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Die deutsche Runst in Osten man In den hervorragendsten neueren Werden, del aller wah ren Selbständigkeit, die Vergangenheit immer wiedcrerliennen. Ter größte Berlreter der Romanlil, wurde der berühmte Maler Ian Matcjlw, dessen beste Werbe wahre Schönheit der Farben und edle Bewegtheit der Linien offenbaren, Tie Malerei steht Alle großen Kulturmittelpunkte Polens zeugen von einer Fülle deutscher Kunst. Alan bann bis in die ältesten Zeiten der polnischen Geschichte zurückgehen. und gleich im Anfang begegnet uns der germanische Einslus;, der über die Jahrhun derte hinweg bis in die neuere Zeit anhält. Der Ausbau des polnischen Staates ist gekennzeichnet durch den Kampf der byzantinischen Kultur mit der nordisch- egrmanischen um die Vorherrschaft. Dieser Kampf währte nicht sehr lange, aber er Ivar entscheidend für die Zukunft: Byzanz unterlag. Um die Iahrtausendwendc begann alsdann die eigentliche polnische Kultur, deren weithin sichtbarer Ausbruch die Werbe der Kunst, in erster Linie die großartigen Bauten im Lande, wurden. Scho» vor dem Ostzug des Deutschen Rit terordens betraten einzelne deutsche und niederländische Bau meister den polnischen Boden, und der Deutsche Orden trieb von Pommerellen aus seine festen Burgen, Abteien und Kirchen in gotischer Art nach dem Osten vor. um eine endlose Schar von Künstlern nach sich zu ziehen. Der Orden wurde zu dem einzigartigen und machtvollsten Vermittler des künstlerischen Gedankengutes Deutschlands an Polen, und die Werke, die er erbauen lies;, sind Künder von einem aufrechten Geschlecht, dessen edelste Vertreter mit Herz und Geist ihrer Aufgabe zu getan waren. Den Deutschen Rittern schlossen sich die Deutschen Zisterzienser i» grosser Zahl gn, die, während sie das noch unwissende und arme Volk Im Ackerbau und in den Hand werken unterwiesen, ihrerseits die Baukunst in hohem Mas;e pflegten. Bald gab cs nicht nur in jenen Städten, die von den Deutschen selbst gegründet wurden, sondern auch in anderen die verschiedensten religiöse» und profanen Bauten, die in küh nen Formen und mit prachtvollem Schmuck cmporstrebten. Schließlich gingen die meisten deutsche» städtische» Gemeinden in Polen dazu über, von sich aus deutsche Meister nach Polen zu rufen, die das Begonnene fortsctzten. Die Hochblüte der deutschen Gotik, der am weitesten sich auswirkenden Kunst epoche. dauerte bis weit in das 16. Jahrhundert hinein. Während uns aus der romanischen Zeit heute nicht mehr viel In den polnischen Landen erhalten ist — die berühmtesten Werke dieser Zeit sind die Kirchcnbauten In Krakau und Leczyca und das prachtvolle Gnesencr Domportal mit den Dar stellungen aus dem Leben des heiligen Adalbert — weist die Gotik um so mehr an erlesenen Werken auf. Diese Gotik bietet sich uns nicht nur in der Baukunst dar, sondern ebenso in der Bildhauerei, der Holzschnitzkunst und der Malerei. Den höchsten künstlerischen Manz erreichte dabei die Stadt Krakau, die durch die Deutschen, wie der Chronist sagt, „an das Licht der Sonne gehoben wurde". Dann die Städte Posen, Thorn, Gncscn, Wilna, Lemberg u. a. Schon die schöne» Stadttore — In Krakau das Florianitor oder in Wilna die Ostra Brama — sind Künder der gotische» Anfangszeit. Ganz neuartig und bewundernswert waren die mächtigen Backstcinbauten: die Kir chen Krakaus, Posens und Thorns, die im Auftrag der Ordens ritter von Baumeistern aus Norddeutschland aufgcführt wurden. In Warschau war es die Marienkirche, die In Backstein erbaut wurde, uud in Wilna entstanden allein 10 solche helleuchten den roten Gotteshäuser. Später wuchsen