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Sächsische Volkszeitung : 26.09.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193909262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390926
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-09
- Tag 1939-09-26
-
Monat
1939-09
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.09.1939
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Sächsische Volkszeitung Nummer 2LN, Seite S Dienstag, 28. September 1838 Die polnische Frage lJortsetzung aus Nr. 225) Ein düsteres Zeitbild aus dem niedergehenden Polen schildert der geniale Dichter der Ukraine, Taras Schew- «scheu ko, in seinem Werk „Die Hajdamaken". Der Titel des Epos knnn „Kosnkische Krieger" und „Ackerbauern" be deuten. Das Werk ruft die Aufstände der Ukrainer gegen die Polen und die mit ihnen eng verbündeten Juden um 1770 in die Erinnerung zurück. Grauenhaft ivar die Unterdrückung; jahrhundertelang hatten die Ukrainer sie erdulden müssen, weil sic ein Bauernvolk ohne Waffen waren. Da treibt eine neue llnlerdrückungsmatznahme das Volk zur Verzweiflung. Die polnische Negierung verjagt die orthodoxen Priester, sperrt die orthodoxen Kirchen und übergibt zum herausfordernden Hohn die KircheuschlNssel pachtweise den — Juden. Wollten die ukrainischen Bauern fortan in ihren Gotteshäusern beten, so uuihten sie den jiddischen Schlüsselpächtern schweres Geld dafür zahlen. Viele Juden lebten in der Hauptsache von diesem mühe losen „Gewerbe". Das an Unrecht und Leid gewöhnte ukrai nische Volk macht der Empörung Luft in Liedern wie diesem: ..Heul' ist heiliger Ostertag, / heute endet unsere Plag'. — l Heule endlich kommt der Iud' / mit dem Schlüssel aus dem Hut — l kommt herbei in ras6)em Lauf, / macht die Kirchen türe aus. / Und wir zahlen's, — bittre Qual. / Weil's der Pole so befahl. / Alle Juden, alle Polen / sollte gleich der Teufel holen " — Endlich bricht unter Führung des Ukrainers Gonta ein gewaltiger Ausstand gegen das himmelschreiende Unrecht aus, und ein Gottesgericht ergeht über Polen und Juden. — Der ukrainische Ausstand unter Gonta beleuchtet die innere Lage Polens kurz vor der ersten Teilung s1772). Die drei polnischen Teilungen in der Zeit von 1772 bis 17!>5 mach ten dem Staate ein Ende. Polen, nunmehr unter Preussen, Oesterreich und Rußland aufgctcilt, hatte aufgehört zu bestehen. Koseiuszkus verzweifelter Kampf um die Selbständigkeit en dete 1791 mit einer hoffnungslosen Niederlage. — lieber 120 Jahre gab cs fortan eine „p o l n i s ch e Frage". Naturgemäß gab sich das Volk nach einer so bewegten, an Gegensätzen reichen Geschichte nicht mit der Auslösung der Nation zufrie den. „Ieszcze Polska nie zginella . . . Noch ist Polen nicht verloren . . ." Dieser von Wybicki 1786 gedichtete Marsch wurde von der polnischen Legion gesungen, die Dombrowski 1796 unter Bonaparte in Italien gesammelt hatte. — Unzählige „Prophezeiungen" von der Wiederausrichtung Polens liefen im Volke umher, viele von ihnen trugen einen religiösen Cha- Thema der polnischen Literatur war und blieb stets die natio nale polnische Idee. In diesem Kampf um die Weltgeltung der polnische» Idee mar die polnische Musik der beste Bundes genosse. Schon seit 1600 hat die deutsche Suite und das deutsche Tanzlied und später die deutsche Kammermusik polniscl)« Mo tive verwertet. Doch erst seit Chopin, der die deutsche Ro mantik und die französische Anmut und Eleganz in sich auf nahm. eroberte polnische Musik wirklich die Welt. Ein Höhe punkt der polnischen Geistigkeit ist das Schassen des Universal» gcnies Wyspianski s1869—1907). Er war Dichter, Maler, Bildhauer, Theaterleiter in einer Person. Seine Grundhaltung mar die leidensci-astliche Versenkung in den Sinn des Schick sals seines Volkes, das Ringen um die Wiederausrichtung Polens. Doch wie sollte der Staat Wiedererstehen? Es gab dar auf zwei