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Sächsische Volkszeitung : 09.10.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193910099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19391009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19391009
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-10
- Tag 1939-10-09
-
Monat
1939-10
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.10.1939
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Montag, 9. Oktober 1939 SSchsifche Volkszeitung Nummer 237, Seite S Ist der Mensch eine Maschine? Sin schlechte» Vergleich — De» Sieg -es Willens — rveekgeineinschast Mensch Aus Tunesien Rom, im Oktober 1S3S Die allgemein angesehene Monatsschrift des Ministe riums sür Italienisch.Afrika „Rivista delle Colonie" oerösfentlichte in ihrer letzten Ausgabe sNr. 8) einen bemerkens- werten Aufsatz, dein wir folgendes entnehmen: Tunis ist heute rin Zentrum das die Blick« der Welt auf sich zieht und fiir Italien ist es ein Ziel, auf das auch die Geister hingewandt sind. Nichts, das jenen Bereich angeht, ist ihm gleichgültig; tra- gische und ruhmvolle Erinnerungen kennzeichnen sein Verhält nis zu Tunis, und eine Heersämr opferfreudiger Missionar« steigt -em Gedächtnis von jener Martyrcrscholle auf, die Jahrzehnt! de» Nichtwissens und des Unverständnisses der Vergessende:: tiallen anheimsallen lassen. Heute, i» einer sür das italienische Kolonialreich historischen Stunde In der erneuerten Atmosphäre i>cs Faschismus ist cs billig, sich ihrer als Beispiele des Glau bens und der Kulturträger in allen zivilisierten Völkern zu er innern. Tunis war schon früh eine blühende Kolonie des römischen Reiches und des Christentums. Aber nach dem Zusammenbruch Karthagos siel die Stadt seit der Entstehung und Ausbreitung des Islams, durch die demoralisierende Wirkung des Sklaven handels und die Grausamkeiten der sarazenischen Piraten im mer mehr der Barbarei anheim, so das; von der Gröhe der römischen Kolonie ebensowenig übrigblieb wie von dem in den ersten sieben Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung cinge- sührten Glauben. Die Kirchen wurden in Moscheen verwandelt. Statuen. Symbole und Inschriften wurden vernichtet. Die Be völkerung 'N ganz Tunis sank von 80 Millionen auf iveniger als zwei herab. Das k>eroische Werk der italienischen Missionare gab dieser geschichtlichen Landschaft, die durch Jahrzehnte schlechter Regie rung, Anarchie und Unordnung verarmt ivar, seine einstmalige Blüte wieder zurück. Während sie die Bevölkerung durch ihren Glauben und ihre Liebe lehrten, Christus und die Kirche zu seg nen, slöhten sic ihr auch Achtung gegen das eigene Vaterland, Bertrautl)eit mit der lateiniscl)en Liebenswürdigkeit und mit der Sprache Dantes ein. Ihr Apostolat war weder im Wort noch im Beispiel leicht. Sie übernahmen Krankenpflege und Unterricht, unterwiesen aber nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der bescheidenen aber lebensnotwendigen Kunst des Handwerks. Langsam gewann so der katholische Glaube auch aus den ihm enlgegengebrachlcn Widerständen neue Kraft, und schliehlich konnte sich das Kreuzcsbanner im Triumph erheben, mährend mit ihm die iveit zurückliegenden Traditionen des kaiserlichen Roms und die nicht minder glanzvollen der mittelalterlichen Republi ken wieder lebendig wnrden. Dieser Kampf, den die Missionare ohne Macht und welt licher Autorität