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Sächsische Volkszeitung : 06.01.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194001066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-01
- Tag 1940-01-06
-
Monat
1940-01
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.01.1940
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.Ssnnabend/Sonntag, S./7. < ),uar 1S4V S»chfischi «olltsz-Uong Nummer S. Sette S Kleine- Abc der Lebensmlttelaufbewahruna Abschnitt wird In Pergameiitpapier gewickelt oder zwi schen zwei mit den Inncnrändcrn aufeinaudergclegten Tellern ausbeivahrt. — Brot gehör« in den Brotkasten oder in einen Steintopf. Beide Behälter müssen öfter gut gereinigt iverden. — Butter und Fette fühlen sich nur In zügedeckten, lichtundurch- lässigen Gefätzen wohl. — Eier gehören in den Eierständer und praktische Oausfrau müssen öfter umgedreht werden. — Fisch mutz stets am Einkaufs tag verwendet iverden. — Fleisch darf nicht bis zum Verbrauch im Papier liegen bleiben, Am besten legt man es auf Porzellan oder Emailleplatten, gegen Fttegen geschützt. We,m es-tt-ht am Einkaufstag verbraucht wird, wird es unter Umständen für den nächsten Tag angebraten oder in ein Essigtuch eingedreht. Ge unkte und zwar leicht welkwerdendes, wird möglichst am Tag des Einkaufs verwendet. Winterfestes Gemüse (Kohl, In trocke nen Keller auf Latten legen. Mohrrüben, Sckpvarzwurzeln, Sei- lerie werden in trockenem Sand aufbewahrt. Käse kommt unter die Käseglocke. Will man Hartkäse län ger frisch erhalten, so wird er in «in mit Salz- oder Essigivatser angefeuchtetes Tuch «ingeschkagen. - Kartoffeln lagern am besten in der sogenannten Fallkiste. Faul« Knollen stets auslesen. — Mehlcrzeugnisse sHaferflocken. Graupen, Gries u. a^ halten sich am besten in gut verschlietzbaren Steingut- oder «lasge ahen. — Malzkaffee gehört auch in gutschlietzende undurchsichtige Dosen — Milch macht uns im Winter weniger Mühe. Im Som mer wird der Milchtopf ins Dasserbad gestellt oder die Flasche mit einem feuchten Tuch umwickelt. — Obst darf sich auf den Obsthorden nicht berühren. - Pilz« dürfen imter keinen Um ständen wieder aufgewärmt werden. — Quark halt sich für kurze '^eit in fest zugcdeckter Schüssel an kühlem Ort. — Bei Würsten stets die Aufschnittfläche seststreichen. Kleine Medizinische Rundschau Das „anfällige" Kind. Unter einem „anfälligen" Kind wird ein soläres Kind verstanden, das bei feder Gelegenheit erkältet ist, Kopfschmerzen bekommt, schlecht aussteht, nicht essen, nachts nicht schlafen kann oder «m Schlaf unruhig aufschreit und im ganzen, trotz grötzter Sorge, sich nicht ordentlich entwickelt. Es sind also die Kinder, di« »hren Müttern andauernd Sorgen be reiten, ohne datz deren Aufmerksamkeit »md die vorsichtige Scho nung ein« Besserung erreichen könnte. Solche Kinder können häufig durch eine einfache Behandlung der bei ihnen fast immer zu grossen Nasen- und Rachenmandeln von ihrer Anfälligkeit ge heilt werden In diesen setzen sich nämlich immer zahlreicl)« Bak- tcrien fest, dke dann bei d«r ersten Gelegenheit zu wuchern be ginnen und den kindlichen Organismus mit Bakteriengiften überschwemmen, die di« Ursache aller weiteren Ansälligkeitcn iverden Solche Kinder sind häufig daran zu erkennen, datz sie mit offenem Munde schlafen und auch unter Tags den Mund immer halb geöffnet haben, weil sk durch die Nase nicht ge nügend