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Nummer 257—58. Iahrg LüchMe volkssettung Mittwoch, 1. November 19ZS Im Fall« PSnmzen Änspiüche, Ipätcl oder vo» HSHerer Dewalt, lierbot, «Inliele-.ld«, «etrled» hat der «ezieher »der Weibunzeielbend« lei« lall, dl» gellung In delchillnlle'.» Umlang«, o«r- nlcht erscheint <krllllmn«,-rt «I Vr»,d.» «rschelirt « «al wöchenUIch. »k«aM»<r ve,agn>r«l, barch Irüger einschl, « Pfg. bz«. « Ps^ TiLgeilo-n 17V; durch »I« Poft 1.70 «Inschllebllch Poftllixnoeliilng^edllhr, ptjllgllch « Psg. Poft-Vestellzew. SInjel-Nr. I» Pf,,. Sonnabend, und 8»ftla-»-Rr. ir, Plg. «bbellellung«, «üfteu sptlteften, «In» wach« o« «dla»I de» »ezugsjelt Ichrlslllch del« Verla, «tngegan,«» I«>» Unler« Irftg« »II rf», ttl« «lbluftellan,,, »ut,e,<»ne-«e». Verlag»«! vr«»d«». Hnjelgenprets«: dl, llpaltlg» 77 «« die»» gell» I Pfftl sSr glamMenan»«!-»» » PI, gllr Platzwünsch» llni,«» »l» l»ln« Sen>»-r tetfte». Schrlstleltun,: Dr«»d«n-A., Potterftraft» 1?, Fenwil 70711 ». 71012 Delchllliftell», Druck und Verlag: Tenaoirla Buchdruck««,! und Verla, DH. und S. Winkel, Pollerftraft, 17, Serums 71011, Postscheck: Nr. 107», Bank: Stadtbant vr«-de» Nr. «7S7 Londons ZWmaksmus angeprangerl „Die deutsch-russische Zusammenarbeit ein ausschlaggebender Faktor der europäischen Politik" Neutrale Stimmen zur Molotow-Rede Die grohangelegte Rede, die der sowjeirussische Auhen- kommissar Molotom am Dienstag vor dem Obersten Sowjet hielt, gestaltete sich zu einer harten Berurtcilung der britischen Kriegshetzer und einer neuerlichen demonstrativen Unterstrei chung der freundskl-asilichen Beziehungen zu Deutschland. Die Rede beherrscht heut« vollkommen das Bild der Presse in den neutralen Ländern. In Rom wird die Rede als „offene Verurteilung des demokratischen Krieges" bezeichnet. Der „Popolo d'Jtalla" stellt in Schlagzeileniiberschrist fest, datz Molotow den von den De mokratien gewollten Krieg als verriirkt und verbrecherisch be zeichnete. und zitiert die Stelle der Rede, in der Molotow er klärte, die Regierungen von England und Frankreich wollten den Krieg nicht beenden, sondern suchten neue Vorwände, um den Konflikt gegen Deutschland weiter zu betreiben. Auch die sugosla wische Presse verössentllcht die Molo- «ow-Rcde in einer ausführlichen Fassung und hebt vor allein die Stellen hervor, die von der deutsch-russischen Solidarität zeugen. In den norwegischen Blättern werden vor allem Molotows vorbehaltloses Eintreten für Deutschland und seine Anprangerung des ungerechtfertigten Krieges der Westmächte sowie ihrer imperialistischen Kriegsziele besonders hervorgeho ben. So schreibt „Nationen": „Mit aller wünschenswerten Deut lichkeit legte Molotow dar, dah einer engen Zusammenarbeit zwischen Ruhland nnd Deutschland nichts Im Wege steht. Er machte sich völlig zum Fürsprecher des deutschen Standpunktes In der Aufsassung der europäischen Lage." Moskau, 1. November. Auf der 5. Auherordentlichen Tagung des Obersten Sowjets der UdSSR hielt der Regierungschef und Auhen- liommilsar Molotowin Anwesenheit Stalins und der obersten Parteistthrnng eine grohe politische Rede, In der er einen lle- berblick Uber die gegenwärtige internationale Lage und eine Darlegung der auswärtigen Politik der Sowjetunion in ihren veziehungcn zu den wichtigsten Nachbarländern gab. Drei wichtige Tatsachen haben, so führte Molotow aus, die Weltlage in den letzten Monaten geändert: In erster Linie der völlige Umschwung in den Beziehungen zwischen Deutsch land und der Sowjetunion, der zur Herstellung einer dauerhaften Freundschaft zwischen diesen beiden grössten Staa- «en Europas geführt hat; 2. die militärische Vernichtung Polens und der VerfaN des polnischen Staates; 8. die For 1. setzung des Krieges zwischen Deutschland einerseits und England und