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Sächsische Volkszeitung : 05.08.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193908050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390805
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-08
- Tag 1939-08-05
-
Monat
1939-08
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.08.1939
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Das „Böhmische Assisi" Die wenigsten Fremden, die nach Prag kommen, wissen etwas von dem uralten Kleinod, das diese Stadt in einem ihrer verborgensten Winkel birgt. Nur von zwei Seite» erreichbar, vom Stadtinnern durch eine enge, schwer aufsindbare Gasse und von der Moldau her durch ein einziges, ganz unscheinbares Tor, liegt da verträumt ein kleines Häusermeer, wo stille Höfe von klosterähnlichen Bauten umgeben sind, von langgestreckten niedrigen Gebäuden mit Stiegen und Galerien, von turmbcwchr- ten Tordurchlässen, die dunkel und versteckt sind, und von hoch- giebeligen, eigenartig kleinen Kirchen. Die Gebäude sind von Familien bewohnt, die hier ein bescheidenes Leben führen und p'nc Lärm ihrem Tagewerk nachgehen. Die alten Gotteshäuser «baren bis vor kurzem geschlossen. Hier ist neben jener Stelle, wo »us dein Burghiigel sich der erhabene St. Veitsdom erhebt, ler geweihtestc Boden Prags, der besonders jedem Deutschen teuer ist. In einer Zeit, als es schien, als ob die abendländische Kultur, die soeben von Deutschland her nach Böhmen vorgetra gen worden mar, in ihren Grundfesten erschüttert werden sollte, wurde h'er die graste Entscheidung mit herbeigeführt. So wie in Itmien in schwerster Zeit der Arme von Assisi durch die tiefgrei fende Erneuerung der Menschen zur stärksten Stühe des abend ländischen Weltbildes wurde, so wurde cs in Prag eine Jüngerin des heiligen Franz, die das „Böhmische Aksisi" schuf. Es ivar die Tochter Ottokars I., Agnes von Böhmen, die mit der heiligen Klara, der Mithelferin des Armen von Assisi in Ver bindung stand. Agnes, deren Mutter deutscher Abstammung war, hatte ihre Ausbildung fast ganz von deutschen Erziehern erhal ten. und ihre Anregung zur Gründung des franziskanischen Wer kes erhielt sie ebenfalls von Deutschen aus dem Reich. Diese ahnten voraus, welche Bedeutung ein solches Werk für die Kultursendung Deutschlands unter den slawische» Völkern des mittleren und östlichen Europas erhalten werde. Eine genügend graste Schar von wahrhaft gläubigen Menschen, die das Christen tum vorlebten, würde genügen, den Verderbnissen der Zeit das sichere Gegengewicht zu geben. Man fragt sich heute, wie es möglich war, dast eine solche entscheidende Periode, die dann in der Tat durch das „Böhmische Assisi" herausgesührt wurde, im Laufe der späteren Jahrhunderte in Vergessenheit geraten konnte. Das hat seinen Grund in der endlosen Reihe der Kriege und Wirrnisse, die über Mitteleuropa dahil.gingen, und die das Andenken an jene Zeit verblassen lie hen. Und zwar, obgleich gerade jene Zeit den nie mehr erlöschen den Funken in den Völkern entfacht hat. der sie i» den Drang salen der Kriege innerlich ausrecht erhielt. Vor zwei Jahren hat der Prager Kardinal den Heiligsprechungsprozcst für Agnes von Böhmen eingeleilct, was endlich dazu beitrug, dast diese Ge stalt der Vergessenheit entrissen wird, eine der grösste» Gestal ten. die vor sieben Jahrhunderten als Blüte der aus Deutschland gekommenen Kultur ein so leuchtendes Beispiel gab. Es geht auch ein längst gehegter Wunsch aller Deutschen