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Tragödien ohne Ende Verühinte Leute, die spurlos verschwanden — Zehn geheinrnisvolle Schicksale aus den Akten von Sestland Yard Tatsachenbericht, nach amtlichem Material zusammengestellt von Walter Alseck Lopyright by Zeitberichte Lari Gtto Hamann, Berlin SN) 68 Nachdruck, auch auszugsweise, verboten 8. Das Rätsel um Viktor Grayson Ver verschwundene Abgeordnete Zu den sonderbarsten Gestalten, die se dem britischen Parlament angehörtcn, zählt unbestritten Victor Grayson. Wie ei» Komet tauchte dieser junge, exzentrisck-e Mann am politiscl-en Himmel Englands auf, kandidierte 1907 in Colne Valley, dessen Bevölkerung er durch flammende sozialistische Reden für sich zu gewinnen wusste, wurde ins Unterhaus geivählt, dem er von 1607 bis 1010 angehörte, ging dann seines Sitzes verlustig und wanderte nach Neu-Seeland aus. Als Kriegsfreiwilliger nahm er an den Kämpfen in Frankreich teil, kehrte nach dem Waf fenstillstand nach England zurück« und lebte nun hier als Privat mann bis 1022. Im Juni dieses Jahres mar er nach Loudon ge kommen und hatte sich in einem Hotel am Strand ein Zimmer gemietet. Am Abend des 8. Juli verliess er das Hotel — um nicht wieder gesehen zu werden. Sein Gepäck, etliche Anzüge und sonstige Habseligkeiten waren zurückgeblieben. Schulden hinterlieh er keine. Sein Verschwinden ist bis zum heutigen Tage ein Rätsel geblieben. Vev verschwundene Hotelgast Während in ähnlichen Fällen meistens doch irgendwelche Anhaltspunkte gefunden werden, die aus das Wieso und Warum des Verschwindens schlichen lassen, fehlt bei Victor Grayson aber auch jegliche Basis, auf der die Phantasie etwas aufbauen könnte. So zahlreich seine Freunde in früheren Tagen gewesen waren, so wenige nannte er nach dem Kriege sein eigen. Er pflegte fast gar keinen gesellschaftlichen Verkehr, lebte das zurückgezogene Leben eines Einzelgängers der besseren Stände, und so kam cs, das; lange Zeit verging, ehe der Fahndungs dienst überhaupt sich mit ihm zu beschäftigen begann. Man darf nicht vergessen, dah polizeiliche An- und Äbmeldepslicht für Eng länder in England nicht existiert, und Grund zu einer Anzeige lag ja nicht vor. Die Hoteldirektion nahm einfach eine unvor hergesehene Abreise an und hatte, da die Rechnungen bezahlt waren, gar keine Veranlassung, sich um den so plötzlich ver schwundenen Gast weiter zu kümmern. Es waren eigentlich erst die sich widersprechendsten Ge rüchte über sein Wiederauslauchen, die die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sein Perschwinden lenkten. In Nizza. Australien. Irland, an den entferntesten Plätzen der Erde soll er verschiedene Male in Ersclnstnung getreten sein, ohne dah es fedoch gelungen wäre, den Kontakt mit ihm auszunehmen. Lite ratur und Presse griffen den Fall auf. mit dem Ergebnis, dah man heute nicht zwei gleichlautende Meinungen in bezug aus das Schicksal des seltsamen Mannes finden würde. Das einzige worin Einigkeit der Auffassungen herrscht, ist die Tatsache, dah Je mehr die Begriffe Ferien und Reisen Allgemeingut aller Volksteile werden, desto stärker bricht sich das Bestreben Bahn, die Ferienzeit auch nach dem Wetter sestzulegen. Ost wollen die Reiselustigen wissen, ob nun gerade ihre Ferien woche oder ihr Ferienmonat von gutem Wetter begleitet ist. Eine solche Vorhersage kann die meteorologische Wissenschaft trotz ihrer umfangreichen Erkenntnisse nicht machen. Die Wet tervorhersagen lassen sich vorläufig in genauer zeitlicher Ab grenzung über 18 Stunden und in allgemeiner Wettertendenz- angabc über zehn Tage im voraus nicht erweitern. Doch die Zehntage-Vorhersagcn, wie sie an jedem Mittwoch abend über alle Reichsscnder und in der gesamten Tagcsprcsse bekanntgegebcn werden, bilden schon kine sehr wertvolle Hilfe für die Ferienplanung. Der Reiselustige und Erholungsuchende kann jedenfalls seine Pläne auf eine Woche im voraus bestim