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681 hattest, mußte ich mir Mühe geben, dich zu versöhnen, um eine andere Gelegenheit zu suchen, weil ich doch einmal das Gist bereit hatte, oder mußte ich von jenem Plane gleichsam aus einen andern übersprin gen, daß ich dich mit dem Schwerte, und zwar an diesem Tage, unter dem Schein eines Trinkgelages niedermachte? Wie kam cs seiner, daß, wenn ich glaubte, du hättest aus Furcht vor dem Tode meine Mahlzeit vermieden, nicht auch glaubte, daß du aus derselben Furcht auch das Trinkgelage vermeiden würdest? 14. Es ist keine Sache, worüber ich zu erröthen brauche, Vater, wenn ich an einem Festtage unter meinen Altersgenossen mehr als ge- wohnlich Wein getrunken habe. Ich wollte auch, du forschtest nach, mit welcher Freude, mit welchem Scherze bei mir das gestrige Gast mahl gefeiert worden sei, wozu uns vielleicht auch jene alberne Freude, daß im jugendlichen Wettkampf unsere Partei nicht den Kürzern gezogen hatte, veranlaßte. Dieser Jammer und die Furcht haben den Rausch leicht verscheucht; wenn das nicht dazwischen gekommen wäre, so würden wir vermeinte Meuchelmörder im Schlafe liegen. Wenn ich hätte dein Haus erobern, und nach Erstürmung des Hauses den Besitzer ermorden wollen, hätte ich mich nicht des Weines für einen Tag ent halten, hätte ich nicht meine Soldaten zurückgehalten? Und damit ich mich nicht allein durch allzugroße Unbefangenheit vertheidige, auch mein keineswegs böser und argwöhnischer Bruder sagt, ich weiß nichts anderes, ich spreche keine Beschuldigung aus, als daß sie mit dem Schwerte zum Trinkgelage gekommen sind. Wenn ich fragen würde, woher du dieß wüßtest, so wirst du nothwendig gestehen müssen, entweder daß mein Haus mit deinen Spähern ungefüllt war, oder daß jene so offen das Schwert zur Hand genommen haben, daß es Alle sahen; und damit er nicht selbst als ein solcher erschien, der entweder früher nachgesorscht, oder jetzt anklägerisch Folgerungen zöge, hieß er dich doch jene befragen, die er genannt hatte, ob sie ein Schwert gehabt hätten, damit gleichsam wie bei einer zweiselhasten Sache, wenn du gefragt hättest, was sie selber eingestehen, sie für Ueberführte gehal ten würden. Laß du sie doch lieber fragen, ob sie das Schwert in die Hand genommen haben, dich zu tödten, ob auf meine Veranlassung und mit meinem Wissen? Denn so wünschest du, daß es erscheinen soll, nicht was sie eingestehen und offenbar ist. Aber sie werden sagen, daß