Frankreich andererseits. Mit sarkastischer Polemik behandelte der sowsetrussische Regierungschef in diesem Zusammenhang das nunmehr von den Mestmächtcn angeblich verfolgte Krlegszlcl, nämlich die „Ver nichtung des Hitlerismus". Dieses auch noch unter der Flagge der Demokratien verfochtene Kriegsziel der Mestmächte nannte Molotow schlechthin verbrecherisch. Staatsidecn wie die na tionalsozialistische könne man ablehnen oder annehmen, sie je doch zum Kriegsgrund zu erklären, sei sinnlos und verbreche risch. Die wirklichen Krlegsziole der Westmächte bestünden denn auch in der Behauptung ihrer Weftherrsstprst und In der weiteren ungestörten Ausbeutung Ihrer Kolonialvölker. Auch bei .seiner Darlegung der auswärtigen Politik der Sowjctregierung stellte Molotow eine ausführliche Würdigung des deutsch-sowjetischen Freundschaftsverhältnisses voraus. „Unsere Beziehungen zu Deutschland haben sich", ko er klärte der Redner, „von Grund auf gebessert. Es ist eine prak tische Zusammenarbeit erreicht und eine politische Unterstützung der deutschen Friedensbcstrcbungen durst) die Sowjetunion." Unter Bezugnahme auf den deutsch-sowjetischen Freund schafts- und Grenzvertrag hob Molotow nachdrücklich hervor, dah die deutsch-sowjetrusstsche Freundschaft sich bei der schwie rigen Frage der Festlegung der Interessengrenzen auf dem Territorium des früheren polnischen Staates bewährt habe. Die Sowjetunion verfolge den Kampf Deutschlands für die Beseitigung des Versailler Systems mit tiefem Verständnis, denn sie stände auf dem Standpunkt, dah ein starkes Deutsch land die unablässige Voraussetzung für den Frieden In Europa ist. Der Versuch der Westmächte dagegen, Deutschland in ein neues Versailler System hineinzuzwingen, sei gefährlich und könne für diese Staaten selbst mit dem Ruin enden. Die freundschaftlichen Beziehungen zwisst)en der Sowjet union und Deutschland haben sich ferner, so fuhr Molotow fort, in einer Erneuerung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern ausgewirkt. Durch die politische Freundschaft seien hierfür die günstigsten Voraussetzungen entstanden. Mit den WIrtschastoverhandlungen, die zur Zeit durch die deutsche Kommission In Moskau nnd durch sie sowjetrnsslsst)e Kommis sion In Deutschland geführt würden, sei „eine breite Grundlage Das Bild der Stockholmer Presse ist völlig von der Rede des russischen Auhcnkommissars Molotow beherrscht. „Stockholms Tidningen" gibt die Molotow-Rede zum grohen Teil wörtlich wieder und unterstreicht in der Ueberschrlst, dah die Sowjetunion die Politik Deutschlands unterstützen will. Von den schweizerischen Zeitungen wird die Rede sehr aussllhrlich wiedergegeben. Die in den letzten Wochen hier erschienenen Behauptungen und Vermutungen aus englisst)er Quelle über das deutsst)-russische Verhältnis haben dafür ge sorgt, dah sozusagen jeder Satz der Rede das hiesige Publikum interessiert und in seiner vollen Bedentung von ihm ersaht wird. Die Uebcrzeugung ist jetzt allgemein, dah die deutsch russische Zusammenarbeit ein ausschlaggeben der Faktor der europäischen Politik ist. Die Molotow-Rede wird von der holländischen Presse in groher Ausmachung unter Balkenüberschriften gebracht. Die Stellen der Rede werden besonders hervorgehobcn, in denen Auhenkommissar Molotow über das gute deutsch-russische Ver hältnis spricht und die Haltung Englands und Frankreistis gcihelt. Insbesondere der Absatz, In dem es heisst, dah Eng land und Frankreich die Angreifer sind, da Deutsch land seinen aufrichtigen Friedenswillen zu erkennen gegeben habe, wird herausgcstellt. Die belgischen Zeitungen verösfentlist)en die Molotow- Rede in groher Aufmachung. „Libre Belaigue" überschreibt ihre Meldung mit der Balkenüberschrift „Molotow klagt England als den Angreifer an". für die Entwicklung des