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Sächsische Volkszeitung : 23.09.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193909233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390923
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-09
- Tag 1939-09-23
-
Monat
1939-09
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.09.1939
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Die ^000jährige Airche Polens D«V Anteil an dev knltnvellen Lntrvicktnng j>sl«n» Im Jahre 966 nahm -er älteste, In der Geschichte genannte Heerführer der Plasten, der Fllrst Mieszko, in Polen das Chri stentum an. Schon vor ihm waren von Franken aus und von Konstantinopel Glaubensboten in Polen erschienen und hatten einzelne Volksteile zur Annahm? der neuen Lehre bewogen, aber die von Konstantinopel kommenden Missionare hatten den Geist der Kir«l>enspaltung, der damals über dem Morgenland schwebte, mit ins Land gebracht. So geriet Polen eine Zeitlang ins Schwanken, ob es sich der Lehre der Abendländer, der frän kischen Deutschen, oder der Morgenländer zuwenden sollte. Die Bekehrung des Fürsten Mieszko entschied diese so bedeutsame Frage, und er empfing die Taufe aus der Hand eines römisch- katholischen Priesters, eines Böhmen, dessen Heimat durch deutscl>e Mönche das Glaubenslicht erhalten hatte. Der Neuge- tauftc war der katholischen Kirche ganz zugetan, und seinem Beispiel folgte langsam das ganz« Volk. Mieszko wurde noch bestärkt in seinem wichtigen Schritt durch die Christin Dabrowka, die Tochter eines böhmischen Edlen, die vor ihm be reits den Glauben angenommen hatte, und die er zur Gemahlin nahm. Diese Verbindung des Fürsten mit einer Tschechin war erklärlich aus der sehr engen slawisck)en Blutsgemeinschaft der beiden Völker, denn beide gehören sa dem westlichen Ziveig des gesamten Großslawentums an. Obwohl das Heidentum >n Polen sich verschiedenen Ortes hartnäckig der neuen Lehre widersetzte, konnte doch bereits 968 das erste polnische Bistum Posen ge gründet werden, das der reichsdeutschen Diözese Magdeburg zugeordnet wurde, da Polen unter der Schutzherrschaft des Rei- änrs stand. Damit war das erste Fundament für den Aufbau der Kirchenverwaltung in dem überaus schwierigen polnischen Land, wo die Stämme sehr iveit verstreut lebten, gelegt. Dieses Werk wurde mit deutscher Hilfe tatkräftig durchgesührt, und die Deut schen trugen nicht nur die christliche Lehre immer weiter vor, sondern sie vermittelten auch die erste Bildung und Kultur. Die völlig« Christianisierung Polens gelang erst zur Zeit des heiligen Adalbert. Dieser große Heilige, der auf deutschem Boden, in Magdeburg, von dem dortigen gleichnamigen Erz bischof seine Erziehung erhalten hatte und dort zum Priestertum geführt worden war, hatte in Böhmen, wohin er sich zuerst be gab, um schon In jungen Jahren zum Bischof in Prag emporzu steigen, ein nvchselvolles Schicksal. Er wurde nach schweren Drangsalen endlich von den Tschechen, unter denen die Kämpfe zwischen Christentum und Heidentum tobten, aus dem Land vertrieben, und er wandte sich nach Osten, nach Polen, um hier mit glühendem Eifer das Evangelium zu predigen. Die Erfolge, die er hatte, spornten ihn an. auch In die Nachbarländer Pom mern und Preußen zu eilen, wo er dann auf einer seiner Wan derungen im polnischen Grenzland den Martertod starb. Diele deutsche Mönche — Adalbert war Benediktiner — hatten ihn aus all seinen Reisen begleitet. Dieser Opfertod des Heiligen wurde der Anlaß zum allseitigen wunderbaren Erblühen des Glaubens in Polen. Und die Deutschen konnten sich rühmen, hier eine „reiche Ernte zu halten". Der Nachfolger Mieszkos, der Herzog Boleslaw, erkaufte die Gebeine Adalberts für «in hohes Löse geld von den Heiden und ließ sie im feierlichen Zuge nach Gne- sen bringen. Dort ruhten sie dann ein« Zeit lang, um später nach Prag in den St. Veitsdom auf dem Hradschin