den Sie liebten. Mein Gott, Ellen Barny, Sie haben allo auch geliebt, Eie müllen es doch wissen, in welche Höhen und Tiefen dieses Gcstthl zu schleudern vermag, Eie haben es nm eigenen Leibe erlebt, was man aus Liebe zu tun imstande ist. Ich liebe Robert Troß. Zum erstenmal in seinem Leben wird er wahr hast geliebt. Und Eie, wieder Sie, wollen ihm dieses Glück ver nichten? Sein Leben und damit auch mein Leben!" Nun ist es Ellen, die begütigt. Eie versucht, die Hände der um soviel Jüngeren zu ergreifen, die vor ihr zurückweichcn. „Ihnen will ich nichts tun — Ihnen gewiß nichts." „Wenn Sie ihn vernichten, zerstören Eie auch mich. Und es lst alles io sinnlos. Die Ermittlungen sind eingeleitcb. Weller hat die Angelegenheit bereits seinem Bruder übergeben, Rechtsanwalt Weller, Berlin: jeder kennt leinen Namen. Troß wird gcrechfertigt werden." Eie neigt sich gegen die.B«slnminte. „Denn dieses missen Eie nicht: dort wo Ihr Mann stehcnblicb, erklärlicherweise stehen bleiben mußte, hat Troß wcitergearbeitet. Ihm genügt es nicht, daß diele gefährliche Krankheit nicht mehr tödlich verläuft. Er hat den Erreger entdeckt, den man bisher nicht kannte. Er wird »in Echntzlerum erfinden, das die Erkrankung gar nicht erst zum Aus bruch kommen läßt. Und damit wird er beweisen, daß die Professur de« Eugen Barnn in Wirklichkeit die leine ist." ffran Barnn verincbt eine Zwischenbemerkung zu machen, doch ihre erhobene Hand fällt krnstlo« zurück, als sei sie plötzlich ge lähmt. Unablässig starrt lie in das Gesicht dieser anderen ffrau, die stärker ist ats sie. Und Luzia Hollern spricht weiter. Die Morte kommen wie Sturzbäch« über ihre Lippen. „Sie leben, daß es keinen Sinn Hai, ihm ein Dein zu stellen. Troß wird frei kommen, aber es wird eine Zeitlang dauern. Es wird so lange dauern, bis die einwandfreien Zeugen vernommen sind, bis die Untersuchungen angestellt werden, biß Troß beweisen kann, daß wirklich er die von Ihrem Manne ausgewcrtcten Erfin dungen gemacht hat. lind nur Sic können das ändern. Eie allein können lagen, wie es wirklich war. Mir werden Ihnen helfen, daß Sie nicht bestraft werden. Sie können nach Südamerika zurück gehen, und wir werden hier ansbauen, ganz klein anfangen, uns ourchkämpfen und abwarten, bis Robert gesiegt hat, ganz unantast bar, ans der ganzen Linie. Mir werden das alles schaffen. Ohne fremde Hilfe. Allein mit seiner Kraft und mit meinem Vertrauen", sie atmet zitternd und wie in Erschöpfung aus, «ja, mit meinem un erschütterlichen Vertrauen." Der Blick der reisen und lebensersahrenen ffrau hat sich ver wandelt. Ein Ausdruck von Bewunderung hat darin Platz ge nommen. „Welch ein Mensch sind Eie — welch el» Mensch." Luzia nützt die ausslackcrnde, weiche Stimmung. Sie legt ihre beiden Hände über die sich nervös bewegenden ffingcr der anderen, beugt sich nah, ganz nah zu ihr. „Sie müssen sprechen! Nicht später und gezwungen, nein, jetzt, sofort und freiwillig. Warum soll Troß noch in Unier- fuchnngshast sitzen, ehe die Wahrheit ans Licht kommt? Was ist damit gewonnen? Gerade Eie haben kein Recht darauf, ihn zu zermürben. Sie sollten eher gutmachen wollen!" Ellen Barny öffnet ein paarmal die Lippen und schließt sie wieder. Ein schrecklicher Kampf spielt sich ans ihrem Gesicht ab. Luzia, über lie gebeugt, beobachtet sie, beschwörend, flehend, mit Befehl und Bitte: „Ich liebe ihn doch so sehr. Nur Eie allein können mir Helsen. Ich bitte Sie darum. Hören Eie, ich bitte!" Da