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SS. Iahrg Nummer 41 Donnerskag, -en 1«. Februar 1939 Lin britisches MuiM Weißbuch SchNstlellung: Deesden-A., PoUeiftia^e 17, genues «711 »wir Deich»!»,stell«, Diuck und Verlag: Termaula Buchdrucker«» und Verla, Ih. uw D. Winkel, Polierst,atz, 17, Femurs »101», Postscheck: Nr. IM, Bant: Kt-dtbant Pee«do, Nr. »i?S7 Im Fall« oaa HSH-rer Tewall, Verba«, «lulretew«, ««kleb» stSningen hat der Bezieher «er werbunglretdeno« Ul« Ansprüche, sali, dl« Zellung lu beschibnklem Uml-ng«. —r- spölel oder nicht «sicheln». «rsllllua»»»»« »st D,«»»«». - . London, 16. Februar. Das Weißbuch über das Rüstungsprogramm der britischen Negierung führt aus, daß sich die Aus. gaben stir die drei Wchrmachtteile im Finanzjahr 1937 aus rd. L«2 Millionen Pfund und im Finanzjahr 1938 auf rund 338 Millionen Pfund belaufen haben. Für das am 1. April be< ginncnde Finanzjahr 1939 seien Insgesamt SS3 Millionen Pfund vorgesehen. In den ersten drei Jahren des 5jährigen Aufriistnngsprogramms der Regierung hätten sich somit die Ausgaben aus fast 1299 Millionen Pfund belaufen. Diese Erhöhung der Ausgaben sei zum großen Teil notwendig geworden durch den Ausbau der Luftabwehr. Im Finanzjahr 1938/39 beliefen sich die Voranschläge für den britischen Luftschutz auf über 9 Millionen Pfund, für 1939/10 seien 42 Millionen Pfund vorgesehen. Für Lebensmittel- und Brennstofflagerungen seien Im vergangenen Jahre 8,5 Millionen Pfund ausgegcben worden. Im liomnienden Jahr werde man hierfür 12 Millionen Pfund verausgaben. Die gesamten Verteidigungsausgaben für 19 39, einschließlich der zivilen Berteidigungsdienst», würden sich auf rund 589 Millionen P f u n d belaufen, was di« Ausgaben des laufenden Jahres um rund 175 Millionen Pfund übersteige. Die Anfangsstadien des britischen Aufrüstungsprogramms seien nun beendet. Die industrielle Produktionsfähigkeit sei stark erhöht worden. Neue Modelle seien entworfen, erprobt vwd setzt in Auftrag gegeben. Die ursprünglichen Schwierig- keiirn seien zum Teil beseitigt. Die Produktion werde in erhöhtem Matze fortgesetzt. Die Ausgaben für die Luftwaffe würden im Finanz- jahr 1939 die 200-Milltonen-Grenze übersteigen. Im kommenden Finanzjahr würden in di« Flotte 9 9 neue Kriegsschiffe mit einer Gesamttonnage von rund 129 999 Tonnen eingereiht werden. Man beabsichtige autzerdem «rfch<m » „l «rqeninq. Pkmialtlch«, V«,u„pr«l, «urch Trüg«, »InW. « P,, »,«. « vi» Trügerl-Hn 1.7V; durch »I« Post »7» elnlchgehllch Postllberweilung-g-bllhr, zuzüglich « Psg. Post-Beftellgeld. Tlnzel-Ne. 10 Psg., Sonnastend, und Fest»-,-Ar. « Ps^ Übbestellungen müllen >,»testen, «>,« Woch« vor «blau» d«, vezugozelt lchrlstllch beim Verla, «Inzegongen l«ln Unter, krlger bürsm t«ln« ltbbestellunge» «nlgegennehmen. Die Audienzen beim Reichsverweser werden heute fort- gesetzt. Paul Teleki gilt weiter als a u s s i ch t s r e i ch st e r Kandidat für die Mintsterpräsidentschaft. (Vgl. auch die Meldung auf S. 6.) Mnenerploslon unter einem Gliterzug in vaMlna Ierusalern, 16. Februar. Auf der Strecke Haifa — Lydda entgleiste nachts ein Güterzug, unter dem eine Mine explo dierte. Die Lokomotive und nenn Wagen des Zuges stürzten um; Zugführer uud Heizer wurden verletzt. Eine Draisine, die kurz vor dein Zug sicherheitshalber die Strecke abgefahren hatte, war unbeschädigt über die Mine hinivcggekoininen. Vauunsall lm Berliner Diplomatenviertel Berlin, 16. Februar Bei den Abritzarbeiten im Diplomatenviertel nahe dem Tirpitzufer ereignete sich am Mittwochvormittag gegen 11 Uhr ein schwerer Unfall. Eine Futzgängerin wurde