Warenaustausches zwischen der Sow jetunion und Deutschland geschaffen". Bei der Schilderung der mit der Okkupation der West ukraine und des westlichen Weihrugland verbundenen Ereig nisse gab Molotow erstmalig die Verluste der somjet- russischen Streitkräfte bekannt, die bei der Besetzung dieser Gebiete verzeichne» wurden. An der weitzrussischen Front sind an Offizieren und Mannschaften 2 IN Gefallene und öl>3 Verwundete zu verzeichnen, an der ukrainischen Front -INI Ge fallene und 1359 Verwundete, insgesamt also belaufen sich die sowjetischen Verluste auf 737 Gefallene und 1 862 Ver wundet e. Auch die Kriegsbeute, die der sowjctrussischen Armee in Ostpolen zufiel, gab Molotow mit folacudcn Zahlen bekannt: klNN Geschütze, über 3NN Flugzeuge, über 1NNNN Maschinenge wehre, 3NNNNN Gewehre, eine halbe Million Patronen, eine Million Artillerlegeschosse usw. Zusammenfasscnd sprach Molotow von der aewaltigen po litischen Bedeutung, die die Erwerbung der Gebiete des west lichen Wcihruhland und der Westukrainc für die Sowjetunion habe. Diese Gebiete umfassten 1N6NNN Quadratkilometer uud 13 Millionen Einwohner, darunter 4,8 Millionen Weihrusscn Madrid, 1. November. Am Dienstagabend trat zum ersten Male der neu gebildete polilisst)e Ansschuh der Falang« unter dem Vorsitz des Innenministers Serrano Sun er zusammen. Im Mittelpunkt dieser ersten Sitzung standen di« Richtlinien der zukünftigen Politik des neuen Spaniens: die der Innenminister in einer vom spanischen Rundfunk über tragenen Rede bekanntgab. Der Innenminister ging in seiner Rundfunkrede zunächst auf die Bedeutung und die Arbeitsiveise des politischen Aus schusses der Falange ein, der die Verwirklichung der von der alten Falange ausgestellten Ideale anstrebe. Der Minister for derte dann alle Spanier auf. das Interesse der Nation über alles zu stellen, um auf diese Weise die ivirtschaftlist)en Schäden des Bürgerkrieges baldmöglichst zu überwinden. In diesem Zusammenhang fand der Minister scharfe Worte gegen die Reaktionäre, die glaubten, es genüge, die Vorkriegs- zustände wieder hcrzustellcn, ohne dem inzwischen eingetretenen Wandel Rechnung zu tragen. Anschliessend legte der Innenmini ster dar. dah die Schmierigkeiten zwar noch gras', seien, dah die Falange sie aber überwinden werde. Der Caudillo setzte sein ganzes Vertrauen in die Falange. S"anirn werde zeigen, dah es auch unter den durch den eurcyüi'tchcn Krieg eingetretenen ungünstigen Bedingungen dank der Einigkeit der Nation den A usbau dur ch führen könne. Die Falange müsse dabei der reinste Ausdruck span-'chen Wollens sein. Daher sei auch eine Säul>erung der startet von unzuverlässigen Elementen not- wendig. und 8 Millionen Ukrainer. Die erst kürzlich durchgesührten Wahlen zu den Nationalversammlungen in der Weslukraine und im westlichen Weihruhland hätten erwiesen, dah neun Zehntel der Bevölkerung dieser Gebiete die Veränderung ihres politischen Schicksals bcgrühen. Den neuen Beziehungen der Sowjetunion zu den bal tischen Staaten widmete Molotow einen besonderen Ab schnitt seiner Rede. Die Beistandspakte mit den drei bal tischen Staaten bezeichnete der Redner als das Ergebnis des absoluten Vertrauens und gegenseitigen Verständnisses, das zwischen der Sowjetunion und diesen Staaten herrsche. Mit besonderem Nachdruck waudte sich der Auhenkom- missnr gegen die Verleumdungen einer gewissen ausländischen Presse, die behauptete, dah mit der Durchführung dieser Pakte die Sowjctisierung der baltischen Staaten verbunden sei. Einer besonderen und ausführlichen Darlegung unterzog Molotow im weiteren die gegenwärtige Phase der sowjetisch-finnischen Beziehungen. Die Verhandlungen, die zwischen der Sowjetreaierung und der Regierung Finnlands in jünaiter Zeit aus Initia tive der Sowjetregierung hin — geführt würden, seien