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Sächsische Volkszeitung : 30.11.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194011309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19401130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19401130
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-11
- Tag 1940-11-30
-
Monat
1940-11
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.11.1940
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Die letzten Dinge 1 » I» Adventsziige schon am 40 k I öfters an dos Ende Tod für jeden den- Wie wahr Ist, was wieder anfgelcbt. die soge- cinem Bettlaken bekleidet m zu n A, mber. 15000, -8100. rstag: d: —r Viens« iwochr rstag: !001— 11O1— -4200, 16181 mtag: lachh.; 108K1 >501— »001— >251— iachh.x iachh.; iachh.- Sonn« Man« von Otto Urbach !«>> Nir »1 I len «l««i«» G selige Adventszeit/A7.''n>.7»^^/>n'" Vir Musik dev Aaffeoinühl« Franz Sä>uk»ert wurde alles zur Musik, die Säiönheit der Natur, die ihm auf seinen zahlreiet-en Wanderungen durch seine herrliche Heimat überall entgegenieuchtctc, die Forellen im Vach, das Rauschen des Mastere, die Blumen am Weg«, die to senden Stürme, die wogenden Nebel, die Vögel im Walde, die Stille der Nacht. Selbst das Knarren einer Kaffeemühle wurde ihm Niusik. Schubert hatte Gäste geladen, und ihnen zu Ehren wollte er eigenhändig den Kaffee kochen — er war auch darin vom Freundeskreise als Meister gcsäMt So sah er und drehte die Mühle Da plötzlich lauscht er aufmerksam, stockt, und mit einem lauten Krach fliegt die Maschine an die Wand, das; die duftenden Vohnen durchs Zimmer fliegen. „I l^b's, t hab'», schrei» er jauchzend und stürzt ans Klavier. „Es ts doch schön, wenn man solch alte Drchscheib'n lmt, da kommen die Melo dien und Themata nur so herangcflog'n. Ja dieses Rarara ani miert!" Die dicken Finger gleiten lebendig über die Tasten, zu nächst noch sucl-end, dann immer klarer, und machtvoll ersteht vor den ergriffenen Zuhörern der Bau des geivaltigen d-moll- Quartett». Und danach gab es dann einen ganz vorzüglichen Kasse«. chen, in dem sich Maria und Joseph aus Holz oder Stoss he« gestellt finden, von Haus zu Haus getragen. Bei der Ankunft sagt die Hausmutter die Begrühuugsworte „Set Jungfrau rein, / Mit Freuden lad' ich dich in meine ein; / Verehren wist ich dich von ganzem Herzen, auch du mich nicht in meinen Todesschmerzen", vor im Herrgottswinkel der Bauernstube ausgestellten Zweigen und brennenden Kerzen geschmückten Kästchen singen und beten alle Hausbewohner. Am folgenden Tage wird da» Kästchen zum nächsten Bauernhause getragen, bis schließlich am 24. Dezember die Muttergottes in dem Kästchen das neu geborene Kindlein Im Arme hält. Dieser Brauch hat. wie Sion- ner schreibt, zur Weihnachtskrippe hingeleitet und hat, „durch das Dorf waudernd, Herberge und Heim suchend, die Häuser, die wie zu keiner anderen Zeit heimbercit und heimfähig sind, zu wirklichen religiösen Heimen, Heimaten Gottes und der Menschen gemacht." Ein alter Adventsbrauch ist auch das Ausstesten der soge nannten Barbarazweige. die am Gedächtnlstage der hl. Bar bara in einem Glase Wasser aufgestellt werden, um sie bis zum Weihnachtsfcste zum Blühen zu bringen. Da sollen dann die Zweige mit ihrer Dlütenpracht an der Krippe das Weih nachtswunder verherrlichen. Ein neuerer Brauch ist der Adventskranz. Wie an den meisten weltlichen und kirchlichen Festtagen Bäume oder nur ihre Zweige als Gleichnis des menschlichen Seins oder als reli giöse Symbole benützt werden, so ist cs für die Wochen des Advent der Adventskranz geworden. Wenn nun der Advents kranz aus Nadelreisern gewunden und mit roten oder violetten