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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.02.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180213019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918021301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918021301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-13
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
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112. Jahrgang Morgen-Ausgabe Luzelgenpreis: L'W ». I» «»N. l«Il »l« tk»!»»,Ii«U« *> PI, » «u>» Oj U«t», »i« >0 Ps, e»«»4r«« U G^chLfttoiil««» «N Pl«tz„klirM<» l» Pr«I1« «kh»»». M«U«««»i M. 7.— »«« I«,!«»» „«Ich«. P*ft^»«dL E>»»«in»»«k I» Vs. — vo»»- «U g«sU«>« U P>- I«»sp««tz-Ä»1ch«»tz>«»«. 1U0» ,»» I««S4. — TUN vchltstleU«, »t Vilchenu.l«! 3»da»»t<e«sl« Ar. T, Verlag: Dr. Reinhold L Lo, Leipzig. »«»«gsprei,: ü: AUi"^..W-L»zA Nt«,t«lI»drUch «l. UVi flk Mdh»l« »»xtUch M. 1.7»! »irch »»>«, r K M -üntsdlatt des Rai« und des vollzelanrtes A»«^U»«,«d« M. 0.80. S»»al«,«-»,«,-»« M. 0L0 »»„rUch nee - - » <a,«l»uchllch P.r»«».I,.»Sd ^ SkLQt LLIV^iQ Hauptfchriftleiter: Dr. Erich Everih, Leipzig. Rr. 80 Mittwoch, den IS. Februar 1918 - ' , > -. 1, 1 » - —' Neue Kriegsrede Wilsons Die englische Thronrede London. 12. Februar. (Reuter.) Die Parlaments- sesfion wurde heute vom König und der Königin unter Be obachtung der üblichen Zeremonien eröffnet. Die Thronrede lautet: «Meine Lord«, meine Herren! Die Kriegsnotwendigkeil« taffen et unerläßlich erscheinen, bah Sie nach kurzer Pause wieder zu Beraiunge« zusammeaberusen werden. Die Ziele, wofür ich und meine Vu- vündeien Kämpfen, wurden kürzlich in einer Erklärung von meiner Re gierung dargelegt, die die entschiedene Zustimmung meiner Völker im ganzen Reiche fanden und die eine gerechie Grundlage für die Beilegung des gegenwärtigen Kämpfet, die Wiederherstellung der nationalen Rechte und die Zukunft det internationalen Friedent schaffen. Die deutsche Regierung ignorierte sedoch unsere gerechten Forderungen nach Wiedergutmachung der begange nen Ilebellalen und nach Garaulleu gegen ihre uaprovozierte Wieder holung. Ihre Wortführer weigeru sich für ihre Person, irgendwelche Verpflichtungen anzuerkenuen, und verneinen die Gleilfcheit. di« be rechtigte Freiheit der andern. Bit zur Anerkennung der einzigen ge rechten Grundlage, auf der ein gerechter, ehrenvoller Friede geschlossen werden kann, ist et unsere Pflicht, den Krieg rnlt aller Kraft, über di« wir verfügen, fortzusehen. Ich hege sollet Vertrauen, dah meine Streit kräfte im Feld in enger Zusammenarbeit mit denen meiner treucn Ver bündeten denselben heroischen Mut und meine Völker ia der Heimat dieselbe selbstlose Hingabe an den Tag legen werden, die bereilt so viele Pläne der Feinde vereitelten, und dah sie den schließliche« Triumph der gerechten Sache sichern werden. Ich habe die Vertreter meiner Dominions und meinet indischen Kaiserreich«» zu einer «eiteren Session des königlichen KriegSkabinettt eingeladen, um wiederum ihr« Ratschläge in wichtigen, die gemeinsamen Interessen det Reichet be rührenden Fragen zu erhallen. Meine Herren vom Unterhaus! Si« Rumäniens trauriges Schicksal Berlin, 11. Februar. (Drahtberichk.) Die «Basler Nattonal- zcitung ' vom 9. Februar schreibt Über das Schicksal Ru mäniens in einer Korrespondenz von rumänischer Seite: «Mit Riesenschritten erfüllt sich bas Schicksal Rumäniens. Nicht mehr aus dein Schlachtfelds, denn der militärische Zusammenbruch liegt schon weit zurück, und wssder die Reorgänisationskünste der fran zösischen Offiziere, noch die tapferen Anstrengungen der sich zweifellos gut schlagenden rumänischen Soldaten konnten etwas daran ändern, sondern politisch infolge der Einleitung von Waffen- stillstanüsverhandlungen durch Rußland und durch das voraussicht liche Ausscheiden dieser Macht aus dem Kreise der Entente. Viel leicht noch nie in der Geschichte hat sich ein Volk in einer trau rigeren Situation befunden. Durch eine Handvoll selbst süchtiger, jeglichen Verantwortungsgefühls barer Politiker in den Konflikt hineingetrieben, sieht es sich jetzt nach einem Kriege von kaum an. ^rlhalb Jahren zur bedingungslosen Unter werfung unter den Sieger gezwungen. Es gibt in dieser Ein sicht keine Ausflüchte, keine Möglichkeiten mehr, bloß noch eine einzige bittere Notwendigkeit: die Unterwerfung. Oder was soll ein weiteres heroisches Aufopfern und Vettrluten? Worin be stünde der Heroismus? Das ganze rumänische Wirtschaftsleben ist auf Jahre hinaus lahm gelegt. Die Blüte der Jugend büßt in den Heldengräbern der Karpathen und der Araaschebene für die Sünden derjenigen, die den Krieg über das prächtige, reiche Land gebracht haben. Die Zeit der schönen Gesten ist vorbei. Für Rumänien liegt der w ah re H ero ismus heute darin» noch rechtzeitig zu erkennen, daß es geschlagen ist, daß es von der Entente nichts mehr zu erwarten hat, und dah es um Frieden bitten muh. Gewiß kein leichter Gang, aber der einzige mögliche, der einzige Ausweg heute, denn morgen ist ihm vielleicht auch diese Route verschlossen." * * * C Berlin, 12. Februar. (DrahlberlchkunsererBer- ltner Schriftleitung.) Wie vom «Berl. Tgbl." berichtet wird, hat der Vierbund die rumänische Regierung in Jassy auf gefordert, in Verhandlungen einzutreten. Er hat die rumänische Regierung ersucht, bis morgen, Mittwoch, abend, mit- zuteilen, ob sie zu Verhandlungen bereit fei oder nicht. Der Rück tritt Bratianus und seine Ersetzung durch General Avarescu dürfte natürlich auf diese Aufforderung zurückzuführen sein. Die Form eines Ultimatums, das eine Drohung in sich schließt, ist der Auf forderung nicht gegeben worden. KSla, 12. Febirrar. (Eig. Drahtberichk.) Der Berliner Korrespondent der «Köln. Zkg.' drahtet: Das Verhalten der Rumänen, die bekanntlich Truppenvrrschiebungen vornehmen, hat ein« erhebliche Unklarheit in die Lage gebracht, die mit dem Waffenstillstand eingetrclcn war. Um wieder zur Klarheit zu gelangen, sind Verhandlungen einzuleiken. Als Zeitpunkt filr die rumänische Antwort ist der 18. Februar, abends, in Aussicht genommen worden. Di« Sache Hal dadurch eine gewisse Verzögerung erlitten, weil dis Stellung und Bedeutung deS neuen rumänischen Kabinetts noch nicht ganz klar ist. Weiter ist sonst noch nichts bekannt. Demission de« polnischen Ministerium»? D BerUn, 12. Februar. (Drahtberichk unserer Ber liner Schriftleitung.) In Wien ist, wie uns gemeldet wird, dasGerücht verbreitet, das polnische Ministerium hätte demissioniert. In Berlin ist auch in sonst unterrichteten Kreisen von einem Rücktritt des Kabinett- Kucharzewski zur Stunde noch ntchtsbekannt. Indessen halten polnische Poli tiker die Nachricht nicht für unwahrscheinlich. Sie erklären, sie