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Eonnabend/Sonntag, 8V. Sept./l. Okt. 1938 Urheberrecht»^«- Noman-Verlag fl. Schwiagensteln, München 3t. Fortsetzung. Auch Peps Gruber hat ble Enttäuschung mkt Horst ln Berlin ganz aus der Bahn gebracht, er denkt lmmer wieder kopfschüttelnd darüber nach. Wie ost weint die Rosl fetzt am Tage, wie wenig Schlaf findet sie in den langen Nächten! Sie kann eü nicht glauben, daß ihr Traum, das süße Glück, zu Ende ist. Aber doch! Er liebt fa eine andere, fie hat es selbst gesehen, wie er diese andere geküßt hat. Er hat sie also schnell vergessen! Die Rost ahnt freilich nicht die Zusammenhänge damals auf Horsts Geburtstagsfeier, sie glaubt auch fest, daß man nur einen Menschen küssen kann, dem man seine Liebe und seinen Glauben geschenkt. Ihr reines, unverdorbenes Herz zuckt kn herbem Weh ob ihrer betrogenen Liebe, die sie so mächtig und groß für diesen Mann empfindet. Sie denkt an die schönen, unvergeßlichen Stunden, die sie zusammen verbrachten, an all daö Glück, das er ihr gegeben. Soll daö alles Lüge gewesen sein? Ja! ... Denn sie hat eö gesehen — mit eigenen Augen hat sie es gesehen! Die Rost merkt, daß sie ihrem alten Vater Kummer be reitet, und sie ist ein gutes Kind, um zu wissen, daß sie ihm das Leben nicht schwer machen darf. Nach drei kummervollen Tagen beschließt sie, zu überwinden, zu vergessen suchen und ihr Leid still für sich im Herzen zu tragen. Ja, sle wist Horst vergessen! Er hat mit ihr doch nur gespielt! Und ivar es denn wert, solch einem Spiel nachzutrauern?... Aber als sie heute wieder still am Stege lehnt und gedan kenvoll in das klare, eisige Wasser des Mühlbaches hinunter schaut, schreckt sie der Ruf des Postboten auf, der einen Brief kn seiner Hand schwenkt. „Rost, wieder aus Berlin!" SSchstsche Volkszeitung ÄWWue Noman von Josef Aich Ihr tolles Herz pocht rasend. Sie eilt dem Manne ent gegen, nimmt den Brief in Empfang. Ja, er ist von ihm, sie erkennt seine .Handschrift auf dem Umschlag. Schon will sie daö Schreiben öffnen, aber da bleibt sie, wieder auf dem Steg angelangt, stehen. „Nein", flüstert sie. „Warum soll ich «nein Herz vielleicht von neuem trremachen lassen? Ich hab' die Wahrheit ja gesehen I" Mechanisch reißt sie den Brief entzwei und übergibt ihn dem brausenden Mühlbach. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. ES ist der Brief, den Horst kurz vor seiner Abreise an sie schrieb und in dem er ihr erklärt, daß sie sich keine unruhigen Gedanken machen möge, wenn er ihr jetzt nicht so bald schreibt, aber im Frühjahr kommt er wieder zurück und wird sie holen ... Eö ist ein langer, inniger Liebesbrief. Der Rost kommt aber plötzlich fest der Gedanke, sich hier kopfüber in den Mühlbach zu stürzen — dann ist alles vorbei, alles Leid und Wehl Doch die Vorsehung will eö anders. Eine rauhe, warme Hand umfaßt plötzlich die ihre. Cie wendet sich um und sieht in daö gutmütige, ernste Gesicht des Toni. „Rost", sagt er leise, „ich habe eö schon einmal verhindert, damals, als deine gottselige Mutter gestorben ist — da warst du noch ein Kind. Aber auch heute will ich eö verhindern um jeden Preis. Nosll Das darfst du deinem alten Vater nicht antun, ihm nicht und — mir nicht." „Ich weiß, Toni, aber —" „Rost", fährt er mit weicher Stimme fort, „du brauchst jetzt jemanden, der dich liebhat, mehr als sonst. Ich verstehe dich, Rosl, und ich will warten, bis du ruhig geworden bist, bis du eö verwunden hast. Ich bin nur ein einfacher Mensch, aber vielleicht kannst du mich einmal doch so ein bißchen lieb haben, Rosl." Sie schaut dein Toni gerührt in die Augen. Die blicken so offen und warm zu ihr herab, daß sie plötzlich von soviel Liebe tief gerührt ist. Nummer 23V, Seite 7 Langsam streckt sie ihm ihre Hand hin. „Toni, wir wollen gute Freunde werden", sagt sie leise. „Ich will zu vergessen