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Sächsische Volkszeitung : 21.11.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193911212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19391121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19391121
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-11
- Tag 1939-11-21
-
Monat
1939-11
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 21.11.1939
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Lin Tatsachenbericht Militärische Strafen UNd nicht nur die Bestimmungen des des militärischen Strafgesetzbuches Bramnntc und Raffael prüfen, Vatikans uns die Gärten der sich die Slciuarchitcktur lxnvußt und einen nenen Stil schus. der aller Welt Nactzahmnug fand. lM und und Bernc Stadt lassen. Leben Plahe - Pas- Alltagsgeheirnnisse an» ^)arlanrent«stuben unb Minister bürs» — wa» ber franz. Bürger nicht rveitz nnb nicht will aller wurde Wer nichts besaß. ist deute reich: wer vorder ein cinsachcr Bote war. gibt heute den neuen Voten Besel>le. Die Diener haben die Pflichten, die ihnen von ihren Herren aus- getragcn wurden, furchtlos abgeschüttelt. Die Dienerinnen haben eine sehr freie Sprache angenommen und sind erzürnt, wenn ihre Herren sie zu tadeln wagen. Gold und Edelsteine schmük- keu ihren Hals, und obschon das Land reich an Gütern ist, rufen die Hausherren aus: Wie sehr wünschten wir, etwas Ed- bares zu finden! Wer sonst kein Brot besah, verfügt heute über einen Kornspeicher, wer sein Gesicht im Wasser anschautc, besitzt jetzt einen Spiegel." lieber das Aufhörcn jeder Ordnung und staatlichen Ge walt schreibt Ipuwer: „Schreckliche Dinge haben sich zugctra- gcn; Kinder aus edlen Familien wurden au den Mauern er schlagen: die Gesetzbücher wurden vom Richtertisch gerissen und auf den öffentlichen Plätzen vom Dolkshanfen zertreten. Die staatlichen Aemtcr wurden erstürmt und mehrere der Be amten zwischen ihren zerstreuten Panieren ermordet. In jeder Stadt hört man den Rus nach der Abschaffung der Obrigkeit, und obgleich es noch ein Recht im Staate geben soll, lwgchen die Menschen in seinem Namen das Unrecht. Die Gesichter der Menschen sind bläh geworden: Verbrecher hoben ihre Freiheit erlangt, und die wenigen Vauern, die noch den Pflug über ihr Land führen, tuen es mit der Waffe in der Faust. Den eigenen Sohn muh man als seinen Feind betrachten, und der Vruder bekämpft den Vruder. Vlizt flieht überall: der Tod darf sich über den Mangel an Opfern nicht beklaoen, denn Seuchen ver heeren noch zu allein anderen das Land." Auch im reichen Aegypten führte die allgemeine Unord nung zu Hunger und Not, klont doch der Schreiber weiter, dah es an den notwendigsten Lebensmitteln fehle, und dah der Brennstoff mangele. Die Ernten seien nicht eingeholt worden, nicmnnd arbeite mehr auf den Feldern, die Herden seien zer streut und ohne Hirten Türen. Pfähle und Zäune seien als Brennstoff benutzt? ja Kästen aus Ebenholz und anderen kost baren Hölzern seien in Flammen aufgegangcn. Im ganzen Lande herrsche das Elend, aber es zu durchreisen, sei unmöglich, weil Räuber und Mörder die Strahen unsiclwr machten. In ganz Acgnpten höre man nur Seufzer und Schluchzen. — Wie immer in Feiten der Not und der «Ooffnungslosiakeit auf mensch lichen Beistand, haben auch iene Mensciwn sich höheren Mächten zugewandt, von denen sie Nilfe erwarteten, und mehr als zwei Jahrtausende vor der Mcnschiverdung Ehrtsti prägt ein Aegyp- ter das Mort von einem Hirten, der sein Volk leiten