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765 Haus des römischen Volkes käme, oder den geheimen Berathungen der Könige beiwohnte, weiß es Alles und meldet uns, was insgeheim vor gegangen ist. Er prophezeit auch, was geschehen sein würde, wenn Philipp am Leben geblieben wäre, warum doch Perseus der Thronerbe sei, was die Makedonier im Schilde führen, was die Römer denken. Wir aber, die wir weder wissen, aus welcher Ursache und auf welche Weise Demetrius umgekommen sei, noch was Philipp, wenn er am Leben geblieben wäre, würde haben thun wollen, müssen unsere Ent schließungen nach deni einrichten, was öffentlich geschieht. Und wir wissen, daß Perseus nach Uebernahme der Regierung von dem römischen Volk als König anerkannt wurde; wir hören, daß römische Gesandte zum König gekommen und freundlich ausgenommen worden sind. Das Alles sind nach meinem Urtheil Zeichen des Friedens nicht des Kriegs, und daß die Römer nicht beleidigt werden können, wenn, wie wir ihnen bei Führung des Kriegs gefolgt sind, ihnen auch als Vorgängern im Frie- den folgen. Warum wjr allein von Allen einen unauslöschlichen Haß gegen die Makedonier tragen sollten, sehe ich nicht ein. Sind wir etwa schon durch die Nähe für Makedonien so leicht zugänglich? Oder sind wir die schwächsten von Allen, wie die Doloper, welche er neulich bezwungen hat? Vielmehr im Gegentheil, wir sind, sei es durch unsere Streitkräfte vermöge der Güte der Götter, oder durch die Entlegenheit des Landes gesichert. Aber angenommen, wir wären eben so ausgesetzt als die Thessaler und die Aetoler, haben wir nicht mehr Vertrauen und Ansehen gegenüber den Römern, die wir immer Bundesgenossen und Freunde gewesen sind, als die Aetoler, die noch vor Kurzem Feinde ge wesen sind? Wir wollen in demselben Rechtsverhältniß mit den Ma kedoniern stehen, in welchem die Thessaler, die Epiroten, endlich ganz Griechenland steht. Warum sollte jene abscheuliche Verweigerung der Menschenrechte bei uns allein sein? Mag Philipp etwas gethan haben, warum wir gegen ihn, da er bewaffnet war und Krieg führte, diesen Beschluß faßten; was hat Perseus, der neue König, der an allem Un recht unschuldig ist, der durch seine Verdienste den väterlichen Groll vergessen macht, verschuldet, daß wir allein unter Allen ihm fremd sein sollen? Gleichwohl hätte ich auch das sagen können, daß die Verdienste der früheren Makedonischen Könige so groß gegen uns gewesen sind, daß wir die Unbilden des Philipp allein, namentlich nach seinem Tode,