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Die Weisirussen / Im östlichen Teil« Polens, wo jetzt dos sowjetrussisck>« Heer einmarschiert ist, leben die beiden »rohen Bolksstämme der Weihrusscn und Ukrainer. Während die letzteren schon dem übri- gen Europa nach dem Kriege bekannter geworden sind, bilden die Weihrussen siir uns noch ein säst unbekanntes Volk. Und doch ist ihre Zahl sehr bedeutend, und ihre völkischen Kräsle enthalten gröbere Möglichkeiten der Entwicklung. Es gibt insgesamt heule 1v Millionen Weihrussen. Von die sen wohnen annähernd l» Millionen in Ruhland, und zwar vor ollem im Gebiete von Minsk und Smolensk, also im Nordwestcn ss-gen Lettland und Polen zu. Man nennt dieses Gebiet „Weih- ruhland", das 191» als Gliedstaat der Sozialistisck)«» Sowjet- rubliken anerkannt wurde. Der Dnjepr, die Beresina und die Düna durchsliehcn das Land, das nicht sehr fruchtbar ist, und zahllose Seen liegen weit hin verstreut. Mancherorts breiten sich unzugängliche Sümpfe aus, und das Leben der Weihrufscn ist ein harter Kamps um das kärgliche tägliche Brot. Man betreibt Landwirtschaft, baut Kartoffeln an, Flachs und einige Getreide arten und auf den Weiden, di« sich stellcniveisc wie weite Step» pen dahinzichen, werden einige Pferde- und Rinderherden von den Wohlhabenderen gehalten. Industrien gibt es, abgesehen von den wenigen Städten, fast nirgends im Lande. Nur die Holz- Industrie, die Papierverarbeitung und die Lederbereitung beschäf tigt einige tausend Arbeiter, während in den ungezählten klei nen Marktflecken viele Heimarbeiter anzutreffen sind, di« die notwendigsten, zum täglichen Gebrauch bestimmten Hausgeräte Herstellen. Der Bildungsstand der Weihrussen ist naturgemäh niedrig: fast zwei Drittel sind noch Analphabeten, und die Er richtung von Schulen war ln den weit auseinanderlicgenden kleinen Dörfern immer sehr schwierig. In den Städten jedoch ist ein sehr reger Wille nach Bildung zu bemerken, und es gibt in ganz Weihruhland bereits 5000 Volksschulen, die von einer halben Million Kindern besucht werden. Man hat nach dem Kriege auch Erwachsenenschulcn eingerichtet, für diejenigen, die früher keine Schule besuchen konnten, damit sic wenigstens das Lesen und Schreiben erlernen. In der weihrussisclzen Haupt stadt Minsk gibt es sogar zwei Universitäten, die jedoch wedel ihrer Gröhe noch ihrem geistigen Inhalt nach mit den europä ischen Universitäten verglichen werden können, die aber von 5000 Studenten besucht werden. Minsk, das ein Eisenbahn knotenpunkt aus der Bahnstrecke Moskau—Warsclmu ist, zählt gegen 150 000 Einwohner, von denen aber nur -10 Prozent Weih rnsscn sind, während das stärkste Element die Juden darstellen, di« allerdings nicht die Förderer der Bildung sind. Im übrigen ist diese Stadt, die heute der Sitz der weihrussischen Regierung ist, schon sehr clt. denn sie tritt bereits im 11- Jahrhundert in der Geschichte aus. und schon 1101 wurde sie Hauptstadt eines selbständigen Fürstentums. Dieses Fürstentum kam später an Litauen und dann an Voten. Bei den Teilungen Polens zu Ende des 18. Jahrhunderts siel es an Ruhland, wo es bis heule verblieb, und die 1920 von polnisclren TrupM'n unternommene Besetzung von Minsk halte nur vorülrergelx'nden Erfolg. Auhcr diesen Weihrussen in der Räterepublik „Weihruh land" leben im übrigen Grohruhland noch etwa X Millionen weit verstreute Weihrusscn. Ihre Lcbensverhältnisse sind säst überall di« glcicl>en, und sie lieben eine gewisse Abscheidung von den übrigen Bewohnern Ruhlands, wobei sie jedoch zusammen mit den Grohrussen und Ukrainern der gleiclren