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Morgen-Ausgabe Bezugspreis: »onali. Ai.1l».-. »t«rt«! tdrl. »Er »dhol«« »-»all. M. VS0. M»ra«»-4l»tg,d« allein M. 7LU »»östlich, Äb«nd-4l,l,,d« all,». Bl s.— »»»allich. Vsrch »>I«r« a»1iollrl>i«i> Llllaiea in» Han» g». beacht »»aatlich M. vi.ne'.iadrltch M. darch di« Po« lanerdalb iventlchland«, frei in« Han« aellefer«. Selamt-B-egad« »»»atllch M. «^-, »lertelllldrllch M. 27^-. Autlond1v«r>„»: »»natlich Bl. 1».— »b Dr»-KI-ch»».P»ll». «in„In,mmern: Aiorz«». Anl^be SS Pf, «baad ^aS^b« ro Pf. Saanta^-Aatgsb« « Pf. ymrdels-Iew ur§ La« Lelv-lgei» Lagevlatt entySlt di« «mtllchen oeianntmachun-r, de» Rate» und de» Polizelamte» der »ladt Let»ztg, rr« U»t»g«UVtS »etpziL, «owi« »erlchtedeuei «der« »Lbürde» US. Jahrgang Anzeigenpreis: L^W. M. Anzeigen von Aeddiden Im amlliche» Teil dl« Nonpareillezeil« M. LLO. ».aul». M.S.—: dlein« Anzeigen »l« ^kinpslelllezeii« M »»« ausivdrll Wk 1.S»,DeI<»iiIlranz«tge« mit Plaftvorlchrifien >m Prell« «rhtdi. Plod und Da!«nv»richrtfl »dn« Perdlndllchdeli. Bellogenprelf« f«r dl« Delamlsnslag« Mk. lL— nett», für Trllanflage Md »!>.— nett» pr» Mill«, Piflanflag« Popgedllbr «ztt«. ,,er»,prea,-«»alchlnl« >7rr. l-i i>i»L — PolttcheMboni» 77ni,. e:«drisli«li»»a and Velchlftlfiell«: k«lp»hl. 2»hmn»>dg«II« Nr. li. >v«rl«g Dr. B«l»d«ld » L» - 1«l,zi» 1S21 Sonnabend, den 2. 3uli Nr. S!V AMstie-Ecktz irr 3. A K. Appell an die Bewohner Oberschlesiens (D rahtberi cht.) Oppeln, 1. Juli. Die I.A.K. veröffentlicht nachstehenden Aufruf an die Bewohner Oberschlesiens: Die I. A. K. gibt den Bewohnern bekannt, bah, gehorsam den Anordnungen der I. A. K., di« Kräfte der polnischen Insurgenten und der irregulären deutschen Formationen sich aus ihren Stellungen zurück- iuziehen und am 3. Juli abends vollständig aufgelöst sein werden. Die Verwaltung OberschlesienS wild von da ab wieder vollständig in den Händen der 2. A. K. ruhen und allen nicht rechtmätzig gebildeten Formationen wird kein« Autorität und Gewalt irgendwelcher Art mehr zustehen. Bon dieser Anterwerfunp befriedigt und eine Besänftigung deS GrosteS sowie «ine Milderung der bestehenden Rassengegeasähe wünschend, hat die I. A K. beschlossen, eine Amnestie für alle un gesetzlichen Handlungen zu gewähren, die mit dem Aufstande in Zu sammenhang stehen, jedoch mi! Ausnahme solcher Handlungen, die in gewinnsüchtiger Absicht oder aus persönlicher Rachsucht oder aus Grau samkeit begannen wnrden. Bon dieser Amnestie werden jedoch alle Personen ausgeschlossen, die nach einem noch bekannt zn machenden Zeitpunkt in ivbefugtem Besitz einer Schußwaffe oder von Lplosirsloffen befunden werden. In der Erwartung, daß die Bevölkerung durch ihr Verhallen sich dieser Aktion der Milde würdig zeigen werde, sowie fest entschlossen, jeden Versuch der Störung der öffentlichen Sicherheit zu unterdrücken, fordert bei I. A. K. die Bewohner Oberschlesiens auf, in Ruhe und in vollem Vertrauen auf die Gerechtigkeit und Unparteilichkeit der alliierten Mächte die Lutsch eidnug abzu warten, die gemäß dem FriedenSvertrage zu Versailles getroffen werden soll. Der Vertreter FronkreictiS: Le Rond. Der Vertreter Italiens: de MariniS. Der Vertreter Großbritanniens: Harold Stmrt. Eine „gemeinsame Formel" über Oberschlesien Paris, 1. Juli. Drland hat heute in der Flnanzkommission der Kammer erklärt: Die oderschlesische Frage habe sich in letzter Zeit wesentlich ge bessert, und die drei Delegierten der I. A. K. in Oppeln seien im Be griff ihre Berichte einzusenden, die zwar nicht einstimmig den gleichen Vorschlag enthielten, aber geeignet seien eine Grundlage für eine gemeinsame Formel abzugeden. Der Oberste Rat soll sich demnächst in Paris oder London mit den Berichten befassen. Die Finanzkommission stellte fest, die