und ein Erlöser ohne Sünde sein 'wird. „Wenn seine Herde zerstreut sein wird, wird er die ganze Mühe des Tages daran setzen, sie wieder zu sammeln", so schreibt Ipuwer und wurde dadurch seinem bedrängten Volke zu einem Seher und Verkünder eines Ereignisses, das sich erst 22 Jahrhunderte später verwirklichen sollt«. Hinter den Kulissen der französischen Politik Das offiziöse Propaganda-Unternehmen Frankreichs ist die Agentur Havas — jene gleiche Pressekorrespondenz, die wäh rend des Weltkrieges so viele Sensationen in die Welt setzte, dah man im neutralen Ausland auch heute nur noch von Ha- vasenten spricht. Havas ist praktisch ein Privatuntcrnehmen, eine Presse korrespondenz, die die Blätter des In- und Anstandes, ganz besonders Südamerikas, mit Nachrichten versorgt. In Wirk lichkeit jedoch ist es das französische Auhenministcrium, das Havas leitet und jährlich mit Beträgen, die zwischen 40 und 00 Millionen Franken schwanken, und aus den sogenannten Ge heimfonds stammen, subventioniert. Dafür hat der Quai d'Orsan ein Mitspracherecht und jede Meldung, die über Havas in die Welt geht, ist. soweit sie nicht gerade unpolitische Tatsachen behandelt, vom Auhenministerium zensiert worden. Havas besitzt Korrespondenten in allen Teilen der Erde. Diese sind jedoch verpflichtet, ausgehende Nachrichten zunächst dem diplomatisclzen Vertreter Frankreicks vorrnleaen und haben überhaupt die Pflicht, stets und überall mit diesen zusammen- zuarbeitcn, d. h. also, sich den Richtlinien des französischen Autzenministcrs anzupasscn. Es gibt allerdings Journalisten, die lick nicht gern dieser Vorschrift fügen, sondern es vorziehen, selbständig zu arbeiten und eine persönliche Meinung zu äutzcrn. Solchen Autzen- seitern wird dann meist sehr rasch klargemacht, was die Aaen- tur Havas eigentlich ist und gewöhnlich kann man einige Feit später in der Presse die kurze Notiz lesen, dah dieser oder jener örtlicke Korrespondent von Havas aus „internen Gründen" nach Paris zurückberuscn wurde. Und so bleibt es Tatsache, dak die gänzlich unter dem Einflutz des französischen Auhenministeriums stehende Agentur Havas nichts anderes als eine zwar versteckte doch sehr wirk same Propagandaabteilung des genannten MnOster'nuw- ist. Fortsetzung folgt. Bestrafung überwiesen. So erhielt der Knra'sierwnchimeister Mcnger, dem sein Weib mit einem andern dnrchgcbrannt war, „zur Strafe sein Weib zurück" mit dem Auftrage, ihr fünfzig Nutenhiebe zu geben, sic aber in Zukunft Keller zu behandeln; ,Daniil er's sich merke, kommt er ans drei Wochen in Prison; haut er nicht ordentlich zu. so hat er für jeden Streich, der danebengeht, zwei Stockhiebe vom Prosotzstöckelknecht zu erhalten." Einen ganz ähnlichen Bescheid erhielt der Major Pernig von dem gleichen Kürassicrregiment. „Er soll auf seine Frau besser obachtgcbcn, so sie aber iukorrible sich erweisen sollte, so kann er sie zum Teufel jagen, mutz ihr aber fünfundzwanzig Gulden monatlich zur Lcibesnotdurft zahlen." Der Hauptmann Baron Kottwitz des 40. Tiroler Land regiments war ein sehr strenger Herr und hatte einen Mann zu Tode prügeln lassen; er wurde zur Stellung eines Ersatz mannes auf seine Kosten verurteilt; das war die ganze Be strafung. Um dieselbe Zeit, ums Jahr l75>0. mutzte der Feld scher Martin des kurhessischen Regiments Erbprinz, weil ein Soldat durch seine ungeschickte ärztliche Behandlung gelötet wurde, zehn Jahre lang die Hälfte seiner Manatsgage von lüns Talern für einen Ersatzmann