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Freitag. 18. Oktober 1S3S iui/tj kr ^v-rt-dt d, Karl Köhler L Lo„ Vttltn-Schmargenbors. SiachdrXt verbotet 8. Fortsetzung. „Ich gehe schon voran", lächelte Lieselotte, und eine Dust wolke ausländischen Parfüms schwoll gegen Schraders Gesicht, „sonst wissen Sie sa nicht, wohin es geht." „Genau so gern warte ich hier..." „Sie wollen mich doch nicht zweimal die Treppe hinauf- und herabhetzen?" 8m ersten Stock schloß sie Ihre Wohnung auf und bat ihn «lnzutreten. Die kleine Diele war so wohnlich, daß sie schon zum Warten genügt hätte, aber Lieselotte führte ihren späten Gast noch In das Wohnzimmer. Hier lieb sie ihn allein mit einem piependen Vogel, der in seinem Bauer vom Schlafe erwachte und verwunderte Laute von sich gab. Seine ganze Lage erschien Toni Schrader ein Kitzchen sonder- bar, und er ärgerte sich, datz er dem Mädchen nachgegeben hatte und mit in die Wohnung gegangen war. Ebenso gut hätte er morgen bas Gelb del Ihm im Geschäft abholen können. Aber da trat sie schon wieder ein — ohne die Jacke — und In ihrem Theaterkleid strahlend schön. „Bitte schön, hier Ist der kleine Betrag. Wollen Sie quittieren?" Während er sich bückte, um seinen Namen unter die Rech nung zu setzen, lachte sie leise und meinte: „Eine tolle Sache, lieber Herr Schrader, nicht wahr? Rechnungseinziehung auf dem Zwangswege!" „War ich ungehörig?" Er richtete sich auf und sah sie an. „Nein, aber sehr lästig!" „Lästig? Inwiefern?" „Wollen wir zum Friebensschlutz eine Tasse Tee trinken?" schlug sie ablenkenb vor. „Jetzt um diese Zeit?" „Was macht bas?" „Nach Tee kann ich die ganze Nacht nicht schlafen." Ele lachte laut auf. „Dann also Alkohol?!" „Ich soll wohl morgen von den Dächern stürzen?" „Um Gottes willen, nein!" Sie beugte sich — ernst ge worden — ganz nahe zu ihm. „Sie sollen aber noch nicht so schnell fort gehen!" Ihm wurde seht unbehaglich zumute. Dicht vor lhm waren bl« geklebten Wimpern, der gelackte Mund, der aufdringliche Dust, bas auffallende Kleid. Himmelkreuzteuselnochmal! Was tat man nicht alles für dieses kleine Ding, die Else Streite. „Nein", sagte er grimmig, „ich gehe jetzt." „Flucht?" spöttelte sie aufreizend. „Nein!" schrie er. „Gott sei Dank nicht. Aber ich hab' dies Komödiespielen satt! Morgen hat Else Streite ihr Meld, und ich bin wieder Schornsteinfeger. Zum — Gerichtsvollzieher und Anwalt eigne Ich mich nicht und noch viel weniger für .ge mütliche Teestunden'. Das ist meine eigene Meinung, Fräulein Slirgs Und. nun: schlafen Sie gut!" Sächsische Volkszeitung Nummer 241, Seite S (Fortsetzung lolalt Fünfte« Kapitel Else Streite war nach einer schlecht verbrachten Nacht schon um sechs Uhr am Morgen aufgestanden und hatte ihre Koffer gepackt. Es war keine aufregende Angelegenheit. Das Persön lichste würde nun bei Mutter Schnittigen untergebracht werden. Else hing auch eigentlich nicht an diesen Dingen, auch nicht an den Möbeln, die teilweise auch Berthe mit zujammcngetragen hatte. Eie hatte in dieser Umgebung nur Sorgen gekannt, und das bedrückte immerzu. Innerlich ganz frei — aber auch ganz heimatlos — verlieb sie nach einem Morgenkaffee, den ihr die gute Frau Schnittigen aufgezwungen hatte, das .Künftlerhaus', unschlüssig, wohin sie sich zuerst wenden