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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.07.1921
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210702019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921070201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921070201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-02
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Monat
1921-07
-
Jahr
1921
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seiner AmkSzett alt badischer Mlnster. Er hak dann kn der vorigen Regierung sozusagen den linken Flügel des Kabinetts gebildet, und er hat als Reichskanzler, das kann niemand leugnen, wirklich eine tatkräftige Politik der Erfüllung getrieben, die von den Methoden feinet Vorgängers vorteilhaft abstach und auch zur Entspannung der autzenpolittschen Beziehungen unzweifelhaft einiges beigekragen hat. Er hat vor allem Ernst gemacht mit der Erkenntnis, um die Entwaffnung auch des Selbstschutzes nicht herumzukommen, eine Erkenntnis, die auch andere vor ihm gehabt '-oben, aber er hat endlich die unumgänglichen Folgerungen daraus gezogen. Das ist nicht bloß unter sozialdemokratischem Gesichts punkte ein Verdienst, aber eS wird ihm begreiflicherweise auch aus innerpolikischen Gründen von der Sozialdemokratie besonders hoch angerechnek. Kurz, die Sozialdemokratie fühlt sich im Kabinett den Um ständen angemessen leidlich wohl. Das tritt auch in der Antwort hervor, die der .Vorwärts" der .Freiheit" erteilte, worin eine Einigung der politischen Arbeiterbewegung auf der Linie der U. S. P. in Aussicht gestellt war. In dem Aufsatz der .Freiheit" war unter anderem gesagt, der Kommunismus sinke zur Sekte herab und anderseits habe sich die KoalitionSpolikik der Mehrheits sozialdemokratie als ein Mißerfolg hcrausgestellt. Wenn die Sozialdemokratie aus diese ihre Politik verzichte, dann würde das die gemeinsame Opposition der Unabhängigen und der Mchrheits- soziaidemokratie zeitigen. Dem .Vorwärts" aber ist die Aussicht auf eine solche Art der Einigung durchaus nicht sympathisch. Zu nächst möchte er sie natürlich nicht auf die Linie der U. S. P. kommen sehen. Namentlich aber erscheint ihm der Verzicht auf die Koalitionspolitik unmöglich. Der .Vorwärts' führt aus, wenn die Sozialdemokratie auf dem Standpunkt gestanden und eine gemeinsame Regierungsbildung mit den Bürgerlichen abgelehnt hätte, dann wäre etwas viel weniger Befriedigendes zustande ge kommen, als das Kabinett Mlrth, dem heute selbst die Unabhän gigen einigermaßen neutral gegenüberstehen. Dann wäre eine .Ablehnnngsregierung" gebildet worden, mit allen ihren verhäng nisvollen Wirkungen nach außen und nach innen. Deslxüb sei eine sozialdemokratische Einigung auf dem Boden der Auffassung, daß man nie mit den Bürgerlichen in eine Negierung gehen dürfe, nicht möglich. Koalitionspolitik sei unter Umständen unvermeid lich. Das sähen auch viele Unabhängige ein, und gerade deshalb seien heute die Verhältnisse zwischen den beiden sozialistischen Fraktionen besser als vor einem Jahre. Diese Einstellung der Sozialdemokratie ist natürlich auch vom bürgerlichen Standpunkt aus erfreulich, wie alle Entschlüsse einer politischen IPortei, die positive Mitarbeit der bloßen Opposition oorzuziehen. Bemerkenswert ist aber auch die Tatsache, daß der .Vorwärts' die Möglichkeit oder die Unmöglichkeit einer rein sozialistischen Negierung überhaupt nickt erörtert. Diese Frage cheint auch ihm offenbar vorläufig noch lange nicht aktuell zu sein. L. L. Der Friede mit Amerika