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schönsten uml am besten erhaltenen besitzt das Königliche Gewerbe-Institut in Berlin Gypsabgüsse, wovon auf unserer Tafel zwei von der Art, wie sie am häutigsten Vorkommen, mit allen Einzelnhei- ten dargestellt sind. Der einfache Candelaber, Fig. 1., ist 4 Fuls 4\ Zoll preufs. hoch. Seine Basis im Grund und Aufrifs vorgestellt, ist dreibcinig. mit Löwenfufsen und Tatzen, die aus einem zum Stamm einleiten den Mittelstück entspringen. Die Zwischenräume sind mit schön stylisirten Epheublättern ausgefüllt. Der gerippte Stamm hat an seinen beiden Enden Stifte, der untere steckt in der mit einfachen Rei fen gebundenen Basis, auf den obern ist der Knauf aufgesteckL Der Knauf hat die Gestalt einer zier lichen Vase mit feinem Fufs. Unter dem Aufrifs desselben bemerkt man den Grundrifs zur einen Halde von unten auf, zur andern, von oben herab gesehn, wobei die feinen Glieder erscheinen, wel che sich in der Vertiefung des Tellers befinden. Bei Jl ist das Profil des Knaufes und Tellers in wirklicher Gröfse angegeben, und daneben die Verzierung am Rande desselben. Auf den Teller des Knaufes haben wir eine doppelflammige Bronze-Lampe gesetzt, um mit die ser Zusammenstellung das Verhältnifs und die Wirkung beider Theile anschaulich zu machen. Wei ter unten ist auch der Grundrifs dieser Lampe angegeben. Der Griff hat die Form eines Blattes, darunter hängt an einer Kette das Instrument zum Ordnen der Dochte; darüber war an einer andern Kette ein Stöpsel befestigt zum Verschliefsen des Loches in der Mitte, durch welches das Oel einge- gossen wurde. Vorn sieht man zwei Vorsprünge mit den Löchern für die Dochte. Lampe und Can delaber sind in Pompeji gefunden worden. Der Candelaber Fig. 2. hat eine gleiche Conslruclion mit dem vorigen; er ist zwar nur wenig höher, aber bedeutend reicher verziert, und gehört zu den elegantesten Beispielen, welche bis jetzt in Herculanum aufgefunden worden sind. Die Basis ist von angenehmer Form, mit phantastischem Ornament geschmückt; die Tatzen treten unter Pantherköpfen, und diese unter Blättern hervor. Der Uebergang zu dem fein gereifelten Schaft ist von schöner Gliederung; das Profil derselben ist bei C in wirklicher Gröfse angegeben. Von der gröfsten Schönheit ist der Knauf, der zwar nur mit wenig Ornament verselm ist, aber seine Gestalt und Profilirung zeigen mehr feinen Formensinn, als viele der prächtigsten Beispiele der Art, in reichster Verzierung prangend. Auf- und Grundrisse sind auf un serer Zeichnung ebenso wie beim ersten Candelaber angeordnet, auch ist die Profillinie des Knaufes in natürlicher Gröfse mit den Verzierungen am Leib und Rand der Vase genau bei B angegeben. THÜR VOM TEMPEL DES HERCULES ZU CORA *). TAFEL XXVI. Der Tempel des Hercules zu Cora gehört zu der Gattung des viersäuligen Prostylos von dorischer Bauart. Er ist ein Römerwerk, über dessen Erbauungszeit die Ansichten sehr verschieden sind 1 2 ), doch verrätli der zarte Styl der Einzelnheiten den Einflufs der Bauwerke Grofs-Griechenlands, na mentlich der Pompejanischen. Besonders ist es die äufsere Architektur der Thür unter der Portica, welche in ihrer vollständigen Anordnung unsere ganze Aufmerksamkeit verdient. 1) A Collection of the most approved Examples of Doorways, front aneient Buildings, in Greece and Italy by T. L. Donaldson. London 1833. 2) Winkehnann, in seiner Geschichte der Kunst, schreibt diesen Tempel dem Zeitalter des Tibcrius zu; dagegen hält ihn Volpi, in Rücksicht auf die Inschrift im Thürfries, für ein Werk aus der frühesten Zeit der Republik.