sollte. Der Morgen stand mit der gleichen Leuchtkraft wie am Vortag in den Strotzen und milderte alle bedrängten Stimmun gen, und das junge Menschenkind Else Strette hätte wohl jubeln mögen ob der Schönheit des allerersten Frühlings, wenn ihr nicht so ängstlich und hoffnungslos zumute gewesen wäre. Doch gab sie sich mit einem Male einen Ruck und ging ausgereckt die Strotze hinab, hinweg aus der beschaulichen Geschäftigkeit der Altstadt, die mit ihren stillen Höfen und den Gärten an den Häusern so os! noch an vergangene Dinge gemahnte. Das Tag» dlatthous war ihr nächstes Ziel. — Die Menschen standen davor In der flutenden Morgensonne und drängten sich um die Anzeigentascln. Wie gestern halte Else Mühe, sich so weit vorzukämpsen, datz sie die ausgchänglen Seiten lesen konnte. Ihre Augen slogen über die Spalten — minulek- lang. Sie sand nichts. Doch — da! Eine Hausschnciderin wurde gesucht, die mit auf Reisen giirg. Zu melden im „Wittels bacher Hof" bei Frau Tijano. Eine Hausschneiderin! Reisen! Hotel „Mittclsbacher Hos"! Träume wurden riesengrotz. Ja, fort von hier! Möglichst schnell! Nur nicht mehr zurückdenken! Es waren nur ein paar Schritte bis zu dem bezeichneten Hotel. Aber würde sie überhaupt Aussicht haben, eine solche Stelle zu bekommen? Da würden sich sa zehn oder zwanzig Be werberinnen melden. Es Halle ja keinen Sinn. Man würde gewitz jede ander» vorziehen... Sie stand vor dem Eingang und zögerte. Aber dann war es, als ob eine fremde Hand sie vorwärtsschöbe, und sie stand bald darauf schon in der Halle. Angestellte gab es da, die wie Fürsten wirkten in ihrer zuvorkommenden Herablassung. Zu Frau Tijano? Aber ja, vielleicht warte das Fräulein einen Augenblick in diesem Raum? Und sie wurde hingesührt. Also da satzen schon acht oder zehn Frauen und Mädchen, alte und junge, einfache und geputzte, bescheidene und einge bildete. Als Else zu ihnen trat, fühlte sie sich auf die ver schiedenste Weise argwöhnisch und als Gegnerin gemustert. Es war abscheulich! Wie futterneidische Hühner beglotzten sie ein ander. Aber Else setzte sich zu ihnen; Henn es war noch viel Platz in dem Raum, und es wurde lange dauern, ehe alle die blauen Pliilcklesiel und Sofas gefüllt waren. Else Streite satz mlt den anderen sehr lange. Es kamen auch noch ein paar Bewerberinnen dazu. Aber das machte fast gar nichts mehr aus. Die Aussichten der einzelnen waren auch ohnedies denkbar gering. Da Else keine Uhr bei sich trug, konnte sie nicht sagen, wie spät es war, als sich eine Inncntür, die wohl nach dem Hotel führte, öffnete und eine junge, gutgetleidetc Frau eintietz. Beim Anblick der vielen Frauen und Mädchen schlug Marie Tijano einen Augenblick fassungslos die Hände zusammen und sagte: „So viele?" Dann wandte sie sich mit einem gewinnenden Lächeln den einzelnen zu. Elses Herz klopfte ihr bis in den Hals hinauf. Diese Frau gefiel ihr. Ihre Einfachheit und Schlichtheit hatte eigenen Stil. Und ihr Gesicht hatte ein Lächeln, das guttat. Aber jetzt zeigte es sich, datz Marie Tijano auch einen Blick hatte, der bis in die tiefsten Tiesen drang. Auch Else erfuhr diesen Blick. Aber erst viel später. Zuerst drangen Marie Tijanos Augen auf jene ein, die ihr zunächst satzen, und sie überschlug keine, denn sie prüfte gerecht. Als