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Sächsische Volkszeitung : 28.11.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193911284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19391128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19391128
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-11
- Tag 1939-11-28
-
Monat
1939-11
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.11.1939
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Leben und Raum für die Enkel - Von 4parrl LVeymM- l gerbst an der Saar sc in« um- Kuli aus dem — der l 'S ivar wirklich mebr in aller Stille eine iket. Dr«4d«n.I » « l. Dresden. . Pollerftr. 17. ntlich Schat- ig überrascht Gegend auf Krc- deut- der fas« >en in einen ircn zcrschol- ergab, spran- mit Fallschir- Malchine zu- ihigkeit vor, tat, oder zn- Maschinen, die rer beobachtet ch wie rasend nnte sie auch > zur Notlan- >st >Icujahrsdicnlt ltnisse erhol»« üblichn Per- rs Reichspost- chenden An- tz es ist, den die örtticiwn tsdienstes ein- rlb der rcgcl- sondcren Ein oder schwere der bis 2. Fa- icht angenom- graphu- und »er. dem Per etwaige Aus- r, nach denen brigen ist cnl- i Zieles vcr- lsristige eines Das man erstreckt«, in die man rschiebt urrcisc n Ostindien- Sonnabend H-Indien zu nislausen zu >or Dienstag Der Herbst duftet über die Aecker an der Saar. Aus den Landstraßen marschieren deutsche Truppen. Tag und Nacht ziehen sic dahin, Männer in Feldgrau, Männer mit einem Lied aus den Lipton. Strahans, straßab geht das Lied der jungen Truppe. Und der Herbst dnftet weithin. Wir haben eine Zeitlang an der Front gelegen, vorne, wo es keine Gärten und keine Bauern mehr gab. Statt dessen Stachcldraht, Beton und Höckerfelder. Fetzt ist es uns wie ein Wunder, dasz es dies alles gibt: Bauernhöfe mit Vieh und knar renden Leiterwagen, das Geräusch der Dreschmaschinen und das mütterliche Lächln der Baucrnmägde am Wegcsranü. Wie wohl dieses Lächeln tut! Es sind schlanke, gesunde Mädchen, tcmp-ra- mentvoll. Das schwarze Haar habe» sie im Nachen zu einem Knoten geschlungen Die Kleider sind schon ein wenig bunt, wie es das Südliche der Landschaft vorschreibt. Die Gesichter dieser Mädchen sind klar und ausrichtig, von einer rassigen Feinheit, bei den älteren Frauen durch den Druck und die Stetigkeit mühevollen Tagesarbeit ins Scharfe gewandelt, so das; sie wie die Bauern kantig anzuschaucn sind. Vor den Pflüge», die den Acker für die neue Saat werfe», schreiten immer noch geduldig die lehmgelben Ochsen, die wir in der Eifel schon gesehen haben. Es sind derbknochige Tiere mit gutmütig braunen Augen und samtigen Ohren. Den Bauern rufen wir ein paar Worte zu. Sie lachen laut aus, ob wohl sie nichts verstanden habe», und deuten mit einer den iveitcn Himmel entlang fahrenden Gest« auf dies alles hiu, gleichsam, als gäben sie damit her, wag uns Freude bereiten könnte: das Lächeln ihrer Töchter, den Dust der Aecker und den Tisch daheim in der warmen Bauernstube. So kalt ist es drauszen noch nicht. Es regnet leise. Ein leich ter Wind treibt die Walken dahin, die sich bald schwarz-drohend vor die Sonne drängen, bald den Himmel seidigblau öffnen. Das Spiel der Wolken gibt der Landschaft ein stets wechselndes Aus sehen, und mit jedem Kilometer, den wir vorwärts kommen, bietet sie sich reizvoller und