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Sächsische Volkszeitung : 09.10.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193910099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19391009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19391009
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-10
- Tag 1939-10-09
-
Monat
1939-10
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.10.1939
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' v»»« ^tl-räkel 7//vrd^ ^ov,rt«ch» d, Karl «Shler L Lo^ verlin^chinorgendors. lNachdruck oeidv»«^- 4. Fortsetzung. „Frau Schnüllgen", wagte Else noch einen Vorstoß, „wenn Sie nun eine — Tochter hätten? Und Sie müßten für sie ein bißchen sorgen...?!" „Ich habe aber keine", raunzte grau Schnüllgen zurück, und es war vielleicht besonders unklug von Else, die grau an einen wunden Punkt ihres unerfüllten Lebens zu erinnern. „Ueber- haupt — und wenn..." Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre leidenschaftliche Ab wehr. Noch ehe die Aufforderung zum Eintritt erfolgt war, ward von außen geöffnet, und Peterling, der Maler, verneigte sich mit einem lächelnden Gesicht, während er einem anderen Manne den Vortritt gewährte. Mißbilligend betrachtete Frau Schnüllgens diesen fremden Herrn, der nicht viel älter als Peter- leln zu sein schien. Wenn der etwa der — Mäzen sein sollte...? Na, viel Vergnügen! Der mutzte bann aber «inen reichen — Vater haben. „Meine verehrte Frau Schnüllgen", setzte Peterling an, „ich höre, datz Sie gerade Ihrer Mieterin diesen Raum kündigen." „Sie haben gelauscht?" fragte grau Schnüllgen noch miß- billigender. „Gelauscht? Aber beste Frau, das war beim besten Willen nicht nötig. Die Unterhaltung der Damen war so laut, datz es keiner Anstrengung bedurfte, um jedes Wort zu verstehen." „Die Unterhaltung?" — verbefserte Frau Schnüllgen. „Ich sprach allein!" „Gleichviel, liebe Frau Schnüllgen. Ich fände es zweckmätzig von dem Fräulein, wenn cs sich ein anderes Schneideratelier suchte. — Vierter Stock? Ich bitte Sie! Das ist doch ganz un möglich. — Ich vergab aber, Herrn Wandel vorznstellen. Wandel, Fritz Wandel!" Und damit schickte sich Peterling an. einen kleinen Spaziergang durch den ihm bekannten und ver trauten Raum zu unternehmen. Er teilte bereits in Gedanken dke ganze Fläche fo ein, wie er sich die Einrichtung dachte, und dann gab er seinem Freunde, der bis dahin den Mund noch nicht aufgetan hatte, einen Wink, so datz dieser sich der verblüfften Frau Schnüllgen näherte, wie vollkommen nebensächlich eine Geldbörse zog und zwölf Fünsmarkstücke — tadellos und funkelnagelneu — aus den Tisch zählte. „Die Miete", sagte^ er, „vorläufig für zwei Monate im voraus!" Frau Schnüllgens Augen begannen zu funkeln. Und Else Streite rief: „Aber ich? Wo bleibe denn ich? — Und meine Möbel?" „Die paar Möbel?" sagte Wandel wegwerfend. „Die tön en Eie stehen lassen. Wir heben sie Ihnen auf, und wenn Eie :e brauchen, holen Sie sie wieder ab." „Aber ich? Wo bleibe ich selbst?" »Nun", lenkte Frau Schnüllgen ein, die diesem Zeitmaß nicht gewachsen war — und der die Sache fast ungeyeuerncy erschien, „denken Sie, ich liehe Sie aus der Stratze schlafen? Bis Sie etwas Passendes haben, können Sie noch bei mir in der Woh nung schlafen. Man ist sa schlietzlich kein Unmensch, nicht wahr?" Else Streite drehte sich einigemal um sich selbst. Während die beiden .liebenswürdigen' Männer durch ihre Wohnung liefen und