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763 stattfinden könnte. Nachdem dies Schreiben durch den Bundeshaupt mann Xeuarchus vorgelesen war, der einen Weg suchte, um sich bei dem König persönlich beliebt zu machen, und da die Meisten fanden, das Schreiben sei im gemäßigten Tone und freundlich abgesaßt, und besonders diejenigen, welche wider Erwarten ihre verlorenen Sklaven wieder erhalten würden, so sprach Callicrates, welcher zn denen gehörte, welche glaubten, die Rettung des Volkes beruhe darauf, wenn das Bündniß mit den Römern unverletzt erhalten würde: Einige Achäer meinen, es handle sich um eine kleine oder unbedeutende Sache; ich hin gegen bin überzeugt, daß es sich um die allergrößte und wichtigste nicht nur handelt, sondern gewissermaßen schon gehandelt hat. Denn obgleich wir den Königen der Makedonier und den Makedoniern selber das Be treten unseres Gebietes verboten und diesen Beschluß aufrecht zu halten beschlossen hatten, versteht sich um nicht Boten und Gesandte der Könige zuzulassen, hören wir gewissermaßen den abwesenden König in der Versammlung reden und, wenu's Gott gefällt, billigen wir seine Rede. Und da wilde Thiere die zu ihrer Täuschung hingelegten Speisen mei stens verschmähen und sich davon wegmenden, so lassen wir uns durch den Schimmer einer kleinen Wohlthat ködern und in der Hoffnung, ganz werthlose Sklaven wieder zu bekommen, lassen wir unsere eigene Freiheit untergraben und bedrohen. Denn wer sicht nicht, daß ein Weg zur Buudesgenossenschast mit dem Könige gesucht wurde, wodurch unser Vertrag mit den Römern verletzt werde, worauf unser ganzes Heil beruht? Es müßte denn einer darüber zweifelhaft sein, daß die Römer mit Perseus Krieg führen müssen und, was zu Lebzeiten Phi lipps erwartet wurde, durch seinen Tod unterbrochen worden ist, daß dies nach dem Tode Philipps nicht geschehen werde. Philipp hatte zwei Söhne, wie ihr wißt, den Demetrius und Perseus. Demetrius hatte wegen seiner mütterlichen Abkunft, durch Tapferkeit und Geist und Gunst bei den Makedoniern einen großen Vorzug; aber weil er den Thron als Belohnung für den Haß gegen die Römer ausgesetzt hatte, hat er den Demetrius wegen keiner andern Beschuldigung als wegen der Freundschaft mit Rom getödtet; den Perseus, von dem er wußte, daß er eher der Erbe des Kriegs mit den Römern, als des Thrones sein werde, hat er znm König gemacht. Was hat nun dieser nach dem Tode seines Vaters anders gethan, als sich zum Kriege ge«