beglückender dar. Da find mächtige lxlaubte Berghäupter, um deren Stirne milchiger Nebel braut. Da sind die regenbespülten, im Lichte silbern ausglciszcndcn Pfade die Höhe hinaus, die braunen Stoppelfelder und die präch tigen Laubwälder. Auf den Weiden grast buntes Vieh. Und dann die Dörfer! Sie tragen Namen, die uns aus der Zeit der Saarbefrciung noch im Gedächtnis sind. — Wie gemüt voll sie manchmal klingen! Die Leute hier müssen sich Zeit lassen für ihre Sprache. Fürwahr, sic haben es nut nichts eilig. Sie leben den Tag. den Gott für sic geselmffen hat. Fhre Wohnungen sind winzig wie Puppenstuben. Das Wasser zum Kochen und Schrubben müssen sie aus dem Brunnen Hosen, der inmitten des Dorfes steht. Die Frauen — eine Hand in der Hülle — winden die Eimer hoch: ein Bild aus alten Tagen. Die Häuschen sind offen ralcn Märk- ufkäufer der rngung cincr tcgelung der braucht man -in neutrales rllen könnte, rusbruch von klärt wurde, > Neutralität rmaler Fric- icscs Gründ ung der nor- wn deutscher Uso Enaland swirtschaticn zu erwecken gehabt, durch ckeu Neutra- ihres Wirt ermöglichen. die BesckMigung mit der eigenen Lebenserwartung ein amüsan ter und gar nicht einmal unnützer Zeitvertreib sein. Die Lebensverstcl-erung selber aber wird inzwischen weiter gehen, ja, sie ist scl)on iveitergegangen. lieber die Zusammen stellung und Auswertung der Verlustlisten hinaus hat sie in den Kampf zwischen Tcd und Leben eingegrissen. Deutsche und ame- rikanisch Gesellschaften haben einen eigenen Gesundheitsdienst eingerichtet, der in Hunderttausenden von Broschüre,, Aufklä rung über die Grundsätze eines gesunden und langen Lebens verbreitet, ja, zum Teil ivevden die Versicl)«rten sogar schon durch ihre Gesellschaften ärztlich betreut. Und das Ziel aller dieser Bemühungen? Die Verlängerung des Lebens bis zum Zeitpunkt, wo die Natur dieser Maschine aus Fleisch und Bein durch völligen Verschleisz Stillstand gebie tet —, und dieser Zeitpunkt wird wahrscheinlich dann zwischen 7N und 80 Fahren liegen. Nur eins könnte dalwi bedenklich stimmen. Es gibt einen alten Satz: Fe mehr Grotzeltern, um so weniger Enkel. Der schwedische Nationalökonom Sundbärg ist dieser naiven Volks- weisl)«it nacl-gegangen und hat aus seinen Beobachtungen gefol gert: Wenn man die Bevölkerung eines Landes in drei Gruppen einteilt, die Kinder von 1 bis 15 Fahren, die Elter« von 15 bis 50 Jahren und die Großeltern von 50 Fahren aufwärts, so macht Ke im Hinblick if bis 2X mit 41,28, der nmenmeer Ktlonen ein. urde, konnte >er grötztt ergegan, iber ht einheitlich, ne Abkommen whle und dns zsw. fand stär- l dieser Werte lusdruck. Am nsfelder Berg- ! verloren !4, und Buderus Braunkohlen- ozent gut bc« mischn Markt Schering büß- erte zeigte sich reiachtel. Lah- tiedrtger lagen t- ben Reichsalt«j te unverändert eidottergelb und kirclzenblau gestrickien. als könnte es nimmer fröhlich genug zugehcn hier. Die Weinrebe rankt sich bis zur Lin Feldpostbrief Von Be*nd Horderveg Da mit der Bekanntgabe dieses Konsistoriums nickt gleichzeitig Kardinaiskrcierungen veröffentlicht wurden, werden diesmal solche noch nicht statlfinden. Damit sind alle seit Monaten In Ftalien und im Ausland umlaufenden Gerüchte über künftige Purpnrträgcr einstweilen hinfällig geworden Wenn man über die Gründe nachdenkt, die den Papst trotz des auf 57 