in Erfüllung, nämlich der. dast die wertvollsten Teile des Stadtviertels zum „Assisi" in de» leisten Jahren erneuert wurden. Wie notwendig dies war, erhellt daraus, dast verschiedene Teile noch unmittel- must beachtet werden, dast zu jener Zeit das franziskanische Leben, das Leben „in der Armut", noch nicht seinen eigentliclp.'» Niederschlag hinter den Klostermauern fand, sondern dast die Klöster nur gewisse Sammelpunkte für die Ordensmitglicder waren, mährend die sranziskaniscl)e Bewegung selbst fast aus- schliestlich eine Bewegung in der Welt war. Aus dast das Evangelium im wahrsten Sinne des Wortes der Welt vorgclebt werde. Die Schwierigkeiten in Prag waren grast. Jedoch die stäildigcn Ermunterungen der heiligen Klara, die Agnes die „Hälfte ihrer Seele" nannte, führte die Böhmische Königstochter auf dem einmal beschrittenen Wege immer weiter, und nicht lange dauerte es. bis ihr graste Erfolge beschieden waren. Langsam, aber ununterbrochen wuchs das Werk heran; das kleine Assisi »mfastte im Laufe weniger Jahre ein gan zes Stadtviertel, das teils den Ordensangehörigcn Unter kunft gab, teils den Tausenden von Armen zum Aufenthalt diente. Aus einem der Spitäler am Rande des Alsisi, wo dir ehemaligen deutschen Kreuzfahrer die Pflege übernommen hal ten, ging der bekannte und berühmt gewordene „Kreuzherren- ordcn mit dem Roten Stern" hervor. Innerhalb des Assisi er klang die deutsche, die lateinisci>e und die tschechische Sprache, und cs wurden nicht weniger als vier Kirchen erbaut, jene Got teshäuser. von denen heute nach drei erhalten sind. Alan zog von diesem Assisi täglich in die Welt hinaus, »m das Gotleswort nicht nur mit dem Munde zu predigen, sondern um es vor allem vorzulebcn. Die gewaltige Bewegung griff bald über die Mauern Prags hinaus, sie griff auf ganz Böhmen ül>er. und dann aus die östlichen Länder. Ucberall mnssten Zweigniederlassungen gegründet werden. Als nach dem Tode Wenzels I. dessen Sohn Ottokar II. König wurde, trat auch die älteste Tochter Ottokars. Kunigunde, in das Assisi ein. und zwölf weitere Töchter non anderen böhmischen Grasten folgten ihr. In Polen war es die Herzogin des Landes selbst, Kunigunde, die den gleichen Schritt vollzog. Mächtig durchdrang schliestlich der neue Geist die Völ ker; der Name der arm gewordenen Agnes aber war in aller Munde. Doch Agnes lebte ei» Leben der Armut und der Niedrig keit; je gröster ihre Erfolge wurden, um so wehr entzog sie «ich allen Ehren. Sie entflammte dafür die Herzen derer, die ihr Werk mit ausrichten halsen. Und Scharen von Menschen sanden sich zur inneren, echten Natürlichkeit zurück, zu den Grundwahr heiten des Glaubens und des völkischen Lebens. Es erfüllte sich das Wort, dast die Welt und ihre Einrichtungen immer dann wahrhaft gebessert werden, ivenn die Menschen sich bessern. Der Einslust der böhmischen Königstochter erstreckte sich nicht nur auf das einfache Volk, sondern auch ans die gebildete Welt. Ihre Tugend hatte eine mächtige Krast. Auch ragte ihre rein geistige Bildung weit ülxr den Durchschnitt. Man suchte darum ihren Rat auch in weltlichen Angelegenheiten; sie schlich tete den unseligen Streit zwischen dem König Wenzel l. und sei nem Sohn Ottokar II.. so dast im Prager „Assisi" die Versöh nung zwischen Vater und Sohn stattsinden kannte. Und bei vie len anderen Gelegenheiten wurde sie als Ratgeberin und Ver mittlerin hinzugezogen. In ihrer Selbstlosigkeit legte sie schliest ¬ lich auch die Stelle als Aebtissin nieder und