sie Else begegnete, stutzte sie und verweilte länger bei ihr. „Ich möchte mit Ihnen sprechen!" sagte sie. „Aber die anderen sollen noch warten." Elses Knie zitterten so stark, datz sie kaum gehen konnte. — Reisen?! Fort von hier ...! Eine Tür klappte. Ein neuer Raum lat sich auf, und man war ohne die anderen. „Bitte, nehmen Sie Platz!" forderte die weiche, dunkle Stimme Marie Tijanos auf. „Wie heitzen Eie?" „Ich heitze Else Strette. Seil heute habe ich eigentlich keine Wohnung mehr. Mit einer Freundin zusammen unterhielt ich ein Schneideratelier; meine Freundin nahm aber ein gutbezahlte Stellung an, ich blieb allein und halte durch die ungünstige Lage meiner Wohnung bald nichts mehr zu tun. Das heisst: ich hatte zu nähen, aber ich bekam meine Rechnungen nicht bezahlt." Sie atmete zitternd. „Es war eine abscheuliche Zeit." Während Elses Rede hatte Marie Tijanow kein Auge von ihr verwandt, unb sie machte sich auch ihre eigenen Vermerke in Gedanken: sehr scheu, durch Sorgen verängstigt, froh, eine Stel lung zu bekommen, einfach und nicht neugierig. „Eie haben keine Eltern und keine Verwandten, die für St« sorgen könnten?" „Ich stehe vollkommen allein." „Und — Sie nähen einwandfrei?" Eise nestelte an ihrer Handtasche herum. „Ich habe hl« Diplom« unh Zeugnisse..." Es schien Marie Tijano merkwürdigerweise zu genügen, sie sagte, „Sie könnten heute noch zu mir kommen? Sofort?* fragte sie. Elses Kehle wurde eng. „Hierher? — Ins Hotel?" „Ja; Sie würden vorerst hier wohnen und vielleicht schon in kurzer Zeit mit mir abrciscn. Wohin, das weitz ich selbst noch nicht. Ich bin Künstlerin, Schauspielerin. Datz ich dazu einen entsprechenden Kleiderschatz brauche, wird Ihnen klar sein. Sie sollen ihn in Ordnung halten und ergänzen. Ich müsste mich da ganz auf Sie verlassen können! Eie erhallen siebzig Mark Lohn bei freier Wohnung unk Verpflegung. Cie können das erste Geld empfangen, wenn Eie mit Ihren Sachen bei mir einziehen. - Wollen Eie?" Er wandte sich hark um uüv ging aus dem Zimmer. 8» der Diele brannte noch Licht, aber im Treppenhaus mutzte er den Lichtschalter suchen. Sein« Vertrautheit mit vielen fremden Häusern kam Ihm da gut zustatten. Als die schwere Autzentür hinter Ihm zugesallen war, atmete er tief auf und schüttelte sich, wir von einer schweren Last befreit. — Der blaue Ochse Ein frischgcadelter Emporkömmling lud eines Tages den Dichter Peter Rosegger dringlich ein, bei einem Fest, bei dem auch der Statthalter und der Landeshauptmann von Steier mark anwesend sein sollten, den Gasten etwas vorzulcsen. Als Rosegger sich zu der festgesetzten Stunde einfand, war das Abendessen schon vorüber und dle Gäste satzen bereits !m Rauch zimmer. Mit Rosegger zugleich aber kam ein Zitherspieler, der ebenfalls zur Belustigung der Gäste geladen war. Rosegger iietz sich nichts merken, las aber nur eine einzige Geschichte, nämlich die „Vom blauen Ochsen", wie er ausdrücklich sagte' „Zu Ehren des Hausherrn!" Nach der Vorlesung enlferntc er sich. Das thm zugcschichte Honorar stiftete er den Arme». Der Mettbewerb Als der grotze chinesische Maler Hnaku Man eines Tages spazieren ging, stietz er in einem Dorf aus einige junge Burschen, die ein Wettspiel veranltalteren: Derjenige, der am schnellsten eine Schlange zeichnen