Mit glieder zurückgegangencn höchsten Senates der Kirche bewogen haben mögen, von der Neuernennung von Kardinälen noch ab zusehen, so gelangt man zu folgenden Mutmaßungen: im all gemeinen sind in der Neuzeit während Kriegen in Europa selten Kardinalserhcbunaen vor sich gegangen. Es liegt nämlich die Gefahr falscher Dcntnngen der Auszeichnung hoher Kirchen fürsten in diesem Falle besonders nahe. Benedikt XV. hat zwar Im Konsistorium vom 4. Dezember 1016 den damaligen Fürstbischof Adolf Bertram von Breslau kreiert, aber gleich zeitig in petto reserviert, so dah die Publizierung seiner Er nennung erst nach Beendigung des Weltkrieges am 15. Dezem ber 1919 vom gleichen Papst vorgenommen wurde. Benedikt XV. bat ferner einen anderen Kirchensiirsten ans dem Gebiet der Mittelmächte In rwtto zum Kardinal reserviert, doch hat sein Nachfolger denselben niemals verkündet. Es lagen eine Reihe schwerwiegender kirchenvoliliscker Gründe hierfür vor. Dagegen wurde dem jetzigen Erzbischof von Köln, Kardinal Schulte, der von Benedikt XV. 'm Konsistorium vom 7. März 1921 zum Kardinal kreiert und publiziert wurde, die Ehrung zuteil, dah Panst Benedikt ihn in seiner Ansprache bei der Ze remonie der Birettaufsetzunq als die einzige Rose in der Dor nenkrone des Papstes während des Weltkrieges bezeichnete. Der Pontifex wäblte diesen seltenen Ehrentitel im Einblick auf das großzügige Kriegsbilfswcrk für Gefangene, das der damalige Bischof Schulte von Paderborn ins Leben gerufen hatte. — Ein eigentümliches zeitliches Zusammentreffen ist es. daß auch der Vorgänger des jetzigen Pavstcs das erste Konsistorium seines Pantilikates an einem 11. Dezember, und zwar im Fahre 1929. abhielt, aus dem u. a. der deutsche Kurien kardinal Ehrle hervorging. Der Hl. Stuhl hat in der südamerikanischen Republik Uru guay mit dem Sitz in Montevideo eine Nuntiatur errichtet, deren Leiter gleichzeitig an der Spitze der Nuntiatur in Para guay steht. Die italienische Regierung bat dem Nuntius In der Schweiz Bernardint das Großkreuz des Ordens von der Krone Italiens verliehen. Pius XII. hat den Bruder des Großscheiks der Drusen Prinz Hämin Bey mit seiner Schwester, sowie dem Sohn und der Schwiegertochter des Großscheiks In Prtvataudienz empsan- gcn. Ein Prälat der Kongregation sür die orientalische Kirche begleitete die morgenländischcn Fürstlichkeiten. L» es ge standen. aus Gcfechlsvorpgslcn, den Finger an, Abzugsbügel, die Augen scharf aus den Feind gerichtet. Heute dürfe,, wir aus- ruhn, nichts hindert uns, dahin, zu sein, uns ganz der Häus lichkeit hinzugcben die wir so lange entbehrt haben. Hell slak- kert der Widerschin des Herdseuers auf dem Fußboden, von der Tenne her kommt das zufriedene Blöken der Kuh, die Ziege meckert, und ein paar Hühner flattern aufgeregt umher. Die Hausfrau setzt Kartolseln auf für das Nachtmahl Sie ist dick und gutmütig. Sie weiß nicht, was sie uns alles Gutes autun soll. Sic holt Acpfel. Eingemachtes, gezuckerte Nüsse und Backwerk. Während draußen der Regen in dünnen Strähnen niedergeht und das Häuschen mit allem Drum und Dran sich wohlig in die Dunkelheit kuschelt, plaudert die Bäuerin Es ist in dieser Stimme ein Singen, ein sanftes melodisches Klingen, das durch Fahrhunderte hin geübt wurde. Wir lauschen gern dem Klang und sind gand still dabei. Zum Essen kommt auch