Washington, 1. Juli. Das Rcpresenlunterchaus hat gestern die vom gemeinsamen AuS- schoß der beiden Häuser des Kongresses redigierte FriedenSresoiution an genommen. Heute wird sie dem Senate vorgelegt werden, der sie gleich falls nach den Vereinbarungen der Parteiführer ohne politisch« Aus sprache annehmen wird. Der Präsident wird die Entschließung beider Häuser am Sonnabend oder Sonntag unterzeichnen können. Im Hinblick auf di« bevorstehende Wiederherstellung des FriedenS- zufiandes mit Deutschland hat Präsident Hardi« g den alliierten Mäch ten mitgctellt, daß das amerikanische KriegSministerium nach dem 4. Zuli die Hetmsendung der amerikanischen Trappen im Rheinland anordncn werde. Er hat di« englische und französische Regierung ersucht, Vorsorge sür eine anderweitige Besetzung des Ge bietes von Koblenz zu treffen, damit der Abtransport der amerikanischen Truppen bald bewerkstelligt werden könne. *- DaS Exekutivkomitee der zweiten Internationale, daS am 27. und 28. Juni in London tagte, faßte mit Bezug aus die Sanktionen einen Be- schluß, worin es laut .Vorwärts" u. a. heißt: DaS Exekutivkomitee beschließt, die alliierten Regierungen nach drücklichst zur Aushebung der Sanktionen auszufordern, da die seht ge ¬ bildete deutsche Regierung sich zur Durchführung von Forderungen ver- pflichtet hat, die dl« Alliierten selbst als zusifledenstellen- anerkennen. Der ExekutlvauSschuß kommt zu diesem Entschluß auch avS dem Grunde, weil die beteiligten Völker, solang« diese Sanktionen gelten, in die Unmöglichkeit versetzt werden, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen und so die internationalen Handelsbeziehungen wieder herzustellen. DaS Exäkotlvkomitee beschließt ferner, die parlamentarischen Gruppen der beteiligten Staaten auf dl« Notwendigkeit schnellen und energischen Han- delnS htnzinveisen. Eine Warnung der Enlenke an die Türkei (EigenerDrahtberlchk.) London, 1. Juli. Die Alliierten haben die türkische Regierung gewarnt, daß sie eine Verletzung der neutralen Zone als KrtegShanblung ansehen würden. IzzedPascha hat sich darauf an die Regierung von Angora mit der Bitte gewandt, die Warnung der Alliierten zu respektieren. Die Kema- listen haben, wie Daily Expreß mltteilk, versprochen, die Grenze deS neu tralen Gebietes nicht zu überschreiten. Nach dem Abzug der griechischen Garnison aus Ismi- Haden nationalistisch« Soldaten die Stadt besetzt. Lärm im preußischen Landtag Keine Abschaffung der Todesstrafe. Berlin. 1. Juli. In der heutigen Landtags sitzung wurde in namentlicher Abstimmung der Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe mit 175 Stimmen der Rechten, des Zentrums und der überwiegenden Zahl der Demokraten gegen 183 Stimmen der Sozialsten und vereinzelter Demokraten (Abg. Nuschke) abgelehnt. (Langan'alt en de Pfuiruf« links. Rufe: Zuhälter, Mörder). Einige Abaeor^mte der Unabhängigen und der Kommu nisten dringen in die Reihen des Zentrums vor und rufen unausgesetzt: .Heuchlerbande. Der Abg. Schulz-Köpenick (kl. Soz.) versuchte eine Erklärung abzugeben und sagte u. a.: .Ich stelle fest, daß die Partei, die immer die Nächstenliebe predigt und immer daS fünfte Gebot lehrt, be^ dieser Abstimmung für den Mord einlritt. Im Zentrum entstand darauf ein ohrenbetäubender Lärm. Volksrichter in Preußen Berlin, 1. Juli. 3m preußischen Landtage wurden mehrere sozialdemokratische An träge zum Iustizetak angenommen: begabten Kindern minderbemittelter Eltern soll in größerer Anzahl auf Kosten deS Staates der Weg zum BerufSrichlcramt eröffnet werden. Hervorragend befähigte