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18 wünschte, Massiniffa, daß auch du diese mit deinen übrige» Tugenden vereinigt hattest. Glaube mir, von den bewaffneten Feinden droht unserem Alter keine so große Gefahr, als von den von allen Seiten uus umgebenden Vergnügungen. Wer durch seine Mäßigung sie in Schranken hält und bezwingt, der hat größere Ehre und einen größer» Sieg errungen, als wir durch die Besiegung des Syphax. Was du in meiner Abwesenheit tapfer und wacker vollbracht hast, habe ich gerne erwähnt und denke daran : das klebrige, wünsche ich, möchtest du lieber bei dir selbst erwägen, als, während ich cS ausspreche, erröthen. Syphax ist unter der Leitung des römischen Volks besiegt und gefan gen worben. Daher ist er selbst, seine Gattin, sein Reich, sein Land, die Städte und die Menschen, die sie bewohnen, endlich Alles, was dem Syphax gehört hat, eine Beute des römischen Volks, und der König und seine Gemahlin, auch wenn sie nicht Bürgerin von Kar thago wäre, wenn wir auch nicht ihren Vater als Feldherr» der Feinde sähen, müßten nach Rom geschickt werden, und dem Senat und dem römischen Volk stünde das Gericht und die Entscheidung über die jenige zu, welche einen uns verbündeten König von uns abwendig gemacht und über Hals und Kopf zum Krieg getrieben haben soll. Siege über deine Neigung, hüte dich, viele gute Eigenschaften durch einen einzigen Fehler zu verunehren und die Anerkennung deiner Ver dienste durch eine Schuld, die größer ist, als die Ursache der Schuld, zu vereiteln. 15. Als Massiniffa dieß hörte, wurde er nicht nur mit Scham- röthe übergvffen, sondern es traten ihm auch die Thränen in die Augen ; und nachdem er erklärt hatte, er werde sich der Gewalt unter werfen, und ihn gebeten, daß, so viel es die Umstände gestatteten, er sein leichfinnig verpfändetes Wort berücksichtigen möge, denn er habe ihr versprochen, sie in keines Menschen Gewalt kommen zu lassen, be gibt er sich aus dem Hauptquartier in großer Verwirrung in sein Zelt. Hier brachte er nach Entfernung aller Zeugen eine geraume Zeit mit Seufzen und Wehklagen hin, was von denen, welche um das Zelt herumstanden, leicht gehört werden konnte; zuletzt, nachdem er einen großen Seufzer ausgestoßen, ruft er einen treuen Sklaven, unter dessen Aussicht nach der Gewohnheit der Könige für alle Fälle das Gift war, und läßt die Mischung in einem Becher zur Sophonisba bringen und