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766 wohl vergessen dürften. Wir wissen, daß, als die römische Flotte in Cenchreä vor Anker lag, da der Consul mit einem Heere in Elatia stand, wir in einer dreitägigen Versammlung uns berathen haben, ob wir uns an die Römer oder an Philipp anschließen wollten. Mag die nahe Furcht vor den Römern unsere Meinungen bestimmt haben, es lag doch sicherlich etwas vor, was die Berathung so verlängerte; es war die alte Verbindung mit den Makedoniern, die alten und großen Verdienste der Könige um uns. Eben dieselben mögen auch jetzt so viel gelten, nicht daß wir vorzüglich seine Freunde, sondern daß wir nicht seine ganz besonderen Feinde seien. Wir wollen nicht vorgeben, Calli- crates, als wenn es sich um etwas handle, wovon nicht die Rede ist; Niemand trägt daraus an, ein neues Bündniß, einen neuen Vertrag, wodurch wir uns leichtsinnig binden, zu schließen, sondern nur ein gegenseitiges Rechtsverhältniß, Recht zu fordern und zu halten, damit wir nicht durch die Ausschließung aus unserm Gebiet auch die Unsrigen von dem Königreiche ausschließen, damit es nicht unfern Sklaven frei steht, irgend wohin zu fliehen. Ist dies gegen die römischen Verträge? Warum machen wir aus einer kleinen und offenbaren Sache eine große und verdächtige? Was erregen mir eitlen Lärm? Warum machen wir Andere verhaßt nnd verdächtig, um selbst Gelegenheit zu haben, den Römern zu schmeicheln? Wenn Krieg sein wird, so zwei felt nicht einmal Perseus, daß wir den Römern folgen werden. Im Frieden aber, wenn auch der Haß nicht aufhört, möge er wenigstens eine Unterbrechung erleiden." Da dieser Rede eben dieselben beistimm ten, welche den Brief des Königs gebilligt hatten, wird ein Beschluß verschoben, weil die Vornehmen ihren Unwillen äußerten, wenn Per seus durch einen Brief von wenigen Zeilen etwas erhalten sollte, was er selbst nicht einmal einer Gesandtschaft werth gehalten hätte. Her nach wurden spater Gesandte vom König geschickt, als die Versamm lung in Megalopolis war, und diejenigen, welche die Römer zu beleidigen fürchteten, gaben sich Blühe, daß sie nicht zugelassen würden. 25. Während dieser Zeit kehrte sich die Wuth der Aetoler gegen sie selber und schien durch gegenseitige Mordthaten zu der Vernichtung des Volkes führen zu müssen. Hernach schickten beide Theile ermüdet sowohl Gesandte nach Rom und verhandelten unter einander selbst über