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Sonnabend/Sonntag, 19/17. September 1939 Sächsische Volkszeitung Nummer 218, Seite 7 M iW I« ÄIIWtMf Urheberrechtischuh Noman-Verla- ft. Lchwlngenstetn, München NvMtM vl>N Ivs'e^ Aich 1V. Fortsetzung. Sie sicht ihn lächelnd an und auö ihren Augen leuchtet ihm ihre ganze große Liebe entgegen. „Horst, als ich dir zum erstenmal gegenüber gestanden habe, »var eö schon um mich geschehen. Ich weiß nicht, wie daö gekommen ist. Ich habe mich dagegen gewehrt, aber es hat nichts geholfen. Und dann damals im Garten bei unö — ich hab' mich gewehrt gegen das Glück, wollt' eö nicht haben, weil ich Angst gehabt hab', daß ich es dann doch verlieren werde müssen ... Ich bin ja jetzt so unendlich glücklich, Horst, aber ich ahne doch, daß einmal der Tag kommen wird, da alles vorbei sein wird. Wie werde ich es dann tragen?" „Rosll" „Ich bin ein armes, schlichtes Mädel, Horst", sagt sie traurig, „und du bist reich, gehörst den ersten Kreisen an." Er schüttelt entschieden den Kopf. „Diese Gegensätze mögen für unü nebensächlich sein, Rost. Ich verfüge allein über mein Tun und Lassen. Ich liebe dich, Rost, du bist für mich die Beste und Reinste und eines Tages will ich dich an meiner Seite wissen für immer." Zhre Blicke treffen ivieder ineinander. „Du redest immer so schön, Horst, eö ist Ms wie in einem Märchen." „Und es soll einmal noch schöner werden, Rost vom Mühlenhauö, noch viel schöner", sagt er und legt seine Hand zärtlich um ihre Schulter. Sie reden nun nichts mehr. Nach einer Viertelstunde müssen sie sich dann verabschieden. „Sehen wir unö morgen wieder, Rost?" fragt er. „Morgen nachmittag muß ich zum Henn Pfarrer hinunter, wir proben daö Lied, welches ich am Sonntag bei dem Gottes dienst singen werde. Gegen Abend kehre ich dann heim. Wenn dtl auf mich rvartcn möchtest —" „Ja, Rost, ich will. Auf Wiedersehen dann morgen!" Sie trennen sich nun, wie immer, mit einem nicht enden wollenden Händedruck. Auf dem Wege zurück lnö Dorf stellt Horst belustigt einen Vergleich auf, indem er so bei sich denkt: Wenn ich sonst eine Frau geküßt habe, da hatte der Kuß immer einen allen Zauber nehmenden Nachgeschmack an Rouge oder Schminke. Aber wenn ich nun die Rost küsse, oder wenn die Rost küßt — nein, einfach toll könnte man da werden... * Am anderen Tag wartet Horst vor dem kleinen Pfarrhaus gegenüber der Kirche auf die Rost und begleitet sie dann bis hinauf zum Mühlenhaus. Als er dann am Rückweg zum Ochsenwirtshaus am Pfarr haus vorbcikommt, steht der Pfarrer Gottlieb Breitner vor dem Hause. Horst grüßt flüchtig, aber der greise Seelsorger tritt ihm entgegen. „Grüß Gott", sagt er freundlich und hält Horst seine schmale Hand hin. „Verzeihen Sie mir, weil ich so frei bin und Sie aufhalte. Möchten Sic vielleicht so liebenswürdig sein und für ein paar Minuten zu mir eintrctcn? Ich will nur einige Worte mit Ihnen reden." Horst ist zwar ein wenig erstaunt, aber dann begibt er sich doch bereitwillig mit dein Pfarrer ins Haus. Sie sitzen sich dann in dein stillen, einfachen Zimmer gegen über. Höchste Bescheidenheit, nein Annut herrscht in dein Raum. Ein Vctschemel unter einen, Kruzifix, ein hohes Pult mit einer riesigen alten Bibel und ein Harmonium, das sind nebst den zwei Stühlen, auf denen sie Platz genommen haben, das einzige Mobiliar in dem Raume. Der alte Pfarrer ergreift nun das Wort. „Bevor