Bändern umschlungen von der Decke oder von einem Beleuch« tungskörper aus über dem Familientische schwebt als ein Zei chen des alle Familienglicder umschlingenden festen Ringe», dann wird an jedem Adventssonntage eine der vier an dem Kranze angebrachten Kerzen entzündet. So führt die Adventszeit der Weihnachtszeit entgegen: „Wenn die Sonne am Himmel aufgeken wird, werdet ihr den König der Könige aus dem Vater hervorgehen sehen wie den Bräutigam aus seinem Brautgemach" ... Dr. R. grauen al» Bavonret«v Die Frau ist nicht nur Im übertragenen Sinne das Ba rometer, das die Stimmungen in einem Hause nm feinsten anzeiat, sondern sie ist auch Barometer im eigentlichsten Sinne des Wortes, Indem sie für das Wetter ein sehr seines Gl fühl hat. Es ist ja eine uralte Erfahrung, das; das weibliche Ge schlecht sensibler ist als das männliche, das; es dem Reiche der Ahnung und des Unbewussten nahersteht. So besitzt anch die Frau für Wiitevuugsumschkäge ein sehr feines Empfinden, und häufig kann man von Frauen Bemerkunaen kören wie; ..Ich weih schon, wenn Ostwind ist, ohne die Nase zum Fenster hinansgestrecht zu haben, denn dann säble ich mich so schlecht und reizbar " Andere «nieder meinen: ..Wenn ick am Morgen aufwache, so spüre ich sofort, ob Westwind herrscht Dann ist eine geivisse Weichheit in der Lust, die in mir ein leickies und glückliches Gefühl erregt. Mein Haar ist glänzender und lässt sich leichter frisieren als zu anderen Zeitei«, und ick habe das Gefühl, das; ich nie so aut aussehe wie bei Westwind " Der Zustand des Frauenhaares ist wohl das beste Baro meter, dns die Frau für die Wetterbeobachtung hat. Es gibt Frauen, die behaupten, sie könnten immer voraussaacu. «nenn es regne«« wird, «veil sich dann ihr Haar sehr viel deutlicher In natürliche Wellen legt als sonst. Das eigentümliche Knistern des Haares, das man an« Morgen wahrnimmt, wenn man mit dem Kamm hindurchfänrt. kündet im Wiuwr trockene Kälte an. Andere Frauen wieder spüren in ihren Almen eine gewisse Ermüdung und Spannung, bevor es schneit Die Frauen, die sich besonders wohl fühlen, ivenn Schnee in der Luft liegt, sind selten, denn die Schnceluft ruft auf der Haut ein Gefühl der Trockenheit und Rauhheit hervor und erregt manchmal sogar ein recht unangenehmes Brennen. Aufgesprungene Lip pen sind ein anderes Anzeichen der Witterung, das man an Frauen wahrnehmen kann. Man bekommt aufoesprungen« Haut ain häufigsten bei Nordostwind, und da die Lippen der Frauen besonders leicht angegriffen werden, so kann man an ihnen deutlich das Auftreten dieses Windes erkennen Eines dieser Vorzeichen ist der Massenabfast, das Ueberhand- nehmen der Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit auf Erden, aber auch die beginnende Sammlung und Wiedervereinigung der bekenntnlsmäßig nock getrennten Kinder Goites. Solcl>e und ander« Vorzeichen wird aber nur der Gläubige beachten und ernstnehmen, Der Gottlose und Gleichgültige wird sich daraus nichts machen. Es ist auch vor dem Weltende noch der alte Kreislauf der Dinge: „Wie in den Tagen Noes, so wird es auch bei der Wiederkunft des Mcnschensohnes sein. In den Tagen vor der Sintflut schmausten und tranken sie. nahmen zur Ehe und gaben zur Ehe bis zu dem Tage, da Noe in die Arche einging; und sie kamen nicht zur Einsicht, bis die Sint flut hereinbrach und alle hinwegraffte." (Matth. 