erlegen. Der Regimenlssckultheitz Georg Althaus z» Hciligcnrode hingegen kam wegen Vorschub leistung zur Desertion nur mit zwanzig Talern Strafe davon, weil er vorher dem Soldaten, dem er sortgeholfen hatte, die Monturen weggenommcn und so seinen „Eifer für das Beste des Staates kodifizieret". Der Adel hatte gewisse Borrechte auch in der Bestrafung. So wurde zum Beispiel der Gras Hardegg, der im Jahre 1008 die wichtige Grcnzfestung Raab den Türken ausgeticferl hatte, zwar geköpft, aber ans einem mit rotem Samt belegten Block aus kostbarem Holz und mit einem vergoldeten Beil. Dagegen erzählt Valvasor in seiner „Ehre des Herzog tums Krain" einen Fall, der unentschieden lätzt, ob die ange wandte Strafe für einen Edelmann angemessen war oder nicht. Für alle Fälle hatte sic den Vorzug der Originalität. Der Hergang war folgender: Der Oberst Graf Lazari Belli in Triest war 1019 wegen Betrugs in einer Prozetzgcschichte nach Graz vor den Kaiser zitiert, suchte aber unter allerlei Borwänden sich dem Befehle zn entziehen so datz seine Einlieferung mit Gewalt erfolgen mutzte. Eine halbe Meile vor den Toren von Graz erwartete ihn sein Prozetzgegner mit den Richtern und Graf Belli mutzte seinem Gegner als Reittier dienen. Dieser satz rittlings aus dem Grafen und spornte und marterte ihn solange, bis er schlietzlich ganz erschöpft zusammcnbrach. Zum Schlüsse noch eine tragikomische Episode aus dem Dreissigjährigen Kriege. Der Gesandte Kaiser Leopolds auf dem Frankfurter Wahltag. Tr. Volmnr. derselbe, der mit dem Grafen Trautmannsdors den Westfälischen Frieden unterzeich nete. hatte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als er sich in Breisach aufhielt, eine bittere Schmähschrift auf den Herzog Bernhard von Weimar versaht. Zn seinem Unglück nahm Hord, der davon Kunde erhalten hatte, kurz daraus die ein und wollte den Frevler an das Stadttor hängen Nur mit vieler Mühe lieh er sich überreden, ihm das zu schenken, doch mutzte Dr. Bolmar, auf öffentlichem aus einem Gerüst ausgestellt, sein drei Bogen umfassende quill vor dem Publikum ausessc», und dazu ward ihm nur eine Stunde Zeit vergönnt. von Petev Sendling Und es ist eine überaus verwunderliche Tatsache, datz das demokratische Frankreich bei amtlichen Gelegenheiten ein kom plizierteres Zeremoniell, ein umständlicheres Protokoll kennt als dle feudalsten Königshäuser. Endlich hat dieser vielseitige Herr den Titel „Gesandten- Einsührer" und Ist im Faubourg Saint Honore 61. dem Heim des Präsidenten der Republik, ebenso zu Hause wie am Quai d'Orsay. Er ist ganz einfach doppelt beamtet und hcitzt im privaten Lebe» Monsieur Lozö. Vie geheimen Fond» de» Antzen- Ministerium» Es gibt im französischen Autzenamt eine Nnsländerkon- trollc. Es gibt gleichfalls einen offiziellen Pressedienst. Es gibt endlich die Agentur Havas und damit kommen wir zu einem der diskretesten Kapitel der französischen Autzcnpolitik. Frankreich hat kein Propagandaministerinm. Vor Jahren unternahm Leon Blum den Versuch, ein solches zu gründen und stellte ihm den Abgeordneten Frossard als Leiter an die Spitze. Vierzehn Tage später war dieses, bereits bei der Geburt in den letzten Zügen liegende Kind, sanft entschlafen. Jetzt hat kürzlich Ministerpräsident Daladier einen ähnlichen Versuch gemacht, doch handelt cs sich bei diesem Unternehmen einst weilen um ein Projekt. Unpolitische Chronik Rom, im November 1939 Es ist geschichtlich verbürgte Tatsache, datz immer in den Zeilen höchster Kultur auch die