gegen Sünde und ÄZerbrechen führten, gehört zweifellos zu jenen Taten, auf die nicht nur Italien, nicht nur die Kircl>e allein, sondern die Menschheit stolz sein kann. Ein« nicht geringe Anzahl hervorragender Apostclgcstalten zeigt sich dem Blick, der sich aus das Iunesisci>e Arbeitsfeld richtet. Als erste begaben sich die Franziskaner nach Tunis. Zwei von ihnen, Aegidius und Elettus, sollen den Auftrag dazu vom hl. Franzis kus selbst erhalten haben. Papst Gregor IX. ermunterte sie zur Missionsarbeit, so das; sie bald so zahlreich l>erbeiströmtcn, das; zwischen Tripolis und Marokko eine ganze Provinz, Berber genannt. gegründet werden konnte? Um das Jahr UM) sinken wir die Kavuzincr im Gefolge der Truppen Karls V. In Tunis. Die meisten von ihnen sind italienischer Herkunft und setzten nicht einmal, sondern hundertmal ibr Leben auss Spiel, um so an die Geschichte der italienischen Missionsarbcit ein Kapitel in Goldschrift über heroisctw und cdelmenschliclw Talen zu fügen. Mit Eifer und Liebe trösteten sie die Leidenden, beteten für sie, erteilten die Sakramente, standen den Tk-diirftigen auch In ihren leiblichen Sorge« bei. Durch diese Tätigkeit, hervorgebracht von dem tägliclien und geduldigen Opferlcben der Missionare, die mit ihrem Glauben- und Caritasapostolat eine stark ausgeprägte Baterlandsliebe verbanden, begann das Werk der Evangelisa tion reiche Frückte zu tragen, trotzdem die häusigcn Ausstände, die Kriege und Plünderungen stets verhängnisvolle Rückschläge im befolge hatten, die Missionare zwangen, unter den grössten Entb'chrungcn ihr Leben zu fristen und ost sogar die Schmach der Sklavcnketten zu erdulden. Er waren Jahrhunderte rwrgangen seit italienisclw Missio nare in Tunis ein Werk des Glaubens, der Zivilisation und des Italienerlums vollbrachten, als Papst Gregor XVI. die Stadt am 2t. Mär; 1813 zum Sitz eines Apostolischen Vikariats erhob. Zum erste» Vikar wnrden P. Fedele non Ferrara bestellt, dem etwa 50 weitere Missionare aus verschiedenen italienischen Pro vinzen zur Seit« standen. Vom ersten Augenblick an. da P Fe- delc Tunis betrat, hatte er vor allem anderen versucht, dieses geguälte Land von der Wunde der Sklaverei zu heilen Nicht nur In Tunis, auch in den anderen Städten, wie in Golctta, Sula, Monaster. Sfax, Gerbi, Biserta. Portofarina, in Soliman, Nebel und Gallipia, in Itamanet Rosgilbel und Tabarca errichtete er Kirchen und Kapellen. Spitäler und Heime. Schulen und Waisen häuser und berief Lehrkräfte und Ordensschwestern für die Er ziehung der Jugend nach Tunis. Die Gläubigen vermehrten sich rrn Jahr zu Iakr. Ueberall entstanden neue Bauten In ganz Tunis blühten wieder Ordnung und Frieden aus, während sich der Austausch mit den halbwilden Stämmen Innerasrikas er heblich leichter gestaltete. Im Jahre 1881 brachte ein Sturmwind plötzlich Unordnung in diese friedliche Entwicklung, die bis heute nicht mehr ausge nommen wurde. Frankreich, das Tunis beseht hatte, sah den italienischen Leiter nur mit Widerwillen an der Svitze der katholisclwn Million. Im Alter von 88 Jahren mutzte P. Fedele schlietzlich, nachdem er 38 Jahre in Tunis gelebt hatte, das Land verlassen; seine Schuld bestand darin. Italiener zu sein. Nach seinem Fortgang gelang es in kurzer Zeit, die Mission zu schwä chen und sie 18!U ganz zu zerstören. So verschwand^, die italie nischen Missionare aus Tunis, das sie mit soviel Mühe, mit Schiveitz und Blut