Luft bekommen, von der ohrenärztlicl-en Behandlung abgesehen, sollen st« immer nur mit festen Speisen wie Voll kornbrot, Gemüsen und Obst ernährt werden, während alle ge zuckerten Sachen wie Kuchen usw. für sie säiädlich sind Auch Solbäder, die man mit Solesalz im Hause geben kann, können sie bessern. Blutungen während d«r Schwangerschaft. Blutungen wäh rend einer Schwangerschaft sollten stets di« Hcrbcirufunq eines Arztes bcdinacn. auch wenn die Schwangerschaft erst wenige Wochen alt ist. Die Gefahren, die durch solche, unter Umständen sogar nur sehr geringe Blutungen aber für das Kind entstehen, machen den Hinweis notivendig, datz die erste Matznahm« unbe dingte Bettruhe sein mutz, da jede körperliche Bewegung die Blutung verstärken oder wieder herbeiführen kann. Dies Iss gerade unter heutigen Umständen, die zahlreich« verheiratet« Frauen in Berufsarbeit gebracht haben, unbedingt zu beachten und Kani» deshalb nicht deutlich genug unterstrichen werden. So fern also irgendeine Blutung eintritt, sollte sich die Frau sofort zu Bett legen und dann umgehend einen Arzt herbeirufen lassen. Denn in vielen Fällen lätzt sich nur dadurch die Schwangerschaft erhalten. Neu« Hellmögltchkeiten der Lungenentzündung. Aus Ame rika kommt die interessante Nachricht, datz -er Newyorker Pro fessor Dubos einen neuen Erreger entdeckt hat, der imstande sein soll, viele Erreger menschlicher Krankheiten aufzulösen und zu vernichten. Durch Versuche konnte auch nachgewiesen werden, datz In kurzer Zeit durch diesen Bazillus die Erreger der Lungen entzündung, also die Pneumokokken, zu täten sind. Wie stark wirksam diese vernichtenden Kräfte sind, lätzt sich am ehesten daraus ermessen, datz bereits ein Milligramm genügt, um «in« Milliarde Pneumokokken zu töten. Bet praktischen Tierver suchen erwies sich die prompte Wirksamkeit dieses Mittels, denn weitze Mäuse konnten trotz Behandlung mit der hunderttausend- sacken tödlichen Dosis non Pneumokokken am Leben erhalten und geheilt werden Die praktische Nutzanwendung in der menschlichen Heilkunde steht allerdings noch aus. Mit RaHnd Tat Gemüsefast tm Winter. Für uns alle ist Gemüsesaft Im Winter besonders wichtig, denn er ist sür Erwachsene wie Kin der ein ausgezeichnetes Stärkungsmittel. Wir nehmen Rote Rüben, Sellerie, Mohrrüben und Acpfel zu gleichen Teilen reiben sie. Man gibt die Masse dann in einen Saftbeutel pretzt sie gut aus. Man kann auch seingewiegten Spinat setzen. Der Saft wird roh getrunken. Blumen im Zimmer und ihre Pflege. Gerade jetzt in dunklen Tagen ist eine Blume für uns eine grotze Frei und und zu- . den dunklen Tagen ist eine Blume für uns eine grotze Freude und wir hegen und pflegen sie deshalb auch mit besonderer Sorgfalt. Bekommen wir eine Topfpflanze geschenkt, so müssen wir so gleich beim Auspacken seststrllen, ob di« Erde auch nicht trocken ist. Denn dann mutz sie sofort gründlich angeseuchtet iverden. — An sehr kalten Tagen sollen wir die Blumen nur tagsüber am Fenster stehen lassen, sic aber abends und nachts mitten in di« Stube stellen. — Hyazinthen und dergleichen Zwiebelgewächse soll man nachts immer an einen Kühlen, aber srostsreien Ort stellen. Topfpflanzen müssen reichlich Wasser bekommen, man darf aber das Wasser nicht längere Zeit in den Schalen stehen lassen, sondern mutz es dann wcggietzen, weil die Erde sonst angesäuert wird und die Pflanzen verderben. — Die