ganze unheilvolle Lage in Oberschlesien sei durch die polnische Invasion verursacht worden. Der Einmarsch der deutschen Selbfischuhformationen sei nur eine Folge der polnischen Angriffe gewesen. „Prügelfiakionen" für Deutsche BreSlau, 1. Juli. Die Insurgenten plündern auf ihrem Rückzüge, wo und wie sie können, und nehmen alles mit, was ihnen mitnehmenSwert erscheint. Die deutsche Bevölkerung wird von ihnen ans die schlimmste Weise mißhandelt und gequält. Fast in jedem Orte befinden sich Prügel stationen, auf denen Deutsche oder Leute, die im Verdachte flehen deutsch gesinnt zu sein, auf die unmenschlichste Weise gefoltert werden. Von einer Entwaffnung der Insurgenten kann natürlich keine Rede sein. Nachrichten auS den von den Insurgenten verlassenen oberschlesi schen Gebieten, stimmen barm überein, daß die gesamte Bevölkerung, einschließlich der kulturell höherstehenden polnischen Schichten, auf atmet, bah die polnische Wirtschaft ein Ende hat. Selbst aus dem stark polnischen Kreise Rybnik werden Beschlüsse rein polnischer Betriebs- räte gemeldet, die sich für die Unteilbarkeit Oberschlesiens und gegen eine Zuteilung an Polen aussprechen. Aehnliche Nachrichten kommen auch auS dem Kreise Beuchen. M MHstiz gegen die Sanktionen ^l!e Parteien protestieren gegen die brutalen Gewalttaten (Drahkberichl unserer Berliner Schriftleitung.) Berlin, 1. Juli. Am Rcgicrungstisch Dr. No s e n. Präsident Löb« eröffnet die Sitzung 1 Uhr 20 Min. Aussprache über die Sanktionen Abg. Dr. Bell (Zenlr.): Für die Verlängerung der Sanktionen liegt nicht der geringste Grund vor. Macht geht hier vor Recht. Unsere rheinische Treue ist über alle Anfechtungen erhaben. Eine Zerreißung Deutschlands muß unter allen Umständen verhindert werden. Wir wollen die Atmosphäre des Hasses durch eine fruchtbringende Temperatur des Friedens ersehen. Wir wollen mit arbeiten an der Völkerversöhnung. Voraussetzung ist aber die Belastung Oberschlesiens bei Deutschland und die Befreiung der Rheinlande. Abg. Dr. Reichert (Dnat.): Die Zeit der Besetzung wird in der Geschichte als eine Zeit unsagbarer Leiden des Rheinlandes betrachtet werden. Das schltmmmste ist aber die schwarze Schmach. Die Sanktionen sind Gewalttaten, Erpressungen, gemeine Verbrechen. (Beifall rechts.) Die Rheinlands haben immer wieder gegen die französische Diktatur pro- testiert, während von der Regierung wir nur lahme Vorstellungen hören. Wo bleibt der starke Mann? Sollen diese Erpressungen und Gewalt taten ewig dauern? Den Franzosen fehlt für ihr Vorgehen jedes Rechts dokument. Ihr Verhalten ist die schwerste Enttäuschung der «Ia'sager. ES ist ein blutiger Hohn für den Reichskanzler, der alle Tage etwas verspricht. Wir vermissen ein zielbewuhtes Austreten der Regierung. Der Kanzler muh verlangen, daß Zug um Zug die Aufhebung der Sank tionen erfolgt und -ah Oberschlesien geräumt wird. Die Reichsregierung hat ein völliges Fiasko erlitten. Um 4 Uhr wird die Beratung unterbrochen. ES findet die Gesamt abstimmung über d«n Gesetzentwurf betreffend den StaatSgerichiShof patt. Di« Vorlage wird mit d«r notwendigen Zweidrittelmehrheit gegen di« Kommunist«, und Unabhängigen angenommen. Darauf wird die AuSsprach« über die Sanktionen fortgesetzt. Abg. Dr. Breltscheld sU. Soz ): Auch wir fordern die Aufhebung der Sanktionen. Warum wird der Sanktionspolitik kein Ende gemacht, nachdem die deutsche Regierung vollgültige Beweise erbracht hat für ihren guten Willen? Bet einer RechtSregierung würden die Sanktionen v«r«w»gt werden. Die Rechtsparteien spielen auS parteipolitischen Gründen nur eine Komödie. Sie sprechen von der Tatenlosigkeit der Regierung, wissen aber kein Rezept abzugeben. Wir sind weit entfernt, der Regierung irgendwelchen Blankokredit zu geben. Wir warten ab, waS sie