schleudert die andere die Lände Luzias von sich. Ans ihren Augen, die hart waren und tränenlos, stürzen jetzt die Tränen be freiend wie Segen. „Rufen Eie Borchert, Weller, alle, die Sie wollen. Ich will sprechen." Run ist es Luzias Hand, die nach der Klingel greift und aus den kleinen Elsenbeinknops drückt. In ihren Angen ist Milde und Güte. Und während auch ihr die Tränen unter den Wimpern hervorbrcchcn, flüstert sie: „Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen mit meinem ganzen Herzen." Ellens Mnnd verzerrt sich, ihr Kopf wendet sich ab, ein Zittern geht durch ihren ganzen Körper. „Eie sollen mir nicht danken, ick will es nicht, ich habe es nicht verdient." Aber Luzia« Land legt sich ganz still wieder auf die ihre. Und nun duldet sie die Güte, die von dielen ffingcr» ansgcht und nus^sie überstrahlt. Eg will wieder Nacht werden Und diele Nacht verspricht so schön zu werben wie der Tag verhieß, der schon nicht mehr dir Kühle des ffrtthlings trug, vielmehr erfüllt war von der Wärme des nahenden Sommers. Ahnung kommender Reise, noch sein, aber schon wach. Einmal schiebt sich der Bahndamm mit seiner hochge legenen Böschung zwilchen die Felder; blitzende Schienen weilen nach rechts und links In die neue Welt. Dann aber gibt es wieder nur Aecker und Wiesen und viel weiter dahinter erst oen Wald. Ist es denn faßbar, daß noch nicht einmal viernndzwanzig Stunden vergangen find, leit das Unglück geschah und mit !bm viele Menschenleben in völlig neue Bahnen geschleudert wurden? Ist e» möglich, daß innerhalb dieser kurzen Frist der gleiche Bahndamm wieder befahren werden kann, in gleicher Weile und init derselben Geschwindigkeit wie vordem, und daß, in wenigen Minuten nur, der gleiche fahrplanmäßige Schnellzug über die blitzenden Schienen raten wird als sei nicht» geschehen? Je dunkler es wird, desto heftiger bricht die wunderlame Helle des vollen Mondeo aus der tiefen Bläue des Himmels, um gleich sam die Erde zu beruhigen, Ihre Hast zu beschwichtigen und das wirre Dasein ans ihr zu befrieden. Die beiden Menschen hallen an und sitzen still in dem Wage», dessen Verdeck znrückgcfchlaqcn ist. Robert Troß' Hände heben sich und zittern; Luzia spürt e» erschüttert an ihren Echnltern, die er umfängt. Und wieder gibt die La dichaU Dunkelheit und Helle, Dämmerung und Mondglanz. Schattenbilder sind Strauch und Baum, Eviegel, bleiche, regungs lose die vielen Teiche, in denen die Filche leben. „Luzin, begreifst du das alles? Daß wir jetzt hier iitzen, al» sei es nie anders gewesen, daß wir einander nah sind, ganz nah, Lnzia, und sür immer, jetzt für immer? Kannst du es wicklich fassen?" Alles war wie ein Sturm — und doch teile. Troß beugt sich über Ln,,ia, und sie erbebt vor Liebe und Glück. Ihr Mund sucht den leinen, ihre Augen sind geschlossen, ihre Wange lehnt an seiner Schulter. „Gestern abend wußten wir noch nichts —", llüstert Ile einmal. „Mußten wir wirklich nichts? Aber es muß dock schon dune» wesen lein, sonst hätte es nickt io jäh erwachen können, io rasch und lo vollkommen. Mas hast du alle« lür mich getan. Luzia, meine Luzial" Es bricht wieder in lein Bewußtsein ein. er starrt in ihr beglänztes Gesicht, dem die Helle des Blondes elne goldene, sanfte und warme Farbe verleiht. „D ß ich hier litze, so bald schon, und mit dir. es Ist doch nur dein Werk. Wie hast du es nur angelangen. Ellen Barnn zu diesem umfassenden Geständnis zu bringen? Wie nur? Wie? Ich be greife nicht." Eie