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899 zu den Bergen zurückgehen, wo sie heruntergestiegen waren. Wenn sie dies durch List hätten verstohlener Weise zu Stande bringen können, so war es öffentlich unmöglich, wenn die Feinde die Höhen der Berge besetzt hielten, und die Erfahrung der Schwierigkeit hatte ihnen alle Hoffnung benommen. Es blieb bei dem verwegenen Beginnen nichts Anderes übrig, als nach Makedonien gegen Dium, mitten durch die Feinde, vorzurücken, welches, wenn nicht die Götter dem König den Verstand genommen hätten, ebenfalls von ungeheurer Schwierigkeit war. Denn da die Ausläufer des Berges Olympos wenig mehr Raum als 1000 Schritte am Meere übrig lassen, wovon die Hälfte der Ausfluß des weit zurücktretenden und überschwemmenden Flusses Ba- phyrus bedeckt, so nimmt einen Theil der Ebene entweder der Tempel Jupiters oder die Stadt ein; die kleine Strecke, die noch übrig bleibt, könnte durch einen mäßigen Graben und Wall gesperrt werden, und von Steinen und Holz aus dem Walde war eine solche Masse zur Hand, daß sogar eine Mauer hätte aufgeführt und Thürme errichtet werden können. Da von allem diesen der durch plötzlichen Schrecken verdunkelte Geist Nichts erkannt hatte, so hat er alle festen Stellungen entblößt und dem Feinde geöffnet und ist nach Pydna zurückgeflohen. 7. Da der Konsul sah, daß die Thorheit und Lässigkeit des Feindes ihm am meisten Hoffnung und Hülfe gewähre, so schickte er einen Boten an den Spurius Lucretius nach Larissa zurück, damit er die von dem Feinde im Thal Tempe ausgegebenen Bergsesten besetzte, und den Popillius voraus, um den Durchzug in der Umgegend von Dium zu erforschen, und nachdem er erfährt, daß nach allen Seiten Alles geöffnet sei, kommt er in zwei Tagmärschen bei Dium an und befahl, unmittelbar unter dem Tempel das Lager abzustecken, damit an dem heiligen Orte Nichts verletzt würde. Er selbst zog in die Stadt ein, welche zwar nicht groß, aber geschmückt mit öffentlichen Plätzen und einer Menge von Bildsäulen und ausgezeichnet befestigt war, daher er kaum glauben konnte, daß bei dem Aufgeben so großer Vortheile nicht irgend eine List zu Grunde liege. Er verweilte einen Tag daselbst, um Alles ringsum auszujorschen, und in der Voraus setzung, daß ein hinlänglicher Vorrath von Getreide in Pierien sich finden werde, rückte er an diesem Tage bis zum Flusse Mitys vor. Am jolgenden Tage ging er bis Agassä vor und besetzt die Stadt,