Vorwort CÄie sehr auch die Kunst des neunzehnten Jahrhunderts hinter den großen Kunstepochen der Vergangenheit zurückstehen mag: so hat sie doch zunächst sür den Zeitgenossen außer dem Interesse ihrer lebendigen Gegenwart den Werth, der eigenthümliche Ausdruck zu sein für die neuen Ideale der Zeit, für das reiche und vielseitige Wesen des modernen Geistes; dann aber auch die allgemeine Be deutung, eben dadurch eine in der ganzen Kunstgeschichte vielleicht einzige Mannigfaltigkeit des Inhalts wie der Form erlangt zu haben. Es ist nicht Sache des Vorworts, die großen Züge des Zeitalters hervorzuheben, durch die es von der gesammten Ver gangenheit ebensowol sich abgetrennt, als Besitz ergriffen hat. Doch schon hier möchte ich auf den Gesichtspunkt Hinweisen, aus dem allein mir die Kunst unserer Tage das richtige Licht zu erhalten scheint, ein solches zugleich, das sie im vollen Schein des Lebens und damit von der sür alle Gebildeten anziehenden Seite zeigt. In dem goldenen Rahmen der Kunst die dem Jahrhundert eigen- thümlichen Züge wiederzufinden, ihre lebendige Wechselwirkung mit dessen durchgreifenden Kräften und Bestrebungen zu verfolgen, mit einem Worte in ihr einen Spiegel des ganzen Kulturlebens zu sehen, in dem als in einem zwar kleineren, aber klaren Bilde seine Strahlen sich sammeln: das scheint mir der Gesichtspunkt zu sein, von dem die Betrachtung der modernen Kunst vorab ausgehen muß.