von herabstiir- zenden Mauerteilen erschlagen, mährend ein Bauarbeiter vom zweiten Stockwerk auf die Stratze siel und schwere Verletzungen erlitt. Gasemeter miediert Zwei Tote, drei verletzt«. Düsseldorf, 16. Februar. Am Mittwochnachmittag explodiert« in «inem Werk bei Reparaturarbeiten «in Gasgenerator. Durch Stichflammen «»litten br«i Arbeiter schwer« Brandwunden, an b«n«n zwei starben. Zwei Arbeiter kamen mit leichteren Berletzungen davon. pers»ne»M mit einem Lastkraftwagen znsammengestoßen Zwei Reichsbahnbedienstete getötet und vier verletzt. München, 18. Februar. Im Bahnhof Olching ereignete sich heut« früh ein folgenschwerer Zug Unfall, der zwei Todesopfer und vier Verletzte fordert«. Von der Reichsbahndirektion München erfahren wir dazu: Am Donerstag um 7.84 Uhr stietz der Personcnzug 851 Mün chen — Augsburg — Nürnberg auf der schienengleichen Ueber- fahrt im Bahnhof Olching mit dem Anhänger eines Lastkraft wagens zusammen. Die beiden Zuglokomotiven entgleisten und stürzten um. Der Lokomotivführer und Heizer der Vor spannlokomotive wurden getötet. Vier Retchsbahnbedienstete, die auf der zweiten Lokomotive standen, wurden verletzt. Die Reisenden sind nicht zu Schaden gekommen. Die Strecke München — Augsburg ist auf mehrere Stunden ge sperrt. Die Fernzüge werden um geleitet. Flamen und Wattonen Die belgische Regierungskrise ist in erster Linie der Ausdruck jener verfahrenen Lage, in.die politische Systeme notwendigerweise geraten müssen, deren Träger glauben, neue Entwicklungen mit den üblichen parlamentarischen Mitteln meistern zu können. Für die künftige Entwicklung Belgiens ist daher von ausschlaggebender Bedeutung, nicht wie man die jetzige Regierungskrise löst, sondern wie man die völkische Frage in Belgien einer dauerhaften Lösung entgegenfuhren kann. Der Fall des flämischen Arz tes Martens ist im übrigen nicht Symptom, sondern Vor- rvand. Seiner bedienten sich die belgischen Liberalen zur Erreichung sehr eigennütziger Ziele, nicht etwa zur Ver teidigung irgendwelcher ideeller Grundsätze. Belgien ist ein Staat, in dem zwei Nationen wohnen. Die wallonische Minderheit hat dank besonders günstiger außenpolitischer Konstellationen immer die slä- mische Mehrheit beherrscht und n den Reihen der Flamen genügend Mitläufer gefunden, o daß sich irgendwie eine parlamentarische Regierungsmehrheit ergab. Dies« Mit- laufe« entstammten jener liberalen bürgerlichen Sphäre, in der Regierungsfrommheit blühte, weil die staatlichen Auf träge dem Geldsack willkommen waren. Sie verrieten ihr Volkstum um der Silberlinge willen und wurden zu schärfe ren Gegnern ihrer Volksgenossen, als die Wallonen. Mit jener Dünkelhaftigkeit, die diese Geister überall kennzeich net, machten sie den Ausdruck ihres Volkstums, ihre Sprach» zur Sprach« der Plebejer und bedienten sich des Französt« scheu als der vornehmeren. So war die Lage in der Zeit vor dem Kriege, als die Flamen begannen, gegen die syste matisch« Unterdrückung ihres Volkstums Widerstand -n leisten. Was den Außenstehenden als ein literarisch-kultureller Sprachenstreit erschien, war in Wirklichkeit der Widerstand gegen die Assimilationsflamen, die begreif licherweise von den Wallonen gestützt und gefördert wurden. Die für uns heute kaum vorstellbare unbekümmerte Ein mischung Frankreichs in den flämischen Sprachenstreit machte ihn zu einem gefährlichen außenpolitischen Problem, datz die Wallonen und ihr Anhang mit dem Ausbruch des Weltkrieges gelöst glaubten. Aus dem S p ra ch e n st r e i t wurde ein Na t i o na l i t ä t en ka m p f, der den flämi schen Aktivismus auslöste. Nach