bewegt lächelnd den Kops und lagt: ,Zch liebe dich, Robert. Das ist das ganze Geheimnis." „Ja, daß du mich liebst — welch eine Kraft liegt darin." „Still." Ele richtet sich horchend ans. Bon weitem ist jetzt ein Brauten zu hören. Der Boden bebt unter dem Stampfen de» lausenden Ungetüms „Der NachtlchueUzugl" rüst Luzia. „Dort! Da ist er wieder, der Zug mit seinen hundert Schicksalen" Die Lichterketle! Cie glitzert, lie bebt, sie slirrt. Die Räder drehen sich wie rasend, eilen über die silbernen Bänder der Schienen, hinein in die weite Welt. „Morgen schon", sagt Troß, und leine Blicke laufen hinter dem Zug her. der in der Nacht verschwindet, „trägt er auch uns fort iq ein neue« Leben!" --Ende.— Ruft das Maschen der Gemüse Oitamin-LMerluste hervor? Die Gemüse müssen vor ihrem Gebrauch eine gründliche Reinigung von Schmutzteilen und Kleinlebewesen erfahren, da mit Darmerkrankunzzen vermieden werden. Ls erhob sich die Frage, ob durch das Wasck)en und Wässern der Ditamingehalt von Gemüsen und Kartoffeln verringert wird. Eingehende Un tersuchungen, über die in der Wock>enschrist „Hippokraics" be richtet wird, ergaben, daß kurzes Waschen der zerkleinerten eß fertigen Gemüse weder in fließendem noch in stehendem Wasser nennenswerte Vitamin-C-Derlnste hervorruft. Auch bei Wässern von einer Stunde sind die Verluste nur gering, und bei länge ren, Wässern, wie es oft zum Anssrisckfcn ivclkcn Gemüses not wendig wird, praktisch belanglos, wenn es geputzt, aber unzcr- schnitten geivässert wird. Dagegen ruft kurzes Wässern des sclwn gekochten Gemü ses. wie es gelegentlich zur Auffrischung der Farbe geschieht, fast völligen Vitaminverlnst hervor und muß vermieden werde». Zusatz von Kockssalz zum Gemüsespülwafser hat praktisch keine Bedeutung. Aus den Dersuckxm ergibt sich, daß Wässern und Spülen von Gemüsen mit Rücksicht auf den Diiamin-C Gehalt kurz und gründlich ausgeführt werden muß. MO Dollar für den Verlust der Haare Das Gericht non Hobaken hat, wie ans Newyork berichtet wird, einein Fußgänger einen Schadenersatz von tvstt) Dollar zugebilligt, well er vor Schreck über einen Autozusammenstoß plötzlich seine Haare verloren hat. Die Versicherungsgesellschaft hatte einqewrndet, daß er im Augenblick des Unfalles schon einen ziemlich fortgeschrittenen Kahlkops hatte, aber der Richter ivar unbeugsam und erklärte, daß 1000 Dollar das mindeste seien, was einen Mann für den Verlust seines Haarschmuckcs entschädigen könnte, auch wenn dieser ohne dies gleichfalls ge- lchwnndcn wäre. Es ist ein neuer Fall in der langen Liste der Entschädigun gen. die amerikanische Richter zu.gesprochen haben und die die verschiedene Bewertung der menschlichen Körperteile und Fähig keiten zeigen. In Buffalo erhielt ein Tenor für den Verlust sei. ner Stimme bei einem Antonnfall 4000 Dollar, in Brooklyn ein Mädchen bOOO Dollar, weil sie aus glcick>em Grunde an Lackp krämpfen litt, in Omaha eine Zofe 20 000 Dollar für eine Bein verletzung und in Newyork eine Lhorläv-'erin kür dauernde Ent stellung des Gesichts und der Beine 40 000 Dollar. Murst wider Murst Zu einem seinerzeit sehr bekannten Rechtsanwalt Dr. H. in einer norddeutsck-en Stadt kam ein Schlächtermeister in die bprecksstunde und fragte ihn um Rat: ,Lerr Dokter, ich sehe den Fall, «in Hund stiehlt mir vier Pfund Fleisch, ist der Besitzer des Tieres dann verpflichtet, mir den Schaden zu vergüten?" „Natürlich, Herr B", sägte der Anivalt ohne weiteres. „Also