men. Auch für die Verkchrseinrichtungcn selbst bildet diese Vorhersage eine nicht unbedeutende Unterstützung. Wenn am Mittwoch schönes, warmes Wetter für die nächsten zehn Tage angckündigt wird, dann wird der Wochenendverkehr besonders lebhaft werde». Doch wir «volle» uns hier nicht mit Einzclfällcn beschäfti gen, sondern einen Blick auf den Rcisehimmel des ganzen Sommers werfen. Genaue Vorhersagen über zehn Tage im voraus lassen sich, wie gesagt, nicht stellen, wohl aber kann man aus mancherlei Erfahrungen und Gcsetzmähiakeiten Schlüsse ans die Sommerwetteracstaltung ziehen. So läht zum Beispiel die Tatsache, dah der Frühling dieses Jahres iin all gemeinen kühl und unfreundlich war, erwarten, dah der Som mer eine Reihe längerer Schönwetterperioden bringen, jeden falls aber den Ansprüchen an ein richtiges Sommerweiter ge recht werden wird. Ein weiterer Umstand für ein verhältnis- mähig günstiges Sommerwetter kann in der Uebcrwindung des sogenannten „Sonnenfleckenmaximums" gesehen werden, das die letzten beiden Sommer beherrschte und den« Wetter verlauf einen sehr unruhigen, wcchseloollen Verlauf gab. In diesem Jahre befinden wir uns im absteigenden Gebiet der Eonnenfleckenkurvc und damit besteht begründete Aussicht auf einen ..normalen", das heiht, im ganzen freundliche«« Sommer. Diese Aussichten sind nicht zu unterschätzen, denn sie gewähr leisten einen Sommer, der von groben Enttäuschungen frei ist. Dah jeder Ferienrciscnde ein oder zwei Tage regnerisches Wet ter in Kauf nehmen muh, ist klar, aber er wird mit gleicher Sicherheit auf eine überwiegende Zahl freundlicher und schöner Tage rechnen können. Da sich der deutsche Sommer im allge meinen gerade in seiner zweiten Hälfte stabilisiert — also im August und September — so ergibt sich für die spätsommcrliche Reise noch eine besonders günstige Gelegenheit, die inan nicht übersehen sollte. Die Annahme, dah nur im Juli das Wetter wirklich schön sei und dah nur in dieser Zeit das Reisen «vet- tennähig von Erfolg begleitet sei, ist nicht begründet. Doch der Reiselustige darf bei seinen sommerlichen Pla nungen nicht nur an das Wetter denken; er muh auch berück sichtigen, dah Grohdeutschland einen sehr umfangreichen und vielseitigen Klimaraum besitzt und man sich das Wetter sozu sagen aussuchcn kann. Man muh, wenn inan in die Ferien reist, auch einige erd- und klimakundliche Berechnungen an- stellen. Wer an die See oder ins Hochgebirge fährt, darf ge- wisse Tücken des Wetters nicht übersehen. Unsere deutsck-en er vor dem Gesetz nicht tot ist. Wenn er noch lebt, muh er 54 Jahre alt sein. Geisterhafte Erscheinungen Politische Reden werden ii« England häufig im Freie«« ge halten. Im Herbst 1024 sprachen Mr. Seymour Cocks iheute Parlamentsmitglied) und Mr. John Beckett (heute Mitglied der nschistischcn Schwarzhemdenbewegung) vor einer grohen Men- chcnmengc c.m Tor von Maidstone Gaol. Mr. Ernest Hunter, rühcrer Sekretär Graysons, war ebenfalls auf der Plattform Da entdeckte der letztere — cs «var allerdings bereits Abeno geworden — in den ersten Reihe«« der Zuhörer plötzlich einen Mann, der Zug um Zug seinem alten Freunde glich. Hunter verlieh sofort die Plattform und versuchte sich zu dem Standort des inutmah'ichen Grayson hindurchzudrängen. Als er de» Platz endlich erreicht hatte, berichteten auf Befrage«« Umstehende, einem Herrn sei es plötzlich übel geworden und er habe sich in den« Augenblick, als Hinter von der Tribüne herunterstieg, nach hinten aus der Versammlung hinausgedrängt. Ein anderer Bekannter Graysons und ehemaliger Mit arbeiter in Colne Valley, Mr. A. G. Murray, fuhr in« April 1032 in einem Autobus, oben aus den« Verdeck sitzend, den „Strand" hinunter. Plötzlich sah er Grayson an einer Slrahen- ecke am Charing Crotz-Bahnhof stehe». „Ich rannte sofort die Treppe hinunter", berichtete Mr. Murray, „und sprang ab, be vor der Aistcbus hielt. Aber es «var schon zu spät. Mir «var es, als sei er schnell im Bahnhos verschwunden. Ich kann mich aber auch getäuscht haben. Der Verkehr war jcdensalls so stark, dah weiteres S«ick>en aussichtslos mar." Warum sollte eil« sonst unbescholtener Mann, der infolge seiner Verwundungen im Weltkrieg Anrecht aus eine kleine Pension in Neu-Seeland hätte, diese nicht erheben? So fragen sich viele, die sich mit dem Fall befahlen. Ein solcher Verzicht läht nur zwei Erklärungen zu: Entweder ist der Beiressende tot — oder aber er lebt in so guten Verhältnissen, dah er dem Staate weiterhin nicht zur Last fallen will. Vielleicht wollte Grayson, lrekehrt von dem „Sozialismus" seiner jungen Jahre, irgendwo in der Stille ein ganz neues Leben anfangcn, ungetrübt von Erinnerungen an seine poli tische Sturm- und Drangperiode, als ein neuer Mensch, der nichts mehr «nit seinem früheren Ich gemeinsam hat? Was bei einer Natur «vie Grayson schon denkbar wäre, denn — eii« Sonderling war er ja immer gewesen. sForlsetzung folgt.) Seeküsten liege«« im Einfluhgebiet des launigen ozeanischen Westwindes, auch unsere mittel- und westdeutschen Landschaften sind den Störungen des Ozeans ausgesetzt. Aber dieser Stö rungseinfluh ist keineswegs als unfreundlicher Charakter zu «verteil, es gibt viele Reiselustige, die ein mähig warmes, in der äuhercn Gestalt wechselndes Eommerwetter dem dauern den Sonnenbrand und der gleichmähigcn starken Wärme vor ziehen. ganz abgesehen davon, dah die Strand- und Gebirgs ferien mancherlei andere Vorzüge bieten. Hingegen besitzt Grotz- dcutschland in den Landqebieten von Sudelenland. Pöhinen, Mähren und der Ostmark Klimabczirke, die mit dem ozeani sche«« Sommerwetter des westlichen Reichsgebietes wenig zu tun haben. Diese östlichen Teile Grohdentschlands gehören den« kontinentale«« Klimaraum an. Dieses Klima zeichnet sich im Sommer durch erheblich gröhere und beständigere Wärme aus. die wohl hin und wieder explosionsartig Wetterstürze mit sich bringt, die obere niemals zu tagelang dauernden Abschnitten unfreundlichen Wetters ausartet. Das Gewitter des sommer lichen Kontinentalklimas brickt ein und zieht schnell vorüber, ansckliehend lacht wieder die Sonne vom heiteren Himmel. Die ses Wetter ist besonders in den schlesische.« und ostprcuhischen Landgebieten anzutresfen. Bei einer sachliche«« Betrachtung dieser vielen Möglichkei ten wird ieder zngeben müssen, das; ,.ne>''-cgnete" Ferien für den nicht zn befürckten sind, der sich mit Bedacht seinen Jerien- onfenthalt wählt Lin Ueichsautobahn-Seeba- Ausnützung einer Baustelle — Borsorgc für 8750 Besucher Ja der Näl^ der 700 Nieter langen Elbebrücke der Reichs autobahn Berlin-München liegt die Abziveigstelle Dessau- Ost. Es hat sich schon in kurzer Zeil seit Freigabe des Ver kehrs eine kleine Tradition herausgebildet, die nämlich, dort hin die sonntägliche Kasseesahrt von Berlin. Leipzig oder Halle aus zu legcu. Nach Dessau hinein kommt inan auf der neuen Aussallstrahe Dessau-Ost bis zum Zentrum der allen schö nen Askanierresidenz. Nach Osten führt eine schnurgerade Strohe, die die Dessauer ihre „Avus" nennen, über den Schlotz- park Oranienbaum nach den« berühmten Wörlitzer Park. Wenn inan einen Damin baut Zwischen den Absahrlsslellen Dessau-Ost und Dessau-Süd hat sich die Reichsoutobohnverwaltung «och eine beson dere So in in e r ü b e r ra s ch u n g ousgespart. Als man den riesigen kilometcrlangen Damm aufschüttete, aus dem die Auto bahn dos Urstromtal der Elbe überguert, entnahm man die er forderlichen Sandmassen an zwei Stellen. Heute sieht man da von allerdings kaum noch etwas. Die eine Stelle liegt im Kie- sernwolde. 