dem Ende des Weltkriege» begann sich Frankreich in ganz großem Maßstab in den Narionalitätenkampf einzuschalten. Unter dem Druck der flämischen Volksmassen konnte Brüssel zwar die Zugeständ nisse in der Sprachenfrage nicht beseitigen, mit französischer Hilfe gelang es aber, die flämischen Einflüsse zunächst stark einzudämmen. Ueber die Wirtschaft und das Heer gelang es den Franzosen, die flämischen Machtstellungen zu unter graben, und aus Belgien wurde zeitweise ein von Frank reichs Gnaden vollständig abhängiges Staatsgebilde. Die Unterrichtsordnungen für die belgischen höheren Schulen und Hochschulen wurden den sranzö'i schen völlig gleichgeschaltet. Die Ausbildung des belgischen Offizierkorps erfolgte in Frankreich und ähnliches mehr. Dieses Vor dringen der Französlinge hatte aber einige für sie recht unerwünschte Nebenerscheinungen ausgelöst. Die Volks- kraft des Flamentums zeigte sich in einer ständigen Ver mehrung der flämischen Bevölkerung, während umge kehrt Wallonen und flämische Französlinge nicht nur die Sprache und die Ideen der Franzosen annahmen, sondern auch ihre Gewohnheiten, deren charakteristischste die frei willige Geburtenbeschränkung ist. Zm flämischen Volk wächst das Gefühl für die Schande, daß aufrechte flämische Männer nur wegen ihres Bekenntnisses zum Flamentum verurteilt wurden und in Gefängnissen schmachten müssen. Der Name August Borms und das Zuchthaus zu Löwen um schließen die ganze Tragödie des flämischen Volkes. In einem zähen und bitteren Kampf gelingt cs den Flamen, eine ihnen vorenthaltene Stellung nach der anderen zu er obern. Und je mehr die Abhängigkeit Belgiens von Frank reich empfunden wird, desto schärfer wird das Drängen der Flamen nach eigener völkischer Unabhängigkeit. Da ihnen die große FUHrerpersönlichkeit fehlt, so ist der Weg dahin langwierig und beschwerlich und belastet mit inneren Aus einandersetzungen über die Methode, nicht über das Ziel. Die Krise, in der jetzt das innerstaatliche Le. ben Belgiens gerade ist, ist beherrscht von dem Gegensatz Wallonen und Flamen. Die verschiedene Beurteilung der verschiedenen Fragen ist nicht zuletzt darin zu suchen. Wie andere Völker, so wersen auch jetzt die Flamen die Frage auf, ob jetzt nicht die reinlich« Scheidung zum Wohle des gesamten Staatswesens herbetgesUhrt werden könnte. Nicht so sehr die Wallonen, wohl aber die Französlinge sehen darin die Gefahr ihrer Kaltstellung. Um ihre Stellungen zu halten, versuchen sie die Flamen nach alter parlamenta rischer Taktik zu Uber plelen, und dazu dient ihnen auch die Ernennung des Aktivisten Akartens zum Mitglied der fran zösischen Akademie. In dem Augenblick, in dem die Wallo- ne» sich auf die Kräfte ihres Volkstums besinnen, wird der Faschistische „magna charta" der Schulreform Sine bedeuiungsvolle Sitzung -e- Großen Rats de- Saschl-mu- Rom, 16. Febniar Der Große Rat des Faschismus hat unter dein Vorsitz des Duce am Mittwochabend eine Sitzung abgehalten, die, wie in einer amtlichen Auslassung betont wird, nach der Regelung der Arbeite- und Rassensrage dem italienischen Volk die Schulreform bringt. Erziehungs- und Unterrichtsmini ster Bottai hat die „Magna cl-arta" der Schulreform, die in 29 Erklärungen gipfelt, erläutert, und die „sämtlichen Grundsätze für eine revolutionäre Erneuerung der Schule gemäß der faschi stischen Doktrin enthält". < Die voin Großen Rat des Faschismus beschlossene Schul reform knüpft unmittelbar an die erste faschistische Schulreform von 1923 on, die jetzt entsprechend den weltanschaulichen, politi- schen, sozialen und wirtschaftlichen Errungenschaften