Antworten: Entweder durch eigene Kraft oder durch das Abwarten der Wandlungen innerhalb der europäi schen Politik. Das erste erstrebten die A k t i v i st e n , das andere erwarteten die Passivisten. Die Aktivisten versuch ten wiederholt große Volkserhebungen durchzusühren. Sie schei terten alle; Die Revolution von 18.80, die Ausstandsversuche von 1846 und 1848, der Aufstand von 186.8. Ebenso scheiterten die Erwartungen der Passivisten: — Napoleons, durchaus im Interesse Frankreichs gedachte, Gründung des Herzogtums Warschau hatte keinen Bestand. — Die Erwartungen und Auf stände fanden ihren Niederschlag in zum Teil meisterhaften Schriftwerken, z. B. in denen eines Zeromski <1864—1925). Da brach der Weltkrieg aus. Eine unerhörte Spannung war seine Folge: Die Palen Preußens und Oesterreichs kämpf ten Schuller an Schulter gegen die Polen Rußlands. Die meisten Polen ahnten, daß der Weltkrieg eine Möglichkeit zur Wicderausrichtung Polens sein könnte. Aber wie das geschehen könnte, war nicht abzusehen. Das österreichische isiolentum, das sich unter dem Hause Habsburg großer Vorrechte erfreute, war ziemlich habsburglreu. Die polnische Legion unter Piisudski kämpfte daher auf österreichischer Seite. Von Rußland erwar tete man nicht viel Gutes. Aber als Hauvtseind erschien nicht eigentlich Rußland, sondern das Deutsche Reich, denn nach der allgemeinen polnischen Ansicht bedurfte ein neuer polnischer Staat In erster Linie die Gebiete zwischen Weichsel und Oder und das Ostseegebiet etwa von Danzig bis bedingen. So erklärt es sich hauptsächlich, daß kaum ein Jahr nach der Proklamation eines selbständigen Königreiches Polen sNovember 1916) die polnischen Aktivisten aus der Seite der Feinde Deutschland» standen. (Schluß folgt) Trinkgelder sind abgesehafft? rakter. Nach der ersten Teilung hatten auch deutsche Dichter, wie der Freiheitssängcr Schubart sder Gesängen« von Hohen- aspcrg), später auch Zacharius Werner und Gottfried Seume, die Wiederauferstehung Polens vorausgesagt. Mit dem Schick sal Polens beschäftigten sich in der Folgezeit ein Grabbe, von Holtei, Platen und Friedrich Hebbel. — Doch die „Prophe zeiungen", die Im polnischen Volke uinhcrliefen, waren in mystische Form gekleidet. Broschüren wie die „Polnische Sy bille", „Neue Sybille", „Der schlafende weiße Adler", — Schriften über die Weissagungen Kasciuszkos, über wunder bare Erscheinungen, prophetische Worte aus dem Munde eines König Johann Sobieski III., Papst Pius IX., Papst Leo XIII., über prophetische Aufschriften auf Friedhofskreuzen, über die Vorhersagen des ukrainischen Bauern Wernyhora. der sei. Bo- dola u. a. zeigen, wie groß die Sehnsucht nach der Wieder- ansrichtung des Landes war. Was im Volke eine halbmystische Erwartung war, nahm in den Kreisen der Gebildeten nnd besonders in denen der Kulturschaffenden eine eigentümlich romantische Gestalt an. Die polnische Romantik gebar den „polnischen Messianis mus". d. h. die seltsame Idee von der „Sendung Polens", alle Völker zu erlösen und zu beglücken. Tie arößten polnischen Dichter, wie Adam Mickiewicz, Slowacki und Krasinski, sind erfüllt von der mystischen Weltaussassung dieses Messianismus. Die ganze polnische Literatur des 19, Jahrhunderts ist durch und durch polnisch national eingestellt. Hoffnungslos war Polens Schicksals seit der dritten Teilung und noch mehr seit Napoleons Sturz besiegelt — waren doch seine Eroberer Rußland, Oesterreich, Preußen Militärstaaten ersten Ranges, — um so fangtischer klammerten sich die Pol- n schwärmerisch an die Idee ihrer Sendung. Die Dichter ver klärten die glanzvollen Epochen der Vergangenheit, rühmten Polen als „Vormauer der Christenheit" gegen Mongolen, Tür ken und Halbasien und malen Polens Zukunft mit glühenden Farben aus. Die polnische Literatur des 19. Jahrhunderts ist so völkisäie und politisch ausgerichtet wie keine einzige