aus kärterem, natiir- Lublin, der um 1500 lebte, als die Gotik in ihr letztes Stadium eintrat, schuf seine Werke ganz in deutschem Geiste. In der dann folgenden Periode der Renaissance und des Barock gewann die italienische Kunst größeren Einfluß in Po len. Italiener erbauten Kirchen, Königs- und Magnatenpaläste und waren als Bildhauer tätig, mährend die Polen auch jetzt nur vereinzelt hervortraten. Auch von Frankreich drangen Ein flüsse ein. Aber das Hochbarock und das sich anschließende Rokoko zeigte wieder die deutschen Baumeister auf der Höhe ihres Schassens. Die polnische Hauptstadt. Warschau, erhielt ihr eigentliches künstlerisches Gesicht unter dem sächsischen Kö nig August dem Starken, der die deutschen Künstler, als Bau meister vor allem den Westfalen Pöppelmann, den Erbauer des Dresdner Zwingers, nach Warschau berief, und unter seinem Sohn, König Auaust III. Es waren zumeist Paläste mit reich geschmückten Fassaden, die in dieser Zeit entstehen, und die Zahl der Entwürfe mar so groß, daß es genügte, nur einen Teil von ihnen auszuführen, nm die Städte weithin auszugestallen. Selbst im fernen Osten Polens, auf Rußland zu. waren in dieser Barockzeit deutsche Künstler tätig, und von ihrem Schas sen geben uns die schönen Kirchen in Cholin, in Lubartow und in Potschajosf, das schon dicht an der russischen Grenze liegt, Kunde. Die Malerei behielt noch weit über die barocke Bau zeit hinaus ihre deutschen gotiscizen Formen bei, und es kam eine größere Zahl von Malern, Graphikern und Kupferstechern auf dem Weae über Danzig nach Polen, wobei außer den Deut schen auch Niederländer sich einfanden. Die Namen De Hondt und De Hoog ragen hier hervor, während unter den Italienern sich Dolabella großen Ruhm erwarb. Die polnischen Maler und auch die französischen, die in Marschau arbeiteten, brachten cs auch jetzt noch zu keiner eigentlichen Künstlerschast und blieben Nachahmer. Bis ins 10. Jahrhundert hinein. Auch das Zeit alter der Klassik sah viele fremde, diesmal fast nur nichtdeutsche Baumeister und Künstler in Polen, denen es aber zumeist an Eigenständigkeit, bei aller Fülle ihrer Werke, mangelte. Erst die Romantik, die gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts in Polen anhob, ließ die ersten rein volnischen Künstler von grö ßerer Geltung, ja schließlich von Weltgeltung mehr und mehr hervortreten. Es begann ein neues gewaltiges Schassen auf den verschiedensten Kunstgebieten. das ununterbrochen bis zum Weltkrieg anhirlt und dann sich fortzuselzen suchte. Diese ucue Epoche ist aber gar nicht zu denken ohne das bereits Voran gegangene. ohne das Grundlegende in den früheren Jahrhun derten. weil erst dadurch der in der Romantik erwachte pol nische Geist seine eigentlichen Ziele erhielt. In der Tat kann überhaupt von da an im Mittelpunkt des künstlerischen Schaf fens in Polen: die Landschastsmalerei wechselt mit der Kunst des Portäts. die Geschichtsmalerei, die die großen Taten der Geschichte festhiclt, mit der Malerei des alltäglichen Tors- und Arbeitslcbens ab. Die Holzschnitzkunst reiht sich an, oft von sehr tiefer Innigkeit und Einfalt, von jener Tiefe der gotischen deutschen Vorbilder, die immer wieder dem Gemüt und dem Geist Ansporn gaben. Aber auch vor Entartungen blieb die neuere polnische Kunst nicht bewahrt, indem nicht wenige Polen sich der Nachahmung jener seichten europäischen „Richtungen" ergaben, die vor uud »ach dem Kriege vielerorts „in Made kamen". Doch die Fülle des Echten und Alten feuerte die eigentlichen Künstler immer wieder zu besserem Schaffen an, und schließlich spiegelte sich das ganze Leben der polnischen