könne, solle einen Krug Rcis- wein bekommen. Hnaku Man bat. tcilnehmcn zu dürfen. Jeder der Teilnehmer bekam ein Blatt Papier, etwas Tusche und einen Pinsel, worauf alle eifrig zu malen begannen. Unter Hyaku-Mans geschickter Pinselkührung entstand alsbald rin grausiger Drache mit furchtbaren Klauen und langem Ringel schwanz. „Ich bin fertig!" rief der Maler daun und griff nach dem Weinkrug. „Ich auch!" ries ein Mitbewerber Erstaunt betrachtete Hnaku-Man das Werk des andern. Aus dessen Papier war nichts zu sehen als eine Menge Striche, die kreuz und quer das Papier bedeckten. „Das, was du gezeichnet hast", sagte der junge Bursche, „ist keine Schlange, so sieht keine Schlange aus!" — „Aber dies Gekritzel ist doch auch keine Schlange", verteidigte sich Hnaku-Man. „Ich habe eine Schlange unter dem Neisighaufen gezeichnet", versetzte der Bursche schlao- kertig. „Nimm das Reisig weg. wenn du kannst, und du wirst oie Schlange darunter liegen sehen!" Spruchs und griff nach dem Weinkrug, den er ausgetrunken hatte, ehe noch der arotzc Maler sich von seinem Erstaunen erholt hatte. Der siegreiche Mille Menschen mlt starker Willenskraft vermögen Dinge zu vollbringe», die dem schwächere» Durchschnittsmenschen als wahre Wunder erscheinen. Bor 25 Jahren hatte der ungarische Bildhauer Borg den Einfall, auf einen» Hügel bei der Stadt Ezekesfehervar eine mittelalterliche Burg zu errichten. Da er jedoch über keine andern Geldmittel verfügte als über sein Gehalt, beschlotz er. dieses Schloß mit eigener Osand zu erbauen. Heute ist die Burg fertig. Sie hat 50 Räume, Türme, Bastionen, Wendeltreppe» und eine Zugbrücke, und alle Anwohner sind sehr stolz aus diese einzigartige Leistung. Der Erbauer hat keine andere Hilfe gehabt, als seine beiden Eölme, die als Maurer bei dem Van gearbeitet haben. — Ein sekr millens starker Mann mar auch jener Handwerker, der es sich in den Kopf setzte, ans Holz ein genaues Modell des Kölner Domes herzustellen und der 23 Iakre lang all seine Mutzestunden an diese Aufgabe wandte. Er hat jedes Holzstückchen mit seinem Taschenmesser zurechtgeschnitten. Für die beiden Türme an der Westfront hat er nicht weniger als 24 NNO Holzstückchcn benutz», von denen manck-e so winzig sind, datz er sie auf eine Nadel spießen mutzte, um sie an ihren Platz zu bringen. Die Fenster sind naturgetreu aus buntem Glas hcrgcstcllt, und das Innere wird elektrisch beleuchtet. «in Denkmal für die K»n«s»n Astrid. In Belgien war eine nationale Subskription eröffnet wprdcn, um ein Denkmal für die Königin Astrid zu errichten, Die Ausführung ist dem Archi tekten Bonduel übertragen worden, und di; Errichtung des Bauwerkes wird in den nächsten Tagen beginnen. Eine Statue der Königin aus welftem Marmor hat der Bildhauer Voeds ge- schassen. Die Arbeiten sollen im Juni 1940 beendet sein. Aläuge — nie gehört Der synthetische^auonenschuß — Hören wir die Töne, wie sie sind? — wie man künstlichen ^eball erzeugt Es ist ein in dieser Zeit wieder geläufiges Bild: Der Kanonier, der an der Abzugsschnur eines schweren Geschützes steht, mit der ander» Hand sich das Ohr zuhäit und dann mit kurzem Ruck das todbringende Projektil dem Feind entgegen sendet. Die Bedienung reitzt den Mund aus, um bei dem un geheueren Luftdruckstotz das Trommelfell