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1008 kommt hinzu, baß der NessuS, Strymon, AxiuS und PeneuS keineswegs als Län- derscheidsn betrachtet werben können, und daß die an ihnen liegende» Städte gerade Mittelpunkte des mannigsaltigsten Völkerverkehrs sind. Gerade nun dieses Unter brechen des Verkehrs und die Aufhebung aller verwandtschaftlichen Verbindungen, Verbot des Kaufs und der Veräußerung des Eigenthums, das Verbot, den Reichthum des Lan des zu benutzen, das Untersage» des Bergbaus und der Schissbaus mußte den Le bensnerv der neuen Republiken durchschneiden, und weil es die freie Bewegung hin derte, sic erst recht ihre staatliche Vernichtung fühlen lassen. Gerade durch den .Handel waren jene nördlichen Gegenden des griechischen CulturlebenS theilhastig ge worden, gerade dadurch hatte sich der Reichthum des Landes so bedeutend gehoben, und jetzt sollten sie wieder in die Barbarei zurückgedrängt und von dem Weltver kehr ausgeschlossen werden, das mußte weit schmerzlicher berühren, als di« drückend sten Abgaben. Was sollte ihnen eine Freiheit, die sie weder znr Vermehrung ma teriellen Wohlstandes, noch für ihre politische Consolidirung benutzen dursten? Ohne dem waren die Makedonier ein kriegerisches, an Zucht und strengen Gehorsam ge wöhntes Volk, das gewiß weit weniger für die gesetzliche Freiheit, «IS für krie gerische Unternehmung-» Sinn hatte, wenn auch bei der Mannigfaltigkeit der LandeS- beschassenheit in den Küstenstädten eine ganz andere Lebensrichtnng, als im Gebirge herrschend war. Und wenn LiviuS den Fortbestand der Gesetze des AemiliuS als einen Beweis ihrer Zweckmäßigkeit anführt, so bezieht sich dies aus die rechtlichen Verhältnisse der Bürger unter einander, nicht aus die Verfassung. Im Geg-ntheil, man begreift, wenn sich die Makedonier wie die zerrissenen und abgetrennte» Glie der eines LeibcS betrachteten, der nur als Ganzes eine Bedeutung gehabt hatte. Müssen wir also diese Maßregel durchaus nur vom römischen Standpunkt aus beurtheilen und auch da hinsichtlich der Zukunft ihre Zweckmäßigkeit bezweifeln, fo war das Spioniershstem, welches über ganz Griechenland verbreitet wurde, noch viel empörender. Dieses Wegschleppen aller derjenigen, bei welchen eine Hinneigung zu dem besiegten König auch nur vorausgesetzt wurde, daS Wcgsühren aller königlichen Beamten aus Makedonien, die gewaltsame Ermordung von öbli Aetolern mit Hülse römischer Soldaten, weil sie von der makedonischen Partei sein sollte»: das sind lauter Erscheinungen, welche mehr eines argwöhnischen Tyrannen, als eines freien Volkes würdig sind. Die Feier glänzender Spiele, welche den Schluß zu allen diesen Maßregeln bildeten, erscheint mehr als ein Hohn gegen den Besiegten, den» als ein Danksest gegen die Götter, und das furchtbare Gericht, das über EpiruS erging, wo 70 Städte geplündert, ihre Mauer» niedergerissen und 150,000 Men schen als Sklaven verkauft wurden, mußte auch den schwächsten Hoffnungsschimmer aus römische Eroßmuth zerstören und dem ganzen Griechenvolk kund thun, daß sie in die Hände einer schonungslosen Gewalt gegeben waren, und daß die eiserne Zuchtruthe der römischen Republik noch ticsere Wunden schlage, als die rohe Will kür der Diadochen. 11) a. 35. Den nahenden Verfall der römischen Verfassung kündigt nichts deutlicher an, als dis Erbitterung des Kriegsvolks gegen den strengen Feldherr». Daß AemiliuS Paulus in der That der wachsenden Zügellosigkeit mit Entschiedenheit entgegen getreten war, auch viele Einrichtungen verschärft und manche zweckmäßige Neuerungen gemacht hatte, haben wir oben gesehen, Liv. XXXXIV, 33, 31 i und