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Sächsische Volkszeitung : 16.09.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193909162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390916
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390916
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-09
- Tag 1939-09-16
-
Monat
1939-09
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.09.1939
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pvaKILIithe Hsttssdsu Auch Möbel wollen gut »ehanöclt sein Sie sind mehr als tote Ausstattungsstücke — Fürsorgliche Pslcge tut not Jede Hausfrau liebt ihre Möbel: sie sind das Gesicht ihres Heims, und daran, wie die Möbel gehalten werden, erkennt man ob man cs mit einer guten uuü sorgfältige» oder mit einer schlechten und nachlässigen Hausfrau zu tun hat. Alan muh mit den Möbeln umzugehen verstehen, nicht allein deshalb, weil sic viel ltzeld kosten, durch saure Arbeit verdient wurden und ein Menschenleben lang und noch länger halten sollen, sondern weil man sie wie gute Kameraden liebt, die Freud und Leid mit einem teilen und den Rahmen zu allen Ereignissen geben. Wir können oft beobachten, dah Hausgehilfinnen cs bei dem Umgang mit den Möbeln an der nötigen Sorgfalt fehlen lassen. Dann muh die Hausfrau ihnen klar machens was diese Möbel bedeuten. Denn ganz bestimmt werden die jungen Mäd- ck)en selber auch eines Tages, wenn sie im eigenen Heim sind, die Einrichtung lieben lernen. Jeder Mensch muh gewissermaßen Achtung vor den Möbeln haben, wie vor allen Dingen, zu deren Verfertigung viel Fleih und Geschicklichkeit nötig sind, und au Ihre Instandhaltung bedacht sein. Bei den Polstcrmöbeln muh man besonders darauf achten, oah keine Motten hineinkommen. Das pflegt in Wohnungen mit Zentralheizungen besonders schwierig zu sein, weil die gleichmäßige Wärme den Motteneiern ideale Entwicklungsmög lichkeiten gibt. Hat man bemerkt, dah Motte» in einen Polster gegenstand gekommen sind, so ist es das beste, ihn desinfizieren zu lassen. Es lohnt die Kosten, denn die Motten zerstören in unglaublich kurzer Zeit Bezug und Polsterung. Am besten sind natürlich Polsterstühle, die die Möglichkeit geben, überall mit dem Staubsauger hinkommen zu können, so dah die Motten keine sicheren Schlupfwinkel finden. Man soll Polstermöbcl ein mal wöchentlich mit dem Staubsauger behandeln, oder sonst Klopfen und kräftig bürsten, wobei man möglichst Durchzug macl>en muh. Alle vier Wochen soll man die Sachen umkehren, so dah man sic von unten absaugen oder ausbürsten kann, also auch zwischen den Federn. Besonders zwischen Sih und Lehne muh gründlich gebürstet werden! Wenn ein Raum einige Zeit unbenutzt bleibt, z. B. wenn man verreist, so steckt man'am besten zwisä)en Sitz und Lehne Zeitungspapier, ebenso unten zwischen die Federn, auch bedeckt man die Gegenstände ganz mit Zcitungspapier, denn Motten lieben de» Geruch von Drucker schwärze nicht. Dunkle Stuhlbeziige kann man, wenn sie schmutzig gewor den sind, mit einem Quilajarindcnausguh abreiben. ain besten mit einem Lappen von gleicher Farbe wie der Stuhlbezug. Lederbezogene Sache» müssen mit trockenem, sauberem, weichem Lappen aligerieben werden Staub, der sich in Falten usw ansammelt, wird mit weichem Pinsel entfernt. Ist das Le der trocken geworden, so kann man es mit farblosem Bohner wachs abreiben. Helles