zu schonen. Ter Ab zugsknall. bellend oder donnernd je nach der Art des Geschützes ist — phusikalisch betrachtet — ein Klang, ein aus verschiedenen Tonantcilen zusammengesetzter Schallvorgaug. Einen solchen Vorgang — mag es Musik oder Sprache, mag es Geräusch, Lärm oder ein Kanonenschuß sein — zerlegt der Akustiker in seine Bestandteile, um ihn genau kenncnzulernen. Er macht, wie man sagt, eine Klanganal,,se. Und er findet dabei, datz der Klang aus sonndsoviclcn Komponeuten besteht, die sich in bcslimuttcr Weile zum Gesamtschall oder -klang zusammensetze». Dieses Znsammeusctzcn, das bei einem natürlichen Klang von selbst geschieht, kann man nun auch künstlich hcrbeisühreu. Man kann also einen Klang nicht nur zerlegen sannlusierens, sondern ihn auch zusammensetzen lsynthelisierenj. Was dabei zustande kommt, ist künstlicher, ist sgnlhctischer Schall. In diesem Sinne ist cs theoretisch durck»aus denkbar und auch praktisch möglich, den Schallvoraang eines Kanonenschusses auf Grund der Ktanaanalgsc wiederum wirklichkeitsgetreu zu sunthclisicren. Praktisch hat das wenig B deutuna. so seltsam es auch erscheinen mag. Viel wichtiger ist es. andere Klänge und Schallvorgänge sqnlhetilck zu erzeugen und daran Studien zu betreiben, die tm wesentlichen der Vervollkommnung der elrl'troatzustischcn Ktangmiedergabe zugute kommen dürfte. Den smtthetiscken Schall macht man mit .kitte einer lickt- elektrischen Zelle, auf die ein Licktstrom austrisft, der in be stimmter Weise moduliert wird. Auf Einzelheiten kann hier nicht ringcgangen werden, nur soviel se: erwähnt, datz be stimmte Kurvcnbitdcr ausgeschnitten und vor eine Schlitzscheibo gesetzt werden, durch die ein Lickstbiindel hindurchsattt. Rian kann so mit verschiedenen Schablonen eine ganze Reibe ver schiedener Schwingungssormen zustande bekommen und so Töne und Klänge erzeugen, die nie zuvor gehört wurden und für die es auch keinerlei Vorbild gibt. Derartige Möglichkeiten reizen unmittelbar dazu, auch die menschliche Stimme lnn- thctisch herzustellen, wie es ja bereits mehrfach versucht wurde. Aber für den ernsthaften Forscher gibt es wichtigere Ziele. Man kann mit genau bekannten smithetischen Klängen sest- stetlen, wie eigentlich das Ohr ganz reine Töne vernimmt. Und dabei ergibt sich ein bemerkenswerter Befund: unser Ohr betrügt uns. Es gibt gar nicht immer de» Ton, der cs erreicht, so wieder wie er ist, sondern es wirkt selber mit und erzeugt Töne, die im ursprünglichen aar nickst enthalten sind. Es bildet z. B. zu einem auf es ausfallenden Ton die Oktave, die Duo dezime usw. Und wenn zwei Töne gleichzeitig es erreichen, lässt es neue Töne, sogenannte Kombinalionsiöne, entstehen. Das kompliziert nun die ganze Sachlage sehr: denn man mutz nun zwischen objektiven Tönen, die im Schallfeld, wirklich vor handen sind, und subjektiven Tönen, die nur in unserem Ohr vorhanden sind, unterscheiden. Und noch mehr: man kann als Folge dieser Dinae fcststcllen. datz ein phusikalisch unreiner Ton für unser Ohr reiner klingen kann als ein phusikalisch reiner. Alle diese Befunde lasten sich mit suntketischem Schall leicht gewinnen und bestätigen. Sie zeigen eines reckst klar: daß cs bei der Beurteilung des Klanges eines Lautsprechers nicht nur auf Metzgeräte und Instrumente