nannte sich von da an nur noch die soror major, die „älteste Schwester" Sie war mit der Gabe der Gesichte und der Kranken-Heilungen aus gestattet, und ihr Ruf als „Mutter der Armen" drang bis an dis fernsten Grenzen. Ma» folgte ihr als einer Heiligen. Am 2. März des Jahres 1282 ist sie in Prag im Alter von 77 Jahren gestor ben. Wenige Jahre vorher noch halte sie versucht, ein drohendes Unglück von ihrem Lande abzuwenden, indem sie den -König Ottokar II. o» seine Treue gegen das Deutsche Reich gemahnte. Ottokar N., von Ehrgeiz getrieben, strebte nach der deutschen Kaiserkrone und erhob sich gegen Rudolph von Habsburg. Agnes beschwor ihn. von diesem unseligen Beginne» abzulassen, jedoch Ottokar schenkte ihr diesmal kein Gehör, und es kam zu der Schlacht auf dem Marchfeld bei Wien, wo der böhmische König nicht nur die Schlacht, sondern auch sein Leben verlor. Agnes' Werk aber nahm nach ihrem Tode seinen Fortgang, und cs er blühte auf den Trümmern des dnhinsinkcnden Oltokarschen Rei ches weiter. Agnes wurde zu den Seligen gerechnet. Ihre förm liche Erhebung zur Ehre der Altäre wurde durch die Hussiten kriege vereitelt. Jedoch der Orden der Kreuzherren erhielt die Erlaubnis, ihr Fest am 2. März alljährlich feierlich zu begehen. Das .Böhmische Assisi" wurde nach dem Kriege in Prag das „Na Front ilchbu" genannt. Dieser Name rührt von der ältesten Kir be in diesem Stadtviertel her. von der St. Franzis kuskirche. oie erhalten geblieben ist. Sie steht ganz einsam in dem stillen Aslisi. und ganz in ihrer Nähe erhebt sich auch die zweite noch erhaltene Kirche: die St. Barbarakirche. Beide sind durch ein drittes sehr kleines Gotteshaus, die Maria-Magdale nen Kapelle miteinander verbunden. Hier war der geistige Mit- lorö c,o«nkii oikivkn » „ - Veao gemocht. test unkt des ganzen „Na Frantischku". Die verwitterten Blauer werke, das schlichte Aeustere und Innere der Kirchen erinnern an den schlichten und doch so weltbewegenden Geist des Jahr hunderts. in dem dies Viertel erstehen konnte. Ein unvergleich licher Hauch der Schönheit liegt aus so vielem, was das Auge erblickt. Eine von den Kirclpen. das vierte Gotteshaus, die St.- Lanrentius-Kirche. konnte nicht vor dem Verfall gerettet werden. Das klösterliche Leben im .Na Frantischku" nahm im Jahr« 1782 sein Ende, als Joseph II. die meisten böhmischen Klöster schliesten und die Gebäude für prosane, öffentlich« Zivecke de« Volk übergeben liest. A. Weiherosz und Rosirveihe Das Pferd »in Uult bar aus der Zeit der Gründung vor 700 Jahren stammen. Vor allem werden die verwitterten schönen Kirchen in ihrer alte» Form erhalten. Die Begründerin des „Böhmischen Assisi" ist im Jahre 1205 in Prag geboren. Ihr Vater, Ottokar I., hatte 1198 vom deut schen Kaiser zum ersten Male die erbliche Königswürde für sein Land erhallen, und süddeutsche Einwanderer kamen damals mehr als je nach Prag, weil sie von den böhmischen Herrschern als Kolonisten und Lehrer gcrusen wurden. Böhmen war bereits rin Teil des grösseren deutschen Reiches. Auch der erste Bischof von Prag wae ja deutscher Herkunft, dem andere Deutsche solg- ten. Ihrer mütterlichen Abstammung nach war Agnes von Böh men mit Elisabeth von Thüringen verwandt, denn die Königin Konstantia. Agnes' Mnller, kam aus Ungarn, wo Elisabeth 1207 in Prestbnrg geboren wurde. Agnes ist die Base Elisabeths. Wie innig nun Agnes von Jugend an mit dem deutschen Mutter boden verbunden war. das bezeugen uns ihre ganzen ersten Lebensjahrzehnte. Der Sitte der