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841 Glückes überheben, und die Entscheidung über das Ganze unbesonnen einem nicht nothwendigen Spiel des Zufalls preisgeben. Wenn er zufrieden mit dem glücklichen Erfolge an diesem Tage sich ruhig ver- halten wollte, so würde er entweder Gelegenheit zu einem ehrenhaften Frieden haben, oder, wenn er lieber wollte, sehr viele Bundesgenossen, die dem Glücke folgten. Zu diesem Entschluß war das Gemüth des Königs geneigter. Daher belobte er den Evander, befahl die Fahnen rückwärts zu tragen und den Zug des Fußvolks in das Lager zurück- zusühren und den Reitern zum Rückzug zu blasen. 60. Es fielen an diesem Tage von Seiten der Römer 200 Reiter und nicht weniger als 2000 Fußgänger; gefangen wurden etwa 600 ; von den Königlichen wurden etwa 20 Reiter und 40 Fuß gänger getödtet. Nachdem die Sieger ins Lager zurückgekehrt waren, waren zwar alle froh, aber vor andern trat die übermüthige Freude der Thraker hervor, welche, die Köpfe der Feinde auf Spieße gesteckt tragend, niit Gesang zurückkehrten. Bei den Römern herrschte nicht nur Trauer in Folge des unglücklichen Ausgangs des Gefechtes, son dern auch Angst, es möchte der Feind sogleich angreisen. Eumenes rieth, er solle das Lager über den Fluß Peneus zurück verlegen, daß er den Fluß als Verschanzung hätte, und die erschrockenen Soldaten wieder Math bekämen. Den Konsul beunruhigte die Schande des Eingeständnisses der Furcht; dennoch, durch Ueberlegung überzeugt, sührte er in der Stille der Nacht die Truppen über den Fluß, und befestigte das Lager au dem jenseitigen Ufer des Flusses. Der König, welcher am folgenden Tage anrückte, um die Feinde zur Schlacht zu reizen, wie er das Lager jenseits des Flusses auf sicherem Boden aus- geschlagen sah, gestand zu, daß er gefehlt habe, weil er Tags vorher den Besiegten nicht weiter zugesetzt habe, aber ein weit größerer Fehler sei, daß man in der Nacht unthätig geblieben sei. Denn ohne sonst Jemand von den Seinigen zu beunruhigen, hätte blos durch einen Angriff der Leichtbewaffneten ein großer Theil der Feinde, wenn sie beim Uebergang über den Fluß in Verwirrung gerathen wären, ver nichtet werden können. Den Römern war zwar die augenblickliche Furcht benommen, da sie ihr Lager an sicherer Stelle hatten; vorzüg lich beunruhigte sie die Einbuße an ihrem Ruse, und in dem Kriegs rath bei dem Consul schob jeder seines Orts die Schuld aus die Ae-