leisten wird. Abg. Koch-Weser (Dem.): In unserem deutschen Volke und im Par lament haben und nehmen wir leider genug Gelegenheit, untereinander uns unsere Sünden und Fehler vorzuhalten. Bei dieser Interpellation kommt «S aber lediglich darauf an, sich endlich auch einmal mit der Schuld zu besasten, die fremde Völker dem deutschen Volke gegenüber haben. Unser deutsches Parlament muh es lernen, dasjenige, was unser Volk in seiner Gesamtheit oder fast in seiner Gesamtheit denkt und fühlt, auch seinerseits einheitlich zum Ausdruck zu bringen. Die Debatte über diesen Gegenstand würde nur an Wert gewinnen, wenn die Par teien sich auf das beschränken, was man über die Anmaßungen des Gegner- zu sagen hat. DaS Schlimmste ist, daß die Haltung der Entente ihrem innersten Sinne nach nicht allein darauf hinzielt, dah das Rheinland als Faust pfand in ihrer Hand bleibt, sondern dah ausgesprochen und unaus gesprochen bei der französischen Besatzung die Absicht besteht, das Rheinland dem französischen Mirkschafls- und Kulturleben anzu gliedern, und eS politisch zu erobern. (Sehr richtig!) Die Absicht ist, di« germanische Kultur im Rheinland zu überwinden und durch die romanische und französisch« zu ersetzen. Ein diesem Zwecke dienendes französisches Pressebureau wird als ein Teil der Besatzungs kosten von dem deutschen Volke bezahlt. Das ist unerhört! Dazu kommen nun die Sanktionen. Man will sich die Rheinlande politisch und wirtschaftlich angliedern. Alles ist nur Vorwand, um die für Deutschland unerträgliche Loslösung des Rheinlandes aufrechtzuerhalten. Bequem ist es nun, zu verlangen, die Regierung solle für die Beseitigung der Sanktionen sorgen und ihr mit Ihrem Sturze zu drohen. Aber wir müssen darauf Hinweisen, dah man von Deutschland überhaupt eine Wiedergutmachung nicht verlangen kann, wenn die Sanktionen fort- bestehen. Die Zollgrenze führt zu einer Ueberschwemmvng mit LuruS- waren. In einem Monat sind für 172 Millionen Branntwein, für 50 Millionen Liköre, und für S Millionen Champagner aus Frank reich eingeführt worden. (Bewegung.) Wo soll nun noch Geld für die Reparationen bleiben, wenn so viel Geld für Luxus gegenstände hinauSgeht? Der Weg jeder deutschen Regierung ist ein Leidensweg. Wenn Frankreich seine Politik der .Balkanisierung Europas' nicht aufgibt, wird es die Demokratie und die Republik in Deutschland ver nichten. (Zustimmung.) Ein Trost ist unS die Haltung der besetzten Ge biete. Jede Maßnahme des Terrorismus verknüpft die Rheinlande nur enger mit unS. Nkan mag unser Vaterland vernichten können, zer reißen kann man es nicht (Beifall ) Abg. Holleln (Kom.): Die Rechte hat der Welt daS Beispiel der Ge waltanwendung gegeben. Abg. Dr. Most (D. Vp.): Wer die Verhältnisse des AheinlandeS noch nicht kannte, muh erschüttert fein von dem Bilde, das sich hier ent rollt hat. Damit ist di« Interprllalion erledigt. Das Hau- vertagt sich auf Sonnabend 11 Uhr. Kleine Anfragen. Interpellationen über die Auflösung des Schlohlazaretts Lharlottenburg und über daS Grubenunglück auf Zeche Mont Cenis. Schluß 7>L Uhr. KoMWzregienW Uh fozillliUM ZNsiW In letzter Zeit hat sich mehrfach der Fall ereignet, daß die bürgerlichen Regierungsparteien gegen die sozialistische Regie rungspartei gestimmt haben. So roar es bei der Getreideumlage und so bei der Entscheidung über die Handelsflagge des Reiches. Bei einer anderen Gelegenheit haben die Sozialdemokraten die Mißbilligung aller bürgerlichen Parteien zu Höven bekommen. Das war, als sie im Steuerausschuß die Zurückstellung der Zucker steuer verlangten, bis die Einbringung neuer direkter Steuern mindestens in bestimmter Form angekändigt wäre. Die Rechts presse hat jedesmal frohlockt über Brüche in der Koalition oder gar über den Bruch des Regierungsblockes, der nach