Gartenbaukunst in lxsondcrem Matze gepflegt wird. Von den Terrassengarten Babylons bis zu jenen des alten Griechenlands, von den Gärten und Billen Roms bis zu den Parkanlagen von Bagdad, deren Schönheit uns in „Tausendundeiner Nacht" beschrieben wird, und zu den wasserreichen Gärten des alten Peking hat wohl jedes Volk einen Beitrag zu dieser anmutigen Kunst geliefert. In der Renaissance widmeten sich Italiens größte Künstler der Garten architektur Um 1000 wurden um den Belvedere-Garten des Villa Madama zu scl-affen, wo mit den Grünanlagen vereint als „italienischer Garten" in Schließlich folgte diesem und dem mit Wäldchen und Hecken aus gefüllten „französischen Garten" sowie dem „englisci^n Garten" romantischen Geschmacks die moderne Gartenarchitektur unserer Zeit, in der Tennisplätze und Schwimmbäder fast unerläßlich sind. Im April des kommenden Jahres wird im Park des Mai länder Kunstz-alastes eine Ausstellung eröffnet werden, die allen für moderne Gartenanlagcn gebotenen Möglichkeiten Rechnung tragen wird. Terrasscngärten, kleine Parkanlagen. Land- und Stadtgärten wenden den Besuchern dieser Ausstellung die ganze Vielfalt der italienischen Flora und die an originellen Einfällen und künstlerischer Wirkung so reiche Brunnen« und Wasserkunst Italiens vor Augen führen. Die Beliebtheit von Sclmuspiel und Oper in Italien ist nach den letzten statistischen Erlwbungen der italienischen Gesell schaft der Autoren und Verleger noch stündig im Steigen de- griffen. Im Jahre 1938 wurden in Italien 102 200 000 Lire für Die heutige Zeit hat bürgerlichen, sondern auch bedeutend gemildert, an Stelle der martervollen Todcsarlen wie Rädern, Spießen und Verbrennen ist die möglichst schmerz lose nnd kürzeste Todesart getreten, ja in vielen Staaten es überhaupt keine Todesstrafen mehr: statt der Folter grausamen Körperzüchtigungen, Gassenlaufen, Knuten Stockschläge werden nur noch Freiheitsstrafen verhängt. Doch so lange ist diese Milde noch nickt in Hebung. es bedurfte einiger Zeit, bis sich die Beteiligten selbst daran gewöhnen konnten. So wollte im Jahre 1832 der österreichische Husarenrittmcistcr Thiele auf eigene Faust die Stockstreichc bei seiner Schwadron abschaffcn, allein schon nach einer Woche kamen die Unteroffiziere und Mannschaften mit der Bitte zu ihm. es lieber beim allen zu lassen und ihnen statt des ent zogenen Sonnlagsausganges lieber so wie bisher wohlgcmessene fünfundzwanzig auszählcn zu lassen ... sie seien cs so gewöhnt. Man mutz jedoch auf einen gewissen Widerspruch in der Auf fassung der damaligen Prügelei achten: Manlsclzellen, Rippcn- stötze, Fußtritte, Peitscheuhicbe waren verboten, geschlagen durste der Manu nur mit dem Stocke werde», der Offizier von seinem Obersten nur mit dem Degen. Sonst Ivar der Hieb ehr- losmachend. Es hat bereits im 18. Jahrhundert Eiferer gegen den Stock gegeben So hat ein französischer Offizier eine Schrift gegen das Prügeln im Jahre 1703 zu Avignon veröffentlicht: freilich wurde er deshalb stark nngegriisen, und ein preussischer Offizier schrieb wörtlich folgende Kritik dagegen: „Der Soldat hat seinen Geist nicht im Hirn, sondern auf seiner Rückcnseite: wir halten uns daher an diese und dann entspringt daraus noch ein Gutes: in unserem Klima ist die Bewegung des Blutes langsamer, die Stockstreiche dienen also zur Erweckung, sic beschleunigen die Bewegung des Blutes zum Herzen, das einer seits dadurch mehr Kraft erhält, dem Blute die notwendige Zirkulationsschnelligkeit