Nationallitcratur des gleichen Zeitraumes. Es war für sie »in besonderer Glücksumstand, daß ihr geistesgewaltige Meister des Wortes erstanden, deren Werke Weltgeltung erlangten. So wurden die polnischen Dichter nicht nur Führer lind Pro pheten des eigenen Volkes, sondern auch die besten Wegbereiter der polnischen Idee da draußen in der weiten Welt. Das Rom, Im September 1939. Wer In Florenz, Nom oder Neapel eines jener kleinen, unscheinbaren Wirtshäuser betritt, wo der Wein unglaublich billig ist, weil auf heimiscipnn Boden gewachsen, und wo die Küche zwar weit davon entfernt Ist, Anspruch auf Internationalität zu erheben, aber für einen an die landesübliche Speisekarte angeglichenen Gaumen gut und schmackhaft ist, den sehen, solange er aus die Vorspeise wartet und später zwischen einer „Zuppa di pesce" ^Fischsuppe) und einer appetitlich duftenden Portion „Fegato alla Vencta" saus venezianische Art znbercitete Leber), sowie abermals zwischen dieser und einem Teller voll süßer südlicher Trauben drei An schriften von der gegenüberliegenden Wand herab an. von denen die beiden ersten In streng mahnendem Wortlaut ge halten sind. Da heißt es einmal, daß es eines Christen und eines anständigen Staatsbürgers nicht würdig ist. das Haus dieses freundlichen Wirtes und dieser lächelnden Wirtin durch ungeziemende Fluchworte zu entweihen. Die zweite Anschrift hält Dir unentwegt den Inhalt Deiner Geldbörse vor Augen und versichert Dir, während Du eine Reihe schmackhaftester Dinge bewältigst und noch lockendere in den sanften Rauch schwaden witterst, die aus der geöffneten Kückentiir hervor quelle», daß ein Kredit unter gar keinen Umstände» und aus gar keinem Grunde gewährt wird. Bist Du aber Stammgast in diesem Hanse, so wirst Du es mit dieser zweiten Anschrift nicht allzu ernst zu nehmen brauchen, es sei denn. Du badest die dritte dieser Mahnungen von Anfang an für bare Münze genommen, wo cs heißt: „Es ist strengstens verboten, Trink gelder zu geben und zu nehmen". Schon seit einigen Kahren ziert dieser Mahnfpruch die Wände der italienischen Wirts- und Kaffeehäuser. In den lu xuriösen Gaststätten pranat er meist zwischen einem vergol deten Spiegel und einer Wiedergabe des Golfs von Neapel mit der unentwegt aussteigenden Rauchsäule des Vesuvs und einer maßlosen Verschwendung von leuchtendem B'an, das unten den« Meer und oben dein Himmel zugeeignet ist. In den klei nen Gasthäusern hängt er einsam an weißer Wand, ist aber auch hier genau so illusionistisch zu nehmen, wie der ganz in Blau gehaltene Lungomare von Neapel. Tie Entstehung dieses ernsten Mahrwortcs, an dem Du Dich schuldig machst, sobald Du es befolgst, weiß der Italiener mit viel Humor zu er zählen. Die Geschichte lautet so: „Fertig?" fragte der Eigentümer der Druckerei seinen ersten Arbeiter. „Wir sind gerade bei den letzten Kopien", lautete die Antwort. „Binnen einer halben Stunde können sie abgeliefert werden." Wie jeder Meister, der auf Respekt hält, halte auch dieser etwas zu erwidern, nämlich den dring liche» Hinweis, daß jetzt unbedingt schnell gemacht werden müsse, und daß der Abnehmer die Sendung schon am frühen Morgen erwartet habe. „Wissen Sie", ließ sich der Drucker nicht aus der Fassung bringen, .„es war ein Fehler im Schrift satz. Statt „Strengstens verboten, Trinkgelder zu geben und zu nehmen" hieß es: „Strengstens verboten, Trinckgcldcr zu geben und zu nehmen!" Dieses überflüssige c, Sie ver stehen. nicht wahr? Einige hundert Kopien haben mir noch einmal drucken müssen". „Da heißt cs eben aufpassen", brummt der Meister. „Ein kleiner Fehler hält die Arbeit stundenlang aus. Aber sobald sie fertig ist, soll der Lehrling damit fliegen, und wenn der Kunde zufrieden ist. könnt auch ihr auf eine Anerkennung für die Feiertage rechnen. Sagt dem Iungen, wenn er gehörig flitzt, werde ich ihm ein paar Lire Trinkgeld geben!" „Und hier