noch nicht beendet. Sie seien überschattet von der Tatsache, dah in Finnland anderweitige äussere Einflüsse seitens drit ter Mächte im Spiele seien. Nichtsdestoweniger habe die Sowjetunion das Recht und die Pflicht, wirksame Mahnnhmen dnrchzusühren. die zum Schutze ihrer Sicherheit im finnischen Meerbnken nnd der Landgrenze in der Umgebung der Dreiein halb Millionenstadt Leningrad dienen, deren Vevölkerungszahl allein diejenige ganz Finnlands nahezu erreiche In grohen Zügen gab dann der Auhenkommissar das mah- volle und meilsichtige Programm der sowjelrussischen Vorschläge an Finnland bekannt. Die Somietregiernng habe ursprünglich Finnland den Abschluss eines Veistandsvakles nakegeleat ans einer ähnlichen Grundlage wie die mit den baltischen Staaten abgeschlossenen Verträge. Die finnischen Unterhändler hätten jedoch die Ansicht vertreten, dah dies mit dem Grundsatz der absoluten Neutralität Finnlands nickt vereinbar fei. Die Sow- setregierung habe daraufhin, wie Molotow nunmehr bekannt gab. nicht auf ihrem ersten Vorschlag bestanden Sie habe ihre Vorschläge beschränkt auf die Ueberoabe einiger Inseln des Finnischen Meerbusens und auf den Vorschlag, die Landgrenze nördlich von Leningrad „um ein paar Dutzend Kilometer nach Na>'den vor-,»schieben". Im Austausch dafür habe die Somjel- reaierung Finnland einen zweimal so grohen Distrikt im Gebiet Sowjetkarcliens anaebolen. Weiter habe die Somietregiernng vorgeschl-aen. ein klei nes Stück finnischen Territoriums an der Au-stabr! aus dem Finnischen Meerbusen zur Benutzung als Mariuebasis durch Pakt zu erwerben. Molotow deutete an. dah in dieser letzteren Frage bis jetzt noch kein Einvernehmen mit der finnischen Re- oierung erzielt worden sei. Trotzdem habe die Sowietreaierung sich zu einer Reihe weiterer Zugeständnisse bereiterklärt. Im Zusammenhang mit der finnischen Frage habe, wie Molotow weiter ausführte, der Präsident der Vareinigten Staaten, Herr Roosevelt, es für nötig erachtet, sich in die Fragen der sowjetisch finnischen Beziehungen einzumischen. Roosevest habe am 21 Oktober ein Telegramm an den Vor sitzenden des Präsidiums des Obersten Sowiets. Kalinin, ae- ricktet, worin er seine Wünsche für die „Unabhängigkeit" Finn lands bekundet habe. In Moskau bat, wie Molotom ironisch bemerkte, die Botschaft Roosevelts um so gröheres Befremde» Kurz Spaniens Lage in der Welt streifend, erklärte Ser rano Suner, Spaniens Wunsch sei Gerechtigkeit im Zusam« menielx'n der Völker, da kein wahrer Frieden herrsstien könn«, so lange dieser Zustand nicht erreicht sei. Im übrigen wolle Spa- nie» Herr im etzzenen Hause sein und lehne alle fremden Ein flüsse ab. Hierzu sei die Schaffung eines starken unabhängigen Spaniens unter der einzigen Führung des Caudillo notwendig. Zapan unterstützt Einrichtung einer Zentral- regleruna in China Tokio, 1. November. Das Zentralamt für China, das unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Abe und in An wesenheit des Auhenministcrs und der beiden Wchrmachtmi- nister tagte, bcschloh am Mittwoch grundsätzlich, dah Japan jede mögliche Unterstützung für die Einrichtung der neuen Zentralregicrung in China gewähren wird. — Der Sprecher des Auhenamtcs erklärt hierzu, dah das neue Regime in China heute die wichtigste Ausgabe der japanischen Staats politik bilde, hinter der alle anderen Fragen zurücktrctcn, Ins besondere die mit England und Amerika geplanten Aussprast)en. Co habe der amerikanische Botschafter Grew den Wunsch nach einer Unterredung mit der japanischen Regierung geäuhert, der nicht erfüllt werden konnte, da die Regierung gegenwärtig zu stark beschäftigt sei. Rußland will ein starkes Deutschland Bolotows Bericht vor dem Obersten Sowjet Serrano Suner über Spaniens Politik --Die Falange reinster Ausdruck des spanischen Wollens"