Leder behandelt man mit einem farb losen Schuhcreme, den man auch nur ganz dünn austragen darf. Nach der Behandlung mit Fett ist das Leder mit einem sauberen weichen Lappen tüchtig nachzureiben Wachstuchbezüge wäscht man mit lauwarmem Seifenwasser ab. mischt mit sauberem, feuchtem Lapsen nach und reibt dann mit trockenem Tuch trak- ken. Man kann, um dem Wachstuch wieder Glanz zu geben, etwas farblosen Bohnerwachs verwenden. Auf Korbmöbel» sammelt sich so viel Staub, dah sie von Zeit zu Zeit gereinigt werden müssen. Man macht das am besten mit Bürste und lauwarmem Seifenwasser und spült dann mit reichlich kaltem Wasser nach. Kann man diese Arbeit im Freien besorgen, ist es natürlich am besten, sonst z. B. in der Wasch küche. Zum Abspülen kann man gut einen Gartenschlauch ver wende». Hat sich die Bewicklung von Stuhlbeinen gelöst, so soll man das Rohr festnageln, so lange das Material noch feucht ist. Alle losen Nägel sind dann festzuklopfen. Wenn die Korbmöbel gesäubert, ganz trocken und in Ordnung gebracht sind, kann man sie mit Cclluloselack überziehen, der schnell trocknet. Stahl- ud Nickelmöbel werden mit einem Melallpuhmittel blank gerieben. Schliehlich kann man sie noch mit ein klein wenig Vaseline Uberreiben. Polierte Mahagonimöbel werden für gewöhnlich mit wei- clnnn, trockenem Lcdcrlappen, wenn sie schmutzig sind aber mit feuchtem Leder abgerieben. Man soll dem Wasser auf 1 Liter einen Löffel Spiritus zusetzen. Auf diese Weise bleibt die Poli. tur blank und schön. Hat einmal ein Glas einen Fleck hinter- lasten, so bestreut man den Fleck mit Zigarrenasche und reibt mit einem Korken, bis er verschwunden ist. Dann poliert man mit einem mit Spirituswasser angefeuchteten Lederlappen nach. Gebeizte Möbel darf man nicht mit feuchtem Tuch abreiben. Gebohnerte Möbel sind mit etwas Bohnerwachs zu behandeln. Sind Eichenmöbel etwas fleckig geworden, so sollte man sie am besten einem Fachmann anvertrauen, da cs eine sehr mühselige Arbeit ist, sie wieder instand zu setzen. Man kann aber vermeiden, dah sie Fleck« bekommen, indem man z. B. d,e Blumenvasen stets sorgfältig abtrocknet und auch Immer auf einen Uniersatz stellt. Auch für Gläser sollte man stets einen Untersetzer haben. Unter dem Tischtuch soll eine Miltondecke auf dem Tifck liegen, man vermeldet dadurch eine Beschädigung der Platte durch heiße Schüsseln. E. I. „ZK habe adendö immer solche Angst! Ter Blick unter das B«tt — Der Mann ln der Ecke oder hinter dem Vorhang Auch in unserer Zett gibt viele, viel zu viele Frauen, die noch immer Angst l>aben, an Angstzuständen zeitweilig oder dauernd leiden. Wer kennt nicht eine Nachbarin, die abends um keinen Preis der Welt zu bewege» wäre, in den Keller oder auf den Speicher zu gehen. Wenn diese Frauen schon abends allein in der Wohnung sind, haben sie Angst. Sie haben die fixe Idee von dem berühmten Buuuh Mann, der in einer Ecke sitzt und dann hervorspringen will, wenn sie vorübergehcn. Sie nehmen wohl auch an. hinter jedem Fenstervorhang stehe jemand und warte nur darauf, bis das läster eingeschlafcn ist. Wisse» wir eigentlich, dah noch immer mindestens 20 bis 30 Prozent aller Frauen heimlich abends unter das Bett schielen, ehe sie sich hineinlegcn — aus der alten Furcht heraus, es könne sich je- »land darunter versteckt haben? Für jede Furcht gibt es — so sagen die Psychologen — eine Ursache. Man muh sie nur heraussinden. Dah cs oft nicht mit rechten Dingen bei dieser Furcht zugeht, ergibt sich schon dar aus. tah viele sehr kluge Frauen, Frauen von Format, zeit weilig unter derartigen lächerlichen Furchtanfällcn leiden. Wenn ina» sich als Frau ein wenig genauer beobachtet, wird man rasch heraussinden. dah die Furcht und die innere Nervosi tät meist mit körperlichen Echwächezuständcn wächst. Also: körperlich schlechter Zustand bedingt meist nicht nur schwarz, seherische Stunden, sondern auch ganz sinnlose Befürchtungen. Es ist mehr als einmal vovgekommen, dah ein einfacher Haus arzt rasch herausfand, dah «ine Schilddrüsenstörung vorlag, die bald behoben werden konnte. Damit verschwanden auch di« Furchterscheinunger. Eine Frau, die 16 Jahre unter der Angst litt, jemand habe sich zu ihr ins Zimmer eingeschlichen, wurde von dieser Furcht befreit, naci>dcm ihre Drüsenstörung aus geglichen war. Man kann — wenn nicht direkte Nervenstörungen mit Verfolgungsmahnsinn vorliegen — sehr schnell Uber die Furcht. Phasen hinmegkommen, indem man die kleine Nervosität behebt, die die Ursaä-e ist oder sich vernunftgemäh erzieht, nicht Immer diesen gleichen Angstunsinn zu denken. Es geht mit der Furcht und dem Furchtkomplex, ivie mit einer alten Wunde. An man- chen Tagen schmerzt die Narbe stärker als an anderen Tagen. Es gibt nur ei» Rezept: so wc»ig wie möglich darüber sprechen, sich durch nichts daran erinnern lassen und zu vergessen suchen, indem man sich sagt, dah es eben doch Unsinn Ist. Das eine ängstliche Fra» nicht abends Räubergeschichten liest versteht sich von selbst. Man darf den Furchtkamplex, der oft aus der Jugend übernommen wurde, nicht auch noch nähren. Serbstgemüse 0-vr-ton Horvnrtr. 4S, nsiis ämmonstl». 40KUohsn 8vsion ab I5V- 258oklsfrimmei- »1)295.- 258poi8erimmei-»d295.- ttaltsslollo blnls 28 kiosns u. poßrtsr -Pi/erkrtstt Sogcünctst 1878 Dslspkon 2108S kb«»tao<I»ctsi>Isb»n Jedes Jahreszeit bringt für unseren Tisch etwas Gutes, und der Herbst ist noch reich an wohlschmeckenden Gemüsen. Da sind im Frühherbst noch zarte Maiskolben, die man von den umhüllenden Blättern befreit und dann im ganzen in Salz- wasser weich kocht. Man iht ein wenig frische Butter dazu. Man darf Maiskolben aber nicht mehr verwenden, wenn di« Maiskörner schon anfangcn gelb zu werden. Man kann von zartgrünen Maiskolben die Körner auch vor dem Kochen her auslösen und sie dann i» Salzwasser weich kochen, worauf man sie mit ein wenig Butter durchschwenkt. Sie schmecken fast wie sehr zarte junge Erbsen. Geschmorte Gurken. Schmorgurken werden geschält, der Länge nach ausgeschnitten, von den Kernen befreit, dann in fingerlange Streifen geschnitten und i n etwas Del und Salz weich geschmort. Wenn sic fast weich sind, gibt man abgezogen« Tomaten hinzu und schmeckt das Gericht mit Salz gut ab Man kann den Wohlgeschmack erhöhen, Indem man reichlich feinge wiegten Dill zusetzt. K ü rb I s ge b r a t e n. Kürbis wird geschält, von den Ker nen befreit und in nicht zu dicke Scheiben geschnitten, die man für einige Stunden in Zitronensaft legt. Die Kürbisscheiben werden dann in gcguirltem Ei und Semmelmehl gewälzt und ln Fett auf beiden Seiten goldbraun gebraten. Dazu eine To- matensohe. Gefüllte Tomaten. Recht grohe Tomaten werden abgewischt. Man schneidet einen Deckel ab und höhlt die Toma ten