gut", sagte men der Schlächtermeister mit freund lichem Lächeln, ,Hann bezahlen Sie mir nur die 4 Pfund, — ü Ntark. Ihr Hund l>at mir das Fleisch, wie ich durch Zeugen beweisen kann, gestern abend aus meinem Laden gestohlen ... Recht muß Recht bleiben'" Aber selbstverständlich", erwiderte der Anwalt, ohne mit der Wimper zu zucken, nahm seine Geldtasche heraus und reichte dem Schlächtermeister die 6 Mark. „Hier ist das Geld — es tut mir nur leid, daß Sie den Aerger gehabt haben." Nm nächsten Tage aber traf ein Brief des Rechtsanwaltes bei dem Schlächtermeister ein: „Herrn Schlächtermeister B Hier. Für eine Nechtsberatung am 0. d. 20 Mark Dr. H., Rechtsanwalt. P. S. Recht muß Recht bleiben." Es blieb dem Schlächtermeister nichts übrig als das ge forderte Honorar z» zahlen, und sür den Spott brauchte er nach diesem Schaden nicht zu sorgen. Himmelschlüssel In Gedanken versunken hatte er die Fahrt zurückgelegt Als er an der Endstation ausstieg, ivendcte er den Blick« i.n- ivillig von den ausgrnnendcn Bäumen. Was kümmerte ihn jetzt noch der Zauber? „Fertig!" ries der Sckmsfncr hiuter ihm. Er nickte. „Aus!" ergänzte er Kitter. Da Hörle er eine junge Stimme hinter sich lachen. In denn unsici^ren Gefühl, daß es ihn an gehen könne, sah er sich um und empfand eine fchnxickic Er innerung, diesen blauen Hut sich gegenüber gesehen zu haben. Achselzuckend wollte er wcilcrgcben, aber das zu dem Hut ge hörende Fräulein rief ihn übermütig an. „Entschuldigen Sie, daß ich gelacht habe! Aber wie soll etwas schon aus sein können, wenn es erst seinen Anfang nimmt?" „Was?" fragte er widerwillig. Sie lachte immer vergnüg ter. „Sehen Sie denn nicht, daß cs Frühling wird? In eia paar Tagen Kaminen die Beilckn» und in einer Wvck)e die Schwalben!" „Nteinetwegen!" knurrte er. Gleich darauf ärgerte er sich, ihr geantwortet zu haben, und beschleunigte seinen (Tang. Doch sie hielt mit ihm Schritt und musterte ihn kopf schüttelnd. „Ein etivas festlicheres Gesicht könnten Sie schon zu dem Einzug solckier Herrsck-astc» mache»!" „Wozu?" entgegnete er wegwerfend. „Ich habe den Schwindet schon zu ost M!igci»achl, um ihm noch einmal anszu- litzen!" Sie lächelte ungläubig. „Das sagen Sie bestimmt nicht im Ernst! Obivohl ich mich schon in der Straßenbahn gewundert l)äbe, wie jemand bei solchem Sonnenschein so schlecht aufgelegt sein kann! Dos Leben ist dock» wunderbar schön! Selbst wenn man wie ich. täglich ach! Stunden in einer finsteren Kanzlei arbeiten muß!" Jetzt nmr die Reihe aufzulachen an ihm. Er la! es mit bittcrlickicm Spott. .Weil Sie in Ihrer Tischlade kein Dutzend ungcdruckier Manuskripte liegen haben, um die sich kein Teufel kümmert! Und dann sind Sie jung!" „Sie auch!" unterbrach sic ihn und übcrlrnchtctc mit ihren Augen sein Gesicht. Er riß den Hut ab. „Ich bin grau!" „Das bißck-en!" ries sic. „Ucbrigcns ist jeder jung genug, um an einen neuen Frühling zu glauben. Denken Sie daran» Jetzt muß ich zurückilaufen! Ich Imbc mich bloß überzeugen >vol- len, ob er wirklich schon da fst!" Ans ihrer Kehle perlte ein Lacken, das wie ein Jauchzer klang. Er sah Ihr nach, wie sie den Weg hinabschwirrte Er hatte ja keine Eile. Der Vries, durch den er sich zu einem Dienst ver pflichte» lfatte, war unterschrieben und anfgegeben. Heute fst sein letzter freier Tag. ehe er in Ketten gelegt wird und anshört ein geistiger Mensch zu sein. Weiß Gatt, er Ist nicht ungeduldig geivesen. Jahrzehnte lang hat rr sich vom