24, 37.) Gra ber erinnert an den Vergleich, den ein bedeutender dänischer Gottesgclehrter gibt: „In einem SäMispielhause fangen die Ku lissen Feuer. Der Bajazzo tritt vor, um das Publikum zu be nachrichtigen. Dieses aber glaubt, es sei ein Witz und spendet Beifall. Der Bajazzo wiederholt ernst beschwörend seine Mit teilung. Der Saal dröhnt voin Beifallssturm der Menge. So wird einmal die Welt untergehen unter dem Beifall derer, die da meinen, es sei nur ein Witz. — Das Ende dieser Weltzcit, der Weltuntergang, das Welt gericht ist eng verbunden mit den« grössten Ereignis der Zu kunft: Der Wiederkunft E h r i st i. Die Chriftusgläubigen bekenne«« sich zu dein wiederkommcnden Christ-König. Alle Nun ist die hochseitge Zett voll sehnsüchtiger Erwartung wieder da, der Advent. Die Jungen wie die Erwachsenen singen wieder die altvertrauten Adventsliedcr und erfreuen sich an den sinnigen Adventsbräuchen. Erwartungsfroh schauen sie dem Tage entgegen, an dem sich die Heilige Nacht mit ihren« geheimnisvollen Zauber «vieder auf Menschen und Völker her absenken wird . . . Da das Weihnachtsfest erst am Ende des 4. Jahrhunderts im Abendland Eingang gefunden hat, so darf man sich nicht wundern, das; die erste Erwähnung des Advents erst im 6. Jahr hundert zu finden ist. Man knüpfte an das schon ain Martins- tagc beginnende und sich bis zum Weihnachtsfeste hinzichende Fasten an, das dann dreimal in der Woche geübt wurde und so die Vorbereitungszeit auf das Kommen des Herr«« darstellte. Nachdem die Feier des Advents schiiesstich in das Kirchenjahr ausgenommen worden «var, verbreitete sic sich im 6. Jahrhun dert rasch im ganzen Abendland. Nachdem cs in Deutschland auf der Kirchcnvcrsamnilung zu Aachen in« Jahre 836 und auf der Synode zu Erfurt i. I. 032 angcordnet morden «var, be stimmte daun die Synode von Seligenstadt i. I. 1022 ein 14- tägiges Fasten vor den« Weihnachtsfcste, und das; von« Beginn des Advent bis zur Oktan von Epiphanie keine Heiraten statt finden sollten. Eine alte Regel sagt: „Kathrein stellt den Tanz ei«'", gemeint ist der Hochzeitstai«;, ein weitverbreiteter Volks brauch. Als besonders verdienstvoll galt es, in den frühen Mor genstunden trotz Kälte und Schnee die Roratemessen, die soge nannten „Engelämter", zu besuchen. Die Adventszeit will aus die Ankunft des Herrn vorberei- tcn. „Nun denn, ihr Christen, beeilet euch! Möge der Sünder sich bekehren und gerecht werden und die Gerechten wachsen an Heiligkeit; denn er «st der Herr, unser Gott, der kommen wird, kein Geringerer", sagte Rhabanus Maurus. Die Vorbereitungs zeit des Advent und die folgende Weihnachtszeit bedeutet die Mahnung an die dreifache Ankunft des Herrn: „Dreimal kommt der Herr zu uns. das erste Mal im Fleisch, das zweite Mal im Geist, das dritte Mal als Richter!" Die Adventszeit, die sich so sehr an das Gemüt wendet, hat die deutsche Volksseele mit sinnigen Bräuchen zu umgeben gewusst. So wird In vielen Gegenden, besonders in« Rheinland, besonderes Backwerk hergestcllt. wie die „Klaskerle" oder „Hclejemannskaelcher" aus Weistbrottcig «nit Aügen aus Korin- theiz und mit einer Tonpfeife, auch allerlei Tiere wie Hirsche, Pferde und Nikolausfiguren aus Printen- und Spekulatiusieig. In Mitteldeutschland sande«« und finden Adventsninzüge, die „Christfahrten", des in den Familien einkchrenden, die Klei nen prüfenden und belohnenden „Heiligen Christ" statt, in Sachsen kommt der „Bornkinnel" mit seinen« rauhen Be gleiter „Knecht Rupprecht". In Norddeutschland finden eigent liche Adventsumzüge nicht mehr statt, man hatte hier vielmehr den Gang von St. Nikolaus mit seinem Begleiter, dem ,.Kram pus" oder „Glaubauf" in die Häuser zu den Kindern (Stonncr). In manchen biegende«« fanden die Andreastage statt. In Elbing ist rin aller Brauch nannten „Adventsmütterchen". Mit und mit einem grasten breilkrcinpigcn Strohhut auf dem Kopf ziehen sie «nit grasten Armkörben und mit klappernden Sam melbüchsen von Haus zu Haus, nm für das