ich auf die Sache zu sprechen komme, Herr Kron berg, möchte ich Sic bitten, nicht voreingenommen zu sein und mich zu verstehen. Ich spreche zu Ihnen nicht als Ihr Feind, aber als Seelsorger und Hirte meiner Gemeinde tue ich es gleichzeitig als guter Freund eines nur und allen Leuten unseres Ortes lieben, unerfahrenen Menschen, den ich nicht eines Tages in Verzweiflung geraten sehen möchte. Ich spreche von der Rost vom Mühlenhauö." Ein jäher Unwille steigt in Horst auf. „Herr Pfarrer, erlauben Sie mal —" Aber der greise Mann legt seine Hand gütig auf Horsts Arm. Er hat etivaS Bezwingendes, aber dennoch Sanftes in seinen, Wesen, dem nicht zu widerstehen ist. „Die Nosl von, Mühlenhaus ist in der letzten Zeit eine andere geworden. Ihre Seele, ihr ganzes Denken und Fühlen, gehört dem Manne, der es verstanden hat, ihr Herz zu ge winnen. Ich merke das auch immer bei imscrcn Proben, sie ist manchmal ganz zerstreut und in Gedanken verloren — weil sie immer nur an Sie denkt. Ja, Herr Kronberg, die Menschen hier sind einfach, aber sie haben ihre Ideale, die ihnen heilig sind: Glaube und Liebe." Er sieht Horst offen an und fährt fort: „Sie kommen aus einer anderen Welt, Herr Kronberg, auö einer Welt der Hast, des leichtfertigen Lebens und Ver gnügens, das — seien wir ehrlich — gewiß nicht immer moralisch auf der Höhe ist. Ihre Mentalität ist also eine andere ,— und die Weltanschauung der Menschen hier ist auch eine andere, eine entgegengesetzte sagen wir. Während für Sie hier als Fremder daö Ganze nicht mehr als eine nette Episode bedeutet — so bedeutet eö für unsere Rost etwas Heiliges... Herr Kronberg, ich appclicre nun an Ihre Intelligenz, an Ihr gutes Gewissen: Machen Sie unsere Rost nicht unglücklich. ES ist vielleicht noch Zeit —" „Herr Pfarrer", sagt Horst ein wenig heftig, „ich empfinde das, >vaö Sie mir da sagen, beleidigend für mich. Sie nehmen wohl an, ich stehe moralisch nicht höher als am Nullpunkt und weiß nicht, waö Recht und Unrecht ist." „Herr Kronberg, so habe ich das gerade nicht gemeint", entgegnet der Pfarrer ruhig. „Aber sehen Sie —" Er be gibt sich zu einem kleinen Wandschrank, öffnet diesen und ent nimmt daraus ein Buch. „Kennen Sie das, Herr Kronberg?" sagt er dann und hält Horst daö Brich hin. Horst liest den Titel: „Die Abenteuer der Lena Markofs. Von Horst Kronberg." Ja, eö Ivar sein letztes Buch, über das sich die Kritiker wegen seiner Zügellosigkeit durchaus nicht lobend geäußert hatten. Horst muß aber doch lächeln. „Haben Sie daö Buch gelesen, Herr Pfarrer?" „Ja, zur Hälfte, Herr Kronberg. Ich werde es dem Feuer übergeben." „Daü ist für den Verfasser gewiß nicht schmeichelhaft", sagt Horst gleichgültig. „Das Buch ist nicht aufbauend, sondern zersetzend. Ich will nicht, daß eö von noch jemandem gelesen wird." „Sie haben also meine Identität feftgestellt?" tFortietzung lolzt » Das interessierte ihn brennend Der alte Wrangcl, der berühmte Haudegen, hatte anher seinen soldatischen Qualitäten die Eigenart, den schönsten ber linischen Dialekt zu reden. Als er nach der Revolution vom Jahre 18t8 nach Berlin znrückkehrtc, hatte man ihm gedroht, dass man In Stettin seine Gattin aufhängen werde, wenn er mit seinen Truvveu in die Hauptstadt einrücke. Nun hing Wraugel zwar einerseits sehr an seiner Gattin, andererseits aber wollte er die strategischen Notwendigkeiten nicht übersehen wissen. Er zag