suchen. Aber du mußt noch Geduld haben mit mir." Und dann gehen sie genieinsam inö Hauö hinüber ... XI. Eö waren einzigartige Erlebnisse, die sportlichen und gesell schaftlichen Veranstaltungen in den Staaten drüben. Horst und die kleine Gesellschaft ist von dem Gesehenen und Erleb ten mehr alö zufrieden, um so mehr, als sic auch einen größeren Abstecher nach dem sonnigen Süden deö Landes, nach Kali fornien, unternommen haben. „Eö ist ein wunderschönes, aber etwas eigenartiges Land!" sagt Horst, wenn sie darüber sprechen. „Doch Deutschland ge fällt mir besser!" Sie sitzen nun bei ihrer Rückkehr in die Heimat auf dem sonnigen Deck der „Europa" in ihren Liegestüblen und plau dern. ES ist heute der vorletzte April, aber die würzige See luft ist schon sehr mild. In den deutschen Bergen beginnt jetzt der Frühling, denkt Horst, und ein liebes, licbeö Madel lvartet auf mich! Laut sagt er dann zu den anderen: „Wißt ihr eö schon, daß ich demnächst — heiraten werde?" „Oho, vielleicht hast du dir da drüben eine Dollarprinzessin beigedrcht", lacht Dr. Manfcld. Horst lächelt nur. Monika und Gisa wissen nicht, ob sic diese Erklärung ernst oder als Scherz aufnehmen sollen. Monika will da einen Namen erwähnen, den sie einmal von Horst gehört, aber sie hat ihn schon damals gleich vergessen. „Wer ist deine Braut?" fragt sie sichtlich nervös. „Kennen wir sic?" „Nein", gibt Horst zurück, „ihr kennt sie nicht. Sie lst ein kleines Mädel aus dem Volke, das ich auf meiner Reise durch die deutsche Landschaft kcnnengeiernt habe." Da lachen alle drei hell auf und Gisa meint: „Vielleicht so eine mit dem unmöglichen Kittel und dem komischen Hut, die Kühe melken kann und sonst noch ivaö?" „Nein, das gerade nicht", sagt Horst ruhig und ohne sich über diese spöttische Anspielung zu ärgern. „Ihr gehört zu meinen besten Freunden, und so will ich euch alles erzählen. Vielleicht werdet ihr mich dann versiehe», und wenn nicht, dann soll eö mir auch recht sein. Mein Entschluß stehl aber fest." „Also schieß' los, armer Sünder", meint Dr. Manfcld belustigt, „sag', »vaö du zu belebten hast." Horst steckt sich eine Zigarette an und beginnt dann von seinen Erlebnissen zu erzählen und von der Rosl vom Mühlen- hauö — wie er eö schon bei seinem Vater am Weihnachtsabend tat. lFartletzung soigt.j An den Falschen geraten In einer alten, ehrwürdigen Chronik ist folgendes zu lesen: Ein Bauer sollte einstmals eine größere Summe Geldes ln die entfernt gelegene Stadt bringen. Als er durch den dich ten Wald kam, begegnete ihm ein berittener Räuber, gebot ihm mit der doppelläufigen Pistole Halt und nahm ihm das Geld ab. Der Bauer war aber nicht auf den Kopf gefallen. Ohne Zögern bat er In treuherzigem Tone: „Wißt Ihr was, lieber Herr Räuber? Wenn ich wieder zu meinem Auftraggeber, dem Gutsherrn, heimkchre, daun glaubt der mir vielleicht nicht, daß ich überfallen und beraubt worden bin. Es wäre also ganz gut, Ihr nähmet Euer Pistol und schösset mir die beiden Kugeln durch de» Hut. Dami mutz er cs glauben!" Der Räuber tat das denn auch, und als er so seine beiden Kugeln verschossen hatte und noch nicht wieder neu laden konnte, packte der Bauer das Pferd beim Zügel, faßte den Banditen beim Bein, kippte ihn aus die Erde und schlug ihn tot. Alsdann satz er auf und kam hoch zu Rotz mit dem Geld In der Stadt an. allwo man Ihn sehr wegen feiner Klugheit und Tapferkeit lobte. Pfihner ist kein D-Zug Psitzncr ist ein Fanatiker der Pünktlichkeit. Lange Jahre war er mit dem Dirigenten F. wegen starker Meinungsverschiedenheiten nicht zusammen gekommen. Es klärte sich aber schlietzlich doch alles »och auf, und zur Ver söhnung lud Psitzncr den Dirigenten zu einem Essen in einem Hotel Punkt 8 Uhr. Psitzncr war aus die Minute genau anwesend, der Dirigent jedoch erschien erst 20 Minuten später. Statt des Gastgebers sand er nur einen