Pslanzen müssen mindestens einmal täglich mit lauwarmem Wasser übe^ braust werden, das tut Wunder. — Bon Schnittblumen mutz man täglich ein wenig vom Stengel abschneiden und di« Vasen mit frischem Wasser füllen. Auch die Schnittblumen soll man nachts in einen Kühlen Raum stellen, sic halten sich dann viel länger — Abgeblühte Blumenzwiebeln lätzt man am besten, ohne sie weiterhin zu bcgietzen. in der Erde, bis die Blätter ab gewelkt sind. Daun stellt man die Töpfe mit den trockenen Zwiebeln in den Keller und kann sie im September nächsten Jahres in den Garten auspslanzen. Kleine Winke sür de» Haushalt. Badewannen, Wasch schüsseln u. dergl. soll man ab und zu mit einem Lappen säu bern, den man In etwas Salzsäure getaucht hat. Auch die Hatz- lichstcn braunen Stellen verschwinden im Nu, so datz di« klein« Mühe sich reichlich belohnt — Sobald mir Sckne« haben, sollen wir unsere Teppiche mit der Oberseite auf den Schnee legen und gut Klopfen. Tann werden sie über die Stange gehangt und mit scharfer Bürste abgebürstet. Mai, wird erstmint sein, wie frisch die Farben daun wirken. Wo dieses Verfahren nicht an wendbar ist. hol« man lick einen Eimer Schnee in die Stube, streut mit einer Schaufel dcu Schnee auf den Teppich und keh« ihn nun mit -er Bürste ob. wirkte das schwarze Gesicht des Königs Kaspar: die stets zum Lachen aufgelegten Kinder des Rheinlandes hatten ihren Spatz daran. Und wie anderwärts sogar im Passtonsspiel Petrus, der den Herrn verleugnet, der ..dumme" Teufel und di« Apostel, die um die Wette zum Grab' laufen, zu komischen F'M'ren werden konnten, so auch der schwarze König Kaspar tm Drei» Königsspiel. Dieser lustige König, der mit Mutterwitz und Humor -em Volke die Leviten las, wurde aus dem geistlichen Spiel In den Volksbrauch übernommen. Die Sternsinger-Bräuche des Drei- königstaqes legen dafür Zeugnis ab. In Goethes Gedicht „Epk phanias", das diesen Brauch wiedergibt, heisst es: „Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein' Und mag auch wohl einmal recht lustig sein. Ich esse gern, ich trinke gern. Ich esse, trinke und bedanke mich gern." Der Freund der Kinder Als nun im 17. Jahrhundert die italienischen Spieler die „Eommedia dell' arte" und das Puppentheater nach Deutsch land brachten, waren die Bräuche des Dreikönigstages noch überall erhalten, in katholischen wie in protestantischen Landen. Und während das Publikum in den Städten die fremdländischen Namen für die lustige Person — Harlekin oder Poleinell — übernehmen mochte, nannte man auf dem Lande nach dem Vorbild der lustigen Person bei jenen Bräuchen des Drei- königstagcs den Pulcinell einfach: Kasper. Es verschlug nichts, datz dieser Kasper keine Kron« mehr trug — auch beim Sternsingen waren ja längst nicht mehr überall Kronen getragen morden. Auch war es bedeutungslos, datz nun die schwarze Hautfarbe fehlte, di« den Anstotz gegeben hatte, datz der König Kasper den Anschein einer lustigen Person erhielt. Denn „der Kasper" ivar nun seit fast dreihundert Jahren ein feststehender Begrisf geworden. So wandelte sich Kaspar, der Schatzmeister unttzr den Heiligen Drei Königen, in Kasper, den Schatzmeister der guten Laune. Von der grotzen Bühne mochte die gestrenge Neuberin den Harlekin tm Jahre 1737 verbannen: auf der Puppendühn« blieb er der unbestrittene König unter dem neu gewonnenen Namen Kasper. Unumschränkter König blieb er im