Hospital, in dein sie Ihr Heim haben, Gaben" zu heischen. In Siidbayern und in der Ostmark bestand und besteht der sinnige Brauch des Herbcrgsuchens. Dort wird ein Käst- Feste der Kirche weisen irgendwie hin auf diese Wiederkunft, — das ist kein Wunder, denn die Christenheit ist im eigent lichen eine Adventsgemeinde. Er kommt zum Weltgerichte Zum Fluch dem, der >hm flucht, Mit Gnad und fllstcm Lichte Dem, der ihn liebt und sucht. Der wiederkonimeiide König wird den Hunger nach Ewigkeit stillen, der wohl in jeder Menschenbrust irgendwie lebendig ist. Der Mensch hat Augst vor dem Nichts, er fehnt sich uach Ewig keit. Christus der Wiederkoinmende «vird die Seinen zur ewigen Herrlichkeit aufenvecken und das ewige Reich auf richten. Sein ist die Ewigkeit. Die Ewigkeit ist mehr und etivas anderes als endlose Zeit, es ist die Ewigkeit — wie Graber schön aussührt — die Gesamtheit alles Hohen. Edlen, Idealen. Schönen und aller Gnaden, es ist das Reich aller Werte. Kein Wert, kein Lichtfiiuklein «vird verlöre«« gehen. Alles Gute, Wahre, Schöne wird in diesen« Reiche in wunder barer Herrlichkeit aufleuchten. Gott «vird sein alles in allein. So ist der Christ im eigentliche«« Optimist. Die Zukunft, die Ewigkeit ist sein. Freilich in diesem Leben, das nur Ueber- gang ist, müssen «vir als A d v e n t s k i n d e r uns ernsthaft vorberciten auf das Kommen des Königs und sein Gericht. Ignaz Klug schliesst eines seiner Lieder- Einmal klingt eine Sense, sei bereit' Wie singt der Wind? Die Menschen sind Wie huschende Scl-atten Und morgen ist Ewigkeit! gcgrüstet, e Wohnung :, / Verlag dem nun und mit Aus dem men uns Gedanken , .... . haben wird und Gott der Herr das letzte Wort sprechen wird. „Alle Werke des Mensche«« trage«« den Todeskcin« des Zer falls in sich, und keine Pyramide ist so hoch und kein Eisen beton ist so fest, dast er nicht doch zerbröckelt und Ruine wird. Und erst der Mensch!" sagt Rud. Graber (Eichstätt) in seinen« gcdankontlefei« Büchsein „Die letzten Dinge des Menschen und der Welt" (80 S., 1,20 Mk., Würzburg. Echter-Verlag.) Wie aber wird sich der Untergang der Welt vollziehen? Manche Naturgeschichtsforscher habe«« darüber geistvolle Be trachtungen angestellt. Denken wir etwa an die Lehre von« Ejstod, in dein die Welt erstarren soll, oder an dei« Gedanken, dast die Erde durch Zusammenprall «nit einem anderen Him melskörper in Feuer anfaehen werde. Die Bibel zeigt uns — Rud. Graber weist ausführlich darauf hin — dast die grasten geschichtlichen Katastrophen, so zum Beispiel der Untergang Babylons, der Brand Jerusalems und die Zerstörung des stol zen Tempels Vorbilder des grasten Weltgerichtstages sind. Das Ende erfolgt nicht allmählich, nicht in langsamer Vorbe reitung, sondern plötzlich durch eine Katastrophe Wann dieser Zeitpunkt kommen wird, ist uns ungeivist. Nur der ewige Vater weiß den Tag und die Stunde (Matth 24. 36). wie der Dieb In der Nacht, so unerwartet und überraschend wird «r da sein. Aber es gibt Vorzeichen, auf die der Christ achtet. WWjjjjjjjjWWWjjMjWjjjjjjWWWWWWWM^jjjWWWjMjWIjjjjjlWM früher nickt einmal für möglich hielt. wachse«« miteinander heran bis zur Er«« wird die graste und endgültige Sichtung Guten vom Bösen sein. Gut und heilsam wäre es. wenn «vir dächten, ebenso wie der Gedanke an dei« kcnden Menschen nur heilsam sein kann. Friedrich Hebbel sagt: Oftmals berühre Du mich. Tod, wenn ich in mir zerrinne, Daß ich mich Wiedergewinne Durch den Gedanken an dich! Gedanken an den Tod und an das Weltgericht kom- tiefe Erkenntnisse. Freilich gehört Mut dazu, dein ins Auge zu sehen, daß alles Mcnschenwcrk eil« Ende Dev päpstliche Gedächtnis- gotterdienst