Brief von dessen Hand vor: ..Menn ich ein D-Zug wäre, wäre» Sie pünktlicher gewesen! Psitzncr." Blutsverwandtschaft Als die Königin Viktoria zu Ehren der in London anwe senden Königin von Hawai ein Etaatsdlucr gab, wandte sich die erotische Majestät an die Gastgeberin und fragte: „Wissen Majestät denn überhaupt, datz ich englisches Blut In den Ader» habe?" Worauf die Queen sich den duukelkäuligen Fremdling ganz erstaunt ansah und schlietzlich fragte: „Aber wieso denn? Wie sollte englisches Blut in Ihre Adern kommen?" „Ganz einfach." lachte die Königin von Hawai und fletschte liebenswürdig die Zähne: „Mein Großvater war ein sehr streit barer Mann. Er gehörte zu denen, die Ihren Kapitän Cook auffratzenl" Die Dranienkritik Der Dramatiker fand sich beim Theat'erdlrektor ein: „Also — Sie haben mein Stück gelesen. Und was hallen Sic da von?" — „Tja — wissen Sie, es sind Szenen darin, die Hütte Shakespeare nicht hineingekriegt!" Der Dramatiker schmoll auf vor Freude und Stolz: „Darf ich fragen, welche?" — „Ja, zum Beispiel die mit dem Radioladen und die andere mit der Filmuraufführung." Aöniqsthron in Aerkerzelle Die französische Geschichte schweigt sich aus über einen König, über Charles X. Wenn man Uber ihn Genaues wissen will, mutz man schon in den schweizerischen Archiven Nachlesen, denn dorthin wurden zahlreiche Akten gebracht, die aus der Zeit dieses Charles X. stammen. Seine wenigen Anhänger zogen es vor, die Notizen über ihn draußen zu deponieren. Als Henri III. nm 2. August 15Ü8 starb, kam als recht mäßiger Nachfolger nur Charles X. in Frage. Aber er befand sich infolge dunkler französischer innerpolitischer Intrigen im Gefängnis. Zum König wurde er dennoch ernannt, lind für 27» Tage regierte er Frankreich von seiner Gefängniszelle aus. Seine Macht reichte seltsamerweise nicht aus. um seine eigene Freilassung zu dekretieren. Wohl aber hatte er das Recht, Münzen prägen zu lassen. Die Numismatiker missen, daß eine der schönsten Münzen von der Wende des 18. und 17. Jahr hunderts die Münze dieses Charles X. ist, der im Gesängnis starb. (6ut (lZ^ebcn Der berühmte Schauspieler Devrient batte eines Tage« eine sehr, sehr heftige Auseinandersetzung mit seinem Direktor. Es wurden scharfe Worte gebraucht, und als Devrient denn doch ein ivenig zu ausfallend wurde, schrie der Thcatergewallige: „Herr — Sie sci)cine» nicht zu wissen, wen Sie vor sich haben!" „Doch", meinte da Devrient, ind >n er noch lauter schrie, „das weitz ich sogar sehr genau: den Pächter meines TaientsI* Soldatenglaube Bor Gott / Und meinem Herrn / Allezeit / Willig / Zu sterben / Ich bin bereit. Vertraue Gott. / Dich tapfer wehr. / Darin besteht / Dein Ruhm und Ehr'. / Denn iver's aus Gott / Herzhastig wagt l Wird nimmer / Aus dem Feld gejagt. Aus einem Regiment von 1728 . . . Weilen ein Kerl, wclcl)er nicht Gott fürchtet, auch schwerlich seinem Herrn treu dienen und seinen Vorgesetzten rechten Gehorsam leisten wird, also sollen die Ossiciers den Soldaten wohl einschärfen, eines christlichen und ehrbaren Wandels sich zu befleißigen . . . Der Dichter der Freiheitskriege, Ernst Moritz Arndt: Der Soldat soll ein Christ sein; er so» es tief in seinem Herzen empfinde» und glauben, datz Uber ihm und seinem Schicksal ein heiliges Wesen waltet, das zu seiner Zeit einem jeglichen geben wird, was seine Taten verdient l>abc». Ein frommer und gläubiger Mann hat das rechte Pan zerhemd um die Brust gelegt und di« rechten Waisen angetan: das kindliche Vertrauen aus einen allmächtigen Gott und das feste Gewissen in einer treuen Brust. Gott wird mit dir sein und dir das Herz stärken und den Arm stählen und dir den rechten Feucrmut in die Brust hauchen, datz du deine Sache tapfer gewinnst. Reichskanzler Otto von Bismarck ... Ich bin Gottes Soldat, und wo Er mich hinschickt, da mutz ich gehn. . . . Was Gott tut, das