der Mann heim, ein braver Kerl. Seine Hände sind schwarz von Teer, er arbeitet tagsüber auf der Straße. ..Wellkumme!" sagt er leise. Seine Hand ist breit und fest wie ein Stück Holz Es stecken Mut und Kraft darin. Die beiden Alten sind 20 Fahre miteinander verheiratet. „Mei Mann hat mir noch bei' hart' Wort gewwe", sagt sie. fröhlich genug zugehcn hier. Die Weinrebe rankt sich bis Dachrinne hinaus. Wir sind glücklich, endlich ein Dach über dem Kopf haben Um den Ofen sitzen wir Landser, draußen dunkelt schon, es regnet Ost haben wir um diese Stunde im Feld Wasser statt Benzin! Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Man glaubt jetzt dns Benzin durch Wasser, gewöhnliches Wasser, ersetzen zu können! Fm „Industricblatt" ist es zu lesen. Die Neuigkeit geht auf den Rumänen Dr. Lirpa zurück. Er stützt sich auf die hinlänglich bekannte Tatsache, -aß der elektrische Strom das Wasser in seine beiden Bestandteile zerlegt, in Wasserstoff und Sauerstoff. Das geschieht In diesem Falle durch eine Art kristallischer Kohle. Daneben steht das Wasser unter einem Druck von dem 45sachen der Luftsäule, und es herrscht eine Hitze von 585 Grad. Die dampfsörmlgen Koinpotenten gelangen in einen Vergaser. Das hier entstandene Gasgemisch ist sehr explosiv, eignet sich also durchaus dazu, die Motoren in Bewe gung zu setzen. Deutsche und ausländische Gelehrte haben die Erfindung in einer Reihe von Versuchen an Wassermotoren erprobt. Das Unternehmen siihrte in der Tat zum Erfolge. Das Wasser bewährte sich als brauchbarer Brennstoff! Aus dev Vatikanstadt Von unserem römischen Vertreter. Rom, Im November 1939. Am 3. Dezember findet in der Casina Pius IV. in den vatikanischen Gärten unter dem Ehrenvorsih des Papstes und im Beisein der Kurienkardinäle und aller Akademiker der päpstlichn Akademie der Wissenschaften die feierliche Eröffnung des akademischen Fahres dieses von Pins XI. ins Leben ge rufenen wissenschaftlichen Senates statt, dem Gelehrte fast aller Kulturstaaten und Bekenntnisse angehören. Wie bereits kurz erwähnt, wird sich Pius XII. auf eine Einladung des Domkapitels der Patriarchalbasilika Santa Ma ria Maggiore am 8. Dezember, dem Feste der Unbefleckten Empfängnis Mariä, in die Basilika zu einem feierlichen Ponti fikalamt begeben, das voraussichtlich in der Form der Cappella Papale abgehaltcn werden wlrd. Der Papst hat bekanntlich am 3. April 1899 in dieser Basilika, die auch die Liberianische Basilika genannt wird, und eines der ehrwürdigsten und durch seine Kunst- uud Religuienschätzc hervorragendsten Gotteshäuser der Ewigen Stadt ist, seine Primiz gefeiert. Es war Pius XII. am 40. Jahrestag dieses Gedächtnistages alsbald nach seiner Dahl auf den päpstlichen Stuhl nicht möglich, die Erinnerung an sein erstes Meßopfer in der Patrlarchalbalilika zu begehen. Don Päpsten gleichen Namens hat Pius V. <1566 bis 1572) liier seine Grabstätte. Pius IX.. den, Papst der feierlichen Per kündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis, der zivar In der Basilika San Lorenzo bestattet ist. hat man in der der Gottesmutter geweihten Patriarchalbasilika ein Marmordenkmal errichtet. Pius XI. verdankt S. Maria Maagiore einen Groß teil der Restaurierungen der alten unschätzbar kostbaren Mo saiks, mit deren Anbringung Papst Sixtus III. <432 bis 440) begonnen