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Anmerkungen zum fiinfmidvierzigsten Buch des Livius. Da? siinsundvierzigste Buch enthält die langerwartete Beendigung des make donischen Kriegs, die Gefangennehniung des Königs, und den Triumph der Aemilius Paulus. Zwei Umstände verminderten den Glanz dieses Siegessestes. Einmal die Umtriebe von Seiten des HeereS, den Triumph zu verhindern, sodann der Tod der beiden noch übrigen Söhne des Aemilius. Auch die vorausgegangcne Plünderung von Epirus, wenn schon vom Senat besohlen, ist eine Befleckung des glänzenden Sieges, dagegen die Beschützung der Ptolemäer und die Züchtigung des AntiochuS der römischen Staatskunst alle Ehre macht. Die neue Eintheilung von Makedonien und die gegebene Verfassung, so sehr sie gelobt wird, zeigt doch offenbar eine gänz liche Verkennung der Eigenthümlichkeit des makedonischen Volkes, welches im Allge meinen nichts weniger, als republikanisch, sondern durchaus königlich und ein Mili tärstaat war. Auch die Verfolgungen der Männer, welche zu Perseus hinneigten, und deren Wegschleppnng nach Italien beweisen, daß die Staatskunst einer Rcpw blik noch viel argwöhnischer und schonungsloser sein kann, als die monarchischer Staaten. Durch eben dieselbe hat auch das Schaukelfystem der Rhodier seine ge rechte Bestrafung gefunden. Nur geleitet durch die Interessen des Handels, hatten sie sich erkühnt, eine vermittelnde Rolle zwischen PerscuS und den Römern zu spie len, und ebenso, ohne den festen Willen, das Recht zu vertheidigen, als ohne die Macht, ihren Worten Nachdruck zu verleihen, büßten sie für ihre Anmaßung und erlitten die gerechte Strafe für ihre anmaßende Selbstsucht. Wie sehr übrigens die ganze Weltlage durch die Besiegung der Makedonier verändert war, zeigt sich am Deutlichsten in der kriechenden Demuth der asiatischen Könige, welche von nun an nur noch als Vasallen des römischen Volkes ihre Existenz fristeten, I) e. 1 — 8. Es ist auffallend, daß Livius über Ereignisse, wo doch gewiß gleichzeitige Berichte Vorlagen, nur mit einem „es wird überliefert," sich ausspricht. Auch zugegeben, daß die Ahnung des ersochtencn Sieges 4 Tage nach der Schlacht eine Täuschung war, welches übrigens durchaus nicht erwiesen ist, so mußten doch die zunächst erzählten Vorgänge von dem Verlesen des Briefs und der Gesandtschaft der Rhodier bestimmt angegeben sein, so baß darüber kaum ein Zweisel obwalten 66 *