der .Kreuz zeitung' eigentlich überhaupt nicht mehr vorhanden sein sollte. Das war sehr voreilig. Das jetzige Kabinett wird die Probe seiner dauernden Lebensfähigkeit erst im Herbst zu bestehen haben, wenn die großen Stcuerdebatten kommen, und bis dahin denkt, soviel ersichtlich und wie übrigens auch zu hoffen ist, keine der Koalitions parteien an ihren Austritt aus der Regierung. Die Demokraten bringen zwar immer wieder die Tatsache zur Sprache, daß eine Verbreiterung der Grundlage des Kabinetts nach rechts, d. h. um die Deutsche Bolkspartei, dringend erwünscht wäre. Aber auch sie haben in der letzten öffentlichen Aussprache, dir darüber im Reichstage stattgefunden hat, durch den Abgeordneten Külz er klären lassen, daß sie keine Konsequenzen daraus ziehen würden, wenn diese Verbreiterung zunächst nicht zustande käme. Wenn die Rechte erwartet, daß eine ungünstige Entscheidung über Ober schlesien, mit der wir ja leider als mit einer Möglichkeit rechnen müssen, die Regierung zum Rücktritt zwingen würde, so glauben wir das nicht und nehmen an, daß auch die demokratische Fraktion in einem solchen traurigen Falle keine übereilten Entschlüsse aus Stimmungsgründen fassen würde, so begreiflich in diesem Falle auch eine tiefe Niedergeschlagenheit und vielleicht sogar eine vor übergehende Verwirrung des einzelnen Politikers wäre. Eine Fraktion aber und eine Partei wird sich möglichst ruhig und kühl zu fragen haben, ob wirklich ein sachlicher Grund für den Rück tritt einer Regierung vorliegt, wenn ihr ohne ihr Verschulden eine Niederlage von einem übermächtigen äußeren Gogner bereitet wird. Sie wird ferner die Behauptungen der Rechtsparteien, daß eine mehr rechts gerichtete Regierung in Sachen Oberschlesien mehr erreicht hätte, mit der gebotenen Skepsis behandeln müssen, und sie wird drittens nicht umhin können, zu erwägen, was dann in Zukunft eine RechtSregierung oder etwa auch eine einseitige Linksregierung an Stelle der jetzigen Negierung besser machen könnte. Was das Zentrum anlangt, so steht es der Frage einer Ver breiterung der Regierungsgrundlage durchaus abwartend und ge lassen gegenüber, und Anzeichen von irgendeiner Abneigung, auf die Dauer in der jetzigen Regierung mitzuarbeiten, sind nicht zu erkennen. Das Verhältnis zwischen Zentrum und Sozialdemo kratie ist gut. Die Zentrumspresse vermerkt hin und wieder mit Genugtuung sozialdemokratische Stimmen, die von wachsendem Verständnis für die religiösen Aeberzeugungen der deutschen Katholiken zeugen, und namentlich der linke Flügel des Zen trums, der in der .Germania' zu Worte kommt, legt offenbar Wert darauf, daß es zu keiner Trübung des Verhältnisses zur Sozialdemokratie eintritt. Am Tage nach der Abstimmung über die Flaggenfrage, als die Haltung des Zentrums in der Sozial demokratie stark verschnupft hatte, brachte die .Germania' wohl nicht ganz zufällig einen Leitartikel über die Mobilmachung der Rechtsopopsition, worin sie vor der Steuersabotage der Deutsch nationalen, unter der Führung Helfferlchs warnte, und der .Vor wärts' hat über diesen Aufsatz mit Anerkennung quittiert. Aber auch die Sozialdemokraten sind durchaus nicht koalitions müde. Herr Wirth, der nicht bloß Reichskanzler, sondern auch zugleich Führer des linken Flügels im Zentrum ist, ist ihnen per sönlich angenehm, und der .Vorwärts' hat Wert daraus gelegt, nach dem Vorkommnis im Steuerausschuß, als man den Sozial demokraten Sabotierung der indirekten Steuern vorwarf, zu er klären, daß irgendein Affront gegen Wirth keineswegs beabsich- tit sei. Wirth hat das Vertrauen der Sozialdemokraten schon seit Line neue Verbesserung und Erweiterung des Leipziger Tageblattes tritt von heute ab in Kraft: Wie an den übrigen Wochen tagen, so erscheint teht auch am Sonnabend eineAbendauWbe