Ubergeführt zu werden. Wie eng damals schon das geistige Band zwischen Polen und Deutschland war, geht daraus hervor, daß der deutsche Kaiser Otto IH. an das Grab des heiligen Adalbert nach Gnesen ejlt«, dort mit dem polnischen Fürsten zusammcntraf und mit diesem gemeinsam im Auftrag« des Papstes Silvester II. das erste polnische Erzbistum zu Gnesen errichtete. Erster Erz bischof von Gnesen war der Bruder des heiligen Adalbert, der eifrige Gaudentius. der den Ermordeten ständig begleitet hatte und In seinem Geiste welterzuwirßcn sich bemühte. Diesem neu errichteten Erzbistum wurde das Bistum Posen und das nun auch errichtete Bistum Krakau unterstellt, und damit war eln neuartiger Mittelpunkt de» gesamtreligiöfen Leben» in Polen geschaffen. Die Mehrzahl der in Polen wirkenden Priester waren Deutsche, und in dieser Tatsache liegt ihrerseits «in Beweis für den Anteil Deutschlands an der Wek« kung der polnischen Kultur. Unter den reichsdeutschen Priestern ragen besonders zwei hervor: K« heilige Bruno von Ouerfnrt. ein Verwandter des Kaisers Vkko III., der den Bei namen „Bonifatius des Ostens" erhielt und der nach seinen gro ßen Missionsfahrten mit 18 Gefährten ermordet wurde, und der heilige Otto, Missionar in Pommern und Polen, der später zum Bischof von Bamberg und zum Kanzler Heinrichs IV. ge wählt wurde. Von Polen aus konnte schließlich mit Hilfe der Deutschen auch ganz Pommern und Preußen dem Christentum zugesührt werden. Bei diesem einheitlick>en Missionierungswerk trat der Deutsche Ritterorden mit auf den Plan, der von den polnischen Fürsten gerufen wurde, und der bald weite Gebiete des Ostens unter seine Schuhherrschast nahm. Dieser Orden, aus Rittern, Priestern und dienenden Brüdern bestehend, stieß über West- und Ostpreußen bis in das Kulmer Land vor, das ihm von Polen zum Geschenk gegeben wurde, und weiter Ins Innere Polens, wobei er seine lwrrlichen Kircl)«n, Burgen und Abteien erstehen ließ. Ihm zur Seite aber stand auch der Orden der Benediktiner und Zisterzienser, die beide ihre Tüch tigsten ausmählten und von Deutschland nach Polen sandten. Das Geschlecht der polnischen Piasten, das bis 1379 regierte, förderte diese deutschen Bemühungen seit Mieszkos Tagen mit alle» Kräften, und als im Jahre 1364 unter dem setzten Piasten die erste polnische Universität in Krakau ge gründet wurde, In der damaligen Hauptstadt Polens, die von Deutschen erbaut worden war und Jahrhunderte hindurch von ihnen in der Mehrzahl bewohnt wurde, da erstand ein neues, sehr wichtiges Zentrum der christlicl>en Bildung. An dieser Universität wirkten bedeutende christliche Gelehrte, die ost wie der von Deutschland kamen. Viel Christenblut war anfangs in Krakau geflossen, und auch der Krakauer Bischof Stanislaus hatte 1659 als Heiliger den Martyrertod erlitten, aber die Stadt ivar zum staatlichen Mittelpunkt Polens aufgestiegcn. Endlich wurde noch ein weiteres christlicl)«a Zentrum für den Siidosten des Landes geschaffen; in Lemberg wurde das zweite polnische Erz bistum neben dem von Gnesen im Jahre 1375 errichtet. So konnte die Zeit der Iagellonen beginnen, die Zeit der Regentschaft eines litauischen Geschlechts, das durch Heirat das Großreich Polen-Litauen schuf. Diese Verbindung hatte ein doppeltes im Gefolge. Einmal wurde ganz Litauen von Polen aus für das Christentum gewonnen, das Litauen, das über so weite Strecken Rußlands damals herrsckte; und zum andern Mal wurde das neue Großreich der mächtigste Wall gegen alle Strö mungen des Ostens und Siidostens, vor allem gegen das Schisma und den Islam. Polen-Litauen stand als das Grenzland der germanisch-abendländischen Kultur im Fernen Osten da. als der Ausläufer der abendländischen Bildung, und auch bei der Erschlie ßung Litauens für die christliche Kultur wirkten zahllose Deutsche teils aus Polen, teils aus dem deutschen Mutterland mit. Als dieses mächtige Reich