hat. Pins XII. hat seine Prlmlzmesse In der Borg- hesckapeNe von S. Maria Maior gelesen, die aufs berrlickste mit Marmor, Bronze und Lapislazuli ausgestattet 10. Pins XII. wird nach seinem Einzug in die Basilika sich vor Abbnltung des Pontifikalamtes zunächst zum Gebet in die Borghesekapclle be geben. Nach Beendigung des Gottesdienstes wird er von der äußeren Loggia der Basilika aus den apostolischen Segen Urbi et Orbi erteilen. Vor dem Fahre 1870 vslegten die Päpste dies am Feste Marin Himmelfahrt dort zu tun. — Eine ge schichtlich« Kuriosität ist es. daß die Herrscher Spaniens sei« vielen Jahrhunderten Ehrendomherren von S Maria Magalore sind, so auch der in Rom lebende frühere König Allons XIII. von Spanien. Uebrigens befindet sich in der Vorballe der Ba silika eine Bronzestatue König Pbtlinps IV. von Spanien. Am 11. Dezember wird der Pavst ein Geheimes Kon» fistorium zur Besetzung zahlrelci)er Bischofsstühle abhalten. die Zahl der Eltern fast durchiveg die Halste der Bevölkerung aus, nur das Zahlenverhältnis von Grotzeltern zu Enkeln wech sel. Fe mehr alte Leute es gibt, desto weniger Enkel leben gleichzeitig. Der Grund ist der, datz eine Elterngeneration, die mit der Sorge für die Alten zu stark belastet ist, zu wenig sür die Aufzucht der Kinder übrigbehält. Den Willen zum Kind zu wecken und zu stärken, sind heut« viele Kräfte am Werke. Auch der kaufmännische Fnstinkt der Versicherungsfachleute wurde für diesen biologischen Zweck dienstbar gemacht. Fe weiter die Todesstunde für den Durch schnittsmenschen hinausrückte. um so mehr ließ die Bersiche- rungssrendigkeit nach. Was sollte einem Dreitzigjährigen, der durchschnittlich „och 36 Fahre zu leben halte, das Schreckgespenst von hungernder Witwe und Waisen? Die Lebensversicherung er kannte das, stellte sich um und trat in den Dienst des rwrlänger- ten Lebens. Nicht mehr der Tod. sondern -er sorgenfreie Lebens abend wurde dns Ziel der Vorsorge. Man versichert jetzt auf Erlelums- und Todesfall, das heißt, der Versickerte erhält die Versicherunossumme ausbezahlt, wenn er ein bestimmtes Alter, meist das 60. oder 65. Lebensjahr, erreicht hat. Stirbt er vor her, so fällt die Summe sofort an seine Hinterbliebenen. Dieser lebensbejahende Grundgedanke brachte eine völlige Umstellung mit sich: Heute werden ungefähr 90 Vvazent aller Versicherungen auf Erlebens- und Todesfall abgeschlossen. Fndem man der Elterngeneration die Möglichkeit gibt, in der Vollkraft des Lebens für das eigene Alter zu sorgen, schasste man Raum für die Enkelschaft. Der Fluch eines scheinbaren biologische,, Ge setzes wurde in den hoksnnngssrohen Satz gewandelt: Fmmer älter und immer mehr Enkel! Das rote Licht um öen Mörder Wer ivar der Täter im Globe-Hotel? — Oder war cs nur chinesischer Aberglaube? Zwischen den Behörden von Malakka und jenen von Thai land ssrüher Siam) schiveben zur Zeil Tterhandlungen wegen -er Auslieferung eines chinesischen Kulis, der wegen Mordes gesucht wird. Der Mord geschah in Singapore. Fn diesem Babel -es Fernen Ostens waren mancherlei dunkle Taten im Laufe -er Jahre verübt worden. Aber selten mar eine Bluttat so mysteriös wie die. welche im Globe-Hotel begangen wurde. Rian hatte eines Morgens auf Grund der Aussage eines Kulis seststellen müssen, daß di« Besitzerin und der zur Zeit einzige Gast ermor det