zu einer der schönsten Vrovincen des Schwar zen Erdteils umgestaltet hatten. Dr. Frhr. Rais; v. Freust.) Damals ungeheuer be-eutrrnasnell 58 Jahr« ändern «in Weltbild. — Was man «inst für sehr wichtig hielt. Die Zeiten andern sich rasend schnell. Wenn wir einmal «in kleines Experiment mit uns ausführen, erkennen wir das selbst sehr genau. Schreiben wir doch einmal aus einem Blatt zusammen, was wir heute für wichtig halten, und versuchen wir zu rekonstruieren, was wir vor 10 Jahren sür weltbe wegend hielten. Ganz gleich, ob wir nun die Technik oder sonst einen Zweig der Wissenschaft im Auge haben — es ist verblüffend, wie sich unser Blick geändert hat, wie wir unter ganz anderem Gesichtswinkel die Dinge um uns her betrachten. Man unterhielt sich damals — vor genau 50 Jahren im September-Oktober — sehr eingehend in Europa und Amerika über die Möglichkeit eines Nicaragua-Kanals. Heute spielt man wieder mit der Idee, diesen Kanal als Parattel-Kanal zum Panama-Kanal auszubauen. Doch fiir den Augenblick hat man die Träume zurückgestellt. Genau wie damals — genau wie vor 50 Jahren. Hier hat sich einmal nichts geändert. Nur — heute sind politische und wirtschaftlich gelagerte Faktoren Zu den zahlreichen Schlagworten, dte eine vergangen«, meä)anistische Auffassung vom Leden in die Bevölkerung hinein getragen hat, gehört unter anderem auch diejenige, daß der Mensch eine Maschine und wie diese lediglich davon abhängig sei, ivas man darin „verbrenne", ob man sie dauernd auf Hochtouren laufen lasse oder ihr auch einmal eine Ruhepause gönne und sie überhole. Eine Vorstellung, die in der Tat sehr viel Wahrscheinlichkeit zu haben scheint. Spricht doch die Wissenschaft zum Beispiel bei der Analyse unserer Nahrungs stoffe davon, das; Kohlehydrate und Fett ..Brennstosse" seien, die das Feuer in uns aufrecht erhielten und durch die Grötze ihres Kalorien- oder Brennwertes die Stärke unserer Kraft und unserer Ausdauer bestimmten. Andererseits bezeichnet die gleiche Wissenschaft beispielsweise das Ellveih unserer Nahrung als „Baustoff", womit in die Betrachtung des menschlichen Kör pers ein Begriff eingcführt wurde, der dem Schlagwort, dah der Mensch eine Maschine sei, grundsätzlich widersprechen mutz. Eine Maschine nämlich ist in ihrer Leistungsfähigkeit, ihrer Stärke und Haltbarkeit ganz allein davon abhängig,,aus welchem Material sie gebaut ist und wie sic beansprucht wird. Je härter und geeigneter für den Einzelfall ersteres ersct)eint, um so länger wird die Maschine einer täglichen Benutzung wi derstehen können. Die Zeit aber, während der die Maschine überhaupt gebrauchsfähig bleibt, hängt letztlich davon ab. wie viel und wie lange sie an jedem einzelnen Tage beansprucht wird. Je mehr eine Maschine zu arbeiten hat. um so eher wird sie reparaturbedürftig sein, um so schneller durch eine andere ersetzt werden müssen. Bei der Maschine nämlich, wie jeder Mensch aus eigener Erfahrung weis;, hängt der Verschleitz von der Beanspruchung ab. Anders allerdings verhält sich gerade in dieser Beziehung der Mensch Bei ihm nämlich hängt die Ausdauer seiner Lei stung. die Grötze seiner Arbeitsfähigkeit und die Kraft seiner Muskeln gerade umgekehrt wie bei der Maschine im letzten davon ab, wie häufig und stark sie geübt, benutzt und ange wendet werden. Wer immer nur den Federhalter in der Hand hat. wird eben schwächere Arme als ein Schmied haben, der täglich den