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Eine 1500 jährige Rnnst Wenn Papa trinkt, trinkt er was Kräftiges »ft was drin, und was drin ist. das gibt er her! Die nach dem schwere Glocke Sie hängt al» Papas Parole heißt: Gut oder gar n.aft! lind gut Ist, wa- herzhaft ist, was den inneren Menschen wärmt und was vor-« halt. Er verlangt also mit Recht, daß Kornkaffee auf den Tisch kommt. Da merkt er bei jedem Schluck, was er trinkt: Echtes und rechtes Korn, gehaltvoll und herbe, ein Getränk, das nicht nur ein bißchen die Zunge das auch den Durst ordentlich löscht. Unter allen Südoststaaten nimmt Bulgarien eine Sonder stellung in bezug auf das Deutschtum ein. In Bulgarien leben nur insgesamt 5000 Deutsche, eine Zahl, die den schwächsten Be stand in einem slawischen Staat ausdrückt, aber diese Deutschen genießen die größten Vorrechte. Ihre Spra6)e hat eine solche Geltung, daß sie nicht nur von ihnen selbst ungehindert ge braucht wird, sondern auch viele Bulgaren sie sprecl»en. Man kann als Reichsdeutscher durch ganz Bulgarien reisen, ohne der bulgarisclgm Landessprache sich bedienen zu müssen, denn überall wird ausrciclumd deutsch gesprochen. Eine beträchtliche Zahl von Bulgaren hat auf den höheren Landesschulen deutsch gelernt und andere haben auf reichsdeutschen Hochschulen und Universitäten lange Jahre studiert. So ist auch das Verhältnis der Bulgaren zu den einheimischen Deutschen ein sehr enges geworden. Es gibt in Bulgarien keinen Kampf des Deutschtums um seine Le bensrechte. Das bulgarisch Deutschtum ist noch sehr jungen Datums, denn erst seit dein vorigen Jahrhundert hat die Einwanderung der Deutschen stattgesunden. Allerdings haben auch schon am Ausgang des Mittelalters deutsch Bergarbeiter sich in der Nähe von Sofia niedergelassen, aber diese wurden damals bulgari- siert nnd durch die späteren Kriege vollständig aufgericben. Erst als Bulgarien im vorigen Jahrhundert seine staatliclu? Selb ständigkeit gegenüber den Türken wieder erlangte, kamen mit der Erwählung des deutschen Prinzen Alexander von Batten berg zum Herrscher Bulgariens — und nach dessen Alidankung mit der Berufung des Zaren Ferdinand aus dem Hause Coburg- Gotha — deutsch Handwerker. Kaufleute. Lehrer und yteamte von neuem ins Land. Mit Hilfe der deutschen Fürsten wurde der letzte Rest der fremden Vorhrrschaft gebrochen, und die Innere Aufbauarbeit konnte beginnen. Mit dem Bau der Baadndbahn kam die deutsch Wirtschaft in Bulgarien zum ersten Malo zur Geltung, und alsbald konnten deutsche Industrien vereinzelt ge gründet werden. Vor allem aber stand von Anfang an das deutsche Bildung» wesen im Vordergrund. Die im auszubauen, und sie «m 2 Glocken türme zu berelchrn. Auch hier ist der Gebrauch der Glocken schon sehr früh verbürgt. Die ältesten Glocken, die durch eine Inlchrist das Jahr ihrer Entstehung überliefern, sind: die Glocke von Drohnsdorf im Anhaltischen, die im Jahre 1028 entstand, die Glocke im Dom zu Siena aus dem Jahre 11-10 und die Glocke der St.-Burk- Hards-Kirch zu Würzburg aus dem Jahre 1219. Den schön sten Wohl klang aller deutschn Glocken hat die „Maria Gloriosa"-Glocke Im DSin zu Erfurt. Sie ist im Jahre 1197 gegossen worden und hängt im witteren der drei Domtürme, die das herliche Stadtbild überragen. 