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Liebes alles Danzig! Z » vrbeber Kecktsscbutr: Orsi Ouellan-Verlax, Königsbrück (8er. vrescken) MIlIIIIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!II!I!I!!Il!IIIIlIIIIIIIIIIIIIIIUIIIIIIIIIIIUII!I<IIMIIUI!IIIII!IIIIIII,!!!IIIIIIIIII!IIIII!IIIIII!I!I!I!I!IIII!!III!III»!!IIIIIIIIIIIIIIIII!IIIIIIIIII!IIIIIIII!IIII Erstes Kaplter Ein herrlicher Wintertag ging zu Ende. Noch glitzerte der Schnee und der letzte Schimmer der Abendlonne in den Fenstern des hochragenden Marlenkirchturms, der als stolzes Wahrzeichen die alte Hansastadt Danzig überragt. In den engen Straßen und Gassen, in denen geschäftiges Leben pul sierte, war es bereits dunkel. Draußen im Hasen tönten die Sirenen der Dampfer, schrillten die Pfeifen der Aufseher, und langsam fuhren Dampfer die Mottlau und Weichsel stromauf- und abwärts. In der herrlichen, hundertsährigen Lindenallee, die die Stadt mit dem Villenvorort Langsuhr verbindet, herrschte reges Leben. Die Straßenbahnen waren überfüllt von Beamten und Arbeitern, die heimwärts eilten, und entgegen gesetzt kehrten Spaziergänger und Sportler, die lachend und fröhlich von der Rodelbahn im Jäschkental heimwanderten, in die Stadt zurück. Von der nahen Werft dröhnten noch die Dampfhämmer; die feurig-lohenden Schornsteine färbten mit ihren Flammen- gapben den Himmel. Vor einer besonders schönen Villa, inmitten eines wohl gepflegten Parkes etwas abseits von der Allee gelegen, hielt eine große Anzahl Autos, und immer wieder bog ein Wagen von der Allee in den Parkweg ein. Da entstiegen den Autos hohe Beamte und die Vertreter der Handelswelt, die Inhaber der alten Patriziersirmen, die in der Langgasse, in der Frauen-, Brotbänken- und Milch kammergaste ^it Jahrhunderten ihre ehrwürdigen Geschäfts häuser und auf der Speicherlnsel ihre Magazine hatten, in denen das Getreide, das Holz der nordischen Wälder, Kolo nialprodukte und üle lagerten, deren Schisse zu normalen Zeiten die Meere aller Weltteile und auch jetzt die Weichsel bevölkerten und mit ihnen die modernen Wersten, die Be sitzer aller neu entstandenen Fabriken, die der uralten Hansa- stadt einst einen ungeheuren Aufschwung verliehen. In dem mit vornehmer Pracht eingerichteten Empfangs saale waren Direktor Koch, der Gastgeber, ein älterer Herr mit dem Benehmen eines erfahrenen Weltmannes, seine liebenswürdige Gattin und sein einziges Töchterchen, die blonde Eva, von einem großen Kreis von Gästen umgeben, und die erwartungsvoll freudigen Gesichter aller verrieten, daß ein Fest bei Direktor Koch zu den genußreichsten Epi soden des Danziger Gesellschaftslebens gehörte. Als die Erwarteten fast vollzählig erschienen waren, fuhr im eleganten Bogen noch ein einzelner Mietwagen vor, dem ein alter Herr von kleiner Gestalt, mit einem weiß lockigen Künstlerkopse und vergnügt in die Welt lachenden Augen entstieg, der mit raschen, jugendlichen Bewegungen die Treppe emporeilte. Zufällig war der Direktor eben in die Vorhalle getreten, als der verspätete Gast eintrat. «Also, da wär' ich. Eben frisch von der Reife. Gerade aus Gdingen angekommen, wo ich mit dem Grafen Kamelle das Geschäft abgeschlossen habe. Habe mir nicht einmal Zeit gelassen, nach Hause zu fahren, und mich in der Bahn um gezogen. Hoffentlich komme ich zurecht!" «Willkommen, lieber Geheimrat, Ich freue mich, daß Sie Wort hielten. Ihre Kinder sind schon da." .Schön." Der Direktor faßte ihn unter den Arm und führte ihn in den Saal zu seiner Gattin. «Da