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ksmpl um INkÄrsvl //KLe /ist»e»»eö e^res Urh«b,n«cht»1ih»tz «0W0»-v»rlag fl. Schwlngenftetn, Münch«» kvMAN VVN i^udls^ 1. Fortsetzung „So wie man dich keimt, war dir damit ganz bestimmt ernst mein liebster Emile! Wenn meine Pelerinen nicht recht« zeitig gekommen wären, hättest du totsicher einen kalten Mann gemacht! Aber wie kommst du eigentlich in die Rue de Fran« beste? Dein Revier liegt doch mehr km Montmartre. St. Gilbert herum; Salon Grevette, schwarze Jenny und so?" Der Gefesselte warf einen scheuen Blick auf den kleinen, rundlichen Inspektor und heftete dann seine stechenden, schwär« zen Augen mit neu aufglimmendem Grimm auf den zweiten Verhafteten. Derselbe stand in ruhiger, schier apathischer Haltung neben dem Polizisten Collrt. „Jawohl!" brach die sogenannte gelbe Ratte mit fauchender Wut los! ,Hch gestehe ganz offen, Herr Polizrirat, daß ich diesen Kerl da mit höchster Wonne zur Ader gelassen! Diesen gemeinen Lump' und Zuhälter! Zu stolz und eingebildet für eine reeste, zünftige Sache, aber einem ehrlichen Ganoven die Weiber abspenstig machen, danach hat der Schuft seine Pedale stehen. Daß er nun die bodenlose Frechheit hatte, gerade mir zwischen den Draht zu kommen, werde ich dem Hungerleider schon noch anstreichrn! Emile Gaspard hat noch me das Datum seiner Rechnungen vergessen." Der Inspektor lachte dem tobenden Gauner in das geifernde Gesicht. „Mon Dleu, Emile, der Himmel erhalte dir dein wenigstens in solchen Dingen vorzügliches Gedächtnis! Aber ich fürchte, auf der Präfektur hat man kein Einsehen mit deinen Ter« Minen!" Sautier wandte sich in seinem Schreibstuhl dem also Be« schuldigten zu, der mit eigentümlich großen, dunklen Augen regungslos in die elektrische Tischlampe blickt«. Von der Stirn über die hagere Wange rann ein Streifen Blut. Jedenfalls «ine Probe von den handgreiflichen Abrechnungen des Straßen« banditrn. Ein Wust dunkelblonder Haare, der sich offenbar schon lange nach einer Haarschere sehnte, hing ihm in die hohe bleiche Stirne. Die eingefallenen Wangen konnten aller« bingS dem Vorwurf Hungerleider schwer Lügen strafen. Trotz dm äußeren Zeichen der Hrrabgekommenheit machte die ganze Erscheinung des Mannes den Eindruck eines Menschen aus der besseren Kaste. Schätzungsweise war er in den Dreißigern, wenngleich der Stempel einer bis an di« Grenz« des Möglichen Akttkvenm Entbehrung den Mann um zehn Jahre älter machte. „Hm", dachte sich der Inspektor bei seiner scharfen Muste« rung, Fetner von der Genossenschaft dieser Galgenvögel! Auch wohl schwerlich in einem unserer Register konterfeit. Jedoch bestimmt einer, der von ganz oben in den Bereich dieser Sorte vom Schlagt des gelben Emile heruntergepurzrlt ist und sich anscheinend noch nicht akklimatisiert hatte, vielleicht gerade zum erbosten Arger des rassereinen Ganovenstammes." „Was haben Sie zu ihrer Einbringung, ich meine, zu deren Umständen und zu den Äußerungen ihres Kumpan- zu sagen?" „Entschuldigen Sie bitte, dieser Mann ist nicht mein Kum« panl Ich kenne ihn nicht und sehe ihn diesen Abend zum erstenmal!" Der Verhaftete sprach fast schleppend und das Pariser Französisch in der gewählten Form, wie rö nur in den oberen Gesellschaftskreisen gesprochen wurde, wenngleich mit einem leichten, auöländlschei, Akzent. Sautier hatte rin feines Gehör für Modulationen und er tippte auf Russe oder Balkan. Der Fall interessierte ihn doch plötzlich ganz außerordentlich! Da schien doch mehr zu sein, als irgendeiner der üblichen eifersüchtigen Raufhändrl