also genau wie vorgesehen durch das Brandenburger Tor in Berlin ein. In diesem Augenblick allerdings kam ihm der Brief aus Stettin doch in Erinnerung. Er rief seinen Ratgeber herbei und fragte ihn. wieviel Uhr es sei. Die Uhr zeigte genau 3. Da atmete Wraugel tief auf und meinte: „Mir soll bloß wundern, ob sie ihr jetzt usf- hängent" Unter diesen Umständen: alles in Butter Bei einem italienischen Marguis war ein Freund zum Abendessen cingemden. Man hatte Svargcl vorgesehen. Der Marguis nahm den Spargel gern in Butter aber der Freund war bekannt dafür, das; er Spargel nur in einer ganz seinen velsohe genoß. Also unterrichtete der Marguis seinen Koch, den einen Teil des Spargels in Oel und den anderen Teil mit Buttersotze zu servieren. Der Freund kam. Die Unterhaltung war lebhaft. Man trank vielleicht ein Gläschen zuviel. Doch plötzlich sank der Freund vom Stuhl und war nach dem Gutachten des herbei gerufenen Arztes wenige Sekunden später einem Schlaganfall erlegen. Der Marguis fragte den Arzt: ..Besteht wirklich kein Zwei fel? Ist er wirklich tot?" — Der Arzt muhte diese Frage be jahen. Der Marquis zuckte die Achseln — dachte eine Sekunde nach, eilte dann zur Tür, lieh den Kock rufen und gab de» Auftrag: „Den ganzen Spargel bitte In Butler!" Ls kommt immer darauf an Kürzlich unterhielt sich in Paris ein Offizier der schwei zerischen Armee mit einem sranzösischen Offizier. Der Fran zose machte dem Schweizer den Borwurf, dah sich immer wieder Schweizer fänden, die sich für Geld als Truppen anwerben liehen, um dann für Irgend ein Land zu Kämpfen. Er wollte offenbar auf die altbekannte schweizerische Relsläufcrel Bezug nehmen. Aber der Schweizer war nicht auf den Kopf und noch viel weniger auf den Mund gefallen. Er stellte die Gegenfrnae, wofür denn eigentlich die Franzose» kämpften, wenn sie sich INlt einem Gegner schlügen. Der Franzose richtete sich aus und Meinte: „Wir Franzosen fechten und Kämpfen für die Ehre!" Der Schweizer blinzelte in die Sckine und sagte: „Sehen Sie, cs ist merkwürdig in der Welt. Jeder kämpft für das, was er am meisten braucht." Hygienisches über das Lsiaeschnr Zu den zahlreichen schiefen Vorstellungen über die bak terielle Bedrohung unseres Lebens durch unsere alltägliche Ver richtungen gehört unter anderem auch die, dah wir mit jedem Bissen unserer Nahrung zahlreiche Bakterien in uns nusneh- men, da das Ehgeschirr niemals „steril" sei. Bei zart besaiteten Gemütern hat diese Vorstellung wiederholt zu Gegcnmahnah- men, wie Vermeiden des Essens in Gasthäusern usw. geführt, die, wenn man die Ergebnisse einer hygienischen Untersuchung des Essgeschirrs betrachtet, wie sie durch zwei amerikanische Ge lehrte durchgefiihrt wurde, nahezu sinnlos erscheinen. Dabei hat sich nämlich gezeigt, dah die übliche Reinigung unseres Eh- gcschirrs mit yeihem Wasser und Seife fowie einer nachfol genden heihen Spülung desselben doch eine praktische Keim- weihest des Ehgeschirrs zur Folge hat. Bei der Untersuchung derartig gereinigten Geschirrs haben sich lediglich IN bis tstst Bakterien gefunden, von denen auch nicht ein einzige» krank machen konnte. Sobald das Geschirr allerdings längere Zeit der Strahcnluft ausgesetzt war oder mit nicht vollständig sau beren Händen angesaßt wurde, haben sich diese Keimzahlen um ein Vielfaches erhöht, so dah die amerikanischen Forscher dringend aus die Notwendigkeit Hinweisen, dah