bringe ich dir noch einen verspäteten Gast." Ein schlankes, ausfallend hübsches Mädchen, dessen Helles Kleid vortresslich von dem schwarzen Haar abstach, löste sich aus der Gruppe der um Eva Koch versammelten Jugend. «Papa — nun bin ich erst recht vergnügt!" Der Geheimrat küßte sie, unbekümmert um die Ge sellschaft. «Mein Mädel! Mein Töchtingl" Man sah ihnen an, wie nahe Vater und Tochter sich standen. «Wo ist denn Horst?" Ein etwas schmächtiger, junger Mann, im Gegensatz zur Schwester blond, der in der Fülle seiner Locken mit seinen großen, verträumten Augen weit eher wie ein Künst ler als wie der Erbe eines Handelshauses aussah, trat soeben hinzu. «Da bin Ich, Papa." «Schön, so ist's recht. Was neues im Geschäft?" «Nichts besonderes, das heißt, ehrlich gesagt, heute war ich gar nicht im Büro." «So ein Schlinget." «Hatte etwas Wichtigeres vor." «Das laß niemand hören." «Eine Überraschung für dich. Papa, und dazu mußte Ich üben." «So — also wollen wir später davon sprechen, wenn wir allein sind." Die Hausfrau sah nervös nach der großen Uhr, die auf dem Kamin stand. Der Diener hatte schon einige Male dis kret durch die Spalte der zum Speiselaal führenden Flügel tür geschaut, zum Zeichen, daß die Tafel beginnen konnte, und doch zögerte die Hausfrau. Es fehlte noch ein Gast, der gewisse Rücksicht verdiente. Doch schon trat aus der Vorhalle der Diener und meldete: «Herr Geheimer Kommerzienrat Kampmann und sein Herr Sohn." Aller Blicke richteten sich nach der Tür, durch die setzt der Geheime Kommerzienrat Stephan Kampmann, Inhaber der Firma Stephan Kampmann — die seit vier Jahr hunderten zu den reichsten und angesehensten Danzigs ge hörte —, eintrat. Er war ungefähr sechzig Jahre alt, von wuchtiger, fast übergroßer Gestalt. Sein Haar war nur ganz leicht an den Schläfen ergraut, sein bartloses, energisches Gesicht hatte etwas Bedeutendes, und er trat mit der Würde eines un gekrönten Königs ein. Mancher der Gäste lächelte verstohlen; man wußte, daß Herr Kampmann es liebte, zuletzt zu kommen und sich gewissermaßen «in Szene zu setzen", aber er war eine Macht, eine bedeutende Größe in der Handels welt, und man lauschte seinen Worten, wenn er als Vor sitzender der Bank, im Artushofe am Stammtisch saß und mit freigebiger Großzügigkeit und geschästlichem Scharfblick Rat bei Spekulationen gab. Hinter ihm kam sein einziger Sohn, der, ebenfalls wie der Vater, Stephan hieß, denn es war eine alte Überliefe rung im Hause, daß stets ein Stephan dem anderen folgte. Es war ein schlanker, junger Mann, Mitte der zwanzig. der mit der in das Jugendlichere übertragenen Gestalt des Vaters ein hübsches Geiicht vereinte, in dem allerdings die vielleicht etlvas brutale Energie des Vaters m angenehmer Weile gemildert war. Vater und Sohn küßten der Dame des Hauies die Hand und — es war nur aus dielen Augenblick gewartet worden — sofort öfsneten sich die Türen des Speiieiaales. und Stephan der Altere führte die Dame des Hauies an ihren Platz, wäh rend der Sohn, auf dessen Gesicht em enitäuichter Zug lag, der blonden Eva den Arm bot. Die Tafel verlies in heiterster Weile Dann lud die Musik im Nebensaale die Jugend zum Tanz, wahrend die Alten dem srohen Treiben zuick-auien oder am Spieltisch Platz nahmen und sich zu einer gemütlichen Unterhaltung zulammenfanden. Geheimrat Hellbrink mar neben Stephan Kampmann getreten. «Mo. mein Lieber, diesmal steht die Welt aut dem Kopfe. Paul Hellbrink laust Stephan Kampmann den Rang ab. Das Geschäft ist perfekt." In