280 Zentner schwer, ist sie zugleich eine der mächtigsten Glocken Deutschlands. Weitbe kannt ist auch die große Glocke, die sür die Elisabeth-Kirche zu Breslau im Jahre 1508 gegossen wurde. Mit ihrem Ge wicht von 220 Zentnern blieb sie nur wenig hinter der großen Glocke von Erfurt zurück. Die Domglocke zu St. Stephan in Wien wurde 2 Jahrhunderte später gegossen; sie hängt, 400 Zentner schwer, mit noch 4 anderen Glocken in dem einzig aus gebauten Turm des Domes, und Kaiser Joseph l. ließ sie 1711 aus erbeuteten türkischen Kanonen gießen. Ihr gegenüber, im unausgebauten Turm, hängt die sogenannte „Pummerin", eine Glocke von über 200 Zentnern; während in den beiden „Hei- dentiirmen" noch weitere 0 Glocken ihren Platz gefunden haben Auch die herrliche deutsche Stadt Olmütz in Mähren besitzt auf dem mittleren Turm ihres Domes eine 880 Zentner schwere, berühmte Glocke. Die Hauptglocke der Petcrskirche zu Rom, um 1775 gegossen, hat ei» Gewicht von 820 Zentnern; die große Glocke im Dom zu Mailand und die ln S. Jago di Campostella ein solä-es von 800, die von Natre Dame in Paris von 850 und die zu Toulouse non 510. Die gewaltigste aller Glocken jedoch ist der „Glockenkaiser", der „Zar Kolokol" zu Moskau, die eine fast unvorstellbare Größe hat. 'Mit einer Höhe von 6,50 Meter und einer unteren Weite von gleichfalls 6 Metern, wurde sie in einem Gewicht von 4000 Zentnern vor 200 Jahren, 1783 gegossen. Der eiserne Klöppel allein wiegt 5000 Kilo. Bei einem Brande des Kreml 1737 stürzte die Glocke aus Tur- meshöhe herab und wurde beschädigt; sie steht seitdem auf einem granitenen Sockel als Denkmal der Glockeugießerkunst neben dem Kreml. Von König Pamti, dem Beherrscher Chinas zu Anfang des 15. Jahrhunderts, ivird berichtet, daß er 1413 eine eiserne und 8 eherne Glocken in Peking gießen ließ, von denen jede 2500 Zentner gewogen haben soll. Jedoch die Kunst der Glockengießerei erblühte am schönsten in den abendländischen Staaten, und ihre glanzvollsten Zeiten sind mit den Höhepunk ten der abendländischen Architektur verbunden. Kriege 1923 in Apolda genossene, 450 Zentner ist nunmehr die größte Glocke Deutschlands. „Deutsche Glocke am Rhein" im Dom zu Köln. Als der Freund des heiligen Augustinus, der Bischof und Hymnendichter Paulinus von Nola, im Jahre 431 starb, er klang wenige Jahre nach seinem Tode die Stadt Nola von herrlichen, nie gehörten Geläuten. Der heilige Bischof hatte als erster im Abendland die Kunst des Glockengeläutes zur Feier des Gottesdienstes erdacht und gesördert; er rief dazu auf, für seiue siiditaltenische Heimat, für die Kirchen Campa ntens, wohlgefoxinte, klangvolle Glocken zu schmieden und sie in Nola zum ersten Male zu läuten. Die Glocken erhielten den Namen Campana, und von Nola aus bahnte sich die Kunst Ihren Weg über die campanische Provinz nach dem übrigen Italien. 100 Jahre später erwähnt schon der berühmte Caesa rius von Arles die Schönheit der Glocken und preist ihren Wohlklang. So sind es 1500 Jahre, daß die Glockenkunst ihren Anfang nahm und seitdem über das ganze Abendland sich ausbreitete. Es waren zunächst die Klöster, die nicht nur d e Glocken ver fertigten (schmiedeten), sondern auch in der Nähe ihrer Kon vente Gerüste für sie erbauten, in denen sie geläutet wurden, und aus denen später die Glockentiirme entstanden. Bald schon folgten den Klöstern aber auch die Städte nach; in den Glok- kenwerkstätten mehrten sich die Bestellungen, und man legte Wert darauf, bei der Mannigfaltigkeit der Formen auch eine Vielheit des schönen Klanges zu erreichen. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts folgte das westliche Europa, Frankreich, nach. Hier in Frankreich dauerte es lange, bis die Kunst eine größere Verbreitung fand. Um 610 waren die Glocken noch so wenig dort bekannt, daß der Bischof Lupus von Orleans bei der Be lagerung der Stadt es unternehmen konnte, die gesamte Armee der Belagerer durch das Glockengeläute in die Flucht zu jagen. Erst langsam bahnte sich auch hier das Neue seinen Weg. 604 war in Italien die Sitte aufgekommen, nicht mehr allein zu den Gottesdiensten, sondern auch zu allen Stunden des Tages die Glocken anzuschlagen, eine Neuerung, aus der sich später die Teivohnheit des Stundenschlages entwickelte. Noch im gleichen 7. Jahrhundert sanden auch die Glocken ihren Weg nach Irland. An einigen europäischen Höfen bürgerte sich der Brauch ein. zu