Zuschlaghammer in Bcweaung setzt Wer immer nur auf dem Sofa liegt — mag er seinem Körner auch die besten, teuersten und nahrhaftesten Nahrunasstosfe zuführen, die man sich denken kann, — wird immer ein Schwächling sein, wenn man ihn mit einem Soldaten vergleicht, der bei denkbar einfachster Ernährung täglich den ganzen Körper auf Biegen und Brechen beanlprucken mutz. Der Mensch, wie Immer man ihn bei seiner Arbeit betrachtet, ist alles andere als eine Ma- Währcnd Wallenstein im Sommer 1632 die Regimenter König Gustav Adolss in vergeblichen Stürmen gegen sein ver schanztes Lager vor Nürnberg anrennen lieh, hatte Don Bal thasar Marradas, einer der unfähigen Hosgrnerale, den der Generalissimus der kaiserlichen Kricgsvölker widerwillig und nur auf Drängen des Wiener Hases mit einem verantwor tungsvollen Kommando betraut hatte, die Aufgabe, in Schlesien und in der Lausitz die vereinigte sächsisch-brandenburgische Armee unter Generalleutnant Johann Georg von Arnim mit einem an Truppenzahl zwar scipvächcren, jedoch mit Artillerie gut ausgerüsteten Heere in Schach zu halten. Von dem Obristcn Karl Hanibal Burggrafen von Dohna lies; Don Baltl-asar sich einredcn, das; er zur Verstärkung seiner Kriegsmacht vor allem leichtbemcglicher Truppen, am besten polnischer Reiter bedürfe, die gerade jetzt, wo in Polen vcrhältnismätzig Ruhe sei, rasch und leicht zu erhalten wären. Daher bestürmte Marradas den Herzog zu Friedland mit Bitten um die Zustimmung, in Potz'» Mannschaften sür vier Reiterregimenter werben lassen zu dürfen. Da diese Bitten vom Hofkriegsrate in Wien und sogar von Kaiser Ferdinand ll. selbst mit Naci;druck unterstützt wurden, gab Wallenstein nach mehrfacher Abweisung diesem Drängen mit der Bedingung, datz die Hoskammcr sür die Deckung der Werbekoste» und des Soldes Sorge zu tragen habe, endlich nach und erteilte den: Burggrafen von Dohna den Befehl, non den polnischen Obristcn Minor, Czerncczky. Wierncczky und Morsky, die sich dazu angctragcn hatten, 4000 Ntann polnischer Reiter werben zu lassen. Aber die Aufbringung der polnischen Hilfstruvpcn ging bei weitem nicht so rasch vonstatten, wie es sich Marodas und Dohna gedacht hatten. So ist cs nur zu begreiflich, datz Wal lenstein einer neuerlicher Werbung mit grösstem Unbehagen rntgegcnsah. Wallenstein wies dann auch den unter Marradas' Befehl stehenden Obristen Götz mit dem Befehl vom 26. Okto ber 1632 an, die weitere Werbung cinzustcllen: „Denn wir wollen durchaus keine Polaken mehr, zuma len wann deren zu viel, sie übel diszipliniert und sich vielen Mutwillens unternehmen, welches wir gewiss nicht gestatten." Anfang November 1632 :m:rde Marradas. der ..Hunds fott Don Balthasar", wie Wallenstein ihn verächtlich Mutterte, seines Kommandos in Schlesien enthoben und durch den Gene ralleutnant Mathias Grälen Gallas ersetzt. Im Lause der Monate November und Dezember 1632 trafen bei Gallas cnd- mahgcbend, während man sich damals technisch den Kopf zer brach, wie man einen gewissen Felsbloch von 3 Meilen Länge durchstosten könne. Das würde heute keine Kopfschmerzen mehr machen. Der Kondcasierungsvrozetz der Milch mar nicht in der heutigen Form entwickelt. Vor 50 Jahren hatte man aber die Erfahrung gemacht, datz man Milch gefrieren könne. Man riet also Schiffen dringend, sich eine Frischmilchversorgung für die ganze Dauer der Reise durch den Gcfrierungsprozctz zu sichern. Die Gegner der Imvfmethoden