leinen munteren Augen lag ehrliche Genugtuung und ein wenig gutmütige Schadenfreude. Halte er doch, der sonst bedingungslos zugab. daß er dem großen Kampmann in kaufmännischer Hinsicht nicht gewachien war. ihm diesmal ein Bombengeschäft fast vor der Nase weggelchnappt. Aber Kampmann verzog keine Miene und sagte fast mitleidig: «Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, lieber Hell brink. daß Sie Glück dabei haben. Aber — mir ahnt, als ob Sie nichts Gutes erfahren." «Was heißt das? Ist doch ein aufgelegtes Geschäft. Ein Bombenerfolg, sagt mein Freund, der Direktor vom Stadt theater. Jedenfalls wird es jetzt nichts mit der Werst." «Sie wissen, ich laufe einem Geschäft nicht nach", ent gegnete Kampmann, ohne eine Miene zu verziehen. «Es war ein Vorschlag, wir sind nicht einig geworden, ich denke nicht mehr daran und hasse, daß Sie es niemals bereuen." Hellbrink ärgerte sich, daß der Mann seine überlegene Art nie lassen konnte, und noch dazu diesmal, wo er eine direkte Dummheit begangen. Es war eine wirkliche Dumm heit, denn die halbe Million, die ihm Zufällen mußte, war ihm zuerst angeboten morden, und er hatte das Geschäst ausgeschlagen. «Aber, meine Herren, ich glaube gar. Sie reden heute von Geschäften", sagte Direktor Koch, der dazwischen kam. „Sie haben recht, lieber Direktor, gehen wir an den Whisttilch." «Wenn Sie nicht vorher noch etwas Kunst genießen wollen, ich habe einige musikalisck-e Größen gewonnen vom Theater, die gleich ihre Kunst zeigen werden." «Aha — das ist etwas für mich." „Nun. für Sie habe ich noch was ganz Besonderes auf Lager. Also, darf ich bitten?" Er ging den Herren voran in den Musiksaal, und auch Kampmann rcn. folgte, wenn auch widerwillig, denn von Kunst verstand er fast gar nichts und hatte sich am liebsten in irgendeine Ecke verkrochen. Er haßte Gesellschasten als unnütze Zeitvergeudung, und beneidete im stillen seine Frau, die wegen zu starker Migräne abgesagt hatte. Aber er wollte Koch nicht verletzen, denn er hätte es gern gesehen, wenn sein Sohn sich etwas Mühe ge geben hätte und die blonde Eva als leine Frau heimsührte. Koch war zwar nicht reich — darauf brauchte er nicht zu sehen —, aber ein tüchtiger Finanzmann, der nicht in Danzig bleiben, sondern noch an allererste Stelle treten würde, und eine Verbindung mit der Hochfinanz konnte nicht einmal der Firma Stephan Kampmann schaden. (Fortsetzung folgt.) wenn Männer sich rasieren Manche Leute meinen, daß das Rasieren eine Errungen schaft der neuen Zeit sei. Das trifft aber nicht zu. Tatsächlich wurde es um 850 v. Ehr. von Alexander dem Großen einge- führt, der seinen Soldaten befahl, sich zu rasieren, damit die Feinde sie nicht an den Bärten zu Boden zerren konnten, wie es damals üblich war. Dadurch kam der Brauch des Rasierens auf und verbreitete sich bald auch unter den Nichtsoldaten. In England hat man ausgerechnet, daß die Engländer, die ihr Gesicht rasieren, insgesamt damit täglich ebensoviel Arbeit leisten, als wenn sie eine Fläche rasierten, die ein Drittel des Hyde-Parks ausmacht. Da man ferner ausgerechnet hat, daß auf dem Gesicht eines Mannes etwa 25 000 Haare wachsen, müssen diese Engländer ungefähr 375 Milliarden Haare täglich abrasiercn. Ein Pferd bekommt ein Schul diplom Hat nicht einst Napoleon ein Pscvd zum FcldmarschaN er nannt? Heute gibt es in Louisville ein Roß, dem man ganz offiziell und im Rahmen einer netten Feier ein Diplom ver liehen hat. Das Pferd bestand die Examina zwar nicht so, wie man sich