bestimmten feierlichen Gelegenheiten wertvolle Glocken zu Geschenken zu machen, und der Herzog Wil helm vor» Aquitanien ließ eine Glocke aus Silber schmieden, um sie dem Kloster Gellone zu schenken, wo sie an der Decke der Kirche Ihren Platz fand. Der Doge von Nenedig, Ursus Patriciacus, ließ dem Kaiser Michael lll., der ihm gegen die Sarazenen Beistand geleistet hatte, nicht weniger als 12 prächtige Glocken senden, die aus den berühmtesten Werkstätten stammten. Und dann drang die neue Kunst in das mittlere Europa vor, in die Gaue des Deutschen Reiches. Auf deutschem Boden erlebte die Glockenkunst eine Zu nächst zwar langsame, aber eine um so gründlichere Entwick lung, so gründlich, daß später hier die herrlichen Stücke deut scher Glockeugießerkunst erstehen konnten, wie sie nur verein zelt in Europa zu finden sind. Die ältesten Spuren dieser mit teleuropäischen Epoche gehen bis Ins 7. und 8 Jahrhundert zurück, und die Deutschen beginnen mit kleinen, nur unschein baren Formen, an denen sie ihre Arbeit planvoll und mit Erfolg erproben. Die Stadt Hildesheim nimmt den Ruhm für sich in Anspruch, noch heute eine von jenen Glockcnwcrkstätten zu besitzen, die schon im 8. Jahrhundert dort betrieben wurde. Sie wird als die älteste deutsck-c Glockenwerkstatt der Gegen wart bezeichnet. Zum Gebrauch der Glocken errichtete man auch in Deutschland zuerst nur einzeln stehende Türme aus Elchen- und Buchenstämmen, die später, Indem man dem Bei spiel der anderen Länder folgte, mit den Gotteshäusern ver schmolzen wurden. Dieser Vorgang der Verschmelzung in der europäischen Baukunst hat der abendländischen Architektur jene gewaltigen Anregungen gegeben, die sür die Schönheit der Kirchen so befruchtend wurden. Lange schon vor dem Jahre 1000 fanden die ersten Verschmelzungen der Türme mit den Gotteshäusern statt, und wenn auch noch Jahrhundert« hindurch dke Türme — den kleineren Formen der Glocken entsprechend — nur eine mäßige Höhe erreichten, so belebte sich doch das Bild der Architektur schon damals von Jahrzehnt zu Jahrzehnt; und als endlich die Glockenschmiede alle Ihre Werkstätten in Glockengießereien verwandelten, und sie mit dieser Neu erung nun immer größere Glockenformen fertigen konnten, da wurden auch die Türme der Kirchen weit Höher und gewal tiger. Glocken von sehr großem Ausmaß finden sich zuerst zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Als um diese Zeit die Mönche Ihre Kunst des Glockengusses allüberall an die sogenannten Gelb- und Rotgießer, die Mcssing- und Bronzegießer, nbtraten, bildete sich aus diesen letzteren ein Kreis von Familien, die — so wie jene Mönci)e — das Ueberkommcne wie ein besonderes Erbe und wie ein Geheimnis unter sich bewahrten und keine Unberufenen in ihre Reihen ausnahmen. Diesen Familien ist die einzigartige hohe Blüte der Glockengießerkunst im 15. und 16. Jahrhundert zu danken. Nürnberg und Augsburg bilden besondere Ruhmesblätter im Süden des Deutschen Reiches während dieser Zeit, und im Nor den und Westen Deutschland» war es der Name der Familie Klinge, der Uber die Grenzen drang, mährend in Holland Ghert van Wou der meistgenannte unter den Glockengießern wurde. Ala die Schrecken des 30>ährigen Krieges die Gieße reien veröden ließ, hielten einige Familien trotz allem Unglück ihr Geiverbe aufrecht und retteten eg in die Zukunft. Sie blieben an den alten Stätten ihrer Väter seßhaft, und so ge ring auch in der Folge unter ihren Kindern und Enkeln die Zahl der Glockengießerfamilien geblieben ist, sie hatten einen großen Vorzug: ihre Kunst war in der Erfahrung vieler Geschlechter gegründet. Bis auf den heutigen Tag ar beiten ihre Nachkommen an den meisten Orten noch In jenen Werkstätten ihrer Väter; fast nichts Mechanisches ist bet ihnen elngedrungen, und die Art der Arbeit hat sich seit der Iahr- tausendwcnde kaum geändert. Die Geschichte des Glockengusses ist mit der Geschichte des Geigenbaues zu vergleichen, der Kunst, die auch nur in wenigen Familien heimisch ist, und die sich ebenfalls auf die Erfahrung ganzer Familicngeschlechtcr gründet. Seit dem Weltkrieg konnte die Glockenkunst zu einer neuen Blüte anheben, zu einer Epoche, die in der Harmonie der Geläute eines ihrer obersten Ziele sieht. Zu den ältesten Glocken Europas gehört die so genannte Saufang-Glocke in Köln, sie ist aus eisernen Platten geschmiedet — um das Jahr 613 — u. steht heute Im städtischen Museum. Die St.