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Spielereien, die die Welt veränderten r Ainder als Erfinder Ainderhände, die ain Glsbns drehten — Unbekannte Rapitel au» dein Leben grstzer Entdecker / Lin Tatsachenbericht von Pete» Falke Lopyrigth by Zeitberichte Carl Gtto Hamann, Berlin 5N) 68. — Nachdruck, auch auszugsweise, verboten Ulllllllllilllllllllilllllüllllllllllllllllllllllllllllll lillllllllllllillUlilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllliillllllUlllllillllllllllllllllllllllillllüllllillllllllllilllllllllllillllllllllillillllllli IIIII HI. Dus Märchen vom kleinen Zeitungs ¬ jungen Thoma» Alva Edison gewinnt die Schlacht bei Pittsburg Lhefredakteur, Reporter, Drucker und Verkäufer — in einer Person „Es war einmal ein kleiner Zeitungsjunge, der wurde Millionär" — so beginnen die amerikanisck)en Märchen für kleine und grosse Kinder. Märckzen aus alter Zeit, als es noch keine Krise, keine Arbeitslosigkeit gab Im Lande der unbe grenzten Möglichkeiten... Sind es nur Märchen? Oder haben sie wirklich alle von ganz unten angefangen, die Stahl- und Oelköniqe, die Kohlen- und Bankfürsten jenseits des Ozeans? Ihre Propagandachess lieben es, mit Legenden „Publicity" zu machen. Von einem aber wissen wir es genau, dass er ein kleiner Zeitungsjunge war auf den untersten Stufen seines steilen Weges zu Ruhm, Erfolg und Reichtum: Tho mas Alva Edison. Die Edisons hatten Pech. Vater Edison handelte mit Holz und Getreide am Kanal von Milan. Da baute man eine Eisenbahn, und die Schisse verschwanden vom Kanal... Man zog nach Port Huron in Michigan. Aber das Glück schien vor bei. Es reichte nicht einmal für eine ordentliche Schulbildung des kleinen Thomas Alva oder Al, wie er geruscn wurde... „Da hast du einen Korb mit Obst und Süsswaren, damit gehst du auf den Bahnhof und bietest den Reisenden davon an, die mit den Personcnzügen Aufenthalt haben!" sagt man dem Zwölfjährigen. Der nickt, trabt mit seinem Korb los. Der liebenswürdige, aufgeweckte Junge macht gute Geschäfte. Die Eltern strahlen, als er die verdienten Cents auf den Tisch aus schüttet. „Mach nur so weiter, Al..." Aber Al macht nicht so weiter. Er ärgert sich über seinen grossen Korb. Kann man nicht leichter und schneller Geld ver dienen? Was brauchen die Reisenden noch? Vielleicht etwas zum Lesen? — Er fährt nach Detroit, als blinder Passagier Im Gepäckwagen und besucht die „DetroitcrFrcie Press e". Kauft einen Stapel Zeitungen zum Händlcrpreis. Zurück In Port Huron- man reiht ihm die Zeitungen buchstäblich aus der Hand. Blätter sind »och rar in Amerika, die Zeiten sind unruhig, man will Neuigkeiten erfahren... Nächste Etappe: Al will sich seine Meldungen schneller kommen lassen. Er überlegt hin und her, wie das zu arran gieren wäre. Eines Tages sitzt er neben seinem neuen Freund, dem Scher der Detroiter Zeitung. Da stürzt der Redaktions bote mit einem Stück Vapier herunter: ..Extrablatt! Sofort sehen!" Al überfliegt die Zeilen! Schlacht bei Pitts- bürg — die Entscheidung im Bürgerkrieg gefallen . Al rast zum Bahnhof. Dringt zu dem Bahntelegrafisten vor. den er schon kennt. Bestürmt Ihn, an seine Kollegen längs der Strecke sofort die Meldung von der Schlacht bei Pittsbnrg wclterzugcben. mit der Bitte, sie als „Schlagzeile" auf die schwarzen Tafeln der Stationen anzuschreiben. Als Entgelt bietet er ein halbjähriges Mratisabonnement von „Harpers Weekly" für jeden Telegrafisten an... Saust zurück In die Zeitung. Gerade kommen die ersten Exemplare des Extra blattes aus der Maschine. Al stürmt in das Büro des Ver lagsdirektors. Bittet um Kredit für tausend Exem plare. Der lacht, man hat ihm von diesem neuen „Kunden" schon erzählt, er glaubt ihm das