dies für ein Diplom vorstellt. Jedoch erfolgte die Ver leihung wegen der außerordentlichen Verdienste, die das Tier sich um die Schule erwarb. Das Pferd gehört einer Familie H. E. Smith. Seit zwölf Jahren trug es nun Tag für Tag die kleinen Smith (deren es eine ganze kleine Armee gibt) zur Sclpile. Niemand brauchte nritzugehen. Das Pferd mußte, was es sollte, und erledigte seine Aufgabe mit größter Treue. l4 kleine Smith sind so zur Schule gebracht worden — manchmal drei auf einmal aus dem breiten Rücke» verteilt. Nie kamendie Kinder zu spät zur Schule. Nie holte das Tier die Schüler zu spät ab. Hat es da nicht ein Diplom verdient? wie kommen die Pralinen zu ihrem Namen? Pralinen erfreuen sich bei Alt und Jung, bei Männlein und Weibleln großer Beliebtheit, aber von den vielen, vielen Menschen, die mit Freuden einen Kasten Pralinen zum Ge schenk nehmen, weiß kaum einer, wie die wohlschmeckenden Dinger zu ihrer eigentümlichen Bezeichnung kommen, was ja natürlich dem Genuß keinen Abbruch tut. Aber dennoch... man geht sa ganz gern den Dingen auf die Spur. Angeblich soll der Name auf einen französischen Marschall du Plessia- Praslin zurückgehen. Dieser Mann lebte zur Zett Ludwigs XIV. und war nicht nur ein tapferer Soldat, sondern auch sehr für Süßigkeiten interessiert. Als er eines Tages ein größeres Fest gab, bat er seinen Meisterkoch, einen recht leckern Nachtisch zu bereiten, und zwar möglichst etwas, was man bis her noch nicht gekannt hatte. Der Melstcrkoch ließ sich die Sache durch den Kopf gehen und das Ergebnis waren gefüllte Schokoladchäuschen, die sich dann später die ganze Welt er obert haben und den Namen des Marschalls der Nachwelt besser überliefert haben als seine kriegerischen Taten. Allerdings hätte eigentlich der Koch die Ehre und den Ruhm verdient. Aber seinen Namen kennt man nicht mehr. Gärtner als Zauberkünstler Die heutigen Gärtner sind eine Art Zauberkünstler, wozu ihnen allerdings erst die Wisfcnsck)ast die Hilfsmittel in die Hand gibt. Neuerdings geivinnen die Wissenschaftler aus Pflanzen vom Ekel / Der Ekel gehört zu den Gcmeingcfiihlcn. so wie etwa Hun ger oder Durst. Aber er ist nicht so gleichmäßig über alle Men schen verteilt, wie die meisten übrigen Gcmcingcfühle, wobei die Vernunft und die Selbstüberwindung allerdings eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Hier zunächst ein beinahe klassisch gewordenes Beispiel: Als der später zu besonderer Berühmtheit gelangte Berliner Arzt Heim noch jung mar und seinem Vater gegenüber den Wunsch aussprach. Medizin studieren zu dürfen, da machte ihm dieser einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und versagte ihm zunächst die Einwilligung. Nur eine letzte Möglichkeit ließ er seinem Sohne noch offen, die aber praktisch einem völligen Versperren seines Weges glcichkam. Der Vater gab dem Sohne auf, da er von dem schrecklichen Ekel seines Jungen vor Spinnen wußte, ein mit Spinnen bestrichenes Butterbrot zu verzehren. Nur wenn er dies übers Herz brächte, so würde er seinen Einspruch gegen das Medizinstudium wieder rückgängig mack)en. Aber was der Vater nie geahnt hatte, ivurde jetzt Wahrheit: Der junge Heim übt« sich im stillen, seinen ungeheu ren Ekel vor diesen Tieren zu überwinden, bis er eines Tages tatsächlich mit einem mit Spinnen bestrichenen Brot ersckien und dieses vor den Augen seines erstaunten Vaters gleichmütig, oder doch mindestens scheinbar mit größtem Gleichmut ver zehrte! Wir können also schon daraus eine wichtige