ostslawischen Grohfamilie angchörcn. Dem Bekenntnis nach sind sic zu aller meist orthodox. Im östlichen Polen nun leben gegenwärtig annähernd 3 Millionen Weihrusscn. Sie teilen mit den Ukrainern den Osten Polens auf, und zwar so, dah di« Ukrainer südwärts nach Rumänien und der russischen Ukraine zu wohnen, und sie selbst nordivärts nach Litauen und Lettland zu. Auch hier bei den pol nischen Weihrusscn ist die Landschaft ähnlich wie in Ruhland, mit den gleichen spärlichen Lebensliedingungen. und auch hier zählen nur 4 bis 5, Häuser, und zwar kleine Blockhäuser, um die herum die kleinen Aecker liegen. Ein Dors mit mehr als einem Dutzend oder gar 20 Häusern bedeutet schon eine wahre Seltenheit. Wie in Ruhland sind auch hier die Weihrussen ülier- all in ihrer besonders Hellen Tracht zu erkennen; Frauen und Männer tragen gern die weihen oder grauweihen Uebcrröcke mit bunten Gürteln, und der Stolz der Männer ist zu dem die weihe, hohe Mollmütze. Nach dieser Vorliebe siir iveihe Trachten Seit Deutschland lm Dunkeln liegt und unsere sonst so vorbildliche Strahenbcleuchtung den lebensnotwendigen Erfor dernissen des Luftschutzes weichen muhte, kommt uns eine Eigenschaft unserer Natur und unseres Auges zugute, die mau sonst wohl nur selten mit Bewuhtsein geschäht hat. So dunkel nämlich die Strahen jetzt auch sein mögen und so geblendet jedermann ist, wenn er aus hellcrleuchtcten Hausfluren oder Büroräumen in die düstere Nacht kommt, sobald er die ersten hundert Meter seines Heimweges hinter sich gebracht hat. will es Ihm scheinen, als ob das tiesschwarzc Dunkel zunehmend Heller würde. Die zunächst nahezu unmögliche Orientierung wird zusehends besser und Zusammenstöhe kommen wider Erwarten säst überhaupt nicht vor. Unser Auge hat sich in zwischen nämlich vom Tag- auf Nachtsehen umgestcllt und je länger der Weg ist, den wir zurücklegen, um so besser sinden wir ihn. Was aber ist da geschehen? Wie hat unser Auge cs sertig- zebracht, auch im Dunkeln sehen zu können? Wieso wird cs >eller? Nun, wenn man sich daran erinnert, dah Katzen bei- pielsweise in der Nacht so gut sehe», dah sic Mäuse sangen wnncn, obgleich diese eine siir die Nacht geschaffene Schuhfarbe haben, dann wird einem dir Leistung unseres Auges so wun derbar schon nicht mehr erscheinen; denn obgleich wir keine Katzenaugen haben, die im Dunkeln ja leuchten, so ist unser Ange im Grunde doch von der gleichen Beschaffenheit. Die Natur hat nämlich von Ansang an in der Netzhaut zwei verschiedene Systeme angelegt, von denen das eine, das System -er Zapscn, für das Sehen bei Tag, das andere, die Stäbchen, siir das Sehen bei Nacht eingerichtet ist. Während die Zapscn nämlich lediglich Farben aufnehme», werden die Stäbchen durch Hellig keiten erregt und sind auf so seine Differenzen eingespielt, dah die geringen Unterschiede, wie mir sie in der Dunkelheit vor uns haben, ausreichend siird, um uns ein orientierendes Bild unserer Umwelt zu geben. Mit dieser Verschiedenheit des Tag- und Nachtschens hän gen Iin übrigen auch eine Reihe von Krankheiten zusammen, die wie die Farbenblindhcit von gröhtcr vcrkehrstechnischer und militärischer Bedeutung sind. Nach den verschiedensten Theorien über das Sehen, deren wichtigste und allgemein an erkannte von dem deutschen Arzt-Physiker Helmholtz stammt, werden von den Farben nämlich Immer zwei Gegensätze van einer Nehhautstclle gleichzeitig empfunden,. woraus es zurttck- zusiihren ist, dah wir von einer Rot-Griin-Blindheit und etwa der Blau Gelb-Blindhelt sprechen. Erstere ist als eine geschlechts gebundene dominante Erbkrankheit unter