entstanden war. da konnte dann auch noch eine andere Gefahr, die von der Mitte Europas, von Böhmen aus, dem Osten drohte, von Polen, Litauen und Deut- scl>en gemeinsam überwunden werden: der Hussitismus. Die Scharen der Hussiten drangen auch nach Polen vor, um „den ganzen Osten ihrer Lehre untertan zu machen", aber sie wurden im Mrenzland bereits entscheidend geschlagen, und nur versprengte Reste gelangten ins Land, wo unbedeutende Volks teile ihrer Lehre verfielen. Die hervorragendste Gestalt aus dieser Zeit ist der Bilchof Zbigniew von Krakau, der die Gefahr deutlich erkannte und die gesamte Bevölkerung mit anfcuern- den Worten zum Widerstand ermunterte. Als ast dies nun überstanden war. da lxgann In der zivei- ten Hälfte des 15. Jahrhunderts In Polen das „Felir. saeculum sanctorum", das „Glückliche Jahrhundert der Heiligen". Der Glaube sollte nun so herrliche Blüten treiben, der Wettstreit in der Tugendübung sollte nun so groß werden, wie es nur im vor angegangenen 13. Jahrhundert, zur Zeit der Ordensritter. Bene diktiner und Zisterzienser schon zum Teil der Fall gewesen war. Es war der heilige Johannes van Capestrana — der in Italien als Sohn einer nordischen Familie geborene wortgewaltige Pre diger. der 46 Jahre lang fast ganz Europa durchzog, das Evan gelium verkündete und nur In lateinischer Sprach predigte, aber mit seinen Gebärden, seinem M>n«nspiel und dem Feuer des Morles ast seine Hörer hinriß und den Glauben in ihnen ent flammte — der auch nach Posen kam. Er führte hier den Orden der Observanten ein und entsandte in alle Ricklungen des Lan des eine mächtig« Scl-ar von Glaubensdi«n«rn. Die Zeit der Hei ligen brach Im wahrsten Sinne des Wortes an. und das Christen tum nahm neue Gestalt In den Menschen an, so daß einer am anderen sich ermunterte und In der Tugend wuchs. Die Wirkung war so nachhaltig, daß die Sitten des Volkes sich in weiten Ge bieten erneuerten, die Vaterlandsliebe größer wurde und das natürlich« Leden gesundete. Die Besten Polens waren sich darin einig, daß diese Zeit nur möglich geworden war, weil die aus demgermantschen Raum nach Polen gekommene Kultur mit so außerordentlicher tiefwirkender Macht vorgc- tragen worden war. Aus der Zahl der Heiligen trat als leuchten des Vorbild der Heilige Johannes von Cantius hervor, der an der Krakauer Universität einen Lehrstuhl inne hatte, der viermal zu Fuß nach Rom pilgert«, «in Mal ins Heilige Land, der ast sein Hab und Gut den Armen gab, selbst in Bedürftigkeit lebte und mit seiner Frömmigkeit die Menschen zur Nachahmung hinriß. Die von Deutschland ausgehende Reformation hatte in Polen, was di« großen Massen des Volkes anbelangt, keine stär kere. dauernde Wirkung. Sie griff auf einen Teil der polnischen Stände Uber, während vom Volke sich kleinere Teil« ihr zu wandten. Gleichzeitig ging etwas anderes vor sich. Es trat in den Ständen, von denen die meisten zu Wohlstand gelangt waren, eine gefahrvolle Auflockerung der geistigen Begriffe in Erscheinung, die bereits als Vorläuferin der später um sich grei fenden „polnischen Aufklärung" sich kundqab. Dieser geistige Prozeß, in dem die Elemente des Glaubens nicht mehr zu, Gel- tung kamen, wurde zu einem großen Verhängnis. Es tat sich eine weite soziale Kluft zwischen dem Volk und diesem Teil der Stände auf, und schließlich brach in dem letzteren als Folge jener Auflockerung der Geistcswerte eine abgrundtiefe Zwie tracht aus, in der der Blick für das wahrhaft Notwendig« sich gänzlich trübte. Als dann innerhalb des Protestantismus noch verschiedene Richtungen sich bildeten, die auf den Synoden von Sandomir und Thorn sich nicht zusammcnfinden konnten, wurde das Bild noch unklarer. Um all diesen Ersclzeinungen ein Ende zu bereiten, glaubte der König Sigismund II. August auf Drän gen eines Teiles des Adels dem Plan einer „Polnischen Natio nalkirche", in der alle Geistesrichtungen sich sammeln