erwarten feit gestern diesen Rücktritt als die logische Folge des Friedensschlusses mit der Ukraine, der der neuen süd russischen Republik außer, dem Londe Lholm Teile von Lublin und Kieler, wo die Polen bis zu 79 Prozent der Bevölkerung be trügen, überliefert hätte. Der Regentschaftsrat freilich hat nicht werde« aufgefordert werde«, sür die Erfoderuiffe der Slrelkräfie und für die Stabilität unserer nationalen Finanzen entsprechend vvrzusorgen. Meine LordS und mein« Herren! Der Kampf, t« den wir verwickelt find, hat eia kritisches Stadium erreicht, daS mehr denn se unsere Energie und unsere Hilfsmittel beansprucht. Ich empfehle Ihrem Patriotismus vertrauensvoll die Maßregeln, die Ihnen vorgelegt werden, an. Der allmächtige Gott möge Ihre Arbeit segnen!' Demokratie und englische Regierung Bern, 12. Februar. (Drahlbericht.) Zu den neuerlichen Versuchen der englischen Regierung, zu einer Verständigung mit der Ar beiterschaft über das H e e r e s e r s a h ge s ch ä f t zu gelangen, schreiben .Daily News': CS liegen überwältigende Beweise für eine latente Unruhe tn allen großen Industriezentren vor, di« viel weniger auf einer Gegnerschaft gegen das Heeresersahgeseh, als auf einer tief gehenden Unzufriedenheit und Mißtrauen gegenüber der Regierung be ruht, die sich mit den Lippen zu den demokratischen Idealen bekennt, in jeder Einzelheit ihrer Politik aber sich unfähig erweist, den Willen der Demokratie, den zu vertreten sie vergibt, zu verstehen, geschweige denn auszuführen. Das einzige Hindernis zur Herbeiführung der ncslionalen Einheit ist die entschlossene Weigerung einer Gruppe von Staatsmännern, dem Volke di« von ihm geforderten Bürgschaften zu geben, dah sie den Idealen, für die Krieg geführt wird, treu sind. Drei Nationen unter den Alliierten, nämlich Belgien, Amerika und Rußland, können von niemand selbstsüchtiger Kriegsziele verdächtigt werden. In Amerika und Rußland ist die Demokratie in verschiedenen Formen zum Ausdruck ihrer Ziele gelangt, welche di« Ziel« wahrer Demokratie tn jedem kriegftchrenden Lande sind. Diese Ziele aber stehen in völligem Gegen- sah zu dem Geiste und Tone der Versailler Erklärung, zu den bekanntgewordenen Gehelmverkrägen und zu der hartnäckigen Wei gerung der Enkenteregierungen, ihre Kriegsziele vor der Weit zu ver künden. demissioniert und wird auch nicht demissionieren. Denn er hat bei seiner Eidesleistung bekanntlich gelobt, die ihm übertragene Ge walt nur einem König oder Regenten zu übergeben. Politische vMsltioli M Mget-roolstrlM Wie«, 1?. Februar. (Eigener Drahtberichk^ In Mge- ordnetenkreisen wird die Ileberraschung von Brest-Lltowsk lebhaft be- stftochen. Die ansehnlich« Vergrößerung der Republik - Ukraine, der nach dem Friedensvertrag das Gouvernement Eholm zufällt, hat die Stimmung bei den Ukrainern sehr gehoberü Dogmen sind dir Polen sehr entrüstet. Eie erklären, daß außer dem Gouverneuren! Cholm, auf das das Königreich Polen Anspruch erhebe, noch große Teile der Gouvernements Lublin und Sedlec mit großer polnischer Bevölkerungs mehrheit an di« Ukraine fallen. Das sei Än schwere« Schlag für die polnischen Hoffnungen. M« Polen würden daraus dl« unmittelbaren Konsequenzen ziehen. Sie werden kein BudgetprovtsorKrm, geschweige denn ein definitives Budget bewilligen. Gestern sand sich der Präsident deS PolenkludS beim Minister"räsi> enten ein. um