sehen Sie die Aufschriften", schloß der Präsident des Ausschusses sür die Abschaffung des Trinkaeldes seine An sprache an die versammelten Mitalieder. Dabei löste er da» vor ihm liegende Paket und entnahm ihm eines jener weißen Plakate, von dem cs in schwarzer Druckschrift leuchtete: „Strengstens verboten. Trinkgelder zu geben und zu nehmen". „Nicht schlecht", gab der Herr Präsident sein Urteil ab „Aber vielleicht würde cs doch besser lauten: Es ist strengstens ver boten. Trinkgelder zu geben und zu nehmen". „Ganz gewiß", beeilte sich der Sekretär des Ausschusses zur Abschaffung des „Meine Herren, Sie sehen.. Anekdoten uin Vorlesungen und Vsrträge berühmten Gelehrter Der Vortrag. Es ist eine eigenartige Sache um wissenschastlicl-c Vor träge: ost sind gerade die größten theoretischen Erkenntnisse und ihre Zusammenhänge so verwickelt, daß sie für den Hörer, der sie über sich ergehen lassen muh, eine wahrhaftige Qual darstellen. Das konnte Karl Proteus Steinmetz, der aus Deutschland stammende führende Elektrotechniker Amerikas, an seiner mathematischen Methode zur Berechnung der Wech selströme, die zu den klassischen Arbeiten der Elektrizitätslehre gehört, feststellcn. Auf einem internationalen elektrotechnischen Kongreß hatte man einen Vortrag für ihn angesetzt. Steinmetz erschien mit einem armdicken Vortragsmanuskrint. das er vor zulesen begann. Aber die Darlegungen waren farblich so hoch und durch die vielen mathematischen Formeln so abstrakt, daß sich ein Zuhörer nach dem anderen rus dem Staub machte. Eine halbe Stunde später zählte man nur noch ein paar Men schen Im Saal. Steinmetz mar davon tief betroffen, doch ließ er sich nichts anmcrke». A's die Redezeit um war, erbat er 10 Minuten Verlängerung, und als auch diese um nlaren, packte er kurz entschlossen sein Manuskript zusammen, blickte lächelnd auf die bereits unruhig gewordenen Reste seiner Zu hörer und verabschiedete sich mit den Worten: „Ick hoffe. Ihr Interesse gesunden zu haben, meine Herren. Ich bin mit der Einleitung meines Vortrages fast bis zur Hälfte gediehen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!" Ein schlagfertiger Professor. Jahraus, sohrein trockenen Wissensstoff verzapf"» zu müssen, gehört nickt immer zu den besonderen Annehmlich keiten eines Profesioren-Daseins. Je nach Charakter nnd Ver anlagung finden sich die verschiedenen Gelehrtennaturen in verschiedenster Weise mit dem sanften Zwange ihres Lehramtes ab. Manche verstanden und verstehen es ausgezeichnet, Ihre Zuhörer durch geistreiche und humorvolle E'nstreuungen vor der Ermüdung zu bewahren. Ein wahrer Meister darin war August Wilhelm von Hofmann, einer der Altmeister der deutsch» Chemie. Kam er auf das rauchlose Pulver zu sprechen, so be dauerte er die Schlachtenmaler, die nunmehr durch den che- misck>en Fortschritt eines ihrer wirksamsten Cssekte, des das Schlachtfeld erfüllenden Pulvecdampfes, verlustig gegangen seien. Sprach er vom Benzol, so pflegte er zu sagen, es habe einen eigenartigen Geruch. „Eine Dame hat mir einmal ge sagt, es röche nach gewaschenen Handschuhen. Da dieser Scherz sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit in der Ansangsvorlesung über organische Chemie wiederholte, konnte es Vorkommen, daß er dem einen oder anderen der Zuhörer bereits bekannt war. Als Hofmann ihn eines Tages wieder einmal zum besten geben wollte und schon die Worte ausgesprochen hatte „Eins Dame hat mir einmal gesagt, cs röcke. ." — da schallte cs, noch rhe er enden konnte, von der Galerie herab: „nach ge waschenen Handschuhen!" Erstaunt blickte der Gelehrte zu dem Zwischenrufer auf und fragte interessiert: „Ach, Sie haben die Dame wohl auch gekannt...?" Die Entschuldigung. Georg Simon Vinn, der Entdecker des nach ikm benann ten grundlegenden Gesetzes der Elektrizitätslchre, pflegte man gelndes Taktgefühl bei seinen Schülern und