Versprechen, morgen das Geld abzuliesern. Al erreicht mit seinen Paketen gerade noch den Zug nach Port Huron. Die erste Station: voll Menschen, die das schwarze Brett auf dem Bahnsteig mit der Meldung „Ent scheidungsschlacht bei Pittsburg — 2b NM Tote und Verwun dete" umlagern. Al schreit: „Extrablatt mit ausführlichem Schlacktberichtl" — und In Port Huron selbst hat er nur noch zehn Exemplare zu verkaufen, die man ihm aus der Hand reiht .. Jetzt hat Al Kapital In der Hand. Und überlegt sich: Nachrichten erhalte ich vom Telegrafisten — warum mache ich mir meine Zeitung nicht allein? Irgendwo ist ein alter Setzkasten und eine kleine Hand presse zu haben. Seine Freunde von der Bahn lassen ihn seine Redaktion und Druckerei in einem Güterwagen aufschlagen, der zwischen Detroit und Port Huron hin- und herpendelt. Und hier entsteht die wohl originellste Zeitung ihrer Epoche, Thomas Alva Edisons „Grand Trunk Heral d", so genannt nach der Bahnlinie, die für Ihren Verleger, Chef redakteur, Reporter, Setzer, Drucker, Expedienten und Verkäufer in einer Person zur eigentlichen Heimat geworden Ist. sov Abonnenten und eine Ohvfelge Lustig sieht der „Grand Trunk Herald" ja aus. Da ist zunächst ein Leitartikel aus der Feder des „Chefredakteurs" persönlich — aber nicht etwa über die grohe Politik, sondern über Dinge, die zwischen Detroit und Port Huron mindestens ebenso interessieren: über bestimmte Eisenbahnbeamte, die be sonders lobenswert ihren Dienst versehen — etwa Lokomotiv führer Higgins oder Weichenwärter Brewer, natürlich spezielle Freunde des kleinen Al; oder über die Frage, warum die Bahn verwaltung der Station Uricah noch keinen zweiten Bahnhofs pförtner hat. Es folgen die Meldungen, die AI per Telegraf — „Eigener Drahtbericht" — erhalten hat, ferner alle Berichte, die man ihm auf seinen Fahrten zugetragen hat: datz hier ein Kosferschwindler sestgenommen, dort ein Selbstmörder auf dem Gleis gefunden oder die Frau des Stationsvorstehers von Mount Clemens von einem gesunden Knaben entbunden wor den ist. Solche Dinge interefsiercn ungemein längs der Grand Trunk-Linie, und bald hat Al nicht weniger als 5 88 Abon nenten beisammen, zu denen ein paar hundert Abnehmer unter den Reisenden kommen, die von Al nach wie vor pünkt lich bei Eintreffen jedes Zuges in Port Huron beliefert wer den. Zehn Dollars pro Woche ist ungefähr Als Verdienst als Zeitungskönig der Grand Trunk Railmay. Einmal richtet einer der Reisenden, die das Blatt gekauft haben, noch ein paar Worte an den Kleinen. „Ich bin Ingenieur Stephenson aus Eng land", sagt der Herr, und Al dämmert eine Erinnerung an die sen grohen Namen aus der Geschichte der Eisenbahn auf. Der alte Stephenfon befindet sich gerade auf einer Studienreise durch Amerika. Man hat ihm erzählt, datz der kleine Zeitungsjunge in Port Huron sei Blatt selbst schreibt und druckt. „Deine Zeitung ist gerade so gut wie irgend ein andere!" lächelt Ste- phenson und drückt dem jungen einen blanken Silberdollar In die Hand. Ein paar Monate später zeigt man Al ein Exem plar der ehrwürdigen Londoner „Times" mit Stephensons Be richt über die originellste Eiscnbahnzeitung der Welt... Als Al diese Nummer der „Times" in der Hand hält, hat er keinen Grund mehr, auf sein Unternehmen stolz zu sein. Denn es gehört bereits der Vergangenheit an. Das ist so ge kommen: Al. nie zufrieden mit dem Erreichten, versucht mit allerhand chemischen Experimenten neue Möglichkeiten zu entdecken. In feinem Druckerei Güterwagen hat er lich ein kleines Laborcstorium eingerichtet. Einmal ziehen die Bremsen zu scharf an, Al lätzt ein Stück Phosphor fallen es beginnt zu brennen, im Nu schlagen Rauchwolken ans dem Güterwagen. Der Lokomotivführer springt