unter diesen lichtscheuen Tagedieben, die meist aNe Zuhälter waren! Auch der Zufall öffnet für dir Polizei ost die bisher ver schlossene Pforte irgendeines Falles. Man mußte nur die Witterung immer nach dem Wind richten! Unwillkürlich wurde sein Ton höflicher, denn es war immer merkwürdig, daß die gute Erziehung des Gebildeten sich selbst bei den Verkommen« sten niemals verleugnen ließ. „Wie Sir wohl hörten, beschuldigt Sie der Mann hier. Sie hätten ihm irgendeine Frauensperson, die in einem engeren, jedenfalls anrüchigen Verhältnis zu ihm steht, abwendig gemacht! Wenn ich den Sachverhalt Halbwegs klar sehe, ist der Überfall auf Sie ein Racheakt! Natürlich nach dem Charakter unseres wohlbekannten Emileö hier, ging derselbe so ziemlich aufs Ganze!" Der Blick des Sngerrdrten schien wir aus einer weiten Ferne zurückzukehrcn, um sich mit einem wesenlosen Ausdruck in die Augen des Beamten zu heften. Der Inspektor sah, daß der Mann sich vor Schwäche kaum noch auf den Beinen halten konnte. Er deutete auf einen Stuhl und sagte freundlich: „Nehmen Sir Platz und erzählen Sir ruhig, um so schneller ist die Angelegenheit erledigt!" Mit einem dankenden Kopfnelgen nahm der Häftling Platz und wischte mit seinem Taschentuch das noch immer rinnende Blut von der Wange. Er sprach wieder mit leisem, fast un« interessiertem Tonfall: „Ich kenne diesen Mann wirklich nicht und weiß auch nicht dm ".und, warum er mich vielleicht niederstechen wollte, — was übrigens kaum rin großer Verlust für die Welt gewesen wäre!" Er sprach langsam, ohne Ausdruck, und dennoch lauschte Sautier mit leiser Verwunderung dem eigenartigen Klang ü, dieser Stimme. Er war jahrelang in seinen, Beruf und seine unanfechtbare Meinung war, daß seine unbestrittenen Erfolge im Dienste nur darauf zurückzuführen waren, daß er seine Tätigkeit in den Bereich des wissenschaftlichen Rahmens rückte. Damm haßte er nichts so sehr wie den verknöcherten Trott des Durchschnittsbeamtentums. Kür ihn, als den guten und geübten Analytiker, stand es jetzt schon außer Zweifel, daß dieser Mann mit dem untrüglichen Typ der höheren Kaste ein Mensch war, den das Schicksal zu Boden geschmettert hatte. Und die Nomen, oder wie die Unglücksweiber hießen, mochten ihm das schwarze Garn reichlich ohne seine Schuld zugemessen haben. Aber dafür gab es natürlich keine Beweise, die man wie nackte Frösche auf den Tisch legte! Man hatte es entweder mit sicherer Bestimmtheit im Gefühl, oder man hatte es nicht. Aber darauf geben die Paragraphenritter ja nichts. Emile der Vollblutapache, mit dem Instinkt der ewig Gejag ten. bemerkte mit steiarndrm Groll, daß die Snmpathie des Vas bedeuten unsere Unsere Personennamen sind Ueberreste längst vergangener Zeiten. Bon den sogenannten Vornamen reicht ein Teil bis in di« Vorgeschichte zurück, die Mehrzahl der Familiennamen ist noch vor dem Ende des Mittelalters (14. und 18. Jahrhun dert) srstgelegt worden. Täglicher Gebrauch hat sie allmählich abgeschltfsen, bis man st« im Lauf« des letzten Jahrhunderts mit all ihren Zufälligkeiten der Schreibung fixierte. Darum find sie uns auch vielfach unverständlich: wie eiszeitliche Fels blöcke stehen fie tm Strom der lebendigen Sprache, die inzwischen weitergebildet worden ist, Sinn und Bedeutung des Wortschatzes verändert hat. Als Zeugen einer entschwundenen Vergangen heit spiegeln fie einstige Kulturzustände und Sittengesetze wider: es genügt nicht nur den Wortlaut richtig in unsere Sprache zu übersetzen, man mutz auch den lieferen Sinn früherer Namens gebung erfaßen, um sie ganz