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588 war. Wie Sparta damals mit der Selbstständigkeit seinen Charakter und seine Bedeu tung verlor; so hat dasselbe Schicksal 43 Jahre später den Achäischen Bund erreicht. Das Schicksal Griechenlands war erfüllt. 7) so. 38 —41.) Das Ende des nicht sehr rühmlichen Kriegs gegen die Gallier war Gegenstand sehr gegründeten Tadels, nicht nur wegen des Verlustes der Beute, sondern auch, weil viele Menschen und darunter tapfere Männer, wie Quintus MinuciuS Thcrmus, umkamen. sS. unten e. 46 u. 47) Auch ist die Rechtfertigung des Manlius so. 47) sehr schwach und man begreift kaum, wie der Marsch so ungeschickt angeordnet wurde, daß der Zug des Gepäcks fast ohne Bedeckung war; ja man kann sich der Ver- muthung nicht erwehren, daß die Plünderung absichtlich sei herbeigeführt worden, um eine genaue Controls über den Betrag derselben unmöglich zu machen. Und wenn auch dieser Verdacht als unbegründet zurückgewiesen wird, so fällt der Vorwurf strafbarer Nachlässigkeit um so schwerer auf ihn; besonders jenen Gelderpressungen gegenüber, welche er mit solch ängstlicher Sorgfalt in Vorderasien vorgenommen hatte. Außer dem ist in diesem Abschnitte der Friedensschluß mit Antiochus und die Festsetzung der Bedingungen bemerkenswerth. Fast sollte man glauben, die Römer hätten absichtlich die Bedingungen so drückend gemacht, um möglichst bald Gelegenheit zu haben, den Frie densbruch zu rächen. War das nicht der Zweck, so müssen auf jeden Fall die Bedingun gen als sehr hart und drückend erscheinen, und sie sind em neuer Beweis, daß die Über legenheit der Römer, oder vielmehr ihre Unbesiegbarkeit, schon allgemein anerkannt war. 8) so. 50 — 60.) Das wichtigste Ereigniß der jüngsten Zeit war ohne Zweifel die Anklage des Publius und Lucius Scipio. Es bestätigt dies von Neuem die Lehre, daß die Entfernung äußerer Gefahr immer Stürme m Innern erzeugt. Die Entwickelung materieller Macht, die Anhäufung des Neichthums in den Händen Weniger, der steigende Einfluß hervorragender Männer erzeugte Neid, Haß und Parteiungen. Allerdings trug der Widerstand noch das Gepräge demokratischer Opposition, aber der persönliche Haß ist schon überwiegend und darum so verderblich für das gemeine Wesen. Wo das Ansehen der ausgezeichnetsten Männer in Republiken nicht iiberwiegend ist, wird den niedrigsten Leidenschaften Thür und Thor geöffnet. Erst bekämpfen sich die Parteien, dann die Parteihäupter, diese lehren den Pöbel seine Macht kennen, und das Ende ist Despotis mus. Offenbar nun war das Ansehen des Publius Scipio und durch ihn das der Sci- pionen überhaupt zu einer Höhe gestiegen, daß er untastbar schien. Die Huldigungen der auswärtigen Fürsten und der Völker hatten nothwendig auch auf seine Stellung im Innern zurückgewirkt und ihn mit einem Nimbus umgeben, der den republikanischen Männern ein Aergerniß war, zumal in den Augen des Markus PorciuS Cato, der überall den Keim drohenden Verderbens witterte. Dieser hatte denn auch die Anklage gegen die Scipioncn veranlaßt, welche wie es scheint mit der Aufforderung im Senat begann, Rechenschaft über eine gewisse Geldsumme abzulcgen, welche von Antiochus vor Erlegung des Tributs gezahlt worden war. Da nun überhaupt die Geschichte des Publius Scipio Africanus Major viele Dunkelheiten hat, welche erst neuerlich aufgehcllt worden sind, so wollen wir eine kurze Uebersicht seilles Lebens geben. S. I'rane. vor. Oorluell 1)o vitu. ?. Oornolii Leipionis ^krieani Luporiorw. üuLiliLo 1365, 4, eine Gratula tionsschrift zum 5. Jubiläum der Wiener Universität. Scipio stand zur Zeit der Schlacht am Tessin im 18. Jahre, war also im Jahre 235 geboren. Durch die Rettung seines Vaters ernrarb er sich die Bttrgcrkrone,