und praktisch erfahrene Personen aus allen Kreisen des Volkes sollen durch Ablegung einer Prüfung die Befähigung zum Rlchteramt erlangen können, auch wenn sie den vorgeschriebenen Ausbildungsgang nicht durchgemacht haben. Weiterhin wurde ein Antrag, Laicnrlchter^auch Zu den Strafkammern hinzuzuziehen, angenommen. Um den künftigen Brolpreis Berlin, 1. Juli. Der volkswirtschaftliche Ausschuß deS Reichstages hat gemäß einem Antrag des Zentrums der Verordnung über die Preise d«S Umlage getreides aus der Ernte 1921 unter der Voraussetzung zugestlmmt. -ah die Regierung die Verpflichtung übernimmt, daß der künftige BrotprelS biS zur nächsten Ernte den bisherigen Höchstpreis nicht mehr als um höchstens 40 Prozent übersteigt. ReichSernührungsmlnister HermeS führte auS, der Antrag mache eine Stellungnahme -des Retchskablnetts notwendig, er sei bereit, -en Antrag im Kabinett mit Nachdruck zu vertreten. Kabinettsbildung in Italien. Dem «Messaggero» zufolge hak der Kammerpräsident -e Nicola den Auftrag, das neue Kabinett zu bilden, angenommen. Znr Bekämpfung des Alkohols. Im Ausschuß des Reichstages für Bevölkerung-Politik wurde mit- gekeilt, daß ein Gesetzentwurf zur Bekämpfung dä Alkohols in Vor bereitung ist. Dr. Mumm (Dn.) ersuchte, mit den Ländern ln Ver- bindung ui treten, um dem lleberhandnehmen von BarS, Dielen, Likör- studen schonungslos entgegenzutreten, ferner dem Drängen auf Ver längerung der Polizeistunde von Reichs wegen nicht nachzugeben. Reue Zeugnisse zur Schuldfrage Die Memoiren Lallaux', die dieser Tage unter dem Titel .Meine Gefangenschaft" im Rhein-Verlag tn Basel und Leipzig deutlch erschienen sind, bringen aufsehenerregende Enthüllungen, -le für dl« Beurteilung -er Schuld am Kriege und an der Kriegs verlängerung von Bedeutung werden können. 3m Mal 1914 trifft Laillaux bei Bolo den Gesandten LoutS, ehemals Bot schafter In Si. Petersburg, -er ihn in einer ernsten Angelegenheit zu sprechen wünscht. .In der Tat spricht mir der Gesandte sofort von den KrtegS- oefahrcn, die Europa bedrohten, er zählt mir alle Gefahren der Politik auf, die Porncarä unter Mitwirkung von Palöologue und Iswolski in Rußland verfolgt. Er versichert mir, daß -ie Nelse nach St. Petersburg, die -er Präsident der Republik für den nächsten Juli vorhat, solgenschwanger sein muß, und er bittet mich, ich möge mich ihr widersehen. Ich erwidere ihm, ich sehe keine Möglichkeit dazu, die Lage, in der ich zurzeit mich befinde, schließe mich mindestens für den Augenblick von der aktiven Politik aus, und ich sehe im übrigen nicht ab, wie ich einen Besuch deS Präsidenten der Republik beim russischen Kaiser verhüten könnke — eS sei denn. Ich stände an der Spitze der Re gierung — und auch dann noch! Ich gestehe übrigens, daß ich, wie stark auch mein Vertrauen auf Herrn Louis sein mechle, immerhin glaubte, der Gesandte übertreibe und sei zu pessimistisch. Die Ereignisse haben mich eines anderen belehrt." Poincarö verfolgt Laillaux nach dessen eigenen Morten vor allem d-arum, weil er .sich bei dem Gedanken entsetzte, die unmittelbaren und die weit abliegenden Ursprünge des großen Konfliktes könnten ins hellste Licht gerückt werden, wenn di« Nation, befreit von der Unterdrückung und gerichtet auf Losungsworte der Freiheit und Annäherung, in ge meinsamem Einverständnis nach allen fahnden würde, die irgendeinen Anteil genommen hatten an der Entfesselung -eS entsetzlichen Massen mordes". Laillaux kündigt ein neues Buch: «Clemenceau und die Schuldigen" en. Znr Memolrcnsammlung der Lli-endorff, Tirpitz, Bethmann