ihm bekanntzugeben, daß angesichts der Veröffentlichung deS Friedensvertrages mit der Ukraine der ganze Polenklub gezwungen sei, sowohl im Reichsrat als in der Delegation zur schärfsten Opposition, wenn nicht zur Obstruktion überzwgehen. Konsternation herrscht auch bei den Tschechen, di« sich einer voll endeten Tatsache gegenüdersehen, wonach sie ihr« Wiener Pok tik wer- den einrichien müssen. Die tschechischen Sozialisten wollen bereits aus der gegenwärtigen Situation ihre Schlüsse ableiten. Die Ukrainer sind natürlich hochzufrieden und erklären sich für ein sechs monatliche» Budgetproo'sortum, eventuell für «in definitive» Budget. Im ganzen ist di« innerpolitische Situation nicht verschlechert, da die Deutschbürgerlichen, Ukrainer und Ruthenen zu- sammen über ein« Knappe Mehrheit für das Budget verfügen, auch wenn die Polen geschlossen gegen dasselbe stimmen, zumal da die deutschen Sozialisten, die gegen den Friesen nicht Skelumg nehmen können, sich der Abstimmung enthalten werden. * Lemberg, 12. Februar. (Eig. Drahtberichk.) Der Friedens schluß mit der Ukraine hat nicht nur unter den hiesigen Ruthenen, son dern in ganz Ostgalizien stürmischen Jubel hervorgerufen. DaS ukrainische Hauptorgan, .Dielo', veranstaltete sofort eine Festausgabe. Die Stadt Lemberg und ganz Ostgalizlen prangen im Flaggenschmuck. Die rukhenischen Körperschaften veranstalteten tn den Abendsknden Frie- denSumzüge. Die Wirkung der Friedeusnachricht irr Wien D Berlln, 12. Februar. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung.) Dem .Lok.-Anz.' wird auS Wien» gedrahtet: Seit gestern mittag ist ganz Wien beflaggt. Schon vormittag durchfluteten große Menschenmengen die Hauptstraßen der inneren Stadä und der Vorstädte. Die Miitagblätter, di« di« Nachricht vom Frieden mit der Ukraine brachten, waren überall ausverkaust und in jedermanns Händen Den Hauplantcil am Gespräch hakte die Erörterung über den Zeitpunkt der Rückkehr der Gefangenen auS Rußland. Der Kaiser er fuhr die Nachricht in dem Zuge, der ihn von der flebenbürgtschen Front zurückbiachte. Er unterbrach die Fahrt in Budapest, wo in der MaithioS- ktrche ein feierlicher Dankgottesdienst abgehalten wurde. Morgen wird ein Te Drum im Wiener StefanSdom gefeiert. Mittags läuten alle Glocken Wiens. Bei der Rückkehr deS Kaiser» nach Baden empfing er da» Huldigungstelegramm des Herrenhauses, da» Vizepräsident Fürst Fürstenbcrg odgesandt hatte. An den Börsen Wien» und Budapests ist stürmischer Aufschwung für die meisten Effekten bemerkbar, wobei die Kurs« sprunghaft steigen; die wichtigsten Papiere um 35 und 40 Kronen, türkische Bahnen um 80, Maschinenfabriken um 50, Elektrizität um 38, in Budapest Schiffahrts aktien um 120 Kronen. Der Anlagemarkt bewahrt die ruhige Haltung. Eine dunkle Geschichte Berlin, 12. Februar. (Drahtberichk.) Wie die Abendblätter mel den, machte der russisch« Oberbefehlshaber Krylenko, dessen Ge fangennahme durch polnische Truppen sich nicht bewahrheitet, in Ge meinschaft mit dem Mitgled de» obersten Kollegiums Florowski in einem Funkspruch .An alle' den russischen Soldaten Mitteilung von dem Demobilisationsbefehl: .Frieden, Frieden, Frieden! Der Krieg ist zu Ende', hieß es In dem Funkspruck, der mit der Aufforderung schloß, die Disziplin zu wahren und durch keine Aos- schreitunqen die Friedensfeier zu stören. — Drei Stunden nach Aus gabe