den Männern stO d. H.) recht weit verbreitet und ha» In den letzten Jahren, da Rot und Grün ja sowohl bei der Eisenbahn wie im Lust- und Da« unbekannte Mttvolk zwischen Lolen nnd Ruhland haben die Weihrusscn ihren Namen erhalten. In Polen weiden sie in die vier politischen Bezirke sWojewodschasten) von Wilna, Nowogrodek, Bialystock und Polesien ausgetvilt, und dem Be kenntnis nach gehören auch sie in der Mehrzahl der östlichen Orthodoxie an. Der Rest ist katholisch. Von besonderem Interesse ist die weihrulsischc Spracl>e. Diese Spraä-e, die dem Grohrussiscl)en und dem Ukrainische,, in. folge der VIuls»erwandls<l)ast der beiden Völker sehr ähnelt, ist schon vor einem halben Jahrtausend als erste altslawisch Mundart zur Schriftsprache erhoben worden. Sie erhielt so grohe Bedeutung, dah in dem Grohsürstentum Litauen, das sich später mit Polen in Personalunion verband, ruck das sich der weih russischen Gebiete bemächtigt hatte, das Weihrussische zur Amts sprache gemacht wurde. So konnte sich vcrhältnismähig früh auch eln weihrussiscl)«s Schrifttum entwickeln, mH kaum war dl« Buchdruckerkunst erfunden, als auch schon weihrussisck)« Werke erschienen. Erst als die Polen in dem Grohreich Litauen- Polen die Macht übernahmen, muhte das Weihrussisck,« dem Polnisä-en weicl-cn. Von da an bedienten sich lange Zeit hin durch nur noch die einfachen Bauern der alten Muttersprache, und sic pflegten sie und liehen sie aus ihren Dörfern nicht ver drängen. Die Sprache lebte besonders in ihren Liedern, Sagen Es mar gegen Ende des Weltkrieges, als bekannt wurde, dah man im Westen DcutschlaiHs Industrieunternehmen auf neue Art gegen Luftangriffe zu sichern begann. Im Saargebiet sand 1917 der erste ^versuch mit Ballonsperren statt, die sich in ihrer damaligen Form recht gut bewährten. Nach dem gelungenen Exzrcriment ging man daran, weitere Sperren dieser Art cin- zurichten, die. von der Industrie finanziert, der Lustschisser- ablcilnng unterstanden. Das Haltcseil als Wasse. Der Ausgang les Krieges beendete den weiteren Ausbau dieser wirksamen Berteiüigungswasse. Im gelzeimcn bescl-äftigtc sich man jedoch auch weiterhin mit Versuchen, die die weitere ilterivendbarkeit der Sperren bewiesen. Es wurde nxnig dar über geredet, aber um so eifriger daran gearbeitet. Als gegen Ende des vergangenen Iahics die Engländer von den Lust sperren über London und den englischen Industriegebieten viel Aufhebens machten, konnte Deutschland in der (»egend von Merseburg die erste grohangelegte Ballonsperre in aller Oessent- lichkeit vorsühren. Während die Engländer ihre Ballone mit Netzen und herabhängenden Drahtseilen versahen — das sollte ein besonders günstiger Schutz sein —, blieben die deutsche, Ballonsperrabteilurgen bei den, in, Kriege ausreichend erprob ten System, welches das Halleseil des Ballons als den denkbar einfachsten rnd sichersten Schutz benutzt. Das deulsä-e Verfahren hat sich dann auch wesentlich bessei bewährt, da die Netze und Seile sich untereinander verfingen, wodurch in der Luft ein erhebliches Durcheinander entstand. Die einzige 'Möglichkeit, es wieder zu entwirren, bestand darin, die Halleseile zu kappen und die Sperre dem Wind zu über lassen. Ein Teil der Ballons trat damals die Reise zur Nordsee an, während andere an der dänischen Küste landeten. Das Halteseil — als Fesselmittel — bot hingegen immer die Möglichkeit, durch die Anordnung der Apollons zu verhinderu, dah ein Flieger hindurchkomincn kann. Nun ist die Ballon sperre freilick kein Ersatz der Flak-Artillerie, sondern sie dient nur ihrer Ergänzung. Ein Zusammenwirken beider