Venn pkolo - Oö,ne, »ike^el n«ck dem OiundreU, geh nu- «ulnecten, Kunden vaue-tlungen v/e-den können vs-um ru Oorne-, uzenn Z>e X. V- »>>«,,« t »> 4 >, «/>» »4- » , 4«> 4 >> Volksseele, da aus allen Schichten Künstler hervorgingen, in den geschossenen Werken wider. Vom Stillen. Melancholischen und Mystischen ging der Weg bis hinaus zum Ueberekstatischen. Neben der Malerei und dem Holzschnitt erlanate auch die Bild hauerei neue Bedeutung, und endlich kam in den polnisclien Großstädten, besonders in Warschau und Krakau, auch die neuere Baukunst zur Geltung. Polen ist nächst Böhmen das Land in dem die deutsche Kunst ihre tiefsten Wurzeln im Osten hat schlauen können. Ter deutsche Geist fand hier ein weites Feld des Wirkens, und durch ihn wurde die slawische Seele zn ihrer Entfaltung ge weckt, zu ihrem eigenen künstlerischen Schassen erhoben. A. „Gott und die Musen" U)ege deutschen Geiste», gespiegelt in der Geschichte -es Tübinger Stiftes lichcn Stein die Marienkirche in Krakau, der Dom von Gnesen, die gotische Kathedrale in Lemberg, die vielgerühmte Lember ger Voimkapelle und andere Kirchen hervor. Werke profaner Art traten hinzu: die schönen deutschen Büraerhäuser. Kauf käufer und Rathäuser, die um die viereckigen Marktplätze ent standen. und in den engen Gassen die malerischen, mit Erkern verzierten Wohnhäuser, die den Stolz der Familien bildeten. Auch in der profanen Kunst weist Krakau die meisten Reste der gotischen Zeit auf, wogegen in Warschau alle gotischen Ge bäude — cs sei nur das alte Fuggcrhaus genannt — später von anderen Stilen überbaut wurden. Eine wie innige künst lerische Gemeinschaft zwischen Deutschland und Polen sich ent wickelte, wird durch die Tatsache beleuchtet, daß Künstlersami- licn, die schon in Deutschland zu hohen Ehren gelangt waren, nach Polen wanderten und dort bisweilen Ihre letzten und besten Meisterwerke schufen. Das schwäbische Baumeisterge- scklecht der Parier wanderte von Nürnberg ostwärts zuerst nach Böhmen, wo es In Prag den St. Veits-Dom zu bauen begann, dann nach Siebenbürgen und endlich nach Krakau. Der be rühmte Veit Stoß folgte Im Jahre 1-177 einer Bitte der deut schen Gemeinde In Krakau und beaab sich nach Polen, nm in Krakau sein größtes Werk, den mächtigen gotischen Hochaltar in der Marienkirche zu schaffen. Auch sein Sohn Stanislaus folgte ihm und errichtete mit seinem Vater zusammen die be rühmten Grabdenkmäler für den polnischen König und die Großen des Landes. Non dem bekannten Erzaicßer Peter Vischer gelangte» Werke von Nürnberg nach Polen, um das Krakauer Mawclschloß. die .Hochburg der polnischen Herrscher (deren Bau mit der finanziellen Hilfe eines Deutschen ermög licht wurde), zu zieren, mährend sein Sohn Hermann selbst nach Krakau kam. um für das gleiche Schloß kostbare Stücke zu gießen. Auch Hans Dürer, der Sohn Albrecht Dürers, wn-^de von König Kasimir gerufen und erhielt den Auftrag, das Kö- nigsschloß künstlerisch auszuschmücken. Der bekannte Hags von Kulmbach (Irans Süß) aus dem Kreise Dürers, folgte dem gleichen Rufe. Die gewaltige Geltung dieser deutsclzen Kunst trug dann dazu bei. daß auch Gelehrte aus Deutschland an die Universität nach Krakau berufen wurden, unter denen Johan nes Aventinus. Thomas Murner und Konrad Celkes genannt seien. Die deutsche Gotik, die wie eine einzigartige Blüte auf gegangen war. verbreitete sich weit über das polnische Land und strahlte auf die koiymeuden Jahrhunderte aus. so daß alle späteren Perioden von ihr befruchtet wurden. Der erste be deutende Künstler polnischer Nationalität, Adam von Die Tatsache, daß sich der Deutsche von jeher in Zeiten