300 000 Kubikmeter Sand «vurdeu hier entnommen. Dabei blieb ein kleiner See. Man baute einen grohen Park platz zu decke» Seiten der Autobahn, und mitten in der wald reichen Mosigkauer Heide entstand der Rastplatz „Möster Birken". Ein neuer See entsteht Die andere Grohentnahmestelle liegt bei Mildensee. Die Entnahme der Sondmassen ging hier so tief, dah man einen Grundwasscrstrom anschnitt. Das geologische Institut der Uni versität Halle und das hygienische Institut in Dessau erstatte ten Gutachten. Sie ergaben: Das Wasser ist bestes Heidequell- «vasser, der Grundstrom führt dauernd frisches Wasser hinzu, eine Bcrsandungsgefahr oder ein Verderben des Wassers er scheint ausgeschlossen: es ist so gut. dah man es als Trnikivasser benutzen könnte. Jetzt spriehen hier «vie Pilze die Baulichkei ten aus der Erde. Mustergültige Anlagen Am 15. Juli soll es so «veil sei» das; das Bad in Benutzung genommen werden kann. Aus drei Seilen ist der riesig Sand strand ausgcbaut Gegen Osten wird das Bad abgeschlossen durch den Waldsaum der Oranienbaumer Heide mit Kiefern- und Birkenivaldungen. Jin Schutze dieses Waidsaumes, der Som- mersoune voll ausgesetzt, wächst die Reihe der Einzclzellen des Bcckcs uud der Massenunikleideräume euwor. Für 0750 Per sonen sind Unikleideräume im Werden. Cs wird unaushörlich geschasst damit zur Badezeit olles unter Dach und Fock ist. Hier zu kommt an der Stirnseite des Tees ein neues Rasthaus der ReichsautobahoVerwaltung Für 750 Menschen wird hier Sitz gelegenheit geschaffen 50 Zimmer stehen zur Uebernachtung zur Persiigung. Eine tOOOO Quadratmeter grohe Liegewiese zieht sich zwischen den Terrassen des Rasthauses und dem Seebad hin. Ein entsprechend groher Parkplatz dabei bietet Platz für viele Wagen. kleineres R^'haus entsteht neben der Autobahn-Elbebrücke, die jetzt ihre Schmuckgestaltung erhält. Hier wird auch ein 40 Meter hoher Turm emporwachsen, von dem man einen herrlichen Rundblick über die Elbaue. den Flä ming. in die Dübener Heide und die Stadt Dessau geniesst. Lrzlager in Abessinien Ergebnisse der bisherigen Durchforschung Rom, 10 Juni. Die planmähigen Forschungen, die in allen Teilen Italienisch-Oslasrikas sür die Feststellung und spä tere Ausbeutung von Mineralschätzen stattsinden, sind nickt ohne Erfolg geblieben. Bo«, besonderem Interesse ist die Entdeckung von dem ii« der Industrie so wichtigen Zinn, mit dessen Abbau eine eigens dafür gegründete Gesellschaft die „Comina", mit besten italienischen Arbeitskrästen sofort begonnen hat. Bisher hat Italien den gröhten Teil seines Zinnbedarss aus dem Aus lande bezogen, aber man hofft, das; schon im lausenden Jahre die Produktion von einigen hundert Tonnen dieses Mincrais auf kolonialem Boden möglich sein wird. In unmittelbarer Nähe der Zinnabkrgerungen «vurdeu auch bemerkenswerte Blei- und Eisenminerallager entdeckt, dazu vorziiglickie Braunkohle. Eisenerze wurden auch am Laus des Giuba fest gestellt, werden aber noch aus Gehalt und Ausdehnung der Schichten geprüft. In Anseba sties; man aus Küpser und begann schon bei einem der Laaer, das sich durch besonders gün stiges Klima und grösste Reichhaltigkeit auszeichnet, mit dein Abbau. Im Acobobecken wurde goldbaltioer Schwemmsand sestgestellt, jedoch fehlt cs zum Beginn der Arbeiten an einge borenen Arbeitskräften. Goldspnren finden sich auch in« Süd westen Iialienisch-Ostasrikas. Jedoch sind die Forsckungskom- missionen der Ansicht, das; die den Abba«« verlohnende», reich- haltigeren Fundstellen bisher noch unbekannt sind und die Wei« lerbetreibung der Forschungen lohnen. Umzug -er Ueichshauptkasse Berlin, 10. Juni. Die Reichshauptkasse zieht am lO. und 20. Juni 1930 nach Berlin W 8, Iägerstratze 49 50 um Fernspre cher 164391. Wegen des Umzugs ist die Reichshauptkasse am heutigen Montag, dem 19. d. M„ geschlossen. Jur Blockade der Stadt Tientsin Hier zeigen «vir ein Bild aus der blockierten englischen Nie derlassung in Tientsin, das an- lätzlich eines früheren Zwischen falls ausgenommen wurde, bei dem die chinesische Bevölkerung mit dem englischen Militär in Konflikt geriet. (Presse-Hoffmann, M.) Der Wetterfrosch gibt Auskunft Neber das ^erienwettev in Grohdentschlands Ganen / Von Walter Laniinert