aus. Nun füllt man sie mit einer guten Fleischfarcs. die man liereitet. Indem man Hackfleisch mit etwas Semmelmehl. Pfef fer. Salz, einer geriebenen Zwiebel und einem ganzen Ei mischt. Man legt den Deckel ans die Tomaten und stellt sie nebenein ander in einen Topf, in dem man etwas Oel erhitzt hat, Auf kleiner Flamme müssen die Tomaten zuasdeckt etwa eine halb« Stunde schmoren, wobei man sie ab und eu vorsichtig hin und her bewegt — damit sie nicht ansctzen. Sie passen gut zu ge kochtem Reis oder Makkaroni. Kohlrollen. Man löst von einem arohen Weihkohlkops die einzelnen Blätter vorsichtig ab. so dah sie ganz bleiben, und übergießt sie dann mit kackendem Master, worin man sie etwa 20 Minuten stehen leiht. Wenn lie geschmeidig geworden sind, umwickelt man Rollen ans Fleischfarce recht dick mit de» Kohl blättern und umwickelt die Rollen mit einem Faden. Sie wer den dann In einen Topf gelegt, in dem man etwas Fett erhitzt hat. Sobald die Kohlrollen heih geworden sind, gieht man ein wenig Wasser zu und läht die Kohlrollen nun auf kleiner Flamme garschmoren. Aarten, die die Welt bedeuten Plauderei am Wochenende von Marabu. Welches Unterrichtsfach In der Schule gegenwärtig wohl am beliebtesten ist? Ick) möchte meinen: Erdkunde. Wenn sie nämlich, wie ich nicht zweifle, richtig und zeitnahe gegeben wir-, wenn sie die Kinder dorthin führt, wo ihre Brüder und Väter im Kampfe stehen, wenn sie ihnen das Zusammenspiel der Länder und Voiksränme klarmacht, in dem wir schicksal haft mitten darin stehen. Weiche Karten werden gegenwärtig wohl am meisten gekauft? Man frage einen Buchhändler. Keineswegs Pläne unserer Heimatstadt oder ihrer näheren Umgebung — sondern Karten von Polen. Sie können gar nicht groß und genau genug sein. Feder Ort muh darauf verzeichnet stehen, der in den Mel dungen des Oberkommandos der Wehrmacht genannt wird, sonst taugen sie nichts. Das ist dann ein eifriges Suchen und Unterstreichen auf der Karte, wenn die Zeitung oder der Rund funk die neuesten Mitteilungen bringt. Da stehen wir schon und da . . . Ganz Eifrige haben die Karte auf Pappe aufge zogen und stecken kleine Fähnchen . «« Der Atlas spricht zu uns Für die Jungen hat das alles den Reiz des völlig Neuen. Die Aeltcren unter uns aber erinnern sich, dah sie schon ein mal mit solch fesselndem Eifer über die Karten gebeugt sahen. Die Orte, die jetzt im Heeresbericht genannt werden, klingen Ihnen alle wohlbekannt. Obwohl sie die meisten davon nicht im Erkmldc-Unterricht gelernt habe». Namen wie Gorlice und Neiüenburg, wie Kulno, Lodz und Kielce haben seit dem Welt krieg einen Hellen Klang. Die Wafsentaten -er jungen Wehr macht des neuen Reiches auf den alten Schlachtfeldern bezeugen, -ah sie die grohe Tradition der Armee von einst würdig sort- sührt. , Es ist ganz merkwürdig, wie die sonst toten Linien und Farben einer solchen Karte in Tagen tiefen Erlebens zu ste chen beginnen. Jeder Name weckt in uns eine Folge von Er innerungen, die halb vergessen und verschüttet im Unterbewusst sein schlummerten. Nicht nur der Jahre des Wel Krieges ge- denken wir, sondern auch Daten der Geschichte steiften empor, die ivir mit anderem Schulwissen längst zu den Akten gelegt hatten. Ter ostdeutsche Raum, in den die Versailler Grenzen Polens wie ein drohender Arm hineingreifen, erinnert uns an die Mühen und Sorgen, die Jahrhundert um Jahrhundert