inneren und äußeren Ausbruchs immer zugleich vor die Not wendigkeit und die Aufgabe gestellt sah. von neuem auch die Frage nach dem eigensten und eigentlichsten Wesen deutschen Geistes aufzuwcrfen, hat ihren lcszten Grund wohl in der Fähigkeit unseres Wesens, sich den von außen an unser Geistes leben herantretenden Ideen und Einflüssen in einer Weite und Tiefe zu öffnen, wie dies vielleicht keinem anderen Volk der Erde sonst gegeben ist. Wir wissen, wie diese Fähigkeit uns nicht selten zum Unheil gereichte, vermögen ivir sie doch bis an den Rand geistiger Selbstausgabe zu betreiben und dar über das eigene nur zu leicht zu vergessen. Andererseits bedeu tete sie aber doch von jeher auch eine Gabe, die den Deutschen im Laufe seiner Geschichte mindestens ebenso ost zum Ber- ticfer und Vollender des von außen an ihn hcrangetragcnen Gcistcsgutcs werden ließ, dort nämlich, wo es ihm gelang, das Fremde in der Glut des eigenen Geistes ein- und um zuschmelzen und so im Vorgang lebendiger gegenseitiger Be fruchtung ein Neues Hervarwachsen zu lassen, das sich dann auch häufig genug — wie etwa bei der Gotik — als eine Vollendung im Höheren erwies. Lag und liegt also in dieser Aufgeschlossen heit für die Einflüsse der Umwelt und in der daraus entsprin genden Vielgestaltigkeit unseres Geisteslebens immer Gefahr und Geschenk zugleich, so stellt sie darüber hinaus aber viel leicht den schönsten Beweis dar für die unverbrauchte jugend- licl>e Kraft und den inneren Reichtum deutschen Geistes. Und es will uns deshalb als ein besonderes Glück erscheinen, daß sich auch heute, im Zeichen eines neuen Ausbruchs, die Frage nach dem Wesen unseres Volksgeistcs im Gegensatz zu älteren, steril gewordenen Völkern nicht einsach mit einem fertigen Schema beantworten läßt, sondern der Deutsche auch heute noch und wieder vor die Aufgabe gestellt ist. sich bewußt zu werden, was nach einer jahrtausendelangen geistigen Auseinandersetzung mit den vielfältigen Umwelteinflüssen, was nach einer außer gewöhnlich reichen geistigen Entwicklungsgeschichte — reich, wir deuteten cs schon an, ebenso an Uebersremdungen, wie andererseits auch an fruchtbaren organischen Ein- und Um- schmelzungsprozcssen, — denn nun als das eigenste und eigent lichste Wesen deutschen Geistes zu gelte» habe. Wir Menschen der Gegenwart können diese Frage wohl In Wirklichkeit gar nicht anders klären als durch eine gleich zeitige gründliche Befragung der hinter uns liegenden deut- sclzen Geistesgeschichte. Solchen Erwägungen mag auch das Durch! Cs Ist Keine Zeit zu verlieren. Man muß dem Gegner auf den Fersen bleiben, und in diesem Falle können keine größeren Umwege gemacht werden, um bequeme Uebergänge zu finden. (PK, Associated Preß, Zander-M.) ungewöhnlich anregende und auischlnßreiche Werk seine Ent stehung verdankt haben, das Ernst Müller in Zusammenarbeit mit Theodor Hacring und Hermann Haering vor kurzem unter dem Titel „Sliftsköpse", Schwäbische Ahnen des deutschen Gei stes aus dem Tübinger Stist (im Verlag Eugen Salzer. Heil bronn. 480 Seiten) heransgcbracht hat. Gewiß, dieses Buch erstreckt sich enlsprecheuö der Geschichte des Tübinger Stift» nur auf die letzten rund 400 Jahre deutscher Geislesentwick- lang. Zudem haben die Verfasser in weiser Beschränkung dar aus verzichtet, eine vollständige Geschichte dieser einzigartigen Erziehungsanstalt zu geben und es statt dessen vorgezogen, nur die Großen des „Stifts", dafür aber um so plastischer, hervortreten zu lassen. Und schließlich ist da noch der Eiuwaird möglich, daß es sich bei den ..Sliflsköpien" doch wohl um eine landschastlich begrenzte Ausprägung