-Filans-Glocke zu Edinburgh und die Glocke von Orkney stammen aus dem gleichen Jahrhundert. In Hers feld, im Hessen-Nassauischen, hat die alte deutsche St. - Lul lus-Glocke einen besonderen Ruhm erlangt. Der Verfasser des mittelalterlichen „Kunstlehrbuches". Theophilus — vielleicht personengleich mit dem berühmten Rogerus. einem Gold schmied aus dem Westfälischen, der in Paderborn die 2 herr lichen Tragaltäre schuf. — berichtet, daß die Glocke zu Hers feld im Jahre 1050 geformt worden lei. Sie hängt noch heute in dem alten Glockenturm der als Ruine aufragenden OOOjäh- rigen romanischen Stiftskircl;«, einem Ucberrest der gewaltigen Hersfelder Venediktinerabtei. Bonifatius selbst >var der Stifter dieser Abtei, wenngleich sie erst von seinem Schüler, dem hei ligen Lullus, wirklich errichtet worden ist. Die alte deutsche Glocke ist zu tausenden Malen über das fruchtbare, weitgela gerte Hcsscnland erklungen, wo lzeilkräftige Quellen der ge segneten Erde entspringen. 14 Jahre nach der Entstehung die ser Glocke ging die Stadt Augsburg daran, ihre Domkirche Die Deutschen in Bulgarien Jahre 1888 in Sofia gegründete bulgarische Universität ist nach deutschem Vorbild aulgcbaut worden, und sie hat sich äußerst rasch entwickelt und zählt heute 7 Fakultäten mit einer Biblio thek von Million Bänden. Die bulgarischen Schulen suchten das deutsche Schulwesen nnchzuahmen, und zu diesem Zwecke hielten sich eine Reihe von bulgarischen Pädagogen in Deutsch land oder in der Schweiz aus. nm die deutschen Bildungsanstal- len aus nächster Nähe kenncnzulernen. während andererseits seit der Regierung Ferdinands dentsche Gelehrte, vor allem Naturwissenschaftler, nach Bulgarien berufen wurden. An den bulgarischen Schulen waren nach dem Kriege bereits viele deutsche Lehrbücher im Gebrauch, und in den letzten Jahren ist das deutsche Schrifttum noch weit mehr verbreitet worden, denn rund 60 Prozent aller nach Bulgarien eiugesiihrten Iiterarisck)en Erzeugnisse stammen aus Deutschland. Einen besonderen Ein fluß übten die alten bulgarisch deutschen Kulturvereine aus. die sich über das ganze Land ausbreiteten. und in denen die Förde rer der geistigen Beziehungen der beiden Länder sich zusammen fanden. Unter den Künsten iand die deutsche Musi k den mei sten Anklang, und an der Musik Akademie und der Nalional- Oper in Sofia standen deutsche Musikwerke an erster Stelle. Die National-Opcr ist von einem Deutschen erbaut worden. Das Zentrum der dentsche n Bild u n g in Bulgarien befindet sich in Sofia. Die dortige deutsche Kolonie wurde die eiuflußreichste im ganzen Lande, und sie unterhält heule ein« ganze Reihe von deutschen Bereinigungen, besitzt eine protestan- tiscl-e und eine katholische Kirche, und ihre „Deutsche Schule" unterrichtet allein 1000 Schüler. Die Schule ist bereits 1887 ge gründet worden und teilt sich in eine Volksschule, ein Gnmna- sium. einen Kindergarten und ein Internat aus. Nicht allein die Deutschen schicken ihre Kinder hierher, sondern auch zahlreich bulgarische Familie», weil die Schule alle staatlichen Vorrechte besitzt. Der gewaltige Aufschwung dieser Anstalt brachre es mit sich, daß vor nicht langer Zeit ein ganz neues Großgebäude er richtet werden mußte, um die ständig steigende Zahl der Kinder