Auswüchse Ihrer jungenhaften Rücksichtslosiakeit durch Witz und Satire zu be seitigen. Einmal befand sich unter seinen Hörern ein langanf- gcschossener, etwas flegelhaft veranlagter Jüngling, der dir Ge wohnheit hatte, seine Beine weit von sich in den Gang hinein- zustrccken. den Ohm während seines Vortrages zu beschreiten pflegte. Meaen Ende der Stund« richtete es Ohm so ein, daß er den Schüler scheinbar im Eifer des Vortrages auf den vor gestreckten Fuß trat, worauf er sich ohne jede Bemerkung ent fernte. In der darauffolgenden Pause machte der Schüler im Gespräch mit seinen Kommilitonen seinem Aerger Luft und dies so. daß es der Lehrer hören konnte: wenn er auch nur sagen würde, es tut mir leid, aber so etwas kommt nie über feine Lippen. ." In der fofgenden Stunde wiederholte sich das gleiche Spiel, wieder streckte der Sckiiler seine Beine In den Gang hinein, wieder trat ihm der Lehrer auf den Ftzß. Dann aber blieb Ohm plötzlich stehen und fragte: „Haben Sic Hühneraugen an diesem Fuß?" Der Schüler verneinte. „Es -tut mir leid!" war die ironische Antwort. Trinkgeldes zuzustimmen, und beide vereint befahlen den An gestellten zu sich, dessen zeichnerische Besähigung sich schon bei einigen Familienfesten der Koinmissionsangehörigen glänzend bewährt hatte. „Hären Sic", erklärte ihm der Präsident mit Amtsmiene, „hier haben wir 500 Plakate mit der Aufschrift: Strengstens verboten, Trinkgelder zu geben und zu nehmen. Zweifellos würde cs sich jedoch besser nusmachen, wen» wir ein „Es ist" davor anbringen würden. Glauben Sie. die Arbeit machen zu können?" „Oh. was mich anbetrisst" meinte der Angestellte geschmeichelt. „Am besten wäre es wohl, wenn ich die Hälfte der Plakate mit nach Hanse nähme, dann geht die Sache schneller". „Bravo!" gab der Herr Präsident seiner Be friedigung Ausdruck, und dann gedämpfter: „Aber gut gemacht soll die Sache sein, und um das nachher brauchen Sie sich nicht zu kümmern, das lassen Sic meine Sache sein. Ich werde cs schon durchdrücken, daß Ihnen der Verwaltungsrat ein ent sprechendes Trinkgeld zukommen lassen wird!" „Junge", bedeutete der Hoteldirektor den eiligst herbei eilenden Piccolo, „hier sind fünf Plakate, die mir der Ausschuß für die Abschaffung des Trinkgeldes zugesandt hat. Hänge sie auf, aber so. daß sie aus den ersten Blick ins Ange falle», eines am Schanktisch, das zweite im Vorraum, eines im Korridor des ersten Stockes und zwei im Speisesaal". „Zu Befehl", ant wortet der Kle>ne in roter Livree, denn er gehört schon jener Generation an, der militärische Straffheit schon von Kindes beinen an Ins Blut übergeht. „Wie soll ich sie anbringen, mit Heftzwecken oder mit Leim?" „Weder so noch so'" Die Stimme des Herrn Direktors klingt sehr entschieden, sährt dann aber milder fort: „Sclmn einmal zu, wie es sich machen läßt, ohne daß dadurch der neue Wandbelag beschädigt wird. Menn ich mit Dir zufrieden bin, werden schon ein paar Llr« für diese Extraarbeit abfallen." „Einmal Roastbeef", bestellte der Gast, In dem der erst« Blick den Amerikaner fcststellte, nachdem er die Speisekarte einer kurzen Uebersickt unterzogen hatte. „Plcase", fügte e« hinzu, „was heißen .Reis mit Trüffel'?" Der dienstbeflissen« Kellner gab die gewünschte Aufklärung. „Well", meinte der Amerikaner. „Ich wünschen zu lernen italienische Sprache. Was heißen: ,Es ist strengstens verboten, Trinkgelder zu geben und zu nehmen'?" Der Kellner wurde blaß, aber eingedenk seiner Pslicht übersetzte er den Inhalt des weißen Plakates, das der Finger des Mastes zum Ziel hatte. „Wünschen der Herr sonst noch etwas?" fragte er, sich verbeugend. „Danke", verneinte der Amerikaner. Thank you". und damit fuhr seine Rechte in die Tasche, entnahm Ihr ein paar blitzende Geldstücke und schob sie in die sich öffnend« Hand des Kellners. Dr. Frhr. Raitz v. Frentz.
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