Holl weg, Scheidemonn usw. ist ein Buch des früheren Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, Frhrn. v. Schoen, gekommen, dos einen neuen Beitrag zur Klärung der Vorgänge, -ie zum Ausbruch deS Weltkrieges geführt haben, gibt. ES muß dazu gesagt werden: «tuen recht be- merkenswerten Beitrag sogar, soweit -er Abschnitt 4 des Buche- (.Er. !ebteS." Deutsche VerlazSanstatt, Stuttgart) in Betracht kommt, der sich mit den Erinnerungen des Verfassers auS der Zeit seiner Bot- schafteriätigkeit in Paris befaßt. Frhr. v. Schoen ist zum Teil recht offenherzig darin und scheut sich nicht, die FakalitLispolikik -er Wilhelm- straße zu brandmarken und -Ie weltfremde Ahnungslosigkeit der amt lichen Lenker zu kennzeichnen. Insbesondercm verurteilt er — um einen sehr lesenswerten Abschnitt anzudenken — die nahezu leichtfertige Art, mit -er am 3. August 1914 die amtlichen militärischen und poli tischen Stellen in Deutschland die Kriegserklärung an Frankreich be gründet haben. Man muß in dieser Hinsicht dem Verfasser durchaus recht geben, wenn er betont, daß wir auf solche Weise den Franzosen reichlich Stoff zur Propaganda von der deutschen ^Kriegsschul-' ge geben haben. Die betreffende Stelle in dem Buche lautet: .Eine höchst beklagenswerte Verirrung aber bedeutet -ie Tatsache, daß ich in die Zwangslage verseht wurde, die Kriegserklärung an Frankreich mit Angaben über Luftangriffe zu begründen, deren Halt losigkeit von fanzösischer Seite sogleich zu erkennen war. Mögen militärische Gründe eS noch so erwünscht haben erscheinen lassen, -en Augenblick zu nützen un- die Franzosen mit der Eröffnung der Feind seligkeiten zu belasten, so war doch der zu unternehmende Schritt zll folgenschwer, um nicht eine sorgsame Prüfung seiner Unterlagen zu fordern. Selbst dann aber, wenn die behaupteten feindseligen Hand lungen alle tatsächlich gewesen wären, so war eS doch gewagt, ihnen die Bedeutung einer kriegerischen Angriffsbewegung beizulegen, eben- sowenig, wie Lies hinsichtlich der auf unserer Seite vorgekommenen Unbesonnenheiten einzelner Heißsporne gerechtfertigt gewesen wäre. Die sonst so rasch entschlossenen Franzosen sind klug genug gewesen, diese vereinzelten Vorkommnisse nicht zum Anlaß der Kriegserklärung zu nehmen und uns daS Odium deS Angriffs zu überlassen. Welcher Stelle bei uns auch die Verantwortung für den Fehlgriff zu- kommen möge, sie ist mit de.' Schuld belastet, unseren Gegnern rin überaus wirksames Mittel zu ihrer Haßpropaganda und zur Anklage eines ruchlosen Ueberfalls in -ie Hand gegeben zu haben. Daß mein Name mit dem den Anschein -er Unwahrhaftigkeit erweckenden schweren Irrtum verknüpft ist, bildet die peinlichste Erinnerung auS meinen dienstlichen Leben." Gegen den Mädchenhandel. Die internationale Konferenz gegen den Mädchen- und Kinder- handel wurde in Genf eröffnet. ... , Literarisches Kabarett Nachklang aus der Retorte. Ls ist in letzter Zeit nicht allzuoft geschehen, daß mir eine Theateraufsührung Aalaß wurde, ohne Zwang mich über die mühsam un- ost widerwillig abgcsessenen Thealerstunden hinaus mit der .Dich tung" -e- Abends zu beschäftigen. Oder cs geschah des IuxeS halber — denkt an MoloS .Hell« Nacht", deren prctiöses Textbuch unerschöpf- sicher Born für einen Strudel guter und schlechter Witze wurde, und an Fritz Reck-Mallcczewcnä .Weh euch, weiße Männer!" Aber da, mitten im Sommer, nachdem man .Hvllandweibchen", .Willis Frau" und .Schc^ungSretse" ertragen hat un- gehalten ist, sein Zwerchfell für .Potasch und Perlmutter" za präparieren — da Hal der