jeder Slraszen- staub von unserem Ehgeschirr sernzuhaiten ist. Dies gilt vor allem auch für ländliche Verhältnisse, wo sich der Abschluh des Ehgeschirrs unter Glas auch schon wegen der zahlreichen Flie gen und Insekten notwendig macht, deren Bedeutung für die Verbreitung ansteckender Krankheiten ganz besonders hoch zu veranschlagen ist. Hornhaut von Reichen rettet die Sehkraft Nachdem aus dem Kongreß für medizinisclx- Plastik und Wiederherstellungschirurgie erst kürzlich über die guten Erkah- rungen dieses gerade in Kricgszeiten wichtigen Zweiges der deutschen Medizin berichtet wurde, wobei immer wieder die Methode der Thierschcn Hautlappenverpslanzung etwa vom Bauch aus de» Arm und das Gesicht die größte Bewunderung erregt, da sie die häßlichen G:sichtsnarbcu bueilßst und den Menschen die Lebensfreude iviederaibt. berichtet nenerdngs Friede über ähnliche Overationen. die er am Ana- dnrchgesührt hat. iitei der Kompliziertheit des menschlichen Anges das auf kleinstem Raum die Einrichtungen der besten menschlichen Ka mera weit übertrifft, ist dieser Ersal-i mehr als erstaunlich. Friede hat mit seiner Augenvlastik zahlreichen Menschen die bereits in Frage gestellte Sehkraft wß'Vergeben können, wobei er. was das Wunderbarste ift. die durch Krankheit zerstörte und undurchsichtbar gewordene Hornhaut durch solche durch sichtige Hornhäute ersetzt hat. die er wewgen Stunden zuvor verstorbenen Menschen entnommen ha!. Wenn er diese L ickzen entnommene Hornhaut innerhalb einer Sunde in die vorher hergestellte Hornhautivunde seiner Vatienten entsetzte, ohne daß sie zuvor mit körperfremden Stossen oder D siafektionssliilsig keilen in Berührung kam. ist diese m-hrioch ohne Schwierig keiten eingewachsen, wodurch seine vorb-r praktisch als blind zu betrachtenden Patienten die normale Funktion ihr r Auge» zuriickerhielten. Das Medaillon Wir lagen seit vier Tagen in einem Bauernhof hinter der Sommesront und »»arteten aus unseren Einsatz. — Wir standen und starrten hinüber zur Front, über der die Leucht kugeln hingen — weihe Schirme, die lautlos und langsam zur Erde niedcrstiegen. — Wir sahen, wir unsere Kameraden nach vorne zogen, mit Handgranatensäcken und MG Munition bchängt, ein Zug grauer, schweigender Männer. Wir wühlen — und auch sie wussten, dah. es ein Tvdesweg war, den sie gingen. — Wir sahen die drei-, fünffach dezimierten Kompanien zuriickkommen. Sie gingen an uns vorüber, beschüttet mit Dreck und Staub vom Stahlhelm bis zu den Stieseln, ihre Gesichter waren grau und leblos. — „Wie sieht es ans. Kame rad?" fragte ich einen leise. Er sah mit dem Ausdruck eines fernen Erstaunens ins Nichts, antwortete aber mit keinem Mort. Daraus erkannte ich, wie es dort war. Wir muhten, dah mir spätestens am nächsten Abend ebenfalls eingesetzt würden. Neben mir stand Marlon, die etwa sechzehnjährige Toch ter des sranzösischen Bauern, der jenseits der Gräben stand, und sagte leise in die dümple Stille hinein: „Ich möchte Sie bitten, dah Sie dieses Bild nehmen; es soll Sie schützen!" Ich weih noch, dah meine Hand ein wenig zitierte, als ich es nahm. Unser Balaillonsliommandeur kam mit seinem ernsten Gesicht, sah noch einmal nach, ob die Kompanien vollzählig waren. Dann ging's hinein in einen Himmel, der voller far biger Flammen stand. Näher und näher kam jene lodernde Glut, die in Tausende» von Blitzen über den Horizont zischle und