damaligen Zeit gemäst. wurde sie schon in jungen Jahren dem Sohn des schlesischen Herzogs Heinrich verlobt und zur Erziehung an den schlesische» Hof ge geben. Hier kam sie mit der heiligen Hedwig zusammen, die die Blutter ihres Verlobten war. und die als Herzogin von Schle sien im Verein mit dem Herzog .Heinrich sich um die Koloni sation des Ostens graste Verdienste erworben Hal. Hedwig erzog die Königstochter in dem von ihr gestiftete» Zisterzienserinnen stift zu Trebni st in Schlesien. Hier weilte Agnes drei Jahre, und es wurde damals der eigentliche Grund für ihre ganze spä tere Entwickelung gelegl Die Eindrücke, die sie hier empfing, haben sie niemals mehr verlassen; das Veispiel. das hier gegeben wurde, stand in vollstem Gegensatz zu den schsechten Sitten des Prager Hofes, und es reiste schon damals in ihr der Gedanke, ihrem Volke in besonderer Weise zu dienen, um es aus den Zcitmgderbnisscn zu retten. Da nach Verlauf von drei Jahren der Sohn des Herzogs Heinrich, ihr Verlobter, starb, kam sie nach Prag zurück Das Prämonstratenserinnenstift Doksan» nahm sie für einige Zeit auf. und nun wurde sic mit dem späte ren König Heinrich VII.. dem Sohn des deutschen Kaisers Fried rich II., verlobt. Man schickte sie zur weiteren Erziehung nach Ocsterreich, wo sie a„ den Hof der Babenberger kam. Aber auch diese zweite Verlobung fand auf Betreiben einiger Fürstenhäu ser ein schnelles Ende. Und dann begann die dritte Werbung: der verwitwete deutsche Kaiser Friedrich II. selbst und der eng lische König Heinrich III., die mächtigen Herrscher jener Zeit, hielten nm ihre Hand an. Ottokar I. zwang seine Tochter, die Verlobung mit dem deutschen Kaiser, dem Hohenstaufen anzu nehmen. und die Verlobung wurde rollzogen. Alles geschah gegen den W'llen der Braut. Sie selbst trug sich mit der Absicht, das El>eversprechen wieder rückgängig zu macl-en, den Hof zu ver lassen und ein Leben der Armut unter den Armen Prags zu führen. Schon war die Kunde von der Erncuerungsbewegung des heiligen Franz nach Böhmen gedrungen, und sie fand in vielen Herzen starken Widerhall. Aber es fehlte an einer Führung, an einer überragenden Gestalt, um die sich alle scharen konnten. Da starb Ottokar I. Agnes mar damals 25 Jahre alt, und sie suchte nun da sie des Zwanges ihres Vaters ledig war, in ernsten Vorstellungen den Kaiser Friedrich ll. von ihren wahren Zielen zu unterrichlen und ihn um ihre Freigabe zu bitten. Auch wandte sie sich an den Papst Gregor IX. um Vermittlung, der einen Legaten nach Böhmen sandte, mit dessen Hilfe die Ver lobung dann aufgehol>en wurde. Agnes ivar frei. Sogleich legte sie das königlicl-e Kleid ab und vertauschte es mit dem einfachen, groben Kleid der Armen der Stadt. Sie begann in den ärmsten Vierteln Prags ihr Werk, indem sie dort zunächst die Unglücklichsten um sich herum versammelte und ihre Not linderte. Aus Süddeutschland waren Minoriten nach Prag gekommen, und für diese hatte der inzmiscl-en zum König ge krönte Wenzel l., Agnes' Bruder, eine Niederlassung zu St. Jakob gegründet, der sich die St, Iakobskirche anschlost, die heute noch jeden Fremden mit ihrer Würde und Schönheit anzicht und austerhalb des eigentlicl-en Assist steht. Aus diesen Minoriten wählte Agnes ihre Berater aus. Auf ihren Rat begann sie einen Briefwechsel mit der heiligen Klara, für deren Lcbcnsmerk sie die grösste Teilnahme zeigte. Klara schickte ihr 5 Gefährtinnen, und mit diesen 5 wurde im Jahre 1234 das „Böhmiscl)« Assisi" begonnen. Es