sich so benahmen, als gehöre sie schon ihnen, warf das Mäd chen plötzlich die Hände vor das Gesicht und rannte hinaus. Sein erstickter Schrei: „Na, dann bin ich ja hier nicht mehr nötig!" verscholl aus der Treppe. Im Zimmer aber machte Frau Schnüllgen jetzt einen be fehlenden Schritt wie ein Feldwebel. „Nun aber raus hier! Das wollen wir alles unten in meiner Wohnung in Ruhe besprechen!" Und sie schob die Herren einen nach dem anderen aus dem „Atteljeh" und schlotz von nutzen ob; den Schlüssel steckte sie sorgsam ein. Drittes Kapitel. Nachdem Else Streite ihre Wohnung so fluchtartig verlassen hatte, flog sie erst einmal über die Treppen hinab, als habe sie keine Beine, sondern Flügel, rannte, ohne onhalten zu können, wider die Haustür und wurde hier durch «inen empfindlichen Knuss in die Magcngcgend wieder einigermatzen zur Vernunft ge bracht. Jedenfalls betrat sie die Stratze wie ein völlig normaler Mensch und unterschied sich in keiner Bewegung von anderen Leuten. Niemand vermochte freilich zu sehen, wie sehr das ge hetzte junge Herz unter der dünnen Jacke schlug und wie wild und wirr die Gedanken sich in ihrem Hirn unter dem blonden, wehen-' den Haarschopf überschlugen. Elfe Streite eilte vorbei an den wohlbekannten Häusern der denkwürdigen Altstadt, vorüber an spärlichen Gärten, in denen ihr« Besitzer den Spaten in die Erde stachen und braune, frische Schollen umwarfen. Auf den Ka- minen fatzen die Amseln und slöteten ihr« sützesten ersten Früh lingslieder. Als Else Streite zufällig den Blick nach ihnen hin wagdle, wurde sie wieder an den Schornsteinfeger und ihr Unglück erinnert. Aber merlwürdigerweise war die Erinnerung nicht nur eine Quelle des Kummers. Immer wieder stahl sich eine Vor stellung des Lächelns des schwarzen Mannes und seiner Art, sich zu bewegen, seiner fröhlichen Weise, mit ihr zu reden, in ihre Gedanken. Sie beneidete ihn bewundernd um seine regsame Tätigkeit, sie beneidete überhaupt alle Menschen, die jetzt irgend wie arbeiten konnten: die Grabenden in den Gärten, die Ver käufer hinter den Ladentischen, die Stratzenarbeiter und andere Leute. Nur sie selber hatte nichts zu tun, und es blieb ihr nichts als die Hoffnung, eine Nähsteile zu finden oder in einem Fa milienkreise vorübergehend unterzuschlüpfen. Es war ein wirtliches Glück für Else, datz es früh am Nachmittag war, und datz die Sonne es so gut mit diesen ersten Frühlingstagen meinte, sonst wäre es der Leichtsinnigen, die ohne Hut und Mantel und nur in einem dünnen Strickjäckchen wegge- lausen war, übel ergangen. Ihr Weg führte sie jetzt aus der Altstadt in das belebtere, unruhigere und hastende Geschäfts- viertel. Eine breite Brücke führte über einen Wassergraben. Kinder lehnten sich neben ihren Müttern über die Brüstung und warfen weitzen Schwänen fette Brotbrocken hin; zu beiden Seiten des Wassers sproßten auf den schmalen Rasenböschungen weihe Gänseblümchen freundlich und ohne Ansprüche. Ein Kaffeehaus hatte leine Pforten weit geöffnet, und eine schmeichelnde Musik schwebte in weichen Klängen aus dem dunllen Schlund seines Raumes hinaus in die flimmernde, blendende, vom Asphalt noch zurückgestrahlte Helle des Sonnentages. Else Elrette verhielt nur kurz und wie betäubt den Schritt und lieh sich einige Herzschläge lang einlullen von dieser sützen, verzaubernden, müdemachenden Musik, dann gab sie sich einen erschrockenen Ruck und bedachte, datz zum Träumen wirtlich keine Zeit sei. Und wenn die