dieses Funkspruchs erging ein neuer Befehl Florowskjs, die Ver breitung der Mitteilung einzustellen. ' Die Rede Wilsons Wilson sagt in seiner neuen Rede: waS jetzt auf dem Spiel« sieh«, sei der Weltfriede. Aber er denkt dabei nicht an gerade jetzt nahe Friedensmöglichkeiten, sondern an eine ferne Zukunft. Er will nichts tun, um Friedensoerhandlungen zu beschleunigen, er will nur Krieg führen, auch weiterhin, um den Frieden für spätere Zeiten gründlich zu sichern. So meint er gleich am Eingang, es sei kein Grund ersichtlich, weshalb Graf Czerntn mit seiner letzten Rede sich im besonderen gerade an ihn hätte wenden sollen. Und er erklärt weiterhin, Amerika sehe keinen Weg zum Frieden, be vor nicht die Ursachen des Krieges beseitigt seien und eine Wieder holung unmöglich gemacht durch ein llebereinkommen, das sich auf die vereinigte Kraft aller Nationen stütze. Das sind Gedanken, die man schon kennt. Auch daß er keinen «Flickfrieden' will, sagt er nicht zum ersten Male. Jedermann weiß, daß er für eine ganz neue Weltordnung wirbt, von deren Standpunkt aus er i. B. im Grafen Aertling den Diplomaten ganz alter Schule, nach Art des Wiener Kongresses, verkörpert sieht. Zeigt sich in diesem Wort das Hochgefühl des auf seine Modernität stolzen Amerikaners, für den eigentlich alles Europäische so etwas wie Mittelalter bedeutet, so leugnet der Präsident anderseits, daß Amerika als Schieds richter in die territorialen Fragen Europas einzugreifen wünsche; aber Amerika will allerdings dem alten Europa das Heil einer neuen internationalen Regelung bescheren. Und darum will es weiter Krieg führen. Wilson formuliert abermals eine Anzahl numerierter Grund sätze — diesmal vier —, die alle^soweit wir sehen, den Grund sätzen, nach denen die Politik der Mittelmächte geleitet wird, nicht zuwiderlaufen, sondern sich mit ihnen vertragen. Wilson ist der Meinung, ein allgemeiner Friede auf dieser Grundlage könnte sofort besprochen werden. Er könnte eS tn der Tat, wenn nicht Wilson und seine Verbündeten bei der Auslegung dieser Para graphen doch wieder Auffassungen vertreten würden, die die Mit telmächte nicht anerkennen können. Darauf deutet z. B. die Be merkung über die polnische Frage, die Wilson nach wie vor inter national, im Sinne eines einigen Allpolen, zu regeln hofft, also unter anderem auf Kosten ber Ostmarken -es preußischen Staates. Er hält es denn auch keineswegs für wahrscheinlich, -oh man bald über -en Frieden re-en werd«, on- gibt offen zu, -atz Amerika, nachdem es sich einmal zum Kampfe aufgerafft habe, nicht ohne Kampf zurümgehen könne. Den Schluß der Rede bilden Hinweis« auf die Hilfsquellen Amerikas, auf die Zahl der Truvpen, -le schon herübergeschickk seien on- weiterhin geschickt werden würden. Er, der natürlich mit einer ganz anderen Frische seiner Siegeszuversicht Ausdruck zu geben vermag als Lloyd George, weil er erst recht kurze Zeit Im Kriege steht, erweist sich hier wieder als die moralische Haupt stütze der Entente. Er oestreltet ja nachgerade so ziemlich daS ganz« moralische Kapital der Hoffnung, von dem die Entente heute lebt. Nur insofern hat seine Rede eine tatsächliche Bedeutung. Denn so verständnisvoll er sich auch tn die Psychologie der letzten Czer- nlnschen Rede vertieft, so findet man doch tn seiner eigenen Red- nicht», waS sich als ein Versuch der Anknüpfung mit Lzernin ge