entstand zuerst ein Klarissinnenstift, dessen Aeb tissin Agnes selbst wurde, und dem bald ein „Franziskushaus" für die männliche Welt folgte. Bel der Gründung dieser Häuser Als der Heliand-Dichter seinen niedersächsischen Lands- lentcn die evangelische Botschaft verkündete, liest er die Hirten, über denen die Engel den Fr-eden Gottes sangen, nicht bei Schafen, sondern bei ihren Rossen Wache hallen. Im germa nischen Lcbensraum war das Pferd der vorzüglichste Tier kamerad der Menschen, mehr noch, es ivar das vornehmste Kulttier. Wie die „Germania" des Taciiue berichtet, wurden insbesondere Schimmel, die noch durch keinerlei Arbeit im Dienst der Sterblichen entweiht worden waren in heiligen Hainen gehailen. Man achtete aus ihr Schnauben und Wie hern. und suchte daraus die Zukunft zu erkunden; nach dem Volksglauben, so erzählt Tacitus, sind die Priester nur Die ner, die Pferde dagegen Mitwisser der Götter. Die Befragung der Pferde geschah bei der heiligen Umfahr, mit dem heiligen Wagen, auf dem man die Sonne oder den Gott gegenwärtig glaubte. Das Pferdeopfer, besonders wieder das des makellos meisten Schimmels, ivar das höchste der germanischen Opfer um Saat und Ernte, um Licht und Sieg. Mannigfache Reste jener kultischen Verehrung der Pferde haben sich überall auf einst germanischem Boden erhallen: die Pserdehäuister an nieder sächsischen. friesischen oder auch Tiroler Bauernhäusern, Orts namen, wie Rosthaupten und Tierhaupten. die an uralte Opser- stätten erinnern, das „Fest des Pferdes" fDerb» in Epsoms, bei dem der Bischof von Guildford die Rennbahn segnet, der Umrillsbrauch und Nostscgen, der im katholischen Süddcutsch- IllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllillllllllllllllllllllllllllllllilllllllRlllilllilllllll Die schöve Stadt Zur Eröffnung der Salzbürger Festspiele. Alte Plätze sonnig schweigen. Tief in Blau und Gold versponnen Traumhaft hasten sanfte Nonnen Unter sclpvüler Buchen Schweigen. Aus den braun erhellten Kirchen Schaun des Todes reine Bilder, Grosser Fürsten schöne Schilder Kronen schimmern in den Kirchen. Rösser tauchen aus dem Brunnen. Blütenkrallcn dröhn aus Bäume». Knaben spielen wirr von Träumen Abends leise dort am Brunnen. Mädchen stehen an den Toren, Schauen scheu ins farbige Leben. Ihre feuchten Lippen beben Und sie warten an den Toren. Zitternd flattern Glockenklänge. Marschtakt hallt und Wacherufen. Fremde lauschen auf den Stufen. Hoch im Blau sind Orgelklänge. Helle Instrumente singen. Durch der Gärten Blätterrahmen Schwirrt das Lacl-en schöner Damen. Leise junge Mütter singen. Heimlich haucht an blumigen Fenstern Duft von Weihrauch, Teer und Flieder. Silbern flimmern müde Lider Durch die Blumen an den Fenstern. (Mit freundlicher Erlaubnis des Otto Müller Berlages in Salzburg; entnommen aus: Georg Trakl „Dichtungen" 4. Auf lage der Gesamtausgabe, Leinen RM. 5,70.) land sich mannigfach mit dem Kirchenjahr und der Heiligen« Verehrung verbindet. — und endlich die Abneigung der Deut» scheu. Pferdefleisch zu essen. Die beruht keineswegs ursprünglich aus der Longsgsrigkcit des Pferdefleisches, die zudem beim Fohlen sehr viel geringer sein soll, sondern aus kultischen Vorstellungen: der Genust von Pserdesleisch war aus die Opsermohlzeiten beschränkt und bei alltäglichen Mahlzeiten streng verboten. Die Kirche verpönte ihn darum grundjästlich. weil er immer em Bekenntnis zum Heidentum und seinen Göttern bedeutete Neben der Weisung durch das Wiehern der Pferde kannte