zuckte. Immer drohender ward das donnernde Trommeln, der brüllende Lärm unzähliger rasender Gewitter, In die nur hineinmarschiertcn. Es war ein qualvoller Marsch. Immer wie der gab es Stockungen, weil eine Granate ihr Ziel gesunden hn'te. Oft auch lagen wir lange Zeit dickt ans den Boden hingestrcckt, von prasselnden Einschlägen bedroht. Endlich tauchten Löcher und Granattrichter vor uns aus, mit Zeltbahnen überspannt, unter denen wir Leben entdeckten: Reserveslellungen! — Und dann waren wir ganz vorne un starrten hinüber. Unsere Schläfen fieberten! Der ganze Abschnitt war von Grauen erfüllt. Die Trichter lagen voller Leichen; im Niemandsland schrien Verwundete — Um Mitternacht setzte ein schnwres Feuer ei». Der sran- zösische Unterstand, den wtr inzwischen gesunden, bebte bei jedem nahen Einschlag. Wir lösten den Doppelposten jede Stunde ab. Gegen 2.30 Uhr erhielt Hallreiter einen Splitter in die Brust Wir legten ihn in die Ecke und bedeckten ihn mit einer ZeUlmhn. Für ihn ging Köttl hinauf. „Wollen schlafen", sagte einer düster. Es war dunkel wie im Grab. Nur wenn ein Einschlag in der 'Nähe sah. sckoh ein dunkelroter, trüber Blitz über die Slollemvand. N.'wand schlief. Neff bewegte dir Lippen, er betete. Ich war nie aus den Gedanken gekommen, daß er beten könnte. Ick starre in das Dunkel unü — es war eigentlich nickt Angs», obwohl das natürlich wäre — erinnere mich an das Medaillon, greise hastig zur Brusttasche und suche nach dem kleinen Marien- bst- — es ist weg! Es sollte mich doch schützen, sagte das fran zösische Mädchen! — Ich will es suchen, das Medaillon, draußen am Postensland muh ich cs verloren haben. Ick gehe gebeugt die paar Bohlentrcppen empor, stürze gegen einen glühenden, brüllenden Vorhang, der mich wieder zuruckwirst. — Während einer kurzen Feuerzmuse stolpere, springe ich zur Sappe — und dann geschieht es. Ein Feuerüberfall in allen Kalibern! Wie mit Schmiedehämmern schlägt es aus uns ein. Die stam mende Kratcrlandsämsl berstet und brüllt und brennt Keine Pause, keine Besinnung. Ich werde zugedeckl mit Slenen, Staub und Gebrüll, Ein glühender, gistigcr Atem versengt mir die Augen. Ich kauere am Boden des Sappen Postenstanües. bis das Feuer plötzlich schweigt, zwei andere Menschen sich ebenfalls aus dem Dreck loslöscn und ein Maschinengewehr in die Höhe reihen. Dann sagen sie — wie ein imar Nackbarbesatzunaen — Gurt aus Gurt in den grauenden Morgen. Dann flog jählings ein s"rchtbarcr Schrei die dünnen Linien entlang: „Sie kom men!" Unsere Feldgrauen hielten stand. Es war ein gutes und schnelles Zielen. Eben geht die Sonne auf und das Feld dampst von Rauch, Blut und Nebel. Eine Lerche steigt sorglos trillernd über das schwelende Kampsgelände. Die schmutzigen Hände greisen nach der Zigarettenschacktel . . . und da liegt . . das vermisste Marienbild. Meine Augen hängen an dem lieblichen Madonnen gesicht. Gegen Mittag krieche ich zurück zum Unterstand — er ist von einer der schweren französischen Fliigelminen zermalmt. Ich finde nichts mehr von meinen verschütteten Kameraden. Ich lag aus dem Hügel, das Medaillon in den zitternden Händen. L. Sch. Houptschristleiter: Georg Winkel. Verantwortlich für Inhalt u. Bilder: Georg Winket, Dresden. Verantwortlicher Anzcigcnleller: Theodor Winkel. Dresden. Druck und Verlag, Germania Vuchdrnckerel Dreeden, Polterstr. 17. Z. Zt. ist Preisliste Nr. 4 gültig.