letzte Abend der .Retorte" mich dazu gebracht, tief in der Nacht noch über dem schönen Buch .An Golt" von Aböls von Hohsetd zu sitzen und die Gedichte wieder zu lesen, die von zwei Jahren mich andächtig mach ten und aus deren Kranz Atargarete Anton zwei der schönsten am Übend vorgetragcn hatte. .Der Jüngling an die Frauen", dieser Schrei Gott voll Trotz und Demut, wird mir nun lange mit ihrer knaben- ^chtanken Gestalt im dunkel-bunten Gewand verbunden bleiben. Und daß dies möglich ist, daß «S einen (gewiß nicht idealen) Raum iMt, in dem man auS «mein Kunterbunt von Wort und Ton und far- Üger Bewegung Dichtung empfängt — das muß noch einmal in brr Kunstchronik dieses letzten Leipziger Winters unterstrichen werden. Ge wiß, auch tiicicS Kabarett ist noch nicht ideal. Ich sehe die Schwächen sehr wohl, die auch dr» Lettern selbst nicht verborgen sein können. Man Macht noch Konzessionen, man rechnet mit dem Sommer — und Karl Kehelr ist m der Tat schon Hochsommer, ebenso wie -er heillose Kitsch der .Legende", mit der Frau Eugen!« WilmS-Szenbrei -aS erste Loch in das kunstreich gewobene Programm riß. Aber auch diese Nummern varen lehrreich: das Publikum blieb kühl dabei, eS ging nicht freudig mit, wie bei Agnes -et Sarto, Stella David, Zeisc-Gölt. Und dies »st wohl schon Gewinn -eS ersten Retorten Halbjahrs: das Publikum ,keineswegs nur .Literatur"!) ist schon erzogen. Es erwartet hier an deres als in den Blumensälen. Herr Zimmermann könnt« eS wagen, Gedicht« von Angnfi Stramm z» sprechen, sehr eindrucksvoll übrigens nab mtt geschickter Einftthnmg M sprechen, Und Woldemar Sackt sollte nicht zu bescheiden in seinen Ansprüchen an diese- Publikum sein, sollte geirost tn seinem musikalischen Haus, in dem man Püppchen, Lärmen, Alplerlieder und Walzer spielt, all« Fenster mit einem Mal arrfreißen! seine konirapunktische Kunst fände hier dankbare Hörer! In Erinnerung bleibt mit manchem anderen Lina Lausten'- Lady- Parodie, bet der sich jüngst gewiss« Leute blamierten. Aber .gewissen Leuten" wird me zu helfen fein. Freuen wir un§ inzwischen diese- Kabaretts un- seiner literarischen Erziehung! As. Potlasch und Perlmutter (Gesanggastsptel de- Deut schen Theaters Vertin). Ein südisch-nmrrikanischer Schwank, sehr echt im Tempo und im Jargon deS Handels un- der Mischi-che. Sehr drastisch die komische Type des Pottasch von Fritz Beckmann gespielt, wie man eS in Leipzig selten sieht. Morgen noch einige Worte über das Stück und dir Aufführung, -ie schwach besucht «ar. aber lauten Beifall fand. f. Ajs. Sächsisch« Akademie der Wissenschaften. In der Sitzung der Philo logisch-historischen Klasse hielt Prof. Volke lt einen Vortrag über DaS Gefühl al- GewißhelkSquelle in der Wissen- schäft'. Ausgehend von dem seit längerer Zeit mit größerer oder geringerer Heftigkeit gegen das empirisch-logisch« Verfahren zugunsten einer mehr persönlichen und gefühlsmäßigen Richtung geführten Kampf stellt sich der Vortragende die Aufgabe, den subjektiven Einschlag tn -er Geisteswissenschaft erkenntnistheorettsch zu ordnen und zu klären. Er unterscheidet vier Typen von Gefühl-gewlßheiten: die lntuitive, logische, einfühlend« und emotionale, und kommt lm Verlauf setner Ausführungen zu der Feststellung, daß do- Gefühlsmäßig« durchaus nicht da- direkte Gegenteil de- Logischen Ist. indem jene- da etnsehe, wo diese- schweig«. Vielmehr ist -öS Gefühlsmäßige ln das Denken gleichsam eingebettet, eL lst sozusagen Gefühl für das Logische, und zwar nicht bloß für die einzelnen Tatsachen, sondern für den Zusammenhang der Tatsachen. — In