Massen ver mag den Luftraum in starkem Mähe gegen scindlichc Angriffe abzusperren. Ein besonderer Vorteil der Ballonszierre liegt in ihrer Billigkeit. Die Wirksamkeit der Sperre läht sich am besten mit dem Dauerfeuer eines Maschincngcivehrs vergleickxn. da sie den von ihr abgeschlossenen Luftraum gegen die Annäherung feindlicher Flieger durch ihre Existenz verteidigen. Wie Erfahrungen der Kricgsflicger gezeigt haben, besitzt sonstigen Verkehr die allgemein üblichen Signalfarben sind, grohe Bedeutung gewonnen. Gerade gegen sie richtet sich das ärztliche Interesse bei allen Untersuchungen die im Interesse der Verkehrssicherheit durchgesührt werden. Da gerade diese Kombination der Farbcnblindheit. bei der die Farben lediglich als verschieden Helles Grau empfunden werden, am weitesten verbreitet sind, haben verschiedene Augenärzte wiederholt in Vorschlag gebracht, rot und grün als Signalsarbe abzuschasfcn und durch blau-gelb zu ersehen. Andererseits gibt cs aber auch eine Krankheit, die durch eine fehlerhafte Anlage der Stäbcl-en das Sehen lm Dunkeln erschwert und die man als Nachtblindheit bezeichnet. Hierbei ist das Sehen am Tage durrlmus normal, der Zapscnapparat des Auges spricht auf alle, auch die seinsten Farbennuancen an. Soirald aber die Dämmerung kommt, iverden Nachtblinde un sicher, stohen gegen Hauswände und Bäume und können sich ost überhaupt nicht mehr zurechtsinden. Hier liegt dann ein Versagen der Stäbchen vor, bei denen, wie man annehmen muh, vor allem aber auch der Chemismus des Sehens gestört ist. Welcher Art die chemiscl-en Grundlagen unseres Sehens sind, ist bis heute zwar noch immer eine ungeklärte Frage, doch darf man sich lm ganzen die Vorgänge etwa ähnlich den ken, ivie sie bei der Fotografie angewandt werden, die von dem viel gröheren Wunder des Auges aber dadurch in den Schatten gestellt wird, dah die fotografische Platte immer nur ein Bild aufnehmen kann, während die Netzhaut des mensch lichen Auges von Sekunde zu Sekunde zwar eine Ausnahme macht, im nächsten Augenblick den ganzen Borgang des Ent wickelns aber ausstreicht und aus das gleiche Glas immer neue Bilder produziert. Dabei ist unser Auge jedoch immer nur aus eine Art des Sehens eingestellt, beim Uebcrgang vom Hellen ins Dunkle muh deshalb der ganze Sehnpparat unseres Auges umgescl-altet werden. Die Zeit dieser Umschaltung aber ist jene, in der wir geblendet oder blind sind, wobei wir gegen Blen dung wesentlich besser geschützt und die Umstellung von dunkel auf hell wesentlich schneller vollziehen können als umgekehrt. Die Umstellung ans das Nachtsehen nimmt nämlich, wie jeder leickt an sich selbst fcststellcn Kann, wenigstens zehn Minuten in Anspruch, dauert aber, bis alle Möglichkeiten ausgcschöpst sind, immerhin eine Dreiviertelstunde. Belm Katzenauge kommt übrigens, um auch daraus noch elnzugehcn, zu den sonstigen neun Schichten der Netzhaut noch eine zehnte hinzu, die die Augenschast hat. das Licht nicht nur aufzunehmen, sondern wie ein Spiegel zurückzun>erfcn. Dadurch werden die geringen Helligkeiten ln der Nacht multipliziert und die Orientierung der Katze wird verbessert. Gleichzeitig kommt aber dadurch das Leuchten der Katzenaugen zustande. und Märchen fort, die sic von Mund zu Mund vererbten und so schweigsam die Bauern in Ihren einsamen Dörfern waren und so wenig Zeit der Muhe ihnen die Arbeit lieh, sie sanden eine besondere Freude daran, die Schätze der Sprache zu hüten. Aus diesem Bauerntum ging später eine kleine führende Schicht von Gebildeten hervor, und diese Schicht brachte die alte Sprache wieder in der