zu verstehen. So führt uns ein« bestimmte Schicht unserer Namen auf uralte Vorstellungen von der inneren Verwandtschaft des Men schen mit dem Tier: es ist mehr als nur Symbolik, wenn di« Germanen ihre Kinder Eberhart, Wolfgang, Arnold („wal tender Aar") napnten. Der Name ist hier noch als Teil des Menschen wie Körper und Seele gedacht, das Tierhaste soll daher nach der Bestimmung der den Namen gebenden Eltern in das Kind eingehen als Totem, als Ahne des Geschlechts, als Fetisch des schützenden Gottes (Wolf und Rabe waren dem Wodan, der Eber der Freya heilig). In ähnlicher Weise wur den durch die Namensgebung krlegerische, heldische Eigenschaften den neuen Menschen gleichsam eingepslanzt. Daraus ist eine ganze Fülle von deutschen Namen entstanden, deren Bedeutung heute verblaßt ist. Allein fünf nicht mehr lebendige Ausdrücke für Krieg und Kamps (hild, gund, had, bad, wig) wurden zur Namensgebung verwendet. Dazu kamen Waffen (rand Schild, ecka, grr --- Speer, brunja ---- Panzer), rühmliche Eigen schaften des Kriegers (hart, bald -- tapfer, hrod, hrom -- berühmt, trmin --- mächtig), Sieg und edle Herkunft (athal). Aber damit ist di« Mannigfaltigkeit der Worte und Begriffe, die verwendet wurden, natürlich noch lange nicht erschöpft. Da di« germanischen Namen, ähnlich wie die griechischen, durch gängig aus zwei Gliedern zusammengesetzt find (Hrr-mann, Hilde-gard usw.), so gab es außerdem noch die verschiedenen Kombinationen. Die beiden Glieder brauchen aber nicht in einer logischen Verbindung zueinander zu stehen (wie Hartmut, Gerhard), sie können einfach als zwei Wesenheiten nebenein- andergeseht sein, als eine Art doppelter Sicherung, oder sogar hie alelche Bedeutuna haben (wie bei Hildegunde. Hadwig usw.). Namen? / LL2L" Häufig wurde auch ein Teil aus dem Namen des Vaters oder der Eltern in dem Namen des Kindes wieder verwandt, mit dem tiefen Sinn, dass damit etwas vom Vater oder der Mutter leibhaftig im Kinde fortlrben sollte. Wie kam es überhaupt zur Bildung der „Nachnamen"? Da war zunächst die Notwendigkeit, mehrere Träger des gleichen Namens voneinander zu unterscheiden. Man tat das in der verschiedensten Weise: indem man den Vatersnamen zusiigte (Heinrich, Gerhards Sohn) oder den einen als „den Großen", den anderen als „den Kleinen" bezeichnete, oder endlich auf seinen Wohnort (am Tor, im Busch usw.), seinen Berus oder besondere Eigenschaften anspielte. Diese Zunamen waren, wohl gemerkt, vorerst noch keine Familiennamen, sie vererbten sich noch nicht vom Vater auf den Sohn, und Geschwister konnten ganz verschiedene Beinamen haben. Der Gebrauch fester Fami liennamen ging von den adligen Geschlechtern aus, die sich etwa seit dem 12. Jahrhundert nach ihren Stammburgen nannten, weshalb das „von" vor einem Namen schließlich bei uns zum Inbegriff des Adels wurde. Die bürgerlichen Geschlechter der größeren Städte ahmten diesen Gebrauch nach, der allmählich Allgemeingut wurde. Das ging übrigens nicht ohne Wider stände ab: noch im vorigen Jahrhundert hat man die Friesen zur Annahme von festen Familiennamen zwingen müßen, wäh rend man sich dort zur Unterscheidung bis dahin mit Vor- und Vatersnamen begnügt hatte. Auf diese Weise sind alle möglichen Zufälligkeiten der Namensgebung konsolidiert worden die aus mittelalterliche Zu stände Hinweisen. So hat sich die Sitte der Hausnamen, die an Stelle unserer nüchternen Hausnummern bestanden, in Familiennamen wie Rotkolbe, Anker, Pelikan, Birnbaum er halten, und der Name Steinhausen deutet aus eine Zeit hin, wo ein steinernes Haus noch