sühronde deutsche Männer dem Osten gewidmet haben Könige und Herzöge, Hochmeister und Kurfürsten. »Die deutsche Ost grenze ist für alle Zeiten gesichert." Wie die Schluhzetle eines gewaltigen Heldenliedes klingt diese Meldung , . . Wenn wir aber einmal den Atlas zur Hand genommen haben, dann bleiben wir nicht nur bet der Karte von Polen stellen. Ein Blick auf die Karte der europaischen Länder stimmt uns freudig: diesmal Ist es nicht möglich, wie «inst 191ä einen ehernen Ring der Blockade um Deutschland zu schmieden. Und die Betrachtung der Erdkarte hellt die Hintergründe des Rin gens, in das wir hineingestellt sind, für jeden Sehenden auf: Ueberall auf der Erde hat England entsck-eidenüc Punkte besetzt, überall will cs Schiedsrichter sein über das Schicksal der Völker. Weil Deutschland sich nicht beugen will unter dies britische Joch, wird es bekämpft. Schon Schiller hat die Rolle richtig gekennzeichnet, die England auf der Erde spielen möchte: „Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus Und das Reich der freien Amphitrite Möcht' er schließen wt« sein eigenes Haus . . Beraterin Landkarte Gröhes, schiclrsalhaftes Erleben wird uns so durch die Landkarte vertieft und bemühter gemacht. Da erinnern wir uns dankbar, wie oft und wie vielfältig uns die Landkarte Helferin und Beraterin gewesen ist. Als Schüler freilich, al» wir so viele fremde Städte lernen sollten, die — wie wir meinten — uns gar nichts an gingen, da haben wir den Atlas manchmal verwünscht und mit Groll die bunten Karten betrachtet, die vorn an der Tafel aufgerollt wurden und an denen wir unsere Kenntnisse erweisen sollten. In späteren Jahren aber haben wir gern immer wieder zur Landkarte gegriffen . . . Eine Wanderung In unbekanntem Gelände, das uns seine Schönheiten erst erschließen soll, ist ohne Landkarte ein Unding. Dem des Kartenlesens Kundigen aber verrät die Landschaft chon vorher ihre Geheimnisse. Er legt seinen Weg im Geiste est und findet In der Natur di« Linien wieder, die der sorg- ältige Kartenzeichner mit Genauigkeit aus seinem Blatte ein getragen hat. Karten sind gut« Berater, wenn wir vor Urlaubstagen den Gang unserer Reise festlegen oder ein Standquartier aus wählen wollen. Spezialkarten eröffnen uns mit einem Blick wertvolle Erkenntnisse über klimatische und wirtschaftliche Ver hältnisse. Unentbehrliche Werkzeuge feder Wissenschaft, die von Irgendeinem Gesichtspunkte aus die Gesamtheit einer Land- sclmft. eines Staates, eines Erdteils erfassen will, sind Karten. Als Wegweiser und wertvolle Berater im Gelände schätzt sie der Soldat, als Brück« der Gedanken, die bet den kämpfenden Truppest sind, der Daheimgeblieben«. Dom Privileg zum «llgeuwiugul So selbstverständlich ist «n» das Hilfsmittel Karte gewor den, dah wir uns kaum erinnern oder es gar nicht misten, wie jung eigentlich die Massenverbreitung der Karte ist. Gewiß Ist die Kunst der Kartenanserttgung verhältnismäßig alt. Schon die Aegypter jener Tag«, da'die gewaltigen Pyramide» am Nil strom errichtet wurden, verstanden sich auf die Kunst, Land karten anzufertigen. Im Altertum erreichte diese Kumt bereits eine hohe Blüte, die Werke de» Ptolomäus zeugen dafür. Den noch erscheinen un» diese Karten als Stückwerke, wenn wir daneben die Leistungen de, modernen Kartographie stellen. Diese Leistungen sind erst möglich geworden durch eine genaue