Sonne noch so lachte — und wenn die Musik noch so lockte — und wenn auch alles vor lauter Früh lingslust jauchzte — unerbittlich packte der Alltag sie, ohne Er barmen nötigte das Leben sie, sich einen Erwerb zu suchen. — Und es wurde wieder «ine Flucht — diesmal vor der Freude wie vordem vor dem Grauen. Elses Augen wanderten an hohen Gebäuden auf und nieder. Da war bas Tagblalthaus. Aus hängekästen, Stellenangebote! Else reihte sich ein unter die sich Herzudrängenden. Ihre Blicke flogen über die Zeilen: .Haus mädchen' — .Kindersräulein' — »Stütze der Hausfrau'! Solche Posten konnte sie ja nicht einnehmen. Darin leistete sie keines wegs genug. Was aber sollte sie tun? Um diese Zeit war das Arbeits amt geschlossen. Sie mutzte schon bis morgen früh warten. Die Menschen drängten sie, da sie sich nicht behauptete, von ihrem Platz; eine neue Schar nahm ihre Stelle ein Niemand beachtete sie, niemand kümmerte sich um sie. Frauen schritten an ihr vor über, die ihre kostbaren Vorsrühlingskostüme spazierenführten mit einer Selbstverständlichkeit, als kosteten iie kein Geld. Autos tuteten, Strahenbahnen und Radfahrer klingelten. Jeder hatte es gröblich eilig, und keiner beachtete den andern Wie ein Heer von Larven waren die Menschen hier in der Grotzstadt. Sic wür digten sich keines Blickes, hasteten unfreundlich aneinander vor über und wollten nichts voneinander wissen. So schien es Else. Jetzt einen Freund haben, ein bekanntes Gesicht sehen, einen Hellen, fröhlichen Grutz hören! Das würde wcitcrhelsen. — Leb haft drängte sich ihr die Erinnerung an die Landheimat auf. Eigentlich war es ihr dort immer viel besser ergangen. Einer war für den andern dagewesen, und man hatte sich gegenseitig genug Aufträge geben können. Datz Berthe sie aber auch damals weg- geholt hatte...! Jetzt wieder zurückzugehen, würde schwer fallen, würde wohl auch dem Mitzlraucn und mancher Ablehnung be gegnen. Sie war sremd geworden in ihrer Heimat, bescnders da sie nun ohne Verwandte war. Else schlug den Weg zum Hofgartcn ein. Eie fürchtete sich mit einem Male vor den vielen fremden Menschen mit den bösen, gehetzten und ermatteten Gesichtern. Hier begegnete sie harmlos spielenden Kindern und den schwatzenden und strickenden Mädchen und Müttern. Ein Knabe hatte stolz ein Denkmal erklommen und setzte sich aus das steinerne Pferd. Seine Mutter stand davor und beschwor ihren Sprötzling händeringend, sofort herabzukom men. Aber der mütterliche Befehl schien keinen Eindruck auf ihn zu machen, und die Mutter drohte, schnell umringt von lachenden Menschen, mit wilden Tieren, Schutzleuten, schwarzen Männern und ähnlichen gefährlichen Dingen. Aber dem Jungen gcsiel es weiterhin gut dort oben, und er machte keine Anstalten, herabzu steigen. Plgtzlich bahnte sich ein junger Mann den W>eg durch die Menge. Mit zwei Sätzen war er aus den» Dentmalssockel, mit einem weiteren Satz aus dem Pferd, und nun nahm er den zetern den, wild sich wehrenden Iunaen um den Leib und beförderte ihn nach guten. (Fortsetzung solgN Ein Mechaniker als großer Tenor entdeckt Ein Meck-aaiker der Fiat-Werkstätten >n Turin. Antonio Sosso, las in der Zeitung, datz in San Remo eine „Woche des Bel Canto" a'ogehaltcn werden sollte, und begab sich zu seinem Lehrer, den er besckpvor, er möchte mit ihm dorthin fahren und ihn singen lassen. Dritter Klasse reisten beide nach San Remo, wo Sosso sofort in das Kasino zu bei» Prüfungen der Anfänger ging. Als er sich