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sie auch mit mir in gutem Vernehmen sein. Wenn der Krieg aus- brechen wird, werde ich, der ich als Geisiel, als Gesandter sür meinen Vater nicht unnütz gewesen bin, eben so ihr erbitterter Feind sein. Und ich verlange auch heute nicht, dasi mir die Gunst der Römer nütze; nur darum bitte ich, daß sie mir nicht schade. Sie hat weder im Krieg angesangen, noch wird sie sür den Krieg bewahrt. Ich mar ein Psand des Friedens, zur Behauptung des Friedens bin ich als Gesandter ge schickt worden. Keins von Beiden soll mir weder zum Ruhme noch zum Vorwurs gereichen. Ich, wenn ich irgend wie gegen dich, Vater, uuehrerbietig, oder gegen meinen Bruder verbrecherisch gehandelt habe, will jede Strase über mich ergehen lassen; wenn ich unschuldig bin, bitte ich, nicht durch Neid zu Grunde zu gehen, wenn eS durch Schuld nicht geschehen kann. Nicht heute zuerst klagt mich mein Bruder an, aber heute zuerst offen ohne alle meine Schuld. Wenn mir mein Vater zürnte, so müßtest du als der ältere Bruder der Fürbitter sür den jünger» sein, und sür meine Jugend, sür meinen Jrrthum Ver zeihung zu erhalten suchen. Wo Schutz sein sollte, da ist Verderben. Von dem Gastmahl, von dem Trinkgelage bin ich beinahe im halben Schlase sortgeschleppt worden, um mich wegen des Brudermordes zu vertheidigen. Ohne Beistand, ohne Verthcioiger, bin ich genöthigt, sür mich selber zu sprechen. Wenn ich sür einen Andern zu reden hätte, würde ich mir Zeit zum Nachdenken und. zur Absassung der Rede ge nommen haben, da Nichts anders als der Rus meines Verstandes ge- sährdet mar. Unbekannt, warum ich hergeruscn war, habe ich dich erzürnt und mir die Vertheidigung anbesehlend meinen Bruder als Ankläger gesunden. Jener hat eine lang vorbereitete und wohl über legte Rede gegen mich gehalten, ich habe nur so viel Zeit, als meine Anklage dauerte, gehabt, um zu ersahren, worum es sich handelt. Sollte ich in jenem Augenblick den Ankläger anhören, oder aus die Vertheidigung denken? Durch die plötzliche und unvermuthete Gesahr ganz betäubt, konnte ich kaum verstehe», was mir vorgeworseu wurde, geschweige denn, dasi ich recht weiß, wie ich mich vertheidigen soll. Was hätte ich sür Hoffnung, wenn ich nicht meinen Vater zum Richter hätte? Und wenn ich auch bei ihm meinem ältern Bruder in der Liebe nachstehe, so dars ich wenigstens als Angeklagter aus das Mitleid An spruch machen. Denn ich bitte, dasi du mich dir und mir erhalten