breiten, grohen Oessentlichkeit zu allen Ehren. Es erstanden iveihrussische Dichter, die ihr Volk uno ihre Hei mat mit glühenden Worten besangen, und Gelehrte, widmeten sich der Erforschung der weihrussischen Geschichte. Nachdem in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts noch einmal vom zaristischen Ruhland aus, dem damals das ganze Weitzrussen- tum angehörte, dem Gebrauch des Weihrussischeu Schranken ge setzt wurden, lockerten sich um die Jahrhundertwende diese Schranken. Die „Weihrussische Bewegung" hatte grohe Erialgc erzielt, und 1900 konnte die erste gesetzlich erlaubte weis,russische Zeitung erscheinen. 1919, also nach dem Weltkrieg, anerkannte die Sowjetregierung die weihrussische Sprache als össentliche Sprache für ganz Weihruhland. Seitdem hat in Ruhland wie in Polen, wo di« gesetzliche Anerkennung der Sprache erkämpft werden muhte, ein neues reges literarisches Leben eingesetzt, und man bemüht sich, die alte Sprache von allen fremden Ein- slüssen, die im Laufe des vorigen Jahrhunderts eindrangen, zu reinigen. Bemerkenswert ist, dah das Weihrussische mit den ur slawischen Buchstaben geschrieben wird, mit der sogenannten kyrillischen Schrift, die die erste Schrift aller slawischen Völker vor 1100 Jahren war. A. die Ballonszicrre auch eine beachtliche psychologisclx Wirkung.- Ein Flieger, der sich durch das feindliche Flakseuer hinüurct»gc- wunden hat, und dann den Angriffen der Jagdflugzeuge ent ronnen ist, wird kaum noch die Energie ausbringen, danach eine Ballonsperre zu überfliegen. Kaum sind die Halteseile, die das Bombenslugzeug be drohen, zu sehen. Macht er wirklich den 'Versuch, über die Sperre hinwcgzukommen, so ist er nicht in der Lage. Bodenziele wirk sam mit Bomben zu belegen. Jede Sperre ist nämlich so aus gebaut. dah sie unter Berücksichtigung aller Faktoren wie etwa Lustgeschwindigkeit, Eigengeschwindigkeit und Fallhöhe des Flugzeuges Treffer aus der zu schützenden Fläche verhindern. Wie schwierig es ist nur einen Ballon vom Flugzeug aus abzu- schiehen, zeigt ebenfalls die Eriabrung des Weltkrieges. Anher einer bestimmten Anzahl von Flugzeugen, die die damaligen Kampfflieger abschiehen muhten, bevor sie mit dem Vour le nu'-rite ausgezeichnet wurden, wurde auch der Abschuh eines Fesselballons verlangt. " Die Abneigung der Flieger gegen Ballonsperren ist. wie Versuche ergaben, auch nicht unbegründet. Ein Flugzeug, das mit den Dräl.ten, dem Sz-errmiltcl, in Berührung komm', ist erledigt. Der durchhängende Draht zersäg: die stärksten Nietail« trngsläclien. Ein Flugzeug, das mit diesem säst unsichtbaren Draht in Berührung kommt, Kanu sich nicht retten Kaum eine Viertelstunde ... Bei einer Besichtigung der Ballonsperrabteilung konnte mau sich von d-.n verschiedenen Einsntzmöglichheiten dieser Waske überzeugen. 'Man unterscheidet zwischen ortsfesten und motori sierten Sperren. Die ortsfesten Sperren haben den Vorteil, dah die Ballons keine Nachsülluug brauchen, sondern bei Niclst- beuutzung einfach einczezogen und in einer Halle unlergebroäst wercvu Die motorisierte Sperre lässt sich wiederum schnell ach und abbaueu; sie ist überall einsatzfähig. Eine Hebung zeigte, in welcher Geschwindigkeit dieser Ausbau vor sich gehen kann. Zwei Lastkraftwagen, von" denen de r eine Wasserstojsgas in Slahlflaschen mit sich führte, während der andere die Ballon hüllen, die Motorwinde und die 'Mannschaft lxherbergte, jaaten los. um am befohlenen Platz die Ballons ausstcigcn zu lassen. In höchster Eile wurden die Motorwinden aligeladen; ein Schutz teppich wurde ausaebrcitct. um die Ballsnhüüe. die