hören Uetz, erkannten die Veranstalter sofort, datz er eine ganz autzergcmöhnliche Stimme besitzt, und sic ver pflichteten ihn ohne weiteres für das Abendkonzert. Sosso war In seinem einfachen Arbeiteranzug erschienen, und der Direktor des Kasinos »nutzte ihin einen Frackanzug verschaffen. Sosso sang am Abend vor dem Publikum und erzielte wahre Begeiste rungsstürme nach dem Vortrag von Arien aus „Tosen" und „Fancinsia del West". Darauf trug der Mechaniker und Tenor noch eine berühmte Arie aus dem „Troubadour" vor und schmet terte ein hohes C heraus, das die gesamten Zuhörer in Ekstase versetzte. Die Veranstalter des Konzertes in San Nemo entschlossen sich, nach diesem Erfolg Sassos ihn in einer ihm bekannten Oper lm „Tcatro di avviamento" in Alessairdria debütieren zu lassen. Natürlich unterbrach der brave Mechaniker seine Arbeit bei den Fiat-Werken und er wild jetzt auf Kosten des Theaters musikalisch rollkommen ausgebildet. Es wir- berichtet datz Sosso als Tenor lickzer eine grotze Laufbahn vor sich hat, die er der Schönheit seiner Stimme, der Sickperl>eit in den hohe»» Noten und -em Schmelz seines Gesanges verdanken wird. Er hat er zählt, datz er bislwr nur bei den Veranstaltungen des Dopola- voro gesungen Hal'-' und datz er wegen seiner Fugend noch nicht an musikalischen Wettbewerbe»» habe teilnehmen köimcn. Rann es im August schneien? Der Vorgang der Schneebildung ist heute meteorologisch soweit bekannt datz man von den europäischen Wetterverhält- nisscn ohne weiteres sagen kann, datz Schneefälle im Auaust zu den klimatischen Unmöglichkeiten gebären. Eine Abkühlung, die in diesem Fahr im Mai ganz plötzlich eintrat und einen Schneefall In England verursachte, war «Ine Sensation. Schneesälle sind natürlich leicht möglich um diese Zeit bei unseren Antipoden, also dort, »vo man Winter hat, wäh rend wir uns des Sommers erfreuen. Aber zurück nach Europa. In diesen Taaen hat es ai» der Baltischen Küste geschneit. Dicke weitze Flocken sanken lang sam und sich ft» der Luft schaukelnd zur Erde nieder. Aber es war ein Schnee, der nicht durch klimatische Vorgänge entttcinden wnr, sondern: Petrolenmtanks hotten riesige Mengen Koblen- Diorpd-Gas in die Luft nusgeblasen. Dadurch wurde»» höhere Luftschichten rasch abaekühlt, und zwar derart, datz die Feuch tigkeit In der Atmosphäre einen Gefrierungsvrozctz durchmachte. Das Resultat waren eben Schneeflocken, die lin August zur Erde sielen. Ein Mann mit Engelsgeduld Als der norwegische Dichter Henrik Ibsen noch in Versen als Regisseur tätig war. hielt er sich schon, wie auch in späte ren Jahren, vom geselligen Leben fern und verkehrte nur in ganz wenigen Häusern, unter anderem in dem der Schrift stellerin Magdalena Thoresen. in deren Stiftochter Susanne er sich verliebte. Aber in der Stadt erzählte inan sich allgemein von Ibsens matzloser Heftigkeit und Grobheit, und diese un günstigen Gerüchte kamen auch dem jungen Mädchen zu Ohren. Als Ibsen also eines Tages bei der Stiefmutter um Susannes Hand anhielt war sie etwas ängstlich und beschloß, ihn aus die Probe zu stellen. Als der Freier sich «inftellte, um sich auch von dein jungen Mädchen das Jawort zu holen, wurde er in das Wohnzimmer geführt. „Das Fräulein kommt gleich", sagte das Mädchen und verschwand. Ibsen wartete. Fünf Minuten ver strichen. Er stand am Fenster und blickte auf die Stratze. Weitere sünf Minuten vergingen. Ibsen betrachtete die Bilder an den Wänden, still und