Herzen de» Kinder — und ist es bis heute geblieben. Auferstehung des weisen Kasper Eine Weile schien es. als solle das Kaspertheater wieder ganz aus Deutschland verschwinden. Das IS. Jahrhundert, das so vieles alte Brauchtum zerstört hat, schien auch dem braven Kasper den Garaus machen zu wollen. Die Spiele der Puppen bühne entarteten zu wüsten Prügelorgien. Sie wurden damit für Kinder nicht unbedenklich. Und die Erwachsenen verloren -en Geschmack daran. In unserem Jahrhundert aber, schon vor dem Weltkriege, hat eine erfreuliche Wiedergeburt des Puppentheaters eingesetzt. Wenn tm vergangenen Jahre in Hohnstein (Elbgebirge) ein Puppenspielhaus des Heimatwerkes Sachsen errichtet werden konnte, dann ist das ein Beweis dafür, datz hier ein echtes Stück Volkskultur erhalten und wiedergewonnen ist. Der Kasper hat heute das Gebaren des Harlekin» abge legt, wenn er auch noch äutzerlich sein Gewand trägt. Er ist wieder Künder schlichter und tiefer Weisheit geworden, wenn er sie auch ml« einem Lächeln vorträgt. Wie einst der lustige König Kaspar im Dreiköntgsspiel will er die Menschen mit seinen Spätzen nicht nur erheitern, sondern auch belehren und -Kasper ist wieder ein Weiser und ein König geworden: rin Weiser de» Mutterwitze» und ein König de» Humor». Aasper, ein heimlicher Aönig ihnen berichtet, nenn« sie nicht Könige, sondern Magier: „Siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland« nach Jerusalem . . ." (Matth. 2, 1). Aus der Dreizahl der Geschenke hat man später geschlossen, es mützten drei Männer gewesen sein. Datz es Könige gewesen seien, schlicht man aus Stellen bei Iesaias und in den Psalmen: „Völker ivallen zu Deinem Licht und Könige zum Glanz, der über Dir aufstrahlt . . . Gold und Weihrauch werden sie bringen . . ." sIes. 66. 3). Seit dem 6. Jahrhundert nennt man auch Namen für die so gedeutete Dreizahl der Könige. Vielleicht wurde deshalb, weil Gold — neben Weihrauch und Myrrhe — unter den geopferten Gaben war. für einen von ihnen der Name Kaspar, d. i. Schatzmeister, gewählt. Ist cs nun ein reiner Zufall, datz gerade in deutschen Landen für die lustige Person des Puppenspiels der Name dieses Königs der Legende gewählt wurde? Nein — cs besteht vielmehr ein wohlbegründeter innerer Zusammenhang. L -i M -i- B So schrieb man in deutschen Landen bei dem Haussegen am Anfang des Jahres schon vor Jahrhunderten an die Tür, so schreibt man es auch heute. „T -i- M -i- B", d. h. Caspar, Melchior und Balthasar, die Heiligen Drei Könige, mögen das Haus segnen und bewahren. Datz die Heiligen Drei Könige, unter denen Kaspar stets als erster genannt wird, gerade in Deutschland besonders ver ehrt wurden, ist auf die 1164 erfolgte Ueberführung -er diesen Heiligen zugeschriebenen Reliquien nach Deutschland zurtick- znsühren. Rainald von Dassel, Erzbischof von Köln und Kanzler Friedrich Barbarossas, lietz nach -er Eroberung Mailands durch den grotzen Staufer die dort aufdewahrten Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln bringen. Dort ruhen sie heute noch in dem kostbaren „Dreikönigsschrein". Deutschlands schön- ster Ban der Gotik, der Dom zu Köln, ist ihnen zu Ehren errichtet worden. Die Verehrung, die seit dem 12. Jahrhundert die Heiligen Drei König« in Deutschland genossen, hatte zur Folge, datz diese Heiligen auch in den Krippenspielen mehr und mehr an Bedeutung gewannen. Im 16. Jahrhundert entstanden