worden waren. Der Chinese war wie üblich — so berichtete er — morgen» erschienen, um seinen Dienst anzutreten. Und da hatte er die beiden tot daliegen sehen. Eine Spur, die einen Rückschluß auf den Täter zugelässcn hätte, wurde nicht entdeckt. Das Alibi -es jungen Chinesen war einwandfrei. Man stand also vor einem «rotzen Fragezeichen. Da ließ sich eines Tages ein alter chincsischr Polizei beamter melden, der zwar nicht mehr offiziell im Dienst stand, aber von den Behörden gern benutzt wurde, um gewisse Vor gänge in -er chinesischen Unterwelt aufznklären. Er machte nun darauf aufmerksam, -aß in einer chinesischn Herberge, wo nur Kulis schliefen, ein junger Chinese beobachtet worden sei. um dessen Körper sich eine rote, leuchtende Ausstrahlung bilde wenn er im Tiefschlaf liege. Die Beamten erinnerten sich, gehört zu haben, daß nach chinesischr Ansickt ein Mensch einen solchen Schimmer aufweist, wenn er einen Mord begangen hat Fedoch hatte man bis jetzt aus solck-e Gerüchte und Legen den nie etwas gegeben. Man wollte auch den alten Chinesen weqschicken, als er einen Augenblick zögerte. eh er die Tür nahm — und meinte: „Aber cs wäre -och vielleicht gut. sich den Fall anzusehen, denn der Chinese ist Globe-Hotel!" Die Beamten zuckten zusammen, als seltsam. Für dis nächste Nacht setzte Razzia an, die sich auf diese Herberge —... durch besondere Maßnahmen lautlos eindringen konnte. Als man kam. sah man wirklich einen roten Schimmer um den jun gen Schläfer. Doch eine Sekunde später wurden Schüsse von Kulis aus die Beamten abgegehn. Der junge Chinese konnte im Durchinandcr und Dunkel entkommen. Und wie man ans Um wegen erfuhr, hatte er sich nach Siam, nach Thailand geflüchtet, wo man ihn jetzt wieder verhaftet bat. Aus Grund der geltenden Vereinbarungen kann kein Zweifel bestehen, daß man ibn aus liefern ivird — den jungen Chinesen mit -em roten Schimmer des Mörders um seinen Leib. Erst sehr spät hat die Wissenschaft angesangen, sich für die Dauer des menschlichen Lebens zu interessieren. Man hielt sich im allgemeinen an den Satz, datz unser Leben siebzig, wenn es doch kommt achtzig Jahre währt. Wem es so gut aus dieser Nclt gefiel, datz er noch länger dazubleiben wünschte, der blickte aus das Beismel des wackeren Thomas Parr, der es aus 152 ßahre gebracht haben soll. Er wäre wohl noch älter geworden, wenn ihn Karl I. nicht als Schaustück an seinen Hof geholt und dort mit Wildschweinsrücken bewirtet hätte. Davon atz Thomas so viel, datz er sich den Magen verdarb und sterben muhte. Für den privaten Gebrauch hätten diese wenigen Daten ,uch noch lange ausgereicht, wen,, die Menschheit nicht gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus die Idee gekommen wäre, sich zwar nicht vor dem Tode, aber doch ivenigstens vor den wirt schaftlichen Folgen des Todes zu sickern. Die ersten Lebensversicherungs-Gesellschaften, die damals «ntstandcn, hatten ein natürliches Interesse daran, über die mut- maßliche Lebensdauer des Menschen im allgemeinen und iiluir -i« jedes einzelnen Versicherten im besonderen Beschid zu wis- sn Die ersten Versicherungsdirektoren luden also den Versiche rungs-Kandidaten ein. horchten ihn über seine Lebcnsgewohn- kkitcn aus und klopften ihm wohl auch gespräcl>siveise freund- chnstlich aus die Schenkel, um sich von der Festigkeit seines