hatten einige gute Tage. In Australien waren die Kaninchen zu einer ungeheuren Plgge angemachsen. Man hatte sich an das Pasteurinstitut gewandt. Und dieses war bereit, durch Cholera-Infizierung der Kaninchen ihnen rin Ende zu bereiten. Grötze Summen wurden für die sen Zweck ausgcworsen. Aber das Resultat war sehr entmuti gend. Die Kaninchen lebten fröhlich weiter, während die Bak terien eiend abstarbcn. Vor 50 Jahren war man in Russland dabei, Kanäle zu projektieren und mit Ausschachtungen zu beginnen. Das ist ja auch heute noch der Fall. Nur damals waren diese Dinge alle eine ganz grötze Sensation. Heute spricht man kaum davon. schine, er ist, wenn man wiederum ein Schlagwort anwenden will, eben lebendig, die Maschine aber tot. Diese Tatsache vermag aber auch einen anderen Unterschied deutlich zu machen Denn die Maschine ist, vom allmaoli.hcn Verschleitz abgesehen, immer die gleiche. Ihre Zusammensetzung aus Eisen und Stahl vermag sich niemals selbständig zu ändern. Der Mensch dagegen ist in jedem Augenblick seines Lebens letztlich ein anderer. Denn die Existenz unseres Körpers mutz er in jedem Augenblick aufs neue behaupten. Die Ausdauer des Menschen hängt ganz allein davon ab, wie sehr seine Ge webe, sein Blut, feine Muskeln sich den ständig geänder.ten Bedingungen anpassen können. Eine Maschine bleibt stehen, wenn man das Feuer ausgchen lässt und nicht andauernd Kraft in Form von Kohle oder Oel zufiihrt. Der Mensch, wenn er einmal hungern mutz, kann, wie die heroischen Taten zahlreicher Erderforscl>er und Bergsteiger beweisen, gerade in diesen Augen blicken seine höchsten Leistungen vollbringen Der Mensch patzt sich den veränderten Verhältnissen einfach an, tut, was im Augenblick notwendig ist, stösst ab und verbrennt, was ihm als Battast erscheint, und arbeitet, trotz Ausbleibens der Brenn- stoffzufuhr oder Drosselung des Feuers auf die bekannte „eiserne Ration" des Soldaten ungestört weiter. Denn der Mensch be sitzt, im Gegensatz zu der Maschine, nicht nur Brenn- und Be wegungsapparat, sondern auch Nerven. Nerven aber steilen, wenn man den Vergleich zwischen Körper und Maschine weiter führen will, dasjenige Element dar. welches in einer Ansamm lung von Maschinen, einen: industriellen Werk oder auch einer Werkstatt, die Betriebsleitung oder der Meister bedeutet. Genau so aber, wie in einer grotzen Fabrik der einzelne Arbeiter, die einzelne Maschine von der Betriebsleitung solange nichts merkt, wie der ganze Betrieb in Ordnung ist und jedes einzelne Glied der Arbeitsgemeinschaft seine Vilicht tut und aus die anderen abgcstimmt ist. so ist es beim M-nschen. Von der Leistung der Nerven, von der Leistung unseres Magens, des Darmes, der Leber und des Gehirns bemerken nur — nichts. Was wir sehen und beobachten können, ist allein die Bewegung, ist die Maschine, in die man oben hineinseuert und in welcher Butter und Brot umgesetst werden in die Kratt unserer Hände, In die Leistungen des Geistes, in Gedichte, gotische Dome und Stratzen. Je mehr aber von der ..Werkgemeinschast Mensch" täglich verlangt wird, je mebr sie durch ständigen Weisel in ihren Lcbcnsbcdinqunaen geübt wird, durch Hunger. Kälte und Durst, durch äutzere Widerstände und wachsende Arbeit, nm so mehr vermag sie zu leisten, nm ko besser zu widerlegen, datz der Mensch eine Maschine darsteilt, wie wir bisher immer ge» meint haben. lich vier polnische Obristcn mit ihren