Landvcrmessung, wie sie seit dem 17. Jahrhundert in den europäischen Ländern durchgcsührt wurde. War vordem di« Seekarte die wichtigste und am meisten gepflegte Art der Karte gewesen, so trat nun die Landkarte ebenbürtig an ihre Seite. Nicht nur die tausend Biegungen der Küsten festzuhalten war ihr Ehrgeiz; sie wollte zugleich das Land, ja die Kon tinente in ihrer wahrhaften Gestalt erfassen. Der heute selbst- vcrständlick)e Grundsatz des Maßstabes, dah jede Maßeinheit in der Natur einer Maßeinheit aus der Karte entsprechen muß, so dah ein getreues Abbild ohne Verzerrungen entsteht, setzte sich seitdem unaufhaltsam durch. Noch Im 18. Jahrhundert waren genaue Karten Privileg der vornehmen und reichen Leute. Die Herrscher jener Zeit hielten schon aus militärischen Gründen die genauen Ergebnisse der Landesvermessungen vielfach geheim. Der „Atlas Royal" z. B., der auf Beschs August des Starken hergestellt wurde, ivar nur zum Gebrauch des Fürsten und seiner Berater be stimmt. Erst das 19. Jahrhundert hat die Massenanfertigung und Mastenverbreitung guter und genauer Karten gebracht. Heute ist uns der Besitz guter und genauer Karten so selbst verständlich geworden, daß wir beim Kauf einer Karte genau nach der Jahreszahl schauen, um ja den neuesten Stand der Landesaufnahme garantiert zu haben. Und wohl keiner denkt daran, dah es kaum hundert Jahre her ist. daß jedermann sich so genauer und billiger Karten erfreuen kann . . . Können Frauen Karten lesen? Man hört häufig die Behauptung, daß die Geschlechter eine ganz verschiedene Einstellung zur Landkarte besäßen. Während der Mann sich gern und mit Erfolg der Karte bediene, bleibe der Frau dieses P*«--ukt männlichen Denkens immer fremd. Während das Ortsgedächtnis der Frau häufig bester sei als das des Mannes, so daß sie einen einmal begangenen Weg mit Leichtigkeit wiederfinde. so bleibe es ihr völlig unmöglich, einen Weg nach der Karte zurückzulegen. So häufig diese Behauptung auch auftritt und so ost man auch die Erfahrung machen kann, dah Frauen mit einer Land karte nichts anzufangen wissen — ich glaube trotzdem nicht, dah es sich hier um eine durch das Geschlecht bedingte Schwäche handelt. Es ist Sache der Erziehung, ob der Mensch die Sprache der Karte versteht oder nicht. Auch bei Männern, die aus irgend welchen Gründen nur wenig dazu gekommen sind, sich der Karte zu bedienen, kann man ein solches Mihverstehen beob achten. Die Automobilfahrerinnen und Fliegerinnen, die sehr gut Karten zu lesen verstehen, widerlegen auf das überzeu gendste die Sage vom physiologisch bedingten Unverständnis der Frau für die Landkarte. Und diese Kartenleserinnen von heute sind mir weit sympathischer als die Kartenlegerinnen von einst. Von dem ganzen weitverzweigten Geschlecht der Karten hat kein Zweig eine grössere Bedeutung erlangt als die Land karte. Spielkarten und Fahrkarten, Visitenkarten und Post karten mögen eine grohe Bedeutung haben, Karteikarten und Kcnnkarten ln gewissen Fällen unentbehrlich sei. Von ungleich größerem, vielseitigerem Wert allgemeinerer Bedeutung aber sind die Landkarten. Sie erfassen mit ihren bunten, linienreichen Blättern das ganz« Antlitz der Erde, bringen uns die fernsten Zonen nahe, lehren uns die Heimat besser kennen. Landkarten — das sind Karten, die die Welt bedeuten . . .
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