Flei sches zu überzeugen, dessen Härt« nach damaliger Ansicht eine Gewähr sür langes Leben bot. Dieses Verfahr«« lieh sich allerdings nicht lange aufrecht erhalten. Da nämlich die Sorge für die Hinterbliebenen einen, eingewurzelten Bedürfnis des menschlichen Herzens entsprach, nahmen die ersten englischen Gesellschaften eine so stürmische Entwicklung, datz man r ach anderen Grundsätzen als Schnkel- Klopsen und Rotbäckigkeit die Versicherungswürdigkeit eines Peiverhrs beurteilen mutzte. Damals holt« sich die Praxis Rat bei der Wissenschaft und sand in den Sterbetafeln des Astronomen Hailey das Rüst zeug, dessen sie bedurft«. Halle,; stellte den Satz auf, datz von I 1V0Ö Menschen im ersten Lebensjahr 150 sterben, im zweiten 50, und datz von diesen 1000, die einst zum Kamps gegen den Tod auszogcn, nach 82 Fahren noch 20 Menschen übrig sind. Als praktisch veranlagter Engländer sah Halle,; auch die geschäft lichen Folgen seiner Erkenntnisse. Nach der Wahrscheinlichkeits- rcchnung. so sagte er. ist zum Beispiel 100:1 zu wetten, -atz «ine 20jährige Person das nächste Fahr überlebt, aber nur 38:1, daß ein Fünfzigjähriger ein Fahr älter wird. Diese Halleyschen Berechnungen wurden die Grundlage sür I das nach dem Eintrittsalter gestasselte Prämiensystem und damit sür ein stetiges Wachsen der Gesellschaften, die heute eine soziale Weltmacht ersten Ranges darstetten. Gegenwärtig betreut die Lebensvcrsiäp.'rung rund 400 Millionen Menschen. Mit diesem Wachstum aber ging stündig die Beobachtung des großen Kräftcspicls zwischen Leben und Tod einher. Die Medizin schlug drauhen ihr« Schlachten und drängle dl« großen Polksseuchen Schritt für Schritt zurück,. Und drinnen in den / Mrsichcrungs-Kontoren registrierte man: Nach Hallcys Sterbe- ' tafeln Anno 1693 war nach 17 Jahren die Hälfte von 1000 Säuglingen gestorben, nach Erhebungen im Jahr« 1880 passiert die Hälfte von ihnen noch das 46. Fahr. Doch diese Erkenntnis allein genügte nicht. Man begnügte sich nicht damit, zu wissen, datz heute — 1939 — jeder deutsch« I Mann durchschnittlich 56 und jede deutsche Frau 58 Fahre alt I werden. Man wollte die Lebenserwartung in jeder einzelnen I Lebensstuse kennen Auch hier ergab sich ein ständiges Steigen dcr Kurve: von 1884 bis heute hat die Lclumserwartung für einen Zwanzigjährigen um 6, sür einen Dreißigjährigen um 5 und sür einen Vierzigjährigen um 4 Jahre gehoben. Durchschnittliche Lebensdauer und Lebenserwartung stan den fest. Nun verfeinerte man di« Methoden. Amerikanisch (tze- selljchaften jagten Millionen von Fragebogen hinaus und holten Erkundigungen ein über Berus und Personenstand, ja. sic gingen so weit, nach „dick oder dünn?" zu fragen. Dle Ergebnisse waren zum Teil vcrblüfsend. Verheiratete leben durchschnittlich 15 Pro zent länger als Ledige, die Sterblichkeit bei den Dicken liegt M Prozent Uber und bei den Klapperdürren 12 Prozent unter / dcr Norm. Diese amerikanischen Untersuchungen sind noch im Anfang, aber es ist durchaus die Zeit abzusehen, wo jeder von uns seine durchschnitliche Lebenserwartung Kennt: ob nu„ der Dreißig jährige als dürrer und verheirateter Mann noch 42 Fahre D „durchschnittlich" zu leben hat oder ob der dicke, ledige Mann schon mit 52 ins grün« Gras beitzen muß. In jedem Falle wird
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