zu geben." Der Prosotz war damals noch ein gewaltiger Herr, auf dem Marsch durste er jede» „brav" zerprügcln, der ihm nicht gehorchte, besonders hatte er aus die Weiber zu sehen, die sich im Lager und bei der Armee befanden. Er durfte sie durchpeitschen, ihnen die Haare abschnciden und sic aus dem Lager weisen. Verheiratete Fronen, die sich ungebührlich benahmen, wurden dagegen ihren Männern zur 1. Fortsetzung. Ver wohlbetitelte Beamtenstab de» Autzenministevium» So sehr man in Frankreich wie in allen einschlägigen nnd demokratischen Staaten den aufstrebenden Jortschrittsgeist be tont, ebenso stark sind die verschiedenen amtlichen Institutionen m Ihrem tiefsten und wertvollen Inneren bürokratisch verstaubt, riese Tatsache wird uns am besten bewußt, wenn wir interes siert und neugierig die so zahlreichen, bedeutenden und selbst bewußten Angestellten des Auhenministeriums betrachten, die hinter einem pompösen Titel oft ebenso sonderbare wie unbe gründete Funktionen ausübcn. Da gibt es einen majestätisch und bunt gekleideten Herrn Groß-Hellebardier, der nichts anderes als das Oberhaupt der Hausmeister, Pförtner und Läufer ist. Es gibt auch einen Herrn Grotz-Silberbewahrer, der einzig die Ausgabe hat, das dem Autzenamt gehörende Geschirr, Silber, Porzellan usw., für et waige Empfänge instand zu halten und die für solche Gelegen heiten notwendigen Diener zu engagieren. Man findet einen Offiziellen Kalligraphen, dessen Tätig keit einigermaßen unklar ist, denn auch im französischen Außen ministerium hat man natürlich längst entdeckt, datz es in der Welt so etwas wie Schreibmaschinen gibt Man trifft gleichfalls «Inen ekklesiastischen Ratgeber, einen „Attachö für die abzu legenden Briese und Dokumente", einen Chef-Ucbcrsetzer und einen geographischen Adjunkten, wir finden Archivare für klas sische Sprachen, Inspektoren der diplomatischen Post, Kabinetts kuriere, Dolmetscher-Sekretäre und einen ungeahnten Stab von kleineren und kleinsten Angestellten, denn jeder der genannten Herren leitet natürlich ein eigenes Ressort, das aus Abteilungen, Unterabteilungen, Spezialabteilungen, gesonderten Abteilungen und Kontrollabtcilungen besteht. Einen sehr großen Raum im französische» Außenministe- rium nimmt die Chiffrierstclle ein, in der nicht weniger als 20 Angestellte tätig sind, von denen wieder jeder mindestens eine Etenotypistin zu seiner Verfügung hat. Vier Iahrtausen-e Welt geschehen Ein ägyptischer Papyrus enträtselt. Rom, lm November 1939. Daß nichts auf der Welt einmalig ist. sondern alles Ge schehen sich wie im Kreislauf ständig wiederholt, beweist auch dem Zweifelnde» eindeutig eine jetzt aufgesundene und ent zifferte Papyrusrolle, die 2200 Jahre vor Christi Geburt von einem Acgypter namens Ipuwer geschrieben wurde. Der Ver fasser, von dem wir nichts mehr als den Namen wissen, wurde Zeuge einer staatlichen und sozialen Umwälzung seines Landes. Die Schrecken des Krieges sind ihm so vertraut wie jener Ge neration, die das Ringen von 1914 bis 1918 mitmachte; er kennt den Bürgerkrieg, wie ihn die Phalangisten Francos er lebten, die Revolution, wie sie in Rußland 1917 ausbrach. Sein der Welt überkommenes Dokument ist deshalb mehr als ein Augenzeugenbericht aus dem Aegypten vor viertausend Jahren, es ist auch für unsere Zeit insoweit gültig, als es Geschehnisse schildert, deren harte Folgen und Begleitumstände auch t» der Gegenwart immer noch dieselben sind. . Ipuwer lebte unter der neunten Dynastie, die Aegypten von 