geworbenen Reitern ein. Die Anzahl der Mannschaften war jedoch so gering — Minor brachte statt der versprochenen 1500 Mann nicht mehr al» die Hälfte mit, die anderen drei zusammen etwa 800 Mann —, datz ein Einsatz zu gröberen militärischen Aktionen gar nicht in Frage kam. Aber auch für kleine Unternehmungen erwiesen sie sich infolge ihrer Unverlässtichkcit und Disziplinlosigkeit als völlig unverwendbar. Gallas, der in der Beurteilung dieser Hilfstruppen mit dem Generalissimus eines Sinnes war. klagt in seinen Berichten immer wieder über die Anmatzung der polnischen Offiziere und die Zuchtlosigkeit der Reiter, die er ost durch strengste Matznahmcn in: Zaume zu lullten gezwun gen :var. So darf nicht wundernchmen, das; Wallensteins Geduld langsam zu Ende ging. Als der vbrist Minor in: Januar 1633 in Prag erschien, um die Auszahlung des unverdienten Soldes sür seine Polacken bei Wallenstein selbst durchzusetzcn. schlug der Herzog seine Bitte um eine Audienz ab und lietz ibn: durch General Holl: eine Abweisung seines Begehrens zur Kennt:::» bringen, deren Scichrse sich in einen: an de» Grasen lRllla» gerichteten eigenhändigen Schreiben Wallensteins von: 20. Ja nuar 1633 widerspiegelt und an Deutlichkeit darüber, wie der Herzog die Polen einschätzte, nichts zu wünschen übriglässt. Dieses Schreiben, dessen Original im Schlotzarchiv zu Fried land liegt und das 1818 von Franz Nmnethyn in leinen: Buche „Das Schlotz Friedland" zum ersten NlLle veröffentlicht wor den ist, bringt die Mitzachtung. die Wallenstein den Polen entgcgenbrachte, .in Form und Inhalt so drastisch zum Aus druck, datz es gerade heute angczcigt erscheint, dasselbe in wörtlicher Wiedergabe vorzulegen. Wallenstein schreibt: Diese Tag hatt der Obristc Minor bey mir umb gelt anhalten lassen, aber zur antwort bekommen, das er weis wie das Kayserliche volck dient, also soll er sich contcntiren, denn man wirdt ihm kein neues machen, darauf er sich denn disgustirter erzeigt undt zu verstehen geben, als wolle er mitt seinen dropen darvon gehen, Ich ihn aber durch den Holcken chariren lasten, das mir gar nichts an ihm undt seinen dropen gelegen ist. denn von ihm hette ich bis dato keine tapserkcit, nur die occasioneg zu sccciren gesehen; er zieht izt andere seilen auf. Ich hab nicht underlasfen wollen den Herren dessen zu avisiren, damit er wüssenschaft darvon haben und wann er kommen wirdt, ihm seine impcrtinenzen nicht gestcllen. Denn wenn diese nacion sieht, das ihnen einer nachgiebt oder ihrer von nöthen hatt, so scindt sie insuportabtti, dahcro denn der Herr nicht allein mit ihm, sondern mit allen den Polen diesen slilum gebrauche. Moste Gott, das sie alle schon weck mehren, denn sie schaden uns mehr als sic nuz bringen. Man hat sie wicder mein willen geworben, doch Hotts der don Balthasar solches durch sein lausen verursacht. Ich lasse son sten viel Dalmatiner. Crabaten undt Ungarn werben, werde also der Polen gar nicht bedürfen. Es wirdt von nöthen sein, das man ihnen solches dextramcnte zu verstehen giebt, aus das sie in terminis bleiben oder vor tausent teuft, wo sie Herkommen seindt, wiedcrumb hicnbcgcbcn. Ich aber verbleib« hiemit Prag den 20. Ian. Ao 1633. des Herrn dienstwilliger A. H. z. M. Albrecht Herzog zu Mechelburg. WWWWWWWW!WWIWWW>MW!W!jWMWWN!WW!WWW>W!j!W«INN!s!UW!W Wallenstein über die Oolen Vsn Dr. Iosexh Berget
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