das germanische Altertum auch die durch den Husschlag; diese Vorst liung lebt fort in Sagen und Legenden, die eine Quelle aus dein Husschlag eines Pferdes entspringen lassen. — diese Sage gibls vom Herzog Widukind wie vom heiligen Georg. Eine and«re Form der Weisung durch das Pserd ist das plötzliche Stillstehen, das eigen mächtige Anhalten. Niederknien oder hartnäckige Zurückkehren aus den alten Plast. So siibrt das Kloster Eital bis Henle im Wappen das kniende Pserd. das nach der Legende den Ort fiir die Klosteraründung bestimmte, and üb-rast verbreitet sind jene Legenden, in denen Pferde, meist meiste, ein Gefährt zunächst blindlings ziehen, bis sie vlöstttch nicht mehr vom Fleck zu bringen sind und so Weisung geben, wo ein Heiligtum entsteht, ein Heiliger verehrt oder ein Toter bestattet werden soll. In christlicher Zeit gelten die Pferde nicht mehr schlechthin als Mitwisser Gottes, kie in heidnischer als Mitwisser der Götter, aber man ist demütig genug, zu glauben, dast Gott sich auch der Tiere zur Kundmachung seines Willens bedienen kann. Dast in der Legende des deutschen Mittelalters diese Tiere so ost Pferde, Schimmel sind, das freilich ist ein Nachklang jener alten Schätzung des heiligen Wcihcrosscs der Germanen und der anderen Indoarier. Die kirchliche Mission hat nämlich das Rossekultwesen nicht cinfachhin ausgelöscht, es vielmehr aufgelöst und umgestaltet; „die alte Kultübung wurde ihres heidnischen Charakters ent kleidet, als Kult am ..Weiherost" beseitigt und mit „Rosse weihe" grundlegend umgcwandelt." Die ehedem heiligen Rosse wurden nicht dämonisiert, und wenn sie nunmehr bei den christliclu-n Heiligen erscheinen, wie etwa der Schimmel bei Sankt Martin und Sankt Georg, so kann das nicht heissen, „dast die genannten Heiligen heidnische Glaubensgestallen ab gelöst hätten, sondern bekundet, dast das Volk den Heiligen in der Weise auszeichnen wollte, die ihm von altershcr als die geziemendste erschien. Ja, die offene Ablegung des heid nischen Kultes konnte nicht sinnfälliger zum Ausdruck gebracht werden, als durch Uebernahme des alten Ehrenzeichens und der auszeichncnden Beigabe fiir die abgetane Glaubensgestalt und die Zuteisiing dieser Attribute an den christlichen Hei ligen. Beachten wir. dast der Schimmel z. B. den Göttern der Heiden zwar genommen, aber nicht dem Gott der Christen zugeteilt wurde Nirgends denkt sich der bekehrte Germane den allgegenwärtigen Gott beritten, sondern beritten ist der Heilige, also ein Mensch, ein Wesen wie er selbst." lR. Hindringer.) Die Vergötterung des Schimmels hört auf, und statt Träger medialer Eigenschaften zur Zukunftswcisung zu sein, erscheint das Weiherost von ehedem nunmehr selbst als des Segens bedürftig, — es wird zur Rosseweihs geführt, besonders an den Festen der Heiligen Leonhard, Georg und Stephan: „Deinen Segen. Herr, sollen diese Tiere hier empfangen, unter dem sie In Ihrer Lebenskraft erhalten und von jeglichem liebel auf die Fürbitte des hl. Leonhard (Georg Stephan) bewahrt werden mögen." Die Rosseweihen sind fröhliche Volksfeste von Mensclpm. die sich und ihre Tierkameraden im Segen der Hände Mattes wissen, Volksfeste mit schönem Umritt um die Kirche. Sie lassen den Tieren den Hafer und das Salz zur Nahrung, segnen und beten als Vauern schlicht und herzlich für Ihrer Pferde Wohlergehen, wie es an der St-Ganoolfs-Kapelle zu Neudenau bei Heidelberg zu lesen steht: „Gott segne dl« Rösser".
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