ist wohigetan, damit laß uns in die Sache hineingehn. Ich begreife nicht, wie ein Mensch, der über sich nach denkt und doch von Gott nichts weiß oder wissen will, sein Leben vor Verachtung und Langeweile tragen kann . . . Wenn ich nicht an eine göttliche Ordnung glaubte, die diese deutsche Nation zu etwas Gutem und Großem bestimmt hätte, so würde ich das Diplomatengewerbe gleich ausgeben oder das Geschäft gar nicht übernommen haben! Hindenburg Den Glauben an das deutsche Volk und an den Beistand Gottes habe ich nie verloren. Möge keiner dem Kleinmut unterliegen, sondern jeder unerschütterlichen Glauben an des Vaterlandes Zukunft be halten. Gott hat Deutschland schon ost aus tiefer Not errettet; er wird uns auch jetzt nicht verlassen! In unserem neuen Armcehauptguarticr Allenstcin betrat Ich die Kirche, in der Nähe des alten Ordcnsschlosses. während des Gottesdienstes. Als der Geistliche das Schlutzgebet sprach, sanken alle Anwesenden, junge Soldaten und alte Landstiirmer, uiiter dem gewaltigen Eindruck des Erlebnisses aus die Knie. Ein würdiger Abschluss ihrer Heldentaten. Bei den Beisetzungsfeierlichkeitcn in Tannenberg sagte der Geistliche: Es wor der ausdrückliche Wunsch -es Verewig ten, datz bei der für ihn zu hallenden Trauerfcicr der Gefal lenen unseres Volkes mit besonderer Dankbarkeit gedacht Zwei Falinenspnicfie aus der Zeit des Großen Rurfiirsteii werde, lind noch ein anderes hat er ongeordnet und mit großem Naci;druck betont: „Ich wünsche keine Lob und Ruhmrede. Befehlt mich der Gnade Gottes." — Das war der Fclsgrund des Glaubens, auf dem der Verewigte gestanden hat bis in seine letzte» Atemzüge hinein. Und darum hat er iiir diese Trauer stunde seiber das Wort von der Treue gewählt: „Sei getreu bis in den Tod, so null ich dir die Krone des Lebens geben." Er hat einmal im Blick aus sein ganzes Leben zusammen fassend gesagt: „Ich habe nichts anderes getan, als die Gaben angewcndct, die Gott mir gegeben hat. Zu rühmen und zu preisen ist aNein Gottes Gnade." — Vor seinem Auge stand an jedem Tage sei» knapper, klarer Soldalenspruch: Bete und arbeite. Aus Briesen Im Weltkrieg gesallencr Soldaten Dank Gott dem Herrn sür seine Gnade, datz er mich behütet hat in den schweren Tagen, die nun hinter mir liegen! Mein einziges Gebet: „Lieber Gott, nickt wie ich will, so» der» wie du willst!" hat mir Kraft zu a» dem gegeben. Ün als ich dann gestern aus dem Feucrbercich heraus mar. da habe ich nicht gewußt, was ich vor lauter Freude und Dank gegen Gott tun soll, ob lachen oder weinen. Der ganze Mensch war e i n Gebet. Ich bin so reich, bin so geborgen und glücklich. Ich habe bei aller Müdigkeit mich so froh und voll Jubel gefühlt. Ich hatte die Kraft, einem Kameraden das Geivehr stundenlang zu tragen und zu singen, als vor Mattigkeit die Stimmung zu sinken drohte . . . Was mich gefaßt und ruhig in die Zuknnst blicken läßt, ist die Ucberzcugung. daß in jedem das Schicksal Golt schalst. Dieser einfache Glaube verleiht Kraft. Leiden- und Welliiber- w'ndnng. Meine Seele ist unbeschwert; ich sterbe gern, wenn Gott es so mit mir beschlossen hat. * Schwcrverwundet liege ich aus dem Schlachtfeld. Weinet nicht, ich gehe selig heim. Euch alle grüße ich noch einmal herzlich. Möchte Gott Euch bald Frieden schenken und mir eine selige Heimfahrt. Jesus hilft mir. So stirbt sich's leicht« Artikel >11 der „Pflichten des deutschen Soldaten" Selbstbewußt und doch bescheiden, aufrecht und Iren, gottesfürchtig und wahrhaft, verschwiegen und unbestechlich, soll der Soldat dem ganzen Volk ein Vorbild männlicher Kraft sein! Leop. Schnmrz. Houptschriftleiter: Georg Winkel. verantwortlich liir Inhalt u. Bilder: Georg Winkel, Dresden Verantwortlicher Anzeigenleiter: Theodor Winkel. Dresden. Druck und Verlag: Germania Vuchdruckerel Dresden. Polierslr. 17. Z. ZI. ist Preisliste Nr. 4 gültig.