deutet werden könnte, allerdings auch nichts, waS in der Form einer Friedensoffensive bestimmt wäre, die Mittelmächte zu trennen. Wilson will militärisch- Offensiven, er will den Krieg, er sagt «S la selbst. * A Fraakfork a. M, 12. Februar. (EIg«««r Drahtbericht.) Me «Frkf. Ztg.' meldet au» dem Haag: WUso« führt« tu felaer Red« vor dem Kougreß folge«-«» au»: Am 8. Iaauar hatte ick -i« Ehre, zu Ihnea über -le FrlebeaS- zl«t« za spreche«, wie onser Volk sie auffaßt. Der englische Premler- miuifler Hai am 5. Iaauar l» ähalicheu Ans drücke« gesprochen. Auf dies« Rede auiwortete der deutsch« Reichskanzler am 24. Ja nuar und Graf Lz « rniu für Oesterretch-Ungaru am gleichen Lag«. E» ist erfreulich, zu höreu, daß unser Wunsch so bald verwirklicht wird, dah nämlich jeder Austausch der Ansichten über diese» große« Gegen stand vor den Ohren der ganze» Well vollzogen wird. Di« Antwort de» Grafen Lzernin, di« der Hanpisache nach an meine Adresse auf «ein« Rede vom 8. Iaauar gerichtet ist, ist in einem lehr freundlich«« Lo»« gehalten. Er erblickt ia m«la«r Er klärung «in« hinreichend ermutigende Annäherung au di« Aoffaffunge« seiner eigenen Regierung, um leine» Glauben za rechtsertigen, daß sie eia« Grundlage für «in« ein gehe ade Besprechung du Ziel« durch di« beiden Regierungen liefern. Er soll ««gedeutet habe«, daß di« Ansichten, di« er zu« Autdrnck gebracht hat, zuvor mir MtgeieW werdea sollen, und -aß ich za du Zeit, da er sie äußert«, über sie aaterrichtet gewesen sei. Hierin ist u abu sichullch mißverstanden worden. Ich hott« »«laerlel Mitteilung von dem, wa» u za agea beadsicklial«, empfangen. E» war natürlich auch kein Grund vor- »andea, weüyaw er sich privatim mit mir hätte lu Vubindana letzen ollen. Ich bin ganz zufrieden, zu seiner offene« Zuhörerschaft u gehören. Gras Herll 1 ug « Antwort ist sehr vag« und sehr vuwlrrend. Sie ist voll von doppelsinnigen Phrasen, und e» ist nicht klar, wohin u zielt Er scheint darauf zu besteh««, daß ueu« Gruadsäk« auf Allgemeinheiten beschränkt biet den. and er will, daß di« verschiedenen Soaderfragea. nämlich di« territoriale« und SououäaitätSftag««, die verschiedene» Fragen, von denen di« Annahme d«S Frieden» darck die 23 jetzt im Krieg« befindlichen Staaten abhäagea muß, besprochen and geregelt wude« sollen, nicht in einem allgeamiae» Rat, sondern separat durch die Ratloaea, die infolge von Inlereffeu oder Nachbarschaft den un mittelbaren Anteil daran haben. Er «kennt an, -aß di« Freiheit der Meu« geschaffen werden muß, steht abu mißtrauisch auf jede Beschränkung der FrelheU darch international- Aktionen im Interesse du öffentlichen Ordnong. Er würde ohne Vorbehalt gern die wirtschaftlichen Grenzen zwischen de« Nationen abgehoben seh«», denn da» kann ia keinem Fall eia Hindernis bilde» für die Ambitionen du Miliiärpariei, mU du auf gutem Fuß« zu bieibea «r sich gezwuugeu za sehen scheint. Auch macht u keinerlei Einwendungen gegen eine Beschränkung du Rüstungen. Dies« Frage, meial er, wude von selbst darch die wirtschaftlichen Zustände »ach de« Krieg« geregelt. Di« -«uischen Koloui«, müssen, so vulaugt u, ohu« w«itu«s zarückgegeben werden. Mit niemand ander» al» mit Vertreter» Ruß land« will u sprech««, »i« üb« di« Völk« nnd Länder du Ostsee provinz«» vufü-l werd« soll. MU «t«u»d «dus «lü Ml Frmckreich
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