als Besonderheit aalt. A^"-r leben in Namen mancherlei alte Handwerke und Berufe fort, die inzwischen ausgestorben sind: der Schwertseger, Oelschläger, Badstüber, oder besondere Spezialitäten eines Handwerks: neben dem Schuster (eigentlich schuch-sutaere ---- Schuhflicker), der Schubert (schuch-würhte Echuhwirker) und der Holz- schuher. Meier und Lehmann, unsere verbreitest«!, Namen, die heute kaum mehr als Unterscheidung gelten können, bezeichneten ursprünglich vornehme Landstände (villicus und vasallus), sanken aber allmählich zur Bezeichnung des Bauern und ein fachen Mannes herab. Spuren des mittelalterlichen Land- knechtswesens finden sich in Namen wie Hauptmann, Fendrich, Mauerbrecher, Hergesell, Trümler. Das Volk, das fie nicht aern bet sich sah, gab ihnen Spitznamen wir Leerenbeutel. Rim- Inspektors sich seinem Gegner zunclgte und er hatte nicht übel Lust, ihm trotz seiner Fesseln an die Kehle zu fahren. Wütend brüllte er los: ,^Oaß mir dieser Kerl da noch nicht ln meinen Personalien herumgeschiüiffett hat, ist schon richtig! Auch ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, mich ihm vorzustrllen und ihm nach allen Regeln der Kunst klarzuinachen wie ich mit der Angelika steh«! Wo da- dumme Luder wegen dieses Bankrotteurs das Quartier gewechselt hat, damit ich nicht hinter diese Zucker bäckerei kommen sollte. Wenn dieser Hungerleider wenigstens noch eine zünftige Sache gedreht hättel Aber so ließ er sich lieber von der armen Flitte durchfüttern, bis sie nicht mehr konnte und man sie jetzt mit einem Blutsturz in eine der ver dammten Hallelujabuden ringrliefrrt hat. Die rote Lilli vom Salon Grevette war dabei und hat mir die Sache durchgedreht. Da ich zufällig mal wieder an Land war, hielt ich es für meine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit, dem Jammerlappen hier für diese Schweinerei dm Zinnober los zu machen! So ist die Sache und nicht anders!" „Na," meinte Sautier, wenn das Mädel den Namen Angelika verdient, dann glaube ich felsenfest Emile, daß sie zu deinem Gesicht paßte wie eine Rose zu einem Kaktus." Er wandte sich dem Fremden wieder zu, dessen blasses, abge« zehrte- Antlitz jetzt gespannte Aufmerksamkeit zeigte. „Angelika!" murmelte er wle traumverloren vor sich hin und den Beamten berührte wieder der eigenartige Wohlklang diese- MännerorganS. „Kennen Sie eine Person dieses Namen- und ist sie iden tisch mit derjenigen unseres lirbenSwürdlgen Emileö hier?" Die dunklen Augen des Verhafteten hatten jetzt den stumpfen, uninteressierten Ausdruck verloren und richteten sich klar und bewußt auf den Inspektor. „Ich kmne eine Angelika Verton aus dem Quartier Latin! Sie wohnte in einer Mansardenstube neben mir und dieselbe lst auch vor einigen Tagen in das Arlesianer-Hospital ringeliefert worden. — Auch ist eö wahr, daß das arme Mädel einen bösm Blutsturz hatte!" fügte er etwas leiser hinzu. „In welchem Verhältnis standen Sie zu dieser Person und welchem Bemf ging bteselbe nach?" „Soviel ich weiß, war Angelika Verton Tanzdaine ln den Bars des Moulin-Rouge," antwortete der Häftling ruhig; ,cha wir nebeneinander wohnten, lernten wir uns kennen. Als lch infolge einer heftigen Erkältung ernstlich erkrankte und nicht mehr fähig war das Bett zu verlassen, pflegte sie mich wle rin guter Kamerad. Daraus hat sich dann eine herzliche und aufrichtige Freundschaft entwickelt." ,/Ou Lump!" tobte da wiederum der gelbe Einile, „du warst thr Louis wie es die anderen auch waren! Man weiß doch, daß sie dich durchfütterte und sogar dein Couche bezahlte, denn