aukvmmen kann, sondern daß das Ohr selber die letzte Entscheidung treffen muß. Einmal eine „große Dame" sein 18jährige aus Irrwegen Salzwedel sAUmarlst, 12. Oktober. Jahrelang sehr ordent lich gearbeitet hatte Christa-Martha Treskow, bis sie. durch irgendeinen Umstand verleitet, sich daraus legte, des Lebens un. getrübte Freuden zu genießen, ohne den geregelten Einsatz der Kräfte zu nützlichem Tun. Christa-Martha legte sich das Wört chen „von" zu — und schon öffneten sich die Türen zu den kom fortabelsten Zimmern in den Hotels von Salzivedel und Stendal. Denn „Martha von Treskow" pendelte zwifcksen Salzwedel und Stendal hin und her und war stets den Männern sehr zugetan. Allerdings war sie das nicht ohne »wrsönlichc Vorteile. Silber- singe genügten nur in „Ausnahnzesällen". Ihr ganzes Auftreten war dazu angetan, Männerherzen zu entfachen, und darauf hatte es die „hohe Dame" abgesehen. Gut gelebt — was der klingende Name nur hergeben wollte — und dann vergessen zu bezahlen. In beiden Städten «noß Christa-Martha so etwas wie Heimatrccht. Stets ging es hin und her mit größtem Erfolg. Das Nachsehen hatten die Hotelwirt«, wenn Martha von Tres- kaw davonrauschte, wieder einmal ohne zu bezahlen. Bis sich die Kriminalpolizei plötzlich für die Sache interessierte — und dann war es aus mit dein Drohnenlchen der „großen Dame". Und das Ende mar dann ein unwillkommener Herrenbesuch auf dem Bahnsteig in Calzwcdel. „Bitte kein Aufsehen" — oder auch in bestimmterer Form hörte sie Worte an ihr Ohr klingen — und dann nahm alles seinen üblichen Verlauf, Herab von Adelsprä dikat stieg Thrista-Martha In die schlichte Zelle — un- wird wohl geraume Zeit dort verbringen müssen. Da sie erst 18 Jahr« al» ist, dürfte Ehrista-Martha noch zu bessern sei«. Unter falschem Namen im Urankerchaus Königsberg, 12. Oktolwr. Seil etwa M Jahren hat Julius Bittihn -en ostpreutzischen Gerichten, vor allem denen in Elbing und Königsberg, viel Arbeit gemacht. Er hat es mit der Zeit auf 29 Vorstrafen gebracht, und über seinen 30. Fall hatte >ctzt eine Strafkammer zu verl-an-eln. Julius hatte es — ab und zu tut er das — wieder einmal mit einer ordentlichen Arbeit ver sucht und war aus diese Weise Mitglied einer Innungskranken- knst« geworden. Allzu lange hatten seine Anstrengungen aber nicht gedauert und demgemäß war auch leine Mitgliedschaft längst erloschen, als er im Dezember aus den Einfall kam, aus Kosten der Krankenkasse ein paar Wochen zu faulenzen. Auf den Namen eines Mitgliedes der Kasse erschlich er sich einen Krankenbehandlungsfchein und guartierte sich damit in» Kran- kenhaule ein, u», fein Ischias-Leiden behandeln zu lasten. Aus den falschen Namen ließ er sich auch das sogenannte Hausgeld auszahlen, aus das verheiratete Mitglieder der Kasse im Falle der Krankenhausbehandlung Ansvruch haben. Er ließ sich auch eine Brille verpassen, und fchlietzlich, als er aus dem Kranken haus entlassen mar. kassierte er das nun fällige Krankengeld ein. alles immer auf den falschen Namen. Houptschriftleiter: Georg Winkel. Verantworttick tltr Inhalt n. VIlder: Georg Winkel, Dresden, Verantwortlicher «lnzetgrnleiter: Theodor B'tnkel. Dresden. Devck t«d Verl««. verwewl« veechdrnckerei T»--d,n. v«ll»rftr. 17. A. ZI. ist Preisliste Nr 4 glilttg