des Re gimes und der inzwischen gesammelten Erfahrungen ausgebaut wird Die Schaffung einer einheitlichen höheren Schule als Grundlage der Erziehung begreift nach den voin Großen Rat des Faschismus angenommenen Richtlinien'in sich die Differenzierung nach den verschiedenen Aufgabengebieten: Klassische, reale und Handelswissenschaften. Die Prioatschulen unterliegen einer gewissenhaften Kontrolle, damit sie den neuen Grundsätzen Rechnung tra gen. Ebenso sind entsprechende Richtlinien für die verschiedenen Fachschulen, darunter Schulen für die Ausbildung von Frauen ausgestellt. Nach den vom Großen Rat des Faschismus angenommenen Erklärungen verfolgt die Schulreform den Grundsatz einer Nolkskultur, die auf die ewigen Werte der italienischen Raste und ihrer Kultur abzielt, und zwar nach dem Grundsatz der Arbeit, des Handwerks, der Künste, der Berufe, der Wissenschaf ten und der kriegerischen Leistungsfähigkeit. Der Große Rat des Faschismus hat die in den 29 Erklä rungen verankerten Grundsätze des neuen faschistischen Schul ausbaues angenommen und beschlossen, daß diese „Magna charta" im kommenden Schuljahr Gesetzeskraft erhält. Roch keine LiisimäHt Kabinettskrise in Ungarn Budapest, 16. Februar. In der Lösung der Kabinettskrise ist noch kein Fortschritt zu verzeichnen. Wie in unterrichteten Kreisen verlautet, war Kultusminister Graf Paul Teleki gestern abend vom Reichs. Verweser die Kabinettsbildung angeboren worden. Telekt lehnte jedoch dieses Angebot ab, da seine Forderung, da» Parlament auszulösen und Neuwahlen auszuschretben, nicht angenommen wurde. Anschließend bot der Reichsverweser dem Innenminister Keresztes-Fischer die Mintstervrästdentschast an. Aber auch Keresztes-Flscher machte die Annahme des Austrage« von der gleichen Forderung abhängig. . Daraufhin unterblieb auch dti> Betrauung von Keresztes- Fischer. d'-l-gs", Vr-b"- die slle W Platzwsnlch, llnn«n Volksseuuns S80 Millionen Pfund für die Verteidigung zwei neue Schlachtschiffe in das Flottenbauprogramm für 1939 aufzunehmen, womit dann alles in allem neun Groß- kampsschifse aus Kiel gelegt seiey. Das Flottenbauprogramm umfasse außerdem zwei neue Zerstörenflottillen sowie 29 neue schnelle Begleitschiffe eines neuen Modells zum Schutze der Handelsschtffahrt gegen Luft angriffe. Starkes Aufsehen über das RüfiungSweißbuK in der englischen presse Die Veröffentlichung des Rüstungsweißbuches der britischen Regierung mit der sensationellen Enthüllung, daß England im Finanzjahr 1939 589 Millionen Psund sür Rüstungszwecke aus- geben wolle, hat in der Press« ein verständlich starkes Aussehen ausgelöst. Die Blätter schneiden dabei sämtlich die Frage an, ob diese größere Anleihevollmacht genügen werde, um di« riesige Rüstungskosten zu decken. Die Möglichkeit einer abermaligen Erhöhung der Einkommensteuer wird überall angedeutet. Die „Dimes begrüßt es, daß man jetzt auch die Kosten der Zivilverteidigung in den Verteidigungshaushalt einbezogen habe. Diese Kosten seien von 3.5 Millionen Pfund im Jahr« 1937/38 auf 56 Millionen Pfund laut Voranschlag tin Jahre 1939/49 aegestiegen. L u f t fah r t in i n i ste r Sir Kingsley Wood sprach am Mittwock-abend in Croydon über die britische Riistungspoli« tlk. Er knüpfte dabei an die Veröffentlichung des Weißbuches an und betanke, daß England jederzeit bereit sei, irgendwelchen internationalen Riistungsabkommen zuzustimmen. Das Ziel der britischen Rüstungspolitik sei, den Frieden aufrechtzuerhal- ten und England stark zu machen. Die englischen Rüstungen bedeuteten nicht, daß man an einen Krieg glaiche oder ihn er warte. i' s.