von der Maschine, dringt in den brennenden Wagen ein und löscht das Feuer mit ein paar Eimern Wasser. Dann nimmt er den kleinen Al und gibt ihm eine gewaltige Ohrfeige — Edison hat zeitlebens eine ge wisse Schwerhörigkeit davon zurückbehalten ... Nun fliegt die gesamte Druckerei, Setzerei, das Lager an Papier und Makula tur sowie das chemische Laboratorium aus dem Güterwagen vor Als Flitze. Lin Leben füv die Telegrafie Al verwindet diesen Schicksalsschlag schnell. Mit seinem gleichaltrigen Freund Ward gründet er eine neue Zeitung, dies mal auf „festem Boden" in Port Huron. Das Blatt besteht in der Hauptfache aus Stadtklatsch. Aber das ist auch der Gründ, warum es ebenfalls kein sehr langes Leben hat: eines nachts wird Al auf dem Heimweg von den erbilterlen Fäusten eines Port Huroners, der sich durch die Tratschgcschichte beleidigt fühlte, gepackt und kurzerhand in den Saint Clair- Flutz geworfen. Zum Glück kann er schwimmen — aber die Zeitung macht ihm keine rechte Freude mehr... Der Student Sebastian Kneipp blätterte mit hastiger Hand. Sein Herz schlug hörbar, und die Augen brannten. Da stand es: „Die Vrustschwäche oder di« Lungensucht". Bastians Blick übersprang die Beschreibung der Krankheit. Dort das andere, die Behandlung. . ? „Die Behandlung: Täglich mit kältestem Wasser die Brust mehrmals abreiben und kräftig frottiere», jeden zweiten Tag ein Tauchbad in kältestem Wasser bis unter die Arme. Nach dem Bad di« Brust offen lassen und der frischen Luft ausletzen. All wöchentlich einen Sturz auf den Rücken. Täglich mindestens zwei bis drei Matz frisches Wasser trinken, um alle verjährien Kruditäten aus dem Körper hinwegzuschwemmcn und ihn prima» via» zu reinigen und zu ebenen"..., „denn das in grö beren Mengen getrunkene frische Wasser dringt in die aller feinsten Zwischenräume des Körpers ein, reinigt und belebt die Säfte. Das äusserlich angewandte kalte Wasser aber beseitigt die Stockungen des Blutkreislaufes, und der Körper macht sich selber gesund." Das war ein« seltsame Wissenschaft. Der müde Bastian, der da mit glühendem Kopf am Tische des Lesesaals der Uni versitätsbibliothek fass, la» und las ein paar Stunden lang. Dann tat es ihm leid, das Büchlein so schnell wieder abgebcn zu müssen. Der Kurator fragt« ihn, wie ihm der Schmöker gefallen hab«. Bastian, nickt« mit dem Kops und ging. Er war ln einer eigentümlichen Bersastung. Worte rausch ten in seinen Ohren wie ein« ferne Brandung. Gedanken durch zuckten den schweren Kopf, dass der Körper sich straffte. Sollte wirklich noch «ine Rettung möglich sein und allein durch das kalt« Wasser?... Al» er durch die Löwengrube kam, blieb er beim Antiquar Zlpperer einen Augenblick stehen und schaute oie schöngebundcnen Wälzer an, di« im Schaufenster in Reih und Glied standen. Dann mit einem Ruck öffnet« er die Türe... Zlpperer, ein ausgetrocknrter Bücherwurm mit einer grossen Brille auf der Nase, wandt« sich erschrocken nm. „Was zu Diensten?" fragte er den Studenten. „Ich möcht'... es wär da eine Schrift erschienen von einem Professor Oertel aus Ansbach", stotterte Sebastian Kneipp. „Ah, der Herr Profejsor Oertel au» Ansbach! Ja, ja! War einmal vor zehn Jahren ein berühmter Mann", antwortete sach kundig Zlpperer und stöberte sogleich in einem Haufen alter Broschüren. „Bor zehn Jahren..." murmelte Kneipp, aber schon hielt ihm der behende Buchhändler die gleiche Schrift unter die Nase, die er soeben im Lesesaal der Universitätsbibliothek noch in der Hand gehabt hatte. „Mein letzte» Exemplar!" sagte Zipperer. „Hab damals zweihundert Stück verkauft! Gab allerhand Aergernis in der medizinischen Fakultät!" Und Zlpperer las wie zur eigenen Belustigung noch einmal da» Vorwort mit dünner