der Sitzung der Mathematisch-physischen Klasse besprach Prof. Rinn« eine Studie über .Vizlnalbildunqen, Aetz- und LösungSerscheinungen am Apatit", die unter seiner und M. SecbachS Leitung von 3oh. Lorenz- Leipzig auSgesührt worden ist. Sie behandelt di« Beziehungen zwischen Wachstum und Lvsungserscheinunqen am betreffenden Mineral und gibt Ausblicke auf sein feindaulicheS Mesen. Versteigerung der Bibliothek Lajerl. Bet O-wald Weigel in Leipzig wurde die Bibliothek des verstorbenen Leipziger Bibliophilen Lalert versteigert, der vornehmlich seltene französisch« Literatur und Bücher kleinsten Formate- gesammelt hat. Für bibliophil« französisch« galante Werk« wurden folgende Prets« erzielt: Balzac. .Tonte- droia- tque«' 100 ^l. Bocracet», .Dekamerone" »lt Bildern von Wagrez 445 vit, .Chansonnier historlque du XVIII .siöcle" 510 oK, Choderlos de LarloS, .Liaison- dangereuseS" 550 Sehr begehrt waren sämtliche Bücher von Gavarni, die sich zwischen 200 und 350 bewegten, und -ie Merke Grand-viilö-, di« 200 bis 400 »k brachten. Die Ausgaben La Fontaines erzielten 245 bis 470 <-it, Rötif de la BrekonncS .Nicolas" brachte 350 ^l. Et. PierreS .Paul et Virginie" 300 bis 560 je nach Ausgabe und Einband, Sue, .Mysteres de Paris' 300 Labord« er reichte 700 »il, Ussieux .Le däcameron francoiä" 1600 Für Bücher kleinstenFormates nndDruckes wurden bezahlt: eine zierliche Dante-Äu-gab« 760 -it, .Valeria DanteSca' 470 Davi-s Psalmen 410 ^t, eine kleine Horaz-Ausgabe 550 -K, und ein niedlicher Petrarca in Maroquin 640 st. Otto Seeck s. Der durch eine Geschichte deS Untergangs der antiken Welt bekannte Professor für alte Geschichte an der Universität Münster >. Wests.» Geheimer Regierungärat Dr. Otto Seeck, ist 71jährig gestorben. Ein neue- Drama Georg Kaiser-. Georg Kaiser hak ein neues Drama vollendet, da- von Direktor Dr. Rudolf Bcer vom Reirmmd-Thcaker in Wien zur gleichzeitigen Uraufführung mit Frankfurt a. M. und Bersin erworben wurde. In diesem Drama, dessen Titel noch nicht feststeht, setzt sich der Dichter mit seinen letzten Erlebnissen auseinander. Kleine Theaternoliz. Arthur Sakheim, der hamburgische Dramatiker und Kritiker, wurde sür die kommende Spielzeit als Drama turg, literarisch«! Beirat und Mitherausgeber der stark erweiterten und kunstpolittsch ausgebauten HauSzeilschrift .Der Freihafen' an der Hamburger Kammerspiele berufen. Spengler-Dorträge der Fichte-Gesellschaft. In der Vorlesungsreihe Spenglers .Untergang des Abendlandes' kritisch betrachtet, wird am 2. Iuii 8 Uhr abends im Hörsaal 36 der Universität, UniversitSisprofessor Dr. Leipol-t über .Religion und Kuftur" sprechen. (Vorlesung Nr.- 7). Vorlesung Nr. 5 Dr. Becking: .Die Musik als Symbol der Kultur" wird Mittwoch, den 6. Juli, 8 Uhr abends, im gleichen Raums nachgeholt. Masenm der Bildende» Künste. Au- An'ah der Wiederkehr von Max Klinger- Todestag (gest. am 4. Juli 1920 in Groß-Jena bet Naumburg) ist im Museum der Bildenden Künste der Saal, tn dem di« Kltngerschen Skulpturen mit dem Beethoven ausgestellt sind, von heute ad mit Pflanzen schön und würdevoll dekoriert worden. Gaicrie Remmter. In den Räumen der Ga>er'.e Remmler L To., Tröndlinring, ist zurzeit «ine interessante Kollektion von Willi Münch - Kh « - Leipzig ausgestellt. Von den städtische, Duhnen. Das Schauspiel bereitet Eonnadenb, den 9. Juli, im Allen Theater eine Neueinstudierung von Anzen- grnderS Baaernposs« .Doppelselbstmord' vor, die seit 11 Jahren k» Leipzig nicht mehr gespielt worden ist,
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