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731 S> c. 29. Diese sehr merkwürdige Erzählung muß in mehr als einer Be ziehung unser« Aufmerksamkeit erregen. Die Thatsache selber, daß zwei steinerne Särge am Fuß des Janiculum waren ausgegraben oder vom Wasser ausgespült worden, läßt sich nicht i» Abrede stellen, da CassiuS Hemina, der älteste Zeuge, kaum 50 Jahre nach dieser Begebenheit gelebt hatte, wie denn auch Varro, Pli- nius, Plutarch sie unbedenklich wieder erzählt haben. S. bl. II. XIII. 27; Val. Äax. I, 1, 12; l'Iut. V. blum. o. 22; XuguLtin. ckö olv. äai VII, 34; dactant. Insti tut, I, 22. Rur über de» Inhalt und die Bedeutung waren die Meinungen gc- theilt. CassiuS Hemina hatte nur einen Sarg erwähnt, die übrigen zwei, Ilvmiua scripta xdilosopdias k^tdagorica«; Varro und BaleriuS Anlias zwei Bücher lidri Vontiilcalos und eben so viel Pythagorische. Dagegen Lucius Piso 7 Bücher pon- tiiicalo» und eben so viel Pythagorische. Hier kan» man recht deutlich die Ent wickelung der geschichtlichen Sage verfolgen. Ein steinerner Sarg oder Trog war ausgegraben und die inliegenden Schriften auf Befehl des Senats öffentlich verbrannt worden. Dieß darf wohl als die ursprüngliche Thatsache scstgestellt werden. Aus diesem Trog werden zwei, einer für den nicht mehr vorhandene» Leichnam, der an dere für die Schriften. Diese Schriften waren sür religionsgcfährlich erkannt wor den, also waren sie philosophisch, und zwar pythagorisch, weil dieß der gefeiertste Name in Italien war, während Tuditanus sie nur überhaupt Beschlüße des Numa genannt hatte. Dagegen hatte Varro zwei Bücher über das Pontisicalrecht in la teinischer, zwei in griechischer Sprache philosophischen Inhalts genannt. Piso end lich hatte sieben Bücher über das Pontisicalrecht und eben so viel pythagorische genannt; Valerius AntiaS sogar von jeder Art 12. Dieß wiederholt Valerius Maximus I, I, 12, nur fügt er hinzu, daß dis sieben lateinischen mit großer Sorg falt vom Senat seien ausbewahrt worden. ES fragt sich, wie ein Theil der Bücher, wenn sie aus der Zeit Numa'» stammte», der Religion gefährlich sein konnten? Dadurch wird aus jeden Fall der Glaube an den Ursprung aus den Zeiten Numa'S sehr erschüttert. Es würde dieß also auf Betrug hindeuten. Aber nicht da» ist die eigentliche Frage, sonder» wie die Römer daraus kamen, diese Schriften von Numa herzuleiten? Dieß setzt den Glauben an die Möglichkeit voraus, so wie der geglaubte pythagorische Ursprung eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Satzungen Numa'S und der pythagorische» Lehre. UebrigenS hatte Aurelius Victor cko Vir. III. 3. als Ursache der Verbrennung ,Iovos guasäam sacrorum causa»" angeführt, so auch Varro bei Augustinus; udi cum xrimoros guasäam caueas Icgisssut, cur guiägua iv »acris kuorit iastitutum. UebrigenS erwähnt er nur: »lidri udi sacro- r»m institutoruin scripta« orunt causa«" ; ohne Zahl, während bei LactantiuS die Doppelzahl 7 wiederholt wird. Und FestuS, der ungefähr dasselbe erzählt hatte, bestätigt das Grabmal Numa'S am Fuß des Janiculum. Daß übrigens die Er haltung der Schriften, wenn sie wirklich von Numa herrührten, nicht unmöglich war, daran zweiselt wohl jetzo Niemand mehr. Der Glaube de« römischen Volks an die Erhaltung und die Existenz von Schriften Numa'S ist ohne Zweifel das Wesentlichste an der ganzen Erzählung, und dieses wenigstens wird man nicht in Zweifel ziehen wollen. Also während die Erzählung als Beispiel der Entwickelung der Sage dient, ist die Sage selbst nicht ohne geschichtliche Grundlage. ll>) v. 30—33. Die ununterbrochenen Kriege in Spanien wie in Ligurien