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679 Neigung und meiner Plane durch diesen nächtlichen, erdichteten und ersonnenen Beweis stützte. Zugleich hat er auch das beabsichtigt, daß die Anklage eine plötzliche und keineswegs vorbereitete schien, als welche aus der Furcht dieser Nacht und der plötzlichen Beunruhigung entstan- den sei. Es hätte aber, Perseus, wenn ich der Verräther meines Vaters und des Reiches war, wenn ich mit den Römern und andern Feinden meines Vaters Pläne geschmiedet hätte, nicht aus die Fabel dieser Nacht gewartet werden, sondern ich hätte srüher der Verrätherei sollen angeklagt werden; wenn jene Anklage von dieser unbegründeten ganz getrennt ist, und mehr deinen Haß gegen mich, als meine Schuld anzeigen kann, so mußte diese auch heute entweder übergangen, oder ans eine andere Zeit verschoben werden, damit sür sich untersucht werde, ob ich selber dir, oder du mir, nach einer neuen und einzigen Art des Hasses Nachstellungen bereitet hättest. Ich werde jedoch, so viel ich bei dieser plötzlichen Bestürzung kann, das trennen, was du unter einander geworfen hast, und die Nachstellungen dieser Nacht, entweder deine oder meine, ausdecken. Er will uns glauben machen, ich hätte den Plan gesaßt, ihn zu tödten, nämlich damit ich nach Hiuwegräumung des ältern Bruders, dem nach dem Völkerrecht, nach der Sitte der Makedonier, auch nach deinem Urtheil, wie er sagt, der Thron znsallen müßte, ich, der jüngere, an die Stelle dessen träte, den ich gelödtet hätte. Was will also jener andere Theil der Rede, wo er sagt, daß ich den Römern hofirt habe und daß ich im Vertrauen aus sie die Hoff nung zum Throne gefaßt habe? Denn wenn ich glaubte, daß die Römer solches Gewicht hätten, daß sie zum König über Makedonien setzen könnten, wen sie wollte», und mich nur auf meine Gunst bei Ihnen verließ, was war da ein Brudermord nöthig? etwa um das mit dem Blute meines Bruders besudelte Diadem zu tragen? damit ich gerade denen, bei welchen ich durch wirkliche oder wenigstens durch erheuchelte Rechtlichkeit mir Gunst erworben habe, wenn dieß überhaupt der Fall ist, verabscheuungswürdig und verhaßt würde? Du müßtest denn etwa glauben, daß Titus Quinctius, durch dessen Trefflichkeit und Einsichten, wie du behauptest, ich geleitet werde, während er selbst in so innigem Verhültniß init seinem Bruder lebt, mir die Ermordung meines Bruders angerathen habe? Derselbe, der nicht nur die Gunst der Römer, sondern auch die Urtheile der Makedonier und beinahe die