Schicksal hin >nd her werfen lassen und es Ihm nicht einmal verübelt, daß cs seinen Kanwl so sckpver machte. Bloß, daß es ihn Immer wieder Glauben fassen ließ, in- dem es ihm etwas wie einen Erfolg entgegcnhlelt! Wie ost meinte er sa'-on am Ziel zu sein! Mohlmeinender Rat „Ist cs wirklich wahr, daß Ece Krauses den Rat gegebei? haben, ihre Tochter Minna zur Vollendung ihres Gelangst»- dmms nach Italien zu schicken?" ..Ja, das ist wahr." „Aber ich begreife nicht, wie Sie so einen Rai geben konnten. Fränleiw Minna l>at doch gar keine S'iwme." „Das freilich nicht. Abe? Krauses wohnen unmittelbar »eben uns." Uon / Dora O. 5-tcckle'rt 'Neuert Er machte eine fortsckleudernde Bewegnno. „Ans! Aus! Fertig!" Jetzt hat er eine kleine Beawlenileile ongenowm.n. Dl«^ wird ihm keine Muße mehr gönnen, fick mit der Kunst ausei'k anderzusetzen. Oder dock)! Es zuckle ihm nm den Mund Plöglich horchte er auf. Was war das? Ein Kuckuck? In seine Züge trat ein erwartungsvoller Ausdruck. Wiü ost wird er nach seinem Vorsatz untreu werden. n.chl mehr z>t dichten? tüiiml . . . Rimal . . . Hört das Orakel n.ch, zu rasen aus? Jetzt säugt noch ein zweiter an. Warum nicht? Es ist kein unumstößliches Gesetz, daß Dichter hungern müssen Es gab viel größere als er, die von einem zivciten Beruf lebten Erlöst blinzelte er in die Sonne. Wie warm sie schein!! linier den Strönchern steht es voll Veilchenblauer», und die Schwalben werden auch bald da sei»! Wie verklärt das Mädchen aussah. als sie es sagte! Und war doch gar »ickl hicksest, bis auf die Auge» und das leuchtend blonde Haar Daß sie sich dieses jubelnde Lachen brwastren konnte in der finiteren Kammer, in der sie schrieb! Acht Stunden am Tag! Armes Kind! Zeitvergessen dnrcststrelste er das Gehölz. Er wnßte nicht wie viele Stunden lang. Dann trat vor leine Seele wie ein Wunder der Entwurf einer neuen Arbeit. Er wate znruck Nach einmal Kämpfen? Er war doch schon so entschlossen geivesen zu entsagen! Was verinochte ihn dazu? Ein Mädchen, von dem er nichts wußte, als daß es lachen konnte? Ratlos irrten seine Angen. als suchten sie ein Zeichen. Da gcivahrle er zu seinen Füßen ein Hiininelfchliiiselcken Wie ein Bünde! Snuncnstrahlen bob es sich istm entgegen. Oder ein von gelben Haaren umrahmtes Gesicht? Er pflückte es mit so and, ästigen Fingern, als berühre er «In Heiliatnin. In seinen Anblick versi nken war» er sich auf elne Bank. „Frühling'" murmelte er erschüttert. „Wer ist nickst mehr sung genug, um an dich «lausten zn können?" Dann schrieb er weltvergessen in sein Taschenbuch. Irgendwo schlug eine Glocke sechsmal an. Er fuhr ans und begann wie ein Knabe zur Straßenbahn zu rennen. Angstvoll dnrckssnck ie er die Wartenden. Wird er sic finden können? Plötz lich lachte sie ihn an. „Guten Abend!" ries sie. „Ich haste die ganze Zeit an Sic! gedacht!" Dann warf sie einen entzückicn Blick auf die Primel in seinem Knapsloch. „Cie Glückllck-er, ums haben Sic Schöneck gefunden?" „Sic!" stich er atemlos stcrvar und langte nach ihrer Hand,, wie ein Flüchtiger nach dem Asylring. Sie errötete und zog> ihn mit sich In den Wagen. Dort sah sie ihn verlegen an, als ciwarte sie. daß er sprechen werde. Aber was konnte er ihr vor allen den fremden Leuten sagen? Aus einmal hielt er ihr eiiz Taschenbuch hin. „Hlmmelschlüsselchen!" flüsterte er. „Du hast mir wieder das Leben eu,geschlossen! Ich habe ein Frühlingsgedichi ge macht!"
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