sollten, zustimmen zu können. Er richtete ein« Botschaft an den Papst Paul IV., wonach die neue Kirche einem Nationalkonzil unter stehen, die priesterlicl)« Ehelosigkeit aufgehoben und die pol nische Sprache als Kirchenspraclp! eingesührt werden sollte. Diese Botschaft blieb ohne Erfolg. Papst Paul bestand auf der An- Dev Führer auf -er westerplatie Der Führer besichtigte die von den Polen vertragswidrig schwer befestigte und von unse ren Truppen nach heftigem Kampf genommene Westerplatte. Links neben dem Führer Gau- leiter Forster, rechts erkennt man Generaloberst Keitel. (Presse-Hoffmann, M.) «rßennung aster bis dahin in Kraft lx-findlichen Kirclxngesetze und bewog den König, von seinem Plan abzulassen. Als dieser nun davon abstand, änderte auch ein kleiner Teil der Stände seine Haltung. Die katholische Kirche suchte das ihrige zu tun und auf verschiedene Weise durch die Erneuerung des Glaubens lebens Kirche und Vaterland zu dienen. Wieder wirkten viele Deutsche hier m i t, die in Polen ansässig waren, und der berühmteste unter ihnen war der Kardinal Hosino, der als Sohn deutscher Ellern in Krakau geboren war, dort seinen Studien oblag, zum Priester geweiht wurde und zum Bischof von Ermland geivählt wurde, um später Großpönitentiar und Kardinal in Rom zu werden. Sein Ziel war, durch großzügige Aufklärung die Fragen des Glaubens allen näherzubrin gen und wahre Einsicht darin zu vermitteln. Dieses geschah im ganzen Lande durch Predigten und Unterricht, und er berief deutsche Jesuiten, die der schwierigen Ausgabe sich wid meten. Das Werk dieses Kardinals wurde später vom heiligen Petrus Canisius, jenem Deutschen, der auch in Prag das Er- ncuerungswerk im tschechischen Volk leitete, weitergefiihrt. Katholiken. Protestanten und ungläubig Gewordene kamen zu den Predigten und den Unterrichtsstunden, und eine nicht un bedeutende Zahl wurde wieder gläubig. Einige Bischöfe Polens suchten auch durch Reisen mit den Ständen und den gefähr deten Volksteilen zusammenzukommen und aus Synoden ihren Priestern zeitgemäße Richtlinien zu geben. Aus solche Weiss konnte zur Zeit Sigismund III. im 17. Jahrhundert, als noch ein besonders Wortgewaltiger, der Jesuit Piotr Skarga, am Hofe des Königs als Prediger auftrat, die katholische Kirche eine bedeutende Vermehrung des Glaubenslebens überall ver zeichnen. ja, cs war sogar die bedeutsame Union von Brest zu stande gekommen, iir der fiins Millionen orthodoxe Ukrainer, die durch Landgewinn an Polen gekommen waren, zur katho lischen Kirche zuriickkehrten. Auf das gesamtpolnische Leben gesehen jedoch konnten die früher geschlagenen Wunden bei aller Glaubenserneuerung nicht mehr genügend geschlossen werden. Der einmal um sich gegriffene Geist war nicht mehr auszulöscl)en. Wäre damals keraiunN 2 p«oio6trir^kir Denn 8iioto Oö-aei bst cien kbrzeir, reise Kuncles v-glcitcb zut ru beistsn. Usium ru 8lic>tc>-Oolser. uscl verzerren 5is nickt, ricb über ciie Vorteile ! rci nnterrickten, äie er Urnen bieten trenn PUoio-ovIK» - VSkrvkN L »4 - «rr, r,.-r. > der größere Teil des Volkes nicht wahrhaft gläubig gewesen — trotz vielfacher religiöser und sittlicher Verderbnisse in ein zelnen Gebieten wegen der mangelhaften Seelsorge —, s» wären wahrscheinlich, wie die Geschichte berichtet, Lei der tie fen sozialen Not Bürgerkriege mit unübersehbaren Folgen aus gebrochen. Das Geschlecht der Iagellonen starb aus. Fremd« Könige mußten längere Zett Polen regieren, die aber die Macht nicht besaßen, den Verirrungen Einhalt zu gebieten. Unter dem tapferen König Johann Scckieski schien noch einmal siir ein« Weile eine bessere Zeit anzubrechen, unter dem König, der mit seinem Lntsahheer 1683 an der Rettung Wiens vor den Türkenheeren und damit an der Rettung des christlichen Abend landes mitbeteiligt war. Aber es blieb nur ein kurzes Auf flackern, und in der dann folgenden Zeit vergrößerte sich die