sogar eigene Dreikönigssptele. Der Wortführer der drei war in diesen Spielen immer Kaspar. Ein lustiger König Jene Magier aus dem Morgenlande sind nach dem Be richte des Matthäus die ersten Heiden, die dein Heiland ihre Verehrung darbrachten. I« weiter nun die an diese Stelle der Schrift anknüpfende Legende ausgesponnen wurde, desto schär fer wurde das darin enthaltene Sinnbild ausgeprägt. So schreibt man seit dem 6. Jahrhundert den Drei verschiedene Heimatländer zu, im 18. Iahrhuickert steht man in ihnen Reprä- sentanten der verschiedenen Menschenrassen: der weitzen, brau- neu und schwarzen. Kaspar ist seitdem der Schwarze unter den Königen. So mag er in den Umzügen und Spielen zum Drelkönigs- tag anfangs ganz ernsthaft ausgetreten sein; sein Darsteller mutzt« sich gehörig das Gesicht schwärzen. Nun wirkt aber alles Fremdartige auf den naiven Menschen komisch. Schon in der "Een Komödie zeigen di« Masken der komischen Personen Köpfe und stark gebogen« Nasen, Merkmale der vorder- astatt chen Rasse ot« zu der «örperllchkeit de» Griechen der klassischen Zeit in schrosir» Gegensatz standen. Richt ander» Strümpsestopfen lelchi gemacht! Wo sind sie dünn geworden? — Licht kommt setzt von unten her — «usbessern immer besser Ein Blick auf die Kleiderkarte lehrt uns, datz wir beson ders mit den Strümpfen recht vorsichtig und sparsam umgehen müssen. Das bedeutet zugleich, datz mancher Strumpf, der in normalen Zeiten endgültig ausrangiert morden wäre, jetzt noch einmal auf den Stopfpilz kommt. Die Hausfrau wird also mit dem Strümpfestopfen heutzutage mehr Arbeit haben als früher Vor allem aber wird sie die Ausbesserung auch viel genauer, viel unauffälliger als ehedem bewerkstelligen wollen. Sie findet nun hierbei die Unterstützung des Inge ¬ nieurs, der sich überlegt, wie er der Hausfrau diese vermehrte Stopfarbeit erleichtern und sie wirksamer gestalten könne. Bei diesen Ueberlegungen hat sich nun eines ganz klar heraus gestellt: der gute alte Stopfpilz, mit dem die Hausfrau durch Jahrhunderte hindurch Strümpfe zu stopfen pflegt, ist eigent lich eine gänzlich unzweckmäßige und veraltete Einrichtung: denn die Hausfrau sieht ja von dem auf den Pilz oder das Stopfei gezogenen Strumpf nur die nach autzen liegende Schicht der nebeneinanderliegenden Fäden. Wie die innere Lage aus sieht, ob -er Strumpf etwa dünn geworden ist usw., kann sie nicht feststellen. Von dieser Feststellung bis zur Behebung des Uebelstandcs war nur ein Schritt. Die Ingenieure der Allgemeinen Elek trizitäts-Gesellschaft haben ihn getan, sie haben einen Stopf pilz entwickelt, bei dem die ganze Oberseite leuchtet. Der Pilz ist aus Holz, aber seine ganze Kuppel besteht aus einer milchig- weitzen, durchscheinenden Haube. Im Innern aber Ist ein klei nes Lämpchen angeordnet. Der Pilz wird mit Hilfe eines Klei- nen Transformators, der im Stecker eingebaut ist, an die Lichtleitung angeschlossen, und seine Kuppel leuchtet Sann gleichmätzig in mildem Lichte aus. Zieht man über dieses sogenannte Stopflicht einen Strumpf, so wird das Strickgewebe von innen her durchleuch tet, es lätzt dadurch die Lage aller Fäden, vor allem aber auch Beschädigungen und abgetragene bzw. dünn gewordene Stellen genau erkennen und macht es dadurch -er Hausfrau möglich, rascher und auch genauer auszubessern. Die Betriebskosten für das Gerät sind sehr gering und betragen für 100 Stunden