für die Gefallenen (Von unserem römischen Vertreter.) Rom, im Nov. 1040. Der feierliche Trauer- und Stihnegottesdienst für die gefallenen Helden dieses Krieges und die Kriegsopfer in ihrer Gesamtk-eit ging ain 24. November in der Vatikanischen Basilika mit ernster und erhabener Feierlichkeit vor sich. Gemäß den Intentionen, die der Papst in seinem Motu Proprio „Norunt profecto" vom 27. Oktober hierfür ausgedrückt hatte, war auch der äußere Rahmen der Paostmesse ai« dem Altar über der Confessio voll ständig angepasst. Der Papst begab sich zum Unterschiede von allen von ihm sonst In St. Peter abgehaltenen Feierlichkeiten diesmal nicht auf dem Tragthron, sondern zu Fuß in die Ba silika zu dem großen Papstaltar. Pius XIl. war nur geleitet vom Domkapitel von St. Peter, das ihm bis zur Kapelle der Schmerzensmutter ^ntgegengegangen war, uno von seinem diensttuenden geistliche«, und weltlichen Hofstaat. Das Haupt schiff und die Seitenschiffe der Basilika sowie ein Teil des Chores zwischen dem Altar der Kathedra und dein Papstaltar war von einer unübersehbaren Menge von Gläubigen gefüllt, von denen der weit überwiegende Teil das Gotteshaus diesmal ohne Eintrittskarten besuchen konnte. Besondere Karten für Plätze im Chor der Basilika waren nur für wenige Personen gruppen ausgegeben worden. Für das nahezu vollzählig er« schlenene diplomatische Korps waren Plätze hinter der Bank reih« für die Kardintile reserviert worden. Alle Plätze ».«auf dem Chor verliefen auf den Altar der Confessio zu, an dem Pius XII. «ine stille hl. Messe zelebrierte. In den letzten Lagen hatte der Osservatore Romano schon einige Vorankündigungen über den Verlauf des Gottesdienstes, insbesondere für das Zusammenwirken und die Abwechslung - Welchen Kurs nimmt die Geschichte der Menschheit? Wo hin zielt die Weltgeschichte? Iminer wieder haben die Weisen diese Fragen gestellt, die Antworten, die sie geben, waren ver schieden. Die einen sagen: „Die Menschheit entwickelt sich im mer höher hinauf. Von der unzivilisierten Horde zum durch organisierten Staat, von der Höhle des ersten Menschen bis zum neuzeitlichen Hochhaus, voin Einbaum zum Linienschiff führt der Weg des Aufstiegs. Am Ende des Weges steht der menschliche Idcalstaat. in welchem das größtmögliche Glück der größtmöglichen Anzahl von Menschen verwirklicht sein soll." Allein so schön dieser Traum von, unendlichen Fortschritt ist, so wenig entspricht er der tatsächlicl;ei« Weltwirklichkeit. Ne ben vielen Fortschritten in der Wissenschaft, Technik, sozialen Ordnung finden «vir auch mancl;en Rückschritt und Abstieg. Schon der Weltkrieg «var eine zu deutliche Widerlegung des Fortschrlttglaubens. — Darum lehren andere: „Es gibt nieder einen dauernden Fortschritt noch einen dauernden Rückschritt. Es gibt viele große Kulturkreise. Jede Kultur ist ein in sich geschlossenes Ganzes. Sie entsteht, wächst, blüht, reift, ver welkt und stirbt wie eine Pflanze. Andre Kulturen «verden an die Stelle der schwindenden Kulturen treten. Es ist ein ewiges Werden und Vergehen, ein ewiger Kreislauf." — Da gegen läßt sich wieder vieles geltend machen. Die Natur geschichtsforscher «veisen darauf hin, daß die Erde nicht ewig vewohnbar sein «vird: „Unsere Sonne wird dereinst erkalten, die Erde wird erkalten und vereisen, alles Leben wird auf ihr erlöschen. Der Weltuntergang wird sowohl den Fortschritts träumen als auch der Lehre vom Kreislauf ein Ende machen." Wer hat nun Recht? Da die menschliche Vernunft keine eindeutige Antwort geben kann, befragen wir die göttlicl;« Of fenbarung. Die Bibel, insbesondere in den Reden unseres göttlichen Lehrers, lehrt klar und unmißverständlich: Jede der