2271 bis 2222 beherrschte. Eoldatenaufstände brachten das nördliche Nlltal in die Hände oufständisclwr Generale, aus denen sich Aegyptens zehnte Dynastie herausbildete. Die fortwähren den Zwistigkeiten und Kämpfe untereinander hatten die Staats gewalt so geschwächt, dak die untersten Volksschichten eine Zeit hindurch die Macht an sich reißen konnten und sich ein Pro- lelnrierausstand entfesselte. Die Verantwortung dafür weist der Verfasser zu einem großen Teil den von Palästina nach Aegyp ten eingewandertcn Semiten zu, die wie „ein Wespenschwarm über Aegypten hcrcinbracl)cn. Aegypter wurden und sich so ver mehrten, daß sie von den eigentlichen Aegyptern kaum mehr unterschieden werden konnten." Dle scheinbare Assimilierung des Judentums an dle Einwohner seines Gastlandes ist demnach keine erst seit Beginn unserer Zeitrechnung bestehende Erschei nung. sondern vollzog sich schon mehr als zwei Jahrtausende vor Christi. Später erlitt auch Rom ein gleiches Schicksal, denn wenn auch dle Einflüsse aus Syrien und Kleinasien an fangs zu einer neuen künstlerischen nnd geistigen Blüte bei trugen, so mutzte man doch bald erkennen, daß es sich nur um «ine Scheinblüte handelte, die nicht aus den natürlichen Gaben und Befähigungen des Römertums emporwuchs. Der ägyptische Erzähler sährt in seinem Text fort: „We nige, außerhalb des Gesetzes stehende Männer haben dem Lande seine Monarchie rauben wollen. In einem Augenblick drang man in den Königopalast ein, daraus der König von den Pro- letarlen vertrieben wurde, während der Kronschatz Eigentum Der Spezialöienst des Anftenamt» Kann man die Chifsricrabteilung des Außenministeriums, In der alle Geheimnisse der Welt zusammenlaufen, als das Herz des Hauses betrachten, so ist der Cpezialdicnst dieser gewal tigen Organisation nichts anderes als das Hirn. Dieser Sveziaidicnst segelt allerdings unter dem Namen „Technische Stelle" und hat sein Ohr in einem nahegelegenen Gebäude, das sich einfach ..Abhör- und analytischer Dienst" nennt. Die „Techniker" versuchen, durch die verschiedensten Mittel hinter die Staatsgeheimnisse der ausländischen Diplo matie zu kommen, die „Analytiker" jedoch tun nichts anderes, als vom frühen Morgen bis zum anderen Tag Rundfunk zu hören. Meldungen oufzunehmen, Nachrichten zu kontrollieren. Selbstverständlich mutz jeder Angestellte dieser Stellen mehrere Sprocken beherrschen, über ausgezeichnete stenogra phische Kenntnisse verfügen und sich den größten Schwierig keiten anpasscn können. Schwierigkeiten sind jedoch nicht auf diese Leute be schränkt. sondern haben unbestrittenes Asylrecht im Büro des Herrn Chef vom Protokoll. Wer bestimmt, wie ein ausländischer bohcr Gast seine Zeit verbringt, ob er vom Präsidenten der Republik empfangen werden und einen privaten Spaziergang durch Paris macken darf? Es ist das Protokoll. Wen sicht man bei allen offi ziellen Empfängen, in Filinmochenschancn und bei anderen be deutenden Gelegenheiten an erster Stelle? Es ist der Chef des Protokolls, der über besseres Benehmen. Takt, Entgegen kommen und Diskretion verfügen mutz als alle anderen Fran zosen zusammengenommen. Er hat dafür zu sorgen, datz sich niemand in seiner Ehre — mag sie nun privat oder amtlich sein — beeinträchtigt fühlt, seine Pflicht ist es. bei Galadincrs die Rangordnung der Ge ladenen zu bestimmen, er trifft die Anordnung, wer bei soläwn Anlässen Reden halten darf und wer nicht — er tut einfach alles.
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