Leuchtzei» Im Durchschnitt nicht mehr als 5 Pfennig. Das kleine Gerät, das nur für Wechselstrom verwendbar ist, wird von fleißigen, bisher arbeitslosen Frauenhänden im Sudetenland bcrgestellt und besteht fast ausschließlich aus deutschen Werk- stossen. Plauderei am Wochenende von Marabu. Wer schon einmal in einem guten Handpuppen-Theater zu Gast gewesen ist, der erinnert sich mit innigem Vergnügen des Jubels, von dem der Kasper empfangen wird. Wenn die spitze Mütze und die spitze Nase austauche», dann geht eine Bewegung durch die Kinderschar. „Seid Ihr alle da?" fragt der Kasper. „Ja!" tönt es begeistert zurück. Und wenn er fragt: „WIHt Ihr auch, wer ich bin?" antwortet das gleiche Echo: »Ja!* Wissen sie es wirklich? Nun, di« Kinder wollen und brau chen nicht mehr zu wissen, als datz Kasper ein grundgescheiter und feiner Kerl ist, der zuletzt immer das bessere Ende für sich behält. Die Erwachsenen aber, die im Spiel der Handpuppen einen tieferen Sinn sehen — siegt doch immer das Gute und Gesunde über das Schlechte und Brüchige —, mögen schon ein mal darüber Nachdenken, woher eigentlich der Kasper kommt, der uns schon in unseren Kindertagen erfreut hat. Das ist eine ganz merkwürdige und Interessante Geschichte. Im Kostüm des Pulcinell Aeutzerlich betrachtet, mag die Sache als einfach erscheinen. Schon durch sein Kostüm erzählt uns -er Kasper einiges von seiner Geschichte. Dieses Kostüm bleibt ja immer das gleiche, mag nun das Spiel in -er Gegenwart oder Vergangenheit gedacht sein. Die spitze Mütze und der aus bunten Flicken zusammengesetzte Anzug: Sie sind das Kostüm des Harlekin, der „lustigen Person" der italienischen „Eommedia dell' arte", die sich im 16. Jahrhundert aus der altitalienischen Komödie entwickelt hatte und im folgenden Jahrhundert mit den reisen den italienischen Schauspielertruppen den ganzen Kontinent eroberte. Diese Italiener brachien auch das Handpuppen- und Ma- rlonetten-Theater über die Alpen. Und die Puppentheater zeig ten die gleichen charakteristischen Figuren wie die „Eommedia": Pantalonc und Capitano, Colombina und Harlekin. Besonders eine Spielart des Harlekin, der Pulcinella, hatte auf der Hand puppenbiihne Erfolg. Pulcinella war in der „Coinmcdia dell' arte" der Typ des srechen und gescheiten, nie auf den Mund gefallenen Neapolitaners. Spitzhut und Vogelnase waren seine besonderen Kennzeichen. Diese Figur der italienischen Bühne Ist in den anderen europäischen Ländern der nationalen Eigenart entsprechend um- gekärbt worden. Pulcinella ist ein Spottname und kommt von „pulcino", Hähncl>«n, er könnte deutsch vielleicht mit: Hahne mann wiedcrgcgebcn werden. Im Französischen wird daraus der „Polichiuell", im Englischen der „Punch", im Deutschen der „Polschinell", der aber sehr bald — im 18. Jahrhundert schon allgemein — Kasper genannt wird. Woher aber kommt dieser neue Name? Der Schatzmeister Er kommt noch weiter her als das Kostüm des Kasper: aus dem Persischen. Der Sinn des Namens im Persischen st: der Schatzmeister. Die christliche Heiligenverehrung hat diesen Namen — w>« viele andere — aus dem Morgenland ins Abend- land übertragen. Kaspar ist der Name eines der Heiligen Drei Könige, deren Festtag wir am 6. Januar begehen. Von diesen drei Königen könnte man wieder eine eigene Geschichte erzählen. Da» Matthäus-Evangelium, das uns von
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