Stimme. „Und heut'?" „Henk' kräht der Kampfhahn nicht mehr! Sicher ist er schon tot. Wer kommt auch auf die verrückte Idee, seinen Körper mit eiskaltem Wasser zu ruinieren!" „Was loscht das Vilchle?" fragte Bastian .zögernd. „Antiquarisch zehn Kreuzer, mein Herr", sagte Zipperer und war froh, den Ladenhüter endlich los zu sein. Bastian sah nun in seiner Kammer am Unleranger und studierte statt der Philosophie der Griechen und Römer di« Wallrrbeilkund« Prosessor.Oertel» aus Ansbach. Jetzt interessiert Ihn am meisten die Telegrafie. Er legt eine Leitung von Wards Wohnung in das Haus seiner Eltern. Aber woher soll man Strom nehmen? Al hat etwas von tierischer Elektrizität gehört. Er beschafft sich auf nicht ganz legalem Wege zwei Katzen, wickelt ihnen Kupferdrähte um die Pfoten und beginnt, aus Leibeskräften das Fell der armen Tiere zu streichen... Die Katzen halten wenig vom Fortschritt der Technik und wehren sich mit ihren Krallen. Zum Glück hat Al die Möglichkeit, als Katzenersah eine alte Batterie zu erwerbe». Jetzt klappt das Telegrafieren, und die beiden Jungens sitzen bis spät in die Nacht hinein bei ihren Apparaten. Nur Vater Edison ist nicht einverstanden und pflegt seinen Al spätestens um 12 Uhr ins Bett zu ichicken Einmal verfällt Al auf eine kleine List: er erzählt dem Vater, er habe dessen Abendzeitung bei Ward liegen lassen, werde sie ihn, aber jetzt herüberdrahten lassen. Und tatsächlich liest Al seinem stau nenden Vater aus den ankommenden Morsesionalen die ganze Zeitung vor — bis in die Morgenstunden hinein .. Al bastelt, experimentiert, erfindet allo möglichen kleinen Verbesserungen seines Telegrafen. Bis „höhere Mächte" wie derum dem Unternehmen ein Ende bereiten Eines Morgen» sind die Pflöcke, an denen Al den Draht über den väterlichen Garten in sein Zimmer leitet, umgerissen, der D^aht unentwirr bar verknäuelt. Hat ein Tornado gewütet? Nein: Als Tele graf. der mit Kotzen begann, hat mit einer — Kuh geen det, die in den Garten eingebrochen ist. Nächstes Unternehmen: Telegrafenlinie Station Port Hu ron-Ort Port Huron. Al ist T e l e q r a f e n d i r e k t o r. Pla kate kündigen an dass man für zwölseinhalb Ccnts vro De pesche über eine Meile hinweg drahten kann. Ab-r die Leute von Part Huron wissen diese Errnngensckaft der Neuzeit nicht zu würdigen — sie lausen oder fahren lieb-g- selbst vom Ort znr Station, wenn sie etwas zu bestellen haben. Jedenfalls beträgt die erste Monatseinnahme des Unternehmens .17,58 Cents für drei Depeschen... Al ist ein wenig nerzweifelt. Deprimiert sitzt er bei seinem Freund, dem Telegrafisten Mackenzie von der Nachbarstation Mannt Clemens, und härt ans das eintönige Ticken des Appa rates. Das Fenster gewährt Ausblick ans die Gleisanlagen. Da sieht er. wie Mackenzies zweijähriges Töchterchen nichtsahnend über die Schienen spaziert, gradenmeas ans ein Gleis zu. auf dem ein Güterwagen rangiert.. Mit einem Satz ist Al durch das offene Fenster nnd rast ans das Kind zn. Einen halben Meter vor dem Puffer des Güterwagens gelingt es ihm, den Kleinen zu fasten und zurückzureiken.. Mackenzie umarmt Al und fragt ihn, wie er ihm seine Dankbarkeit beweisen soll. Al ist nicht lange verleaen. „Bringen Sie mir richtig Telegrafieren bei!" Nun sitzt Al taaein, taaaus in Mount Clemens bei Macken zie und hält die Augen offen. Es daue-t nicht lange, nnd er kennt alle Finessen der Telegrafie, den Betrieb, die Dienst angelegenheiten eines Telegrafisten der Greil Western Union. Eines Tages — Al ist sechzehn Jahre alt — front ihn Macken zie: „Wenn ick ieht zum Militär cinrücke, willst du mein» Stelle haben, Al?" Edison kann vor Freude keiu Wort hcrausbringen. Mackenzie schreibt das Gesuch für ibn an