Lehre ziehen, und zwar die Erkenntnis, daß Ekelvorstcllungen, auch wenn sie noch so berechtigt erscheinen mögen, durch Vernunft und Uebung überwunden werden können. Die meisten Aerztc müssen dies übrigens auch am eigenen Leibe erfahren. Denn für fast alle sind die ersten Eindrücke im Anatomiesaal mehr oder weniger zurückschrcckend geivesen, wie auch für viele die ersten Unter- suchnngen der verschiedenen Exkremente und Auswürfe mit sol chen Ekelvorstellungcn verbunden waren. Aus Acrztcbiogra- phien könren mir diese Tatsacl>e immer wieder entnehmen. Trotzdem aber lernen doch die meisten in nicht zu langer Zeit diesen Ekel zu überwinden. und Chemikalien die lebenswichtigen Hormone, die dann Wachs tum und Art der Pflanzen so ungeheuer beeinflussen. Es kommt dahin, daß durch diese Hormone Gestalt und Form der Blüten völlig verändert werden können. Wenn zum Beispiel halb geöffnete Chrysanthemumblülcn mit diesen Chemikalien be sprengt werden, so wird mis einer flachen Blüte «ine kugel förmige. Die Vlütcnblätter nehmen ganz andere Formen an, als die Natur es ursprünglich mit ihnen im Sinn halte. Besonders viel werden Hormon-Stoffe verwendet, um den Wurzclansatz bei Schößlingen usiv. zu beschleunigen. Auch die Entwicklung von Früchten und Beeren kann durch diese Hilfsmittel bewirkt werden. Drei Grundformen — Und was der Arzt dazu sagt Wollen wir uns noch ein genaueres Verständnis vom Ekel als Gemcingesühl verschaffen, so müssen wir am besten zunächst den Versuch einer Klassifizierung des Ekels maä)cn, und dabei am besten drei Arten unterscheiden. Die erste Art kann man als normalen Ekel bezeichnen. Er besteht in dem allgemein verbreiteten Widerwillen gegen über dem Essen von verdorbenen oder doch wenigstens unappe titlich zubereitetcn Speisen. Hierbei kann der Ekel also bis zu einem gewissen Grade als eine normale und zudem sehr zweckdienliche Abwehrmaßnahme des Körpers gegenül»er ge sundheitsschädlichen Nahrnngsstossen angesehen werden. In solchen Fällen eine Uebcrwindung des Ekels anralen zu wollen, wäre also nicht nur unnötig, sondern geradezu widernatürlich, es sei denn, man bekämpfe lediglich irgendwelche unangebrachte Formen der Ekeläußerungen, wie Aufschreien oder ein sonstiges kopfloses Verhalten, das wiederum mehr schadet als nützt. Als zweite Form des Ekels kann man den nervösen Ekel bezeichnen, der nur unter gewissen Bedingungen austritt, die mehr oder weniger auf nervöser bzw. psychischer Grundlage be ruhen. Hierbei handelt es sich um Ekelvorstellungcn. di« prak tisch als unberechtigt gelten müssen, sei cs nun. daß sic in Form einer Abscheu vor Milchhaut, vor dem gekochten Fett des Rindfleisches, vor Pferdefleisch, vor Austern oder ähnlichem« auftrcten. Die Vernunft müßte einem sagen, daß man alles dies wahrscheinlich ohne Gefahr für die Gesundheit essen könnt« und, daß es noch genügend Menscl-cn gibt, die diese Dinge ohne wei, teres — ja bisweilen sogar mit größtem Genuß — verzehren Meist sind cs doch lcdigjich irgcndwelä>c Vorurteile oder aber irgendwelche früheren Erlebnisse. Lte» solcl)e an sich unberechtig ten Ekelvorstellungcn Hervorrufen. Sei cs etwa, daß scmand einmal eine besondere Sorte Käse vorgesetzt bekommen hat. in dem es nur so von Maden wimmelte, so daß er nun sedesmal, wenn er diese Käscart nur von iveitcm sicht, schon von einem Ekel befallen wird. Gerade hier aber vermag der Wille und di« Vernunft doch manclws zu bessern. Wie viele Frauen, die als Mädchen keine Milch trinken konnten, ohne Würgreiz zu