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591 ter den Römern Titus Pomponius Atticus. Livius, der diese Angabe bekämpft, stützt sich auf zwei Umstünde, welche, näher betrachtet, nicht volle Beweiskraft haben. Erstens, wenn Publius Scipio nicht mehr xrineop3 sonnt-us war, so ist dies kein Beweis für seinen Tod, denn der Censor Cato konnte sehr wohl seinen College» ValeriuS zum priv- 66P3 80nrrtu3 erwählen, weil er Scipio als Exsul betrachtete, und offenbar gegen ihn nicht weniger ergrimmt war, als gegen seinen Bruder Lucius, dem er das Nitter- pferd nahm. Nävius aber konnte sehr wohl das Jahr vor Scipio's Tode Volkstri- bun sein, ohne daß Scipio in demselben Jahre, wo er gegen ihn gesprochen, gestorben war. Aber wir sind überhaupt über die Person des Nävius sehr im Unklaren. ES wäre sehr wohl möglich, daß ein NüviuS das Jahr vor der Anklage der Scipionen Volkstri- bun gewesen wäre. Also würden wir unS noch hier mit Polybius'Autorität begnügen, wenn schon Cicero äo 8on. 21, 19 ihn das Jahr vor seiner Censur sterben läßt. Indessen ließe sich auch diese Angabe in so fern mit der des Polybius vereinigen, wenn wir neun volle Jahre nach Cato's Consulat annehmen und zwar Consularjahre und nicht den Anfang der Censur, sondern das Ende dieser Amtsführung, wo denn sehr wohl Scipio im Anfang des Jahres 182, d. h. noch im Consularjahre 183, gestorben sein konnte. Besonders, wenn wir die Angabe von S Jahren bei Cicero nur als eine runde Zahl annehmen, wo Monate und Tage nicht gezählt werden. Endlich ist nicht zu verkennen, wie Cicero das Verhältniß zwischen Cato und Scipio als ein durchaus freundliches dar zustellen bemüht ist, wie wenn er auch diese Angabe blos darum gemacht, um das Ueber- gehen Scipio's als prineop3 8oau.tu8 natürlich zu erklären? Denn das ist unleugbar, daß später ein freundlicheres Verhältniß zwischen dem Scipio und Cato bestanden, weil Cato's Sohn die Tochter des Aemilius PaulnS MacedonicuS geheirathet und dadurch der Schwager des jüngern Scipio Aemilianus geworden war; wie denn das ehrende Urtheil Cato's über ihn bekannt ist, und er noch ein Schüler desselben genannt wird. Umgekehrt wird dem Scipio Africanus Minor Cato's Lob in den Mund gelegt. 6ie. äo rop. 11, 1. 1. So läßt sich also trotz der Menge Jrrthümer, welche theils Haß und Neid und Unverstand verbreitet haben, eine ziemliche Gewißheit über alle Hauptumstände seines Lebens erlangen. Eine göttliche Abkunft hatte ihm das Volk zugeschrieben, eine Sehergabe und einen prophetischen Blick iu die Zukunft. Wir wissen ferner, daß Andere seinen Ruhm zu schmälern suchten, wie namentlich die Anklage gegen die Sci pionen beweist, deren Ungrund gerade die Verurtheilung bewiesen hat. Denn das Ver mögen des Lucius reichte nicht einmal hin, die Geldbuße zu zahlen. Auch die Sucht, den Gegenstand interessanter zu machen, hatte mitgewirkt, wie die Erzählung von der Ver lobung seiner Tochter Cornelia mit Tiberius Gracchus beweist, welche übrigens auch Cicero glaubte äo ävv. I, 49, 91, und jene rein ersonnene Erzählung von der Zusam menkunft Scipio's mit Hannibal in Ephesus, welches eine bloße rhetorische Erfindung zu sein scheint. Endlich haben Einige noch offenbar zu seiner Rechtfertigung Thatsachcn erdichtet, wie z. B. daß er 10,900 Mann Fußvolk und 1000 Reiter aus Spanien zur Verstärkung gegen Hasdrubal geschickt habe. Liv. 27, 38. Eine offenbare Erfindung, um ihn zu rechtfertigen, daß er den Hasdrubal hatte durchschlüpfen lassen. Wir fügen hinzu die verschiedenen Angaben über das Alter, wann er zuerst Staatswürden beklei det, wo sich, wie wir sahen, überall die Quelle des Jrrthums Nachweisen läßt, endlich die verschiedenen Aussagen über seinen Tod, die Livius selber sich nicht zurechtlegen konnte,