drei Ansichten über die Weltentwicklung ist aufs Ganze gesehen unrichtig, enthält aber etwas Richtiges. Wahr ist: Es gibt ein Weitende, einen Weltuntergang, denn diese Weltzeit Ist begrenzt. Aber dieses Weltende ist nicht das Letzte. Diese Weltzeit ist — genau so wie das menschliche Leben — nur eine Brücke, die in eine neue Form des Daseins hinüberführt. Sie ist eine Brücke über einen schwindelnden Abgrund. Man kann sich auf ihr nicht häuslich niederlasten. In dieser Weltzeit, die eiiw Ucbergangszeit ist, vollzieht sich allerdings etwas, «vas von überzeitlicher Bedeutung ist. Was die Menschen In tlttzser ihnen zugemessenen Zeit tun oder lassen, sagen oder denken, geht nicht spurlos unter, sondern wird aufbewahrt in den Archiven der Ewigkeit. Ain Ende der Weltzcit steht das Gericht Gottes Gericht ergeht über diese Welt, über die Völker, über jeden einzelnen Menschen. Es gibt keinen unendlichen Aufstieg innerhalb dieser Weltzeit. Schon deshalb nicht, «veil diese Weltzeit selbst nur endlich ist. Aber der Entwicklungsgedanke hab etwas Rich tiges: Sowohl das blute als auch das Böse entwickelt sich bis zu den äußersten Möglichkeiten, wie auf einen« Acker Weizen und Unkraut miteinander heranwachsen. Wissenschaft, Technik, foziale Fürsorge, ärztliche Kunst haben Erstaunliches erreicht, — aber auch Laster und Verbrechen haben in der neuzeitlichen Weltentwicklung Formen und Ausmaße angenommen, die man früher nicht einmal für möglich hielt. Unkraut und Weizen wachse«« miteinander heran bis zur Ernt«. Das jüngste Gericht und Scheidung des zwischen dem religiösen Volksgesang und den Darbietungen der päpstlicl-en Sängerkapclle unter der Leitung von Meister Lorenzo Perosi gebracht. Unmittelbar var Beginn der hl. Messe waren in großem Ausmaße auch Texte der religiösen Lieder unter die Gläubigen verteilt «vorbei«, die beim Einzug des Papstes das „Magnificat" anstimmten. Der gcistlicl«e Sän gerchor war in zwei Gruppen geteilt zwecks besserer Regelung des Volksgesanges. Die Gläubigen sangen das „Credo" von de Angelis, das „Adoro Te", das „Tantum ergo" und antworteten auf die Allerheiligenlitanei. Pius XIl. hielt nach dem Evan gelium eine Predigt von genau 20 Minuten Dauer, die gleich zeitig über den vatikanische«« Sender verbreitet wurde, der an schließend auch die Uebertragungen der vatikanamtlichen Texte tn Spanisch, Deutsch, Französisch und Englisch durchführte. Die Predigt des Papstes «var In alle«« Teilen der Basilika aufs beste zu vernehinen. Am Schluß der Papstmesse wurde das „De profundis" gesungen; es folgte die Aussetzung des Aller heiligsten und der von dein Erzpriester von St. Peter Kardinal Tedeschtni erteilte eucharistische Segen. Der hehrste Dom der Christenheit bot während der ernsten Totenfeier einen grandiosen Anblick. Ucberall konnte man das gläubige Volk in innigem und hingebungsvollem Gebet sehen. Zu Füßen des Altars der Kathedra gewahrte man in der ersten Bankreihe fast zwanzig Kurlcnkardlnäle. an ihrer Spitze der Kardinaldekan Granito dl Belmonte. Auf einer Ehrentribüne nahmen die beide«« Söhne des früheren Königs Alfons Xlll. von Spanien, der Prinz von Asturien und der Herzog von Segovia, mit ihren Gemahlinnen Platz. Auf an dere«« die Verwandten Pius' XIl., der Fürst Großmeister des Malteserordens CHIgt-AIbani, der weltlicl)e päpstliäu? Thron assistent Fürst Orsini, der Magister Saeri- Hospltii Fürst Ru- spott, der Nuntius am itallenlsci)en Königshof Borgonglni- Duca, der Feldpropst der ttalienisägm Wehrmacht Erzbischof Bartolomasi, di« Generale der großen .religiösen Orden und viele ander«. Dr. Frhr. Raitz v. Frentz.
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