die Western Union. Dann kommt die Antwort: Thomas Alva Edison ist al» H i l f s t e l e g r a f i st der Great Western Union mit 25 Dollar Monatsgehalt engagiert... Al hat die erste Etappe seines L« bens hinter sich. (Fortsetzung folgt) llstas machte dieser Mann alles mit dem kalten Wassers Da gab es Sturzbäder, gleich unter dem Pumpbrunnen auszu führen; da gab es Duschen, Vollbäder, Darmbäder, Waschungen und Eisbeutel. Als „innere Anwendung" empfahl Oertel immer wieder das Wassertrinken und nannte als Mindestquantum zwei bis drei Liter täglich. Der Tag war so schön, dass Bastian am liebsten das Wagnis unternommen hätte, nach Oertelscher Vorschrift sofort ei» Bad in der offenen Isar zu nehmen. Doch, musste er nicht fürchten, dabei von der Polizei verhaftet zu werden? Und gar als Theologiestudent! Volks- und Freibäder aber besass die Stadt München um 1858 noch nicht, und nur lvenige Menschen mochten damals das Bedürfnis gehabt haben, im Sommer im Freien zu baden. Zwar gab es einzelne kleine Badhäuschen, und eine» war sogar in der Nähe von Bastians Wohnung, ein „Gesund heitsbad auf dem Lechcl". Aber dort kostete „ein kaltes Bad im Bach zwölf Kreuzer", und das war für Bastians Rechnung ein Sündengeld. Unter den Pumpbrunnen am Anger aber konnte sich der Herr Student der Theologie auch nicht gut stellen. Blieben also nur die Waschungen übrig. Sein Waschbecken war ein kleiner Holztrog. Aber auch der Dichterfürst Goethe besass nur ein Waschbecken, das knapp einen halben Liter fasste. Warum sollte ein Sebastian Kneipp es bester haben? Frisches Wasser, das gab es in Fülle, das könnt» man sich selbst vom Brunnen holen. Atlo lo»l Nach der Borschrist Professor Oertels nässte Sebastian Kneipp eines Morgens die eine Hälfte seines Handtuches in kaltem Wasser, wand sich den nassen Teil um dl« Hand und wusch sich kräftig die Brust ab. Dann nahm er da» trockene Ende und frottierte sich aus Wunsch Professor Oertels so lang«, bis die Haut krebsrot war. Diese Prozedur vollfllhrte er mor gens, mittags und abends; dazu trank er Master in kräftigen Mengen. Nicht dass Sebastian Kneipp gehofft hätte, schon nach vier zehn Tagen eine Besserung seines körperlichen Zustandes zu er zielen, oder dass er überhaupt von einem Erfolg der Ocrtelschen Heilkunst überzeugt war! Aber er verspürte doch alsbald nach den Waschungen ein gewisses Wohlgefühl und fand des Nachts einen besseren Schlaf. Die Anwendungen auch in der Mittags zeit auszuführe», bedeutete eine grosse Unbequemlichkeit; denn Kneipp musste dann von der Universität den weiten Weg noch einmal nach Hause machen. Aber er scheute die Mühe nicht, und wenn er recht erhitzt zu Hause ankam. schienen ihm die kalten Waschungen von besonderer Wirkung. Widerwärtig war ihm nur das viele Missertrinken, das Oertel kategorisch vor schrieb. Sein immer hungriger Magen blähte sich ost gegen die Wastcrmcngen, die er unbarmherzig in ihn hincingoss. Ein nennenswerter Erfolg der Oertelschen Wasserkur mar nach vier Wochen nicht festzustellen. Die Lungen gaben auf Hustenreiz immer wieder Blut von sich. Plötzliche Müdigkeit konnte den Körper immer noch überfallen. Der erhosste Kräste« zuwachs stellte sich nicht ein. Der Sommer nahte seinem Ende. Als Sebastian Kneipp in den Ferien seine Heimat wieder aussuchte, setzte er die Oertelschen Anwendungen auch zu Haus» fort, ohne den Seinigen damit auszusallen. Manchmal zog er auf seinem Morgenspaziergang Schuhe und Strümpfe aus und stapft« wie in der Jugendzeit im feuchten Gras oder im Rauschbächl« herum. Er fühlte sich ganz wohl seit einigen Wochen. Hatte ihn die Wallerkur auch nicht vom Blutbulteu befreit, io schien sich „Ein Alaun kuriert Europa" Au» -er Jugend Sebastian Aneipx»