inzwischen schon mit dem Füllwagcn durch eine Schlauchleitung »verbunden war. vor Schmutz und Beschädigungen zu bewahren. Au einem Metallring unterhalb des Ballons wurden Sandsäcke eingehakt. Ein Kommando, ein kurzes Hantieren an den Flaschen, ein leises Zischen, und der Füllschlauch strafst sich. Das Gas strömte In den Ballon. Bald hob sich dieser leicht vom Boden und wurde von den Kanonieren an den Leinen gehalten In die Flössen wurde Luft eingeblascu. Diese Ballonleile bewahren dem Ballon die pralle Form, auch wenn sich das Gas ein wenig verstüchtigt. Kaum eine Viertelstunde batte es gedauert, bis das Kommando „Ballon, kehrt. Marsch!" ertönte und die Kanoniere mit ihrem Ballon zu dem inzwischen befestigten Erdanker ziehen konnten. Das Haltcseil wurdc angeschlofsen. Zwei Mann bsteben au der Winde zurück — die übrigen sprangen in die Kraftwagen und fuhren zur nächsten Stellung, um ihren zweiten Ballon slart- scrtig zu machen. Vis zu 3000 Meter Wolkenhöhe. Eine Fcrnsprcchleitung verbindet die Männer an der Winde mit der Befehlsstelle, von der das Kommando kommt, den Ballon auf 200 Meter Höhe starten zu lassen. Die Seilbrems« löste sich, und der Fesselballon schoh in die Höhe Aus der Zähl- scheilv lieh sich der jeweilige Stand ablesen. HO. 100. 150. 200 Meter — noch ist die Wolkendecke nicht erreicht. Da kam der Befehl: „Ballon starten aus 300 Nieter!" Nur noch undeutlich waren die verschiedenen Ballons zu erkennen. Aber sie mutzten noch höher steigen. Bei 400 Nieter waren sie bei dem diesigen Welter vom Erdboden aus nicht mehr zu erkennen. Ein feind licher Flieger, der nun etwa angeslogen wäre, mühte, um das Gelände zu überschauen, unter der Wolkendecke fliegen, und er würde somit unweigerlich gegen di« Drahtseile prallen. Bei einem höheren Wolkenstand können die Ballons natür lich noch weiter steigen; die deutschen Ballonsperren können Höhen von vielen Kilometern erreichen. Das wird in der Praxi» kaum notnxndig. da die Wolkendecke in zehn Monaten de» Jahres unter 3000 Meter bleibt. Nur in zwei Monaten liegt si« über 3000 Nieter. Diese Höhe ist aber für ein angreisendes Bom benflugzeug. das sein Ziel wirksam belegen will, zu weit. Bei stürmischem Wetter ist es oft nicht möglich, die Bal lonsperre aussteigen zu lassen, da sich die Ballons losrcitzcn, und damit der Erfolg der Sperre czesährdet sein würde Aber auch bei solchem Wetter, das übrigens auch für den Flieger schwierig genug ist. kann der Luftraum geschützt werden Dann treten die Spervdractsen in Tätigkeit. Sic erinnern in ihrer ge bräuchlichsten Form an die .,Amerikaner", mit denen sich die Jugend bekanntlich im Herbst beschäftigt. Auch bei diesen Kasten drachen ist das Seil wieder der Feind des Fliegers. Die Zusammenarbeit mit der Flakabwchr und den „Jägern" hat sich ausgezeichnet beivährt. Wie Jagdhunde in früheren Zeiten das Wild in die Netze trieben, so zwingen die ..Jäger" jetzt die Bomlienllugzeuge. ihren Kurs so zu nehmen, dah sie in die fast unsichtbare Sperre gedrängt iverden. De» eigenen Fliegern ist dir Lage der verschiedenen Szierren gcna» bekannt. Die Frage, ob die Lustsl>erre ein Kinderschreck oder ein» wirksame Waffe ist. wurde längst beantwortet. Die dcutch« Wehrmacht hat mit diesen Sperren eine Wasse entwickelt, dl« vor allem Im Zusammenwirken mit der Flak und den anderen Teilen der Lnstwaffe geeignet ist, den deutlet)«» Luftraum gegen jeden Angriff zu verteidigen. Wie sieht inan iin Dunkeln? Die beiden Netzhautsyftenre — ^arbenblindheit — Da« Ange de« Antze In den Fesseln der Ballons Besuch bei «ine« Luftspeirr-Abteilung / Von H. iv. Block