lautlos. Nach zehn Minuten öffnete er die Tür und fragte droutzen dos Mädchen, ob sie dem Fräu lein Bescheid gesagt habe. Ja, das Fräulein wisse Bescheid, erwiderte das Mädchen. Ibsen schlotz leise die Tür, setzte sich und ivartete regungslos und geduldig weitere fünf Minuten. Da plötzlich tauchte Susanne hinter einem hochlehnigen Stuhl in einer Ecke des Zimmer auf und ging fröhlich auf den Dichter zu: „Guten Tag. Herr Ibsen", sagte sie, „einem Manne, der eine solche Engelsgeduld besitzt, kann ich ruhig die Hand reichen." Und die Hochzeit fand bald daraus statt. Micviel Remitiere cnbt es auf der Mett? Für den hohen Norden ist das Renntier, der Freund des Lappen, der neue Kamerad des kanadischen Eskimos, ein wich tiges Hilfsmittel, um gleichzeitig Transporte damit auszuführen, einen lebenden Lederlieferantcn zu haben — und «in Wesen, das außerdem noch Fleisch und zu gewissen Zeiten Milch liefert. Ohne diese Kenntnis von der Wichtigkeit der Nenntiere hätte man nicht aus Alaska vor einigen Jahren eine Renn tierherde nach Nord Kanada übergefiihrt. Heute schätzt man die Zahl aller noch lebenden Renntiere auf rund 3 Millionen Stück. Die Russen können mit Stolz rund 2 Millionen dieser Renntiere siir sich buchen — als Ergebnis einer mehrjährigen Zucht, deren Wichtigkeit sich nun erweist. Uebrigcns steigt die Nachfrage immer mehr, seit in» Fahre säst 250 000 Tiere allein verlangt werden, aus deren Häuten man einige Millionen Handschuhe herzustellen beabsichtigt. Heilung durcb bestrahltes Fett In recht einleuchtender Weise konnte unlängst die »vachs- tumsfördernde Wirkung bestrahlter Fette und Metalle bei Menschen und Tieren gezeigt werden. Die besten Ergebnisse wurden erzielt, wenn inan Schweincsett in Gegenwart von Zinkoryd und etwas Wachs mit ultraviolettem Licht bestrahlte. Das Mittel hat sich übrigens schon früher bei der Behandlung der Rachitis bewährt. Sein Anwendungsgebiet ist nun neuer dings erheblich erweitert »vorden. Man setzte es gegen Brand wunden, gegen entzündliche Gelenkserkrankuuaen und in-vielen anderen Fällen ein. Die Schmerzen liehen nach. Es kam zu einer starke»» Beschleunigung des Zellstosfivechsels. Dr. Leopold Krenn berichtete unlängst in der „Münchener Medizinischen Wochenschrift" über eine Verletzung des Zeigefingers durch eine Kreissäge, die das letzte Glied spaltete und auch den» Mitlel- »vie den» Ringfinger Schnitte znsügte. Die Aerzte wandten be strahltes Fett mit Lebertran in Verbindung mit dem Gips verband an. Nach vier Wochen »vor die Wunde so vollständig verheilt, datz keine Narbe Beschwerd'n machte und die Glied matzen wieder in unbeschränkten Gebrauch oevommen werden kannten. Die Behandlung ist einfach. Die Salbe wird messer rückendick aus Leinen aufgestrichcn und aus die zu behandelnde» Stelle»» gelegt." Das große U)ir / Manchmal denke ich zurück: Eltern. Grotzcltcrn, Urgroß eltern. In immer fernere Vergangenheit schweifen -ic Gedanken bis zu den Urgründen des Menschentums, darin auch mein Ich schon vorbestimmt und vorgebitdet war. Denn ick bin ja nur Frucht »in- Folge unzähliger, zeugender Ahnenreihen, Glied einer lebendigen Kette, deren Anfang und Ende niemand ab- siccht: ein geheimnisvoller, unendlicher Kreis, in dem »vir Ge zeugte und Zeugende sind, der Kreis des großen Wir. * Das ist das Wunderbare an diesem Kreise. In den» »vir alle eingcschlossen. -atz »vir alle mehr oder weniger blutsverwandt sind. Denn iver die Ahnenreihen zuriickgeht, mutz