sonst hätte dich der dicke Malli schon längst an die Luft gesetzt, weil er seit Wochen keinen roten Centime zu sehen bekam!" Sautier wandte sich zu dem schäumenden Straßenbanditen und seine Augen blitzten drohend unter den Gläsern. „Höre Einile, ich mache dich aufmerksam, daß ln ganz Pan'S die Polizeivorschriften zur Beruhigung für Kunden deines Kalibers ln allen Wachstuben die gleichen sind, wenn du gerade nicht sehr lernbegierig bist, so halte jetzt deinen Randi" „Es bestanden zwischen Ihnen und der hier in Frage kom menden Verton keine intimeren Beziehungen?" sagte er zu dem Frenrden, dessen Gesicht und ganze Körperhaltung die Qual der Situation auüdrückte. „Ich meine, lebten Sie von dem Ver dienste des Madels, so daß Ihr Verbältnis ungefähr den Charakter hatte, wie eö der angebliche Rivale Emile hier be zeichnet?" Der feuchte Glanz in den Augen des Gepeinigten verriet die seelische Erregung und in seiner Stimme sank der dunkle Ton noch um einige Schatten tiefer. sJortletzung folgt.) - mcrvoll, Echluckebler. Auch die Handwerker wurden mit Spott namen reich bedacht: der Müller hieß Mehlhose, der Schmied Feuerherd, der Stellmacher Krumpholz. Und daran schließt sich die ganze Legion von Ausgeburten der Spottlust in Ucber- namen, die den Mitmenschen angchängt wurden: die Langcnese, Knacksuß, Dickbauch, Storch, Tonne, Pluderhose, Siebenheller, Kurzbein und wie sie alle heißen. Mit dem Abschluß der Bildung der Familiennamen ist das eigentliche Leben der Namcnwelt erloschen. Noch ändert sich die Schreibung der Namen, bis schließlich Standesamt und Adreßbuch sie streng mit allen ihren Zusälligkeitcn fixieren, die Meiers von den Meyers und Mayers, den Schmid vom Schmid? und Schmitt fein säuberlich scheiden. So liegen sie heute vor uns ausgereiht! Aber wer ihre Gesetzmäßigkeiten und Schicksale kennt, wird auch aus diesen Trümmern lebendige Vergangen heit herauslesen können. k n. Rleme türkische Geschichten Schlangenbiß mit tödlichem Ausgang Bei der Mittagsruhe nach der Feldarbeit wurde ein Bauer in der Gegend von Adana von einer gistigcn Schlange in die Wade gebissen. Anstatt die Bißwunde auszusaugen oder auszu brennen und dann ärztlick-e Hilfe zu suchen, griff der Bauer zur radibalcn Selbsthilfe. Er rief einen Nachbarn l)erbci, ließ sich ein Bell geben und „tranchierte" sich selber den Unterschenkel ab! Die Folge dieser unsinnigen „Heilmethode" ließ nicht lange auf sich ivarteu. Es gelang dem Bauern zwar, den Stumpf mit Hemdfctzcn abzubiirdcn und er konnte sich nach Hause tragen lassen. Dann aber trat Blutvergiftung ein und der Bauer starb, nicht am Schlangenbiß, sondern an der so mutig durchgefiihrten „Operation". * Ein gewissenhafter Strasgesangener Die Türkei ha: ans der Marmara-Inscl Imrali eine Straf« lingskolonic für Gefangene mit guter Führung eingerichtet. Die Häftlinge lauen ihre Häuser selbst und betreiben Landwirtschaft zur Sclbstvcrpslegung. Unter den Gefangenen befand sich ein gelernter Buchdrucker, den man unlängst in Ankara im Zen- Iralgesängnis benötigte. Er wurde von Imrali aus in Marsch, gesetzt, bekam eine Fahrkarte und unternahm ganz allein, aus Ehrenwort, ohne GendarinerieLcglcitung, die 24stündigc Bahn fahrt nach Ankara. Dort meldete er sich beim Gesänguisdlrcktor. und zwar, ohne auf dem Wege durch die Stadt seiner In Ankara wohnenden Familie einen Besuch abgestnttct zu haben. Zur Be lohnung wurden ihm ein paar Stunden „geschenkt", die er nun zu einem Famiiienbesuch benutzen durfte, den er auch ohne Ge leit ausfiihrle und ron dem er pünktlich zurückkehrte.