deutschen Geiste» handle. Trotzdem glauben nur dieses Werk als einen außer ordentlich wesentlichen Beitrag gerade auch zur Klärung unse rer Frage nnsprechen zu dürfen. Tenn: waren es nicht gerade die letzten vier Jahrhunderte, an deren Schwelle die so un gleiche Dreiheit von Renaissance. Humanismus und Reforma tion stand, die für die deutsche Geistcsenlwicklung von so be sonderer Bedeutung wurden? lind gilt nicht auch aus dem Ge biet dos Geistes das Wort, das; es im Grunde die großen Per sönlichkeiten sind, die die Geschichte ausmochen? Was aber den letzten Vorbehalt bctrisst. so ist dieses Buch selbst wohl der beste Beweis für die Richtigkeit der Behauptung, daß — wie Theodor Haering im Vorwort schreibt. — ..der schwäbische Geist nur eine besonders ausgeprägte Form des deutschen Geistes überhaupt, d. h. dessen, was ihn von anderen Volkszeislern unterscheidet, darstelle". Mit diesen „Stntsköpien" blicken uns wirklich — nm noch einmal mit den Worten des gleichen Mit arbeiters zu sprechen, — „Gesichter non Ahnen jenes weit all gemeineren und bedeutenderen Geistes" an. „wie er — im Un terschied von anderen Völkern der Erde — immer allen großen Deutsche» in ganz besonderem Maße eigen war". Dies wird sogleich noch deutliclx'r. wenn wir uns gegenwärtig halten, das; unter der außerordentlich großen Anzahl bedeuten der Köpfe, die aus dem Tübinger Stift hervorgegangen sind, sich ein Johannes Kepler, „der Fürst der Sternkunde", ebenso findet wie die großen Pietisten I. A Bengel uud Fr. Chr. Oetinger daß hier die großen Philosophen I. H Schelling und G. F W. Hegel ebenso zu nennen sind wie die Dichter Fr Höl derlin, Gustav Schwab. Wilhelm Hauff und Eduard Mörike, daß so ungleiche Naturen wie Johann Gottlieb Blumhardi und David Friedrich Strauß ebenso zu den „Stiitsköpsen" gehören wie die großen Historiker Ferd. Christian Baur und Karl Holl, wie ein Fr. Th Vischer, der Verfasser des „Auch Einer", oder der große Logiker Christoph Sigwart. All dies sind Männer, 8eren Namen weit über Württemberg hinaus meist al'gemein Zutsche, ja bisweilen europäische Geltung erlangten. Und so *>>rf man wohl mit Recht in der Geschichte dieser Großen, wie sie aus dem Tübinger Stift seit seiner Gründung im Jahre 1'06 immer wieder hervorwuchsen, ein Spiegelbild sehen für die Wege, die der deutsche Geist in diesen letzten vier Jahr hunderten gegangen ist Was uns dieses Werk über die Tübimzer „Sliftsköpse". aber besonders wertvoll macht, ist der Umstand, daß gerade durch die Begrenzung, die mit seinem Thema notwendig ver bunden ist, die Grundrichtung dieser Gcisteswcge um so klarer hervortritt. Uud dabei zeigt sich nun immer wieder, daß bei aller Verschiedenheit der Ausgangspunkte, bet aller Verzweigt heit der Wege und bei aller Vielgestaltigkeit des schwäbischen und damit des deutschen Geistes die Zielrichtung in diesen 400 Jahren im Grunde eine sehr einheitliche ivar. Ja, letztlich ist cs eigentlich nur ein einziges großes Problem, um das diese Männer immer von neuem gerungen haben, weil cs immer aktuell war und jede Generation immer von neuem sich davor gestellt sah. Das Erstaunlichste jedoch ist wohl, daß dieses Grundproblem schon sehr frühzeitig in einer der alten Inschriften, wie sie an den Toren und im Hofe des Siistsgebäu- des erscheinen, gewissermaßen aus die kürzeste Formel gebracht wurde: „Aedes Deo et Musis sacra" — „Ein Haus sür Gott und zugleich sür die Musen", dies sollte die eigentliche Bestim mung des Tübinger Stifts sein. „Gott und die Musen", — „Christentum und Griechentum", wie sich diese Grundfrage etwa einem Hölderlin darstellte, — oder „Glaube und Wissen",