finden, -ah wir unzählige Erzeuger haben, deren Kinder und Kindeskinder wieder Väter und Mütter anderer Geschlechter sind. Am besten läßt sich das bildlich darstellrn dadurch, datz »vir den Kreis des großen Wir zeichnen, indem wir bei uns selbst ansangen. Fedes Ich ist der Mittelpunkt dieses Kreises. Rechts und links davon setzen wir je einen Punkt für Vater und Mutter. Dann ver binden wir diese Punkte mit je zwei weiteren für die bcider- scltigen Großeltern und so fort. Wir werden dann sehen. wie der Kreis ins Undendlick-e wächst, der Kreis dcs großen Mir, und wie »vir im Wechsel der Vevwandtlckn»ften alle Irgendwie verschwistert und verschwiigcrt sind: ein Volk von Brüdern und Schwestern. Im Kreis -es großen Wir sind wir zwar zunächst Kinder unserer Zeit, aber »venn »vir den Kreis auswetten, wächst er in die Unendlichkeit hinein. Heilige Schauer überschütten uns. wenn wir aus dein Kreide des groß-w Wir ersehen, wie Blut und Bliite unzähliger Väter und Mütter an uns verlch»»»endet ist, nur damit dieses unser kleines Ich im Mittelpunkt des unend lichen Kreises lebendig würde. * Nun stehen wir da und wissen nicht, was »vir ansangcn sollen, so sehr vernürrt uns dieser kleine Fch-Mittelvnnkt Im Kresse des großen Mir. Aber schon macht uns dieler kleine Punkt den großen Sinn unseres Daseins deutlich: Dieser Punkt von L. SchrSnohcnner-?>eim-cil bleibt nicht In der Mitte. Ein anderes Ich, das wir gezeugt, nimmt seine Stelle ein. Wir werden an den Rand geschoben zu den anderen Vätern und Müttern. Mit jedem Gezeugten wächst «in neuer Mittelpunkt im Lebenskreise des großen Wir. ch Ein andercs lehrt uns der Kreis: Unsere Vorväter und Vormütter waren keine tote»» Punkte wie hier aus der Zeich nung, sondern Menschen mit Fleisch und Blut, mit Sinn und ilierstand, mit Geist und Begabung. Das kleine Ich in der Mitte ist Erbe der Art all dieser zahllosen Ahnen, die sein Da. sein gewirkt und bezirkt. Wir haben, wie der Volksinnnd weiß. „Nichts gestohlen", und „der Avsel fällt nicht weit vom Stamm". Das gilt im Guten wie im Bösen. Das Schicksal des große»» Wir wirkt in uns »veitcr, und mir zeugen es fort in unseren Nach fahren. Daraus erwächst ein« Pflicht: Die überkommene Gabe als Lebensaufgabe zu meistern. Böses zu bannen, Gutes gedeihen zu lassen gemäß dem Mahnmort: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es. um es zu besitzen." .Hierin sind »vir all« selbstvevantivortliche Träger der Zukunft, Meister des Mensch- heitsgcdankcns. lebendig verwachsen in der Bruderschaft des gratzen Wir. Wir tragen ein gemeinsames Geschick, und es liegt an uns. es in» Bewußtsein -er Brüderschaft zu meister»» und höher zu bauen für die Kommenden, deren Wegbereiter »vir sind, wie es die Altvordern für uns waren. Goethe umreißt diese unsere Lebensanfgabe einfach »in- umfassend: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." * Im Kreise des großen Wir sind »vir Wahrer der Dergan- gcnlpüt. Aus der Gegenwart wächst die Zukunft unserer Ge zeugt«»» wie das kleine Ich im Mittelpunkt des großen Kreises -er Mensckchcit. Auch unsere Ahne»» »varen Ueberwinder mil- lionensältiger Cchicksalsmächte. wie die Geschichte weiß. Ein Gefühl der Verehrung und Bewunderung keimt In uns ans, wenn mir mit Bedacht Ihren Spuren folgen bis zurück iu graue Vorzeit, aus der uns die Märchen und Sagen raunen. Aber ivarnm heimeln uns diese so an? Weik wir selbst darin mit
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