soziale Kluft, und der „ausPklärte" Geist untergrub die Funda mente des Staates. Die Mahnrufe der Einsichtsvollen waren, vergebens: der Bischöfe, Priester und vieler hervorragende« Laien. Nach den bann folgenden drei Teilungen Polens unter dem letzten polnischen König Poniatowski zu Ende des 18. Jahr hunderts wurde das an Österreich gefallene Galizien eine Zeit lang vom österreichischen Josephinismus überschattet, dem Zeit alter der „Aufklärung" Oesterreichs unter Joseph II., wodurch dem Glauben seinerseits Wunden geschlagen wurden. Später gestaltete sich die Lage besser. Eine Reihe frommer Bischöfe wirkt in den beiden galizischen Hauptstädten, in Krakau und Lemberg, und das Vorbild des heiligmäßigen Joseph Biiczewskt ließ viele im Glauben erstarken. Das kirchliche Leben in dem an Preußen gefallenen Gebiet wurde 1821 durch eine päpst liche Bulle so geregelt, daß das alte und erste Bislum Posen zum Erzbistum erhoben wurde und mit dem Erzbistum Gnesen in Personalunion trat. Zu den verdientesten Männern in die sem Gebiet zählte der Erzbischof Dunin und der Kardinal Ledo- chowski, die beide das Evangelium ihrem Volke vorzuleben trachteten. In dem an Rußland gesottenen Gebiet endlich suchte das Zarentum die in der Union von Brest wieder mit der katholischen Kirche Vereinigten zur Orthodoxie zuriickzusühren. Nacichem zuerst das ganze Land dem Erzbistum Warschau mit sieben Diözesen und der Metropole Mohilem unterstellt worden war, wurden bald diese Bischofssitze wieder aufgehoben, die Oberhirten von den Gläubigen getrennt und die letzteren den orthodoxen Gesetzen unterstellt. Ein kleiner Teil der Katho liken (Unierten) hielt im Glauben nicht aus, weil ein Teil ihrer Führer nicht aushielt, während bei den übrigen hervor ragende Zeugnisse der Frömmigkeit und Standhaftigkeit ge geben wurden. Die Bemühungen der Päpste blieben lange Zeit erfolglos, und erst Leo XIII. kante 1883 von den verwaisten Bistümern wieder zwölf besetzen, worauf 1965 weitere Erfolge zu verzeichnen waren. Kurz vor dem Weltkrieg schien ein« neue Aera anzubrechen. Während des Krieges als Polen von den Mittelmächten in Besitz genommen war. sandte der Papst Benedikt XV. den Monsignore Achille Ratti. den späteren Papst Pius XI., nach Polen, der im Verein mit den deutschen Be hörden die Ncuorganisierung der kirchlichen Verwaltung und die Hebung des Glaubenslebcns in Polen tatkräftig begann. Die Erzbischöfe Daibor in Polen und Kakowski in Warschau unterstützten ihn dabei mit allen Mitteln. Weitere Diözesen erhielten neue Oberhirten, das Bistum Podlachien wurde wie- dererrichtct, und kurz nach dem Kriege erstand auch das Bis tum Lodz. 1925 schloß Polen mit dem Vatikan ein Konkordat, wonach das ganze Land in fünf Kirchenprovinzen mit fünf zehn Diözesen cingcteill wurde. Die Schatten der Vergangenheit lagen nachdem Welt krieg weiter über dem Glaubcnsleben Polens. Auf der einen Seite war und blieb das einfache Volk zum allergrößten Teil tiefgläubig, und es suchte die Pflichten, die ihm der Glaube auserlegte, treu zu erfüllen; aber auf der anderen Seite ge wann in bestimmten Schichten die zersetzende Den kungsart weiter Raum. Von hoher und höchster kirchlicher Seite wurde wiederholt mit allem Ernst aus diese Gefahr hin- izewiesen. In jenen Gebieten, wo neben den Katholiken die Orthodoxen und die sehr zahlreichen Juden wohnten, kam eg zu starken Spannungen. Alle Orthodoxen suchen von Natur aus sich scharf von den Katholiken zu trennen und diese als „mindere" Christen zu betrachten, während es bei den Katho liken oft an Verständnis für die Orthodoxie fehlte, und die Juden wurden